Erpressung
Dracos Sicht:
Unruhig tigerte ich in dem Raum auf und ab. Mein Vater, meine wahnsinnige Tante, Greyback und Rosier waren noch nicht zurück. Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen machte, aber die Warterei machte mich verrückt. Ich konnte nichts tun und nur hoffen, das sie Hazel nicht in die Finger bekommen würden.
"Wieso bist du so nervös?", meine Mutter kam zu mir und strich mir durchs Haar, während sie mich mit einem besorgten, aber zugleich wachsamen Blick musterte. Ich schüttelte ihre Hand ab. "Nichts", murmelte ich und setzte meinen Weg durch das Wohnzimmer fort.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ich fuhr herum und hätte das Gesicht am liebsten in den Händen vergraben, als mich unbändige Verzweiflung und Angst durchströmte. Jetzt musste ich nicht nur Angst um mein eigenes Leben, sondern auch um das von Hazel machen.
Hazels Sicht:
Bellatrix schleifte mich in das Wohnzimmer. Mit vor Angst geweiteten Augen sah ich mich um. Ein großer Kronenleuchter beleuchtete den Raum spärlich, die Möbel sahen wertvoll und unbenutzt aus, im Kamin flackerte ein schwaches Feuer, aber auch das konnte die Ungemütlichkeit der Villa nicht vertreiben. Und dann fiel mein Blick auf Draco. Er stand einfach nur reglos da und erwiderte meinen Blick bemüht kalt, doch ich konnte die Verzweiflung hinter seiner Fassade aufblitzen sehen, die selbe Furcht, die auch mir die Luft abschnürte. Dunkle Ringe lagen unter Dracos Augen und machte sein Auftreten ungewöhnlich düster.
"Greyback, du bist mir etwas schuldig", Bellatrix riss mich aus meinen Gedanken, während ihr Griff um meinen Hals sich noch verstärkte. "Meine Tochter wird nicht für deinen Folterungen zu Verfügung stehen, falls du das meinst", knurrte Greyback und blickte mich aus glühenden Augen an, "Für ihr habe ich schon etwas anderes vor." Ich zuckte bei diesen Worten kaum merklich zusammen. Kalte Panik stieg in mir auf und mein Atem ging schneller.
"Ich möchte kurz mit ihr alleine sprechen", fuhr der Werwolf fort. Narzissa, die bis jetzt geschwiegen hatte, ergriff das Wort. "Vielleicht sollte sie sich erster ein bisschen eingewöhnen. Es ist immerhin eine Umstellung für sie", ihre Stimme war leise und zitterte ein bisschen. Das letzte mal, als ich Narzissa Malfoy gesehen hatte war in ihr noch dieser typische arrogante Teil. Sie hatte mich damals abschätzend gemustert und unüberhörbar ihrem Mann zugeflüstert, dass ich genau so abscheulich war, wie meine Mutter. Jetzt sah sie einfach nur noch aus, wie eine traurige, besorgte Frau, die sich nicht mehr im mindesten darum scherte, ob sie reinblütig war oder nicht.
"Nein", schnarrte Greyback sofort gnadenlos. Alarmiert zuckte Dracos Hand zu seinem Zauberstab, aber ich schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Draco erstarrte mitten in der Bewegung und sah mich fragend an. Ich zwang mich zu einem Lächeln, aber nach Dracos besorgten Blick zu urteilen, handelte es sich eher um eine Grimasse.
"Komm mit", Greyback packte mich am Arm und zerrte mich mit sich. Seine ungewöhnlich langen, klauenartigen Fingernägel bohrten sich tief in meine Haut und ich musste die Zähne zusammenbeißen, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Ich hatte keine Ahnung wohin er mich führte, aber die Luft wurde immer kälter. Es ging tiefer hinab in einen Art Keller. Und plötzlich wurde mir bewusst, wo Greyback hinwollte. In die Kerker.
In einem langen Gang blieb der Werwolf schließlich stehen. Er leckte sich über seine roten Lippen und seine gelblichen Augen glitzerten gefährlich. "Du bist hier, um dich endlich unseren Reihen anzuschließen", erklärte er mit seiner knurrenden Stimme. Ich zitterte am ganzen Körper aus Angst und vor Kälte. Ich wollte nicht so werden, wie mein Vater. Aber ich hatte keine Chance mich zu verteidigen. Trotzdem ballte ich meine Hände zu Fäusten und kratzte das letzte bisschen Entschlossenheit in mir zusammen. "Nein, das werde ich nicht", gab ich wütend zurück, "Bellatrix kann mich foltern so lange sie will, aber meinen Willen brechen könnt ihr nicht." Greybacks gespielt mitleidiger Blick machte mich wahnsinnig vor Hass. Dieses Biest hatte mein Leben zerstört. Dieses zornige Monster bäumte sich in mir auf und für einen kurzen Moment wollte ich meinen Vater einfach nur angreifen. Nur mit Mühe konnte ich diese plötzliche Wut in mir kontrollieren.
"Doch, das kann ich", Greyback lächelte zähnefletschend, "Und es muss dich nicht mal jemand foltern dafür. Komm mit!" Er ging weiter, an leeren Gefängniszellen vorbei bis zu einem größeren Raum am Ende des Ganges. Er öffnete mit seinem Zauberstab die Gittertür und mit einem spöttischen Lachen rief er: "Loony, komm!" Ich erstarrte und das Herz rutschte mir in die Hose, als Luna Lovegood gelassen hinter einer Säule hervortrat. "Luna", wisperte ich schockiert. Meine beste Freundin lächelte nur milde überrascht.
"Ich kann nicht behaupten, dass ich froh bin dich hier wiederzusehen", bemerkte sie. "Wiedersehensfreude, wirklich herzergreifend", spottete Greyback und legte mir seine Hand auf die Schulter. Übelkeit machte sich in mir breit, wie ich diese minimale Berührung verabscheute. "Wenn du meinen Befehlen nicht folgst, wird deine kleine Freundin Bellatrix Opfer werden", drohte mir mein Vater genüsslich. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Mein Blick war fest auf den Boden gerichtet.
"Und ich weiß noch etwas von dir", knurrte Greyback. Meine Laune sank, wenn das überhaupt möglich war, noch ein Stück tiefer. Was würde jetzt noch kommen? "Ich weiß von deiner Beziehung mit den jungen Malfoy", diese Worte fühlten sich an, als hätte er mir einen Schlag verpasst. Das konnte nicht sein! Und ich hatte gedacht, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte...
"Wie... woher...?", stammelte ich ohne eine Ahnung davon zu haben, was ich eigentlich fragen wollte. "Aus privaten Quellen", entgegnete Greyback, "Aber der Punkt ist der, wenn du dich weigerst meine Befehle zu befolgen oder fliehst werden seine Eltern davon erfahren und die werden alles tun, um euch zu trennen!" Ich holte tief Luft und versuchte wieder klar zu denken. Ich musste gehorchen, ich hatte keine Wahl. Aber dann, dachte ich mit einem Anflug von Genugtuung, konnte ich das wenigstens für meinen Vorteil nutzen.
"Na gut", gab ich nach, "Allerdings ist es für mich eine ziemliche Umstellung und ich bin mir nicht sicher, ob es mir wirklich gelingt ein richtiger Werwolf zu werden. Ich werde mich bemühen, unter einer Bedingung: Du sorgst dafür, dass ich jetzt Draco sehen kann, ohne, dass jemand Verdacht schöpft." Greyback hob die Hand und kurz befürchtete ich schon er wollte mich schlagen, aber dann legte er sie mir nur wieder auf die Schulter und grinste breit. "Du bist eine Slytherin, oder?", wollte er wissen. Ich nickte stumm. "Dachte ich mir es doch, dass so eine wahre Slytherin denkt, bei jeder noch so verzweifelten Situation einen Vorteil für sich zu finden", sprach er weiter. "Heißt das ja?", fragte ich. Greyback nickte. "Von mir aus", grummelte er und wischte sich etwas Blut aus den Mundwinkeln. Bei diesen Anblick wurde mir schlecht. Er drehte sich um und ging nach draußen.
Ich lehnte mich an die Steinmauer und raufte mir die Haare. "Es tut mir so Leid für dich", meinte Luna sanft und legte mir den Arm um die Schulter. Verzweifelt sah ich sie an. "Ich...", begann ich, aber verstummte wieder. Mir fehlten die Worte. "Du bist stark, du schaffst das", fuhr Luna ungerührt fort.
"Hazel?", eine bekannte Stimme lies mich zusammenzucken. Draco stand auf der anderen Seite der Gitterstäbe und bedachte mich mit einem besorgten Blick. "Draco", keuchte ich und hastete auf ihn zu. Er griff durch das Gitter nach meiner Hand und drückte sie. "Kannst du reinkommen?", fragte ich leise. Draco nickte nur und öffnete die Gittertür mit einem mir unbekannten Zauber. Er zog mich in seine Arme und das erste Mal seit meiner Ankunft konnte ich mich wieder etwas beruhigen und als die gröbste Anspannung verflog, brach ein Damm in mir. Ich vergrub mein Gesicht an Dracos Schulter, während mir die Tränen über das Gesicht strömten. Draco strich mir durchs Haar.
"Alles gut", flüsterte er, "Ich bin bei dir. Wir stehen das gemeinsam durch. Bis zum Ende." Nur langsam konnte ich mich wieder beruhigen, löste mich aber nicht aus der Umarmung. "Danke", entgegnete ich leise, während ich mich an ihm schmiegte in der Hoffnung, dass die dunkle Zeit bald ein gutes Ende haben würde, aber das war ungewiss... Doch ich hatte Angst immer mehr zu so einem Monster, wie Greyback zu werden.
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