15-Er und ich
„Hei."
Nick sah auf den See und ich neigte als Begrüssung den Kopf.
„Wie war es?"
Fragte ich.
„Gut. Kaya hat das gebraucht. Wir alle. Aber es fiel auf, dass du nicht da warst. Kaya hat es verstanden, aber es gibt einige andere, die das nur noch misstrauischer gemacht hat."
Ich zuckte die Schultern.
„Sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich habe Zacharia nicht ins Haus gelassen, dazu hatte ich keinen Grund."
„Ich weiss. Und ich glaube dir ja auch. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn du mit uns getrauert hättest."
Ich sagte nichts. Was hätte ich darauf auch antworten sollen. Dass ich nicht imstande war, Kias Grab anzusehen, ohne dass ich gleich zusammen brechen würde? Dass ich so wütend war, dass ich am liebsten ausgerastet wäre? Nein.
„Und jetzt. Wieso wolltest du mich hier treffen?"
Nick zuckte die Schultern.
„Einfach so. Etwas Zeit zusammen verbringen, reden."
Ich hob eine Braue.
„Du, der ja so gerne seine Gedanken mit allen teilt."
Ja, Nick war wirklich nicht so der gesprächige Typ.
„Komm schon Alana. Wir müssen uns kennen lernen. Also, was ist deine Lieblingsfarbe?"
Ich lachte laut auf.
„Dein Ernst? Du fragst mich sowas?"
Er grinste schief und lehnte sich etwas zu mir rüber.
„Ja. Wir versuchen hier schliesslich, wie zwei normale Menschen zu kommunizieren. Ohne das ganze Wolf-Zeug."
Ich streckte den Rücken durch und nickte.
„Na gut. Meine Lieblingsfarbe ist blau."
„Sehr originell."
„Jetzt warte doch mal! Ich meine dieses Blau, das vermischt mit grün die Farbe dieses Teichs annimmt."
Nick strich sich eine Locke aus der Stirn und sah aufs Wasser.
„Stimmt. Sieht schön aus."
„Sagte ich ja. Und deine?"
Nick leckte sich über die Lippen, was mich sofort etwas aus fem Konzept brachte.
„Rot."
War ja klar. Wolf durch und durch.
„Und, als du noch ein Mensch warst, was hast du da am liebsten gegessen?"
Ich zuckte beim Gedanken zusammen.
„Sorry...das war etwas unpassend."
Meinte Nick aber ich winkte ab.
„Nein. Passt schon. Ich mochte damals Lasagne am liebsten. Die meiner besten Freundin. Lou konnte keine Lasagne backen, entweder war sie nur halb gar oder völlig verkocht. Aber es war mein liebstes Essen."
Ich blickte ihm in die Augen. Dort konnte ich Interesse und Verständnis erkennen. Er wollte mir also wirklich zuhören.
„Du mochtest also eigentlich nicht das Essen, sondern die Zeit, die ihr gemeinsam verbracht habt."
„Ja."
Ich senkte den Blick. Zeit, die wie ich jetzt wusste sehr begrenzt gewesen war.
„Lass mich raten. Dein Lieblingsessen ist Fleisch?"
Nick schmunzelte.
„Du denkst wirklich, dass ich ein Klischee auf zwei Beinen bin, oder?"
Ich liess mich auf den Rücken fallen und sah in den blauen Himmel.
„Jep. Und manchmal auch auf vier Beinen."
„Tja. Falsch geraten. Ich esse am allerliebsten Kuchen."
Ich musste laut los prusten.
„Du? Ich wusste gar nicht, dass du so ein Schleckmaul bist."
Nick drehte sich auf die Seite, sodass er neben mir lag und spielte mit einer Hand am Saum meines Shirts herum.
„Tja. Ich überrasche eben gerne."
„Mhm."
Machte ich, während ich ihn verträumt ansah.
Man war das peinlich. Der musste doch längst wissen, dass er mich total in der Tasche hatte.
„Ich würde dich jetzt gerne küssen."
Meinte er dann geradeaus und ich spürte, wie meine Wangen das altbekannte Rot annahmen.
„Ehm, was ist mit deinem Vorsatz von „keiner schnellen Nummer"?"
Er grinste und senkte seinen Kopf langsam über meinen.
„Das ist echt schwer, wenn du so daliegst. Dann wird sogar ein frommer Junge wie ich verrückt."
„Du und fromm?"
Er hob amüsiert eine Braue, dann strich er mit seinen Lippen über meine.
„Scheiss auf das, was ich gestern gesagt habe."
Murmelte er mit geschlossenen Augen und mir wurde ganz warm. Was warm, mir wurde heiss!
Er küsste mich einmal, dann noch einmal.
„Ich kann nicht aufhören, verdammt. Ich wäre gestern schon fast explodiert."
Ich musste lächeln. Er konnte sich also genauso schlecht kontrollieren wie ich. Dann passte das ja.
„Halt die Klappe." nuschelte ich, zog ihn an seinem Hemd nach unten und legte meine Lippen auf seine.
Die anfänglichen, zärtlichen Küsse, in denen sich unsere Lippen gegenseitig erkundeten, als wäre es das erste Mal, dass wir uns so nahe waren, verwandelten sich schnell in eine wilde Knutscherei.
Ich fuhr ihm durch das dunkle, dichte Haar und seine Hände bahnten sich ihren Weg meinen Hals hinunter, bis sie über den Stoff meines Shirts weiter hinunter glitten.
Ich spürte Nicks Oberkörper auf mir und zog ihn mit meinen Beinen noch näher an mich.
Am liebsten hätte ich, wenn uns gar nichts mehr getrennt hätte. Und Nick schien es genauso zu gehen. Langsam knöpfte ich sein Hemd auf, während er mich wieder mit beiden Händen an sich zog und mich innig küsste.
Nick küsste verdammt gut. So, als würde er nichts auf der Welt lieber tun, als bei mir zu sein. Seine Küsse wirkten so ehrlich, so ernst. Und sie liessen mich zu Wachs in seinen Armen werden.
„Soll ich dir helfen", grinste er in den Kuss hinein, während ich mit den blöden Knöpfen seines schwarzen Hemdes kämpfte.
„Geht schon", murmelte ich ausser Atem und öffnete den letzten Knopf. Er zog das Hemd hastig aus, nur damit seine Lippen sogleich wieder den Weg zu mir fanden. Er küsste meinen Hals, dann mein Dekolleté, dann zog er mein Shirt weiter hinunter und seine Augen leuchteten dabei.
Ich schloss die Augen, als seine warmen, vollen Lippen über meine Rundungen fuhren und er dann weiter hinunter wanderte, bis er seine Hand am Bund meiner Hose hatte.
„Soll ich weitermachen?"
Fragte er, während ich glühend auf dem eigentlich kalten Boden lag. Ich fühlte mich, als würde ich gleich in Flammen aufgehen.
Aber ich nickte und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Und wie ich wollte, dass er weiter machte. Ich wollte dass er nie wieder aufhörte, mich zu Berühren.
„Du bist so schön, verdammt", murmelte Nick, als sein Kopf wieder über mir auftauchte und ich ihn mit schnellem Atem nochmals küsste.
Dann verschwanden meine Hose und mein Shirt, bald auch mein BH und auch er wurde seine Kleidung ziemlich schnell los.
Es war ein unglaubliches Gefühl, seine Haut an meiner zu spüren. Seine Hände glitten über meine Hüfte, während ich ihn innig küsste und mich langsam bewegte. Er stöhnte leise auf biss mir in die Unterlippe, nur ganz leicht. Dann packten seine Hände mich fester und begannen, meine Bewegungen zu lenken. Ganz langsam aber bestimmt lenkte Nick meinen Körper, der sich immer wider rythmisch gegen seinen presste. Ich stöhnte leise auf, so gut fühlte es sich an. Er knurrte leise, bevor ich wieder seine brennenden Küsse auf meiner Haut spüren konnte und eine seiner grossen Hände sich in meinen dichten Haar vergrub. Ich spürte einfach alles von ihm. Und ich flog auf Wolken, stürzte gleichzeitig eine Achterbahn hinunter und gegen Ende hin landete ich wieder ganz weich auf einem Bett aus Watte. So fühlte es sich an, wenn Nick einem liebte.
Heiss, stark aber auch liebevoll.
Unsere Herzen schlugen im Gleichklang und unsere geschwollenen Lippen konnten nicht genug voneinander bekommen. Selbst als wir irgendwann nur noch da lagen, die Hände verschränkt, auf einem Haufen Kleider auf der Lichtung liegend, musste ich ihn noch küssen. Nie im Leben hatte sich etwas so richtig angefühlt. Nick hielt mich im Arm und ich war eng an ihn gekuschelt. Wir glühten beide, doch der allmählich einsetzende Abendwind liess mich frösteln.
„Hier, zieh dich besser wieder an, sonst frierst du noch."
Murmelte Nick mit rauer Stimme, und reichte mir mein Zeug, das irgendwo auf dem Boden verstreut lag.
Plötzlich etwas verlegen zog ich es schnell an. Nick liess es sich nicht nehmen, mich dabei ausgiebig zu beobachten, was mich noch röter werden liess.
„Schau nicht hin", nuschelte ich und verstand mich selbst nicht mehr.
Nick lachte leise in sich hinein.
„Also jetzt darf ich dir nicht mehr ansehen? Nachdem..."
Ich bewarf ihn mit seiner Hose und hatte wahrscheinlich unterdessen den Kopf einer Tomate.
„Ja, genau."
„Hm, schade."
Ich konnte mir ein seliges Grinsen nicht verkneifen und streifte mir das Shirt über.
„Können wir noch etwas hier bleiben? Ich will noch nicht zurück."
Meinte ich dann und Nick legte sich wieder aufs Gras. „Dann komm."
Ich legte mich in seinen Arm und seine Hand strich langsam über meinen Oberarm. Es fühlte sich gut an, einfach richtig.
Ich sah in den Himmel, dessen Blau langsam von einigen Streifen orange durchzogen wurde. Es begann also, zu dämmern.
„Das war schön."
Getraute ich mich nach einer weile einvernehmlichen Schweigens zu sagen.
„Es macht mir Angst."
Ich hob beide Brauen und rappelte mich abrupt auf.
„Was?"
Fragte ich und blickte Nick scharf an. Was war dass denn bitte für eine bescheuerte Antwort.
„Nein, das meinte ich nicht. Das eben war...echt der Hammer."
Er setzte sich ebenfalls auf und legte seine Hand auf meine. Ein bisschen besänftigt legte ich den Kopf schief.
„Ich meinte, es macht mir Angst, dass du mir so wichtig bist. Weil ich einfach weiss dass ich am Arsch wäre, wenn dir irgendwas passiert. Und ich mag das gar nicht, mich so verletzlich zu fühlen."
Er verzog das Gesicht und ich schnaubte leise.
„Das nennt sich Gefühle, du Idiot."
Er nickte und sah mich ernst an.
„Ich mag diese Gefühle nicht. Sie sind neu für mich."
Wow, das nannte ich mal Ehrlichkeit.
„Also magst du die Gefühle nicht, weil du mir gegenüber etwas empfindest oder..."
„Nein...ja! Keine Ahnung. Ich bin es mir nicht gewohnt, jemanden so krass zu wollen und zu beschützen. Das mag ich nicht. Diese Gefühle...."
„Magst du nicht, schon klar. Das hast du mehr als deutlich gemacht."
Meinte ich und meine Stimme war unterdessen schon leicht abgekühlt. Wieso musste er so einen perfekten Abend mit diesen Worten wieder kaputt machen?
„Ich will dich damit nicht verletzen, Alana. Im Gegenteil, ich will ja eben zwanghaft alles tun, damit es dir gut geht."
Ich verzog das Gesicht.
„Wenn aus uns jemals eventuell etwas werden soll, dann musst du diese Gefühle, die du nicht magst, aber zulassen. Das Risiko verletzt zu werden, das besteht immer. In jeder Beziehung, Partnerschaft und Freundschaft. Ist es das nicht wert, es zu versuchen?"
Nick zögerte, während ich ihn eindringlich ansah.
Dann öffnete er den Mund.
In diesem Moment bewegte sich etwas am Waldrand.
Ich hob alarmiert den Kopf und Nick blickte dorthin, wo ich hinsah.
Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten, dann noch eine und noch eine.
„Tut mir leid wenn ich störe. Aber ich hatte das Gefühl, es wird Zeit, euch mal zu unterbrechen."
Zacharia trat ins Licht der untergehenden Sonne und grinste breit.
Neben ihm standen einige seiner Mitläufer.
Nick knurrte und stand innert einer Sekunde vor mir, die Hände zu Fäusten geballt.
Ich rappelte mich langsam auf. Der wunderschöne Platz wirkte plötzlich finster und verdorben. Und das nur durch Zacharias Anwesenheit.
„Verschwinde, Zacharia."
Stiess Nick grollend hervor.
„Fragst du denn gar nicht, was ich will?"
„Es interessiert uns nicht; was du willst. Du sollst einfach verschwinden und dein Pack mit dir nehmen!"
Zischte ich laut über die Lichtung und stellte mich neben Nick.
Zacharia schüttelte langsam und bedächtig den Kopf, wäjrend er sich mit einem langen, knochigen Finger über eine Narbe an seiner Wange strich.
„Nein, wieso sollte ich? Ich habe lange nach einer Möglichkeit gesucht, den Jungen Mann da vom Rudel weg zu locken. Aber heute ist mein Glückstag, wie es scheint."
Seine Augen leuchteten unheimlich und immer mehr Einzelläufer traten aus den Schatten. Es waren mindestens fünf.
„Sechs gegen zwei, du scheinst deinen Männern ja nicht all zu viel zuzutrauen."
Merkte Nick spöttisch an.
Zacharia zeigte ihm die Zähne.
„Falsch. Sechs gegen einen. Ich will nur dich, Sohn des Alphas."
Ich runzelte die Stirn. Wieso wollte Zacharia Nick? Was war sein Plan dahinter?
„Well, tut mir leid dich zu enttäuschen, aber ich stehe nicht auf Männer. Und du bist mir sowieso zu alt."
Nick schien sich bestens zu amüsieren. Aber ich wusste, dass dies nur seine Maske war. Und dass es in seinem Kopf bereits ratterte. Ich fragte mich wohl dasselbe wie er. Wie kamen wir hier weg?
Wir waren zwar beide Stark, sie waren aber dreimal so viele wie wir. Das könnte schwierig werden.
„Du schaust so verloren drein, Alana. Soll ich es dir erklären?"
„Ich verzichte."
„Also, wenn dein Gefährte Tot ist, hält dich auch nichts mehr in diesem Rudel. Dann gehörst du allein mir."
Er lachte leise und siegessicher. Von ihm ging nichts als Kälte und Boshaftigkeit aus. Ich war mir nicht mal sicher, ob er ein Herz hatte.
Wenn ja, dann war es sicherlich aus Eis.
„Ich gehöre gar niemandem. Und erst recht nicht dir. Bist du echt so grössenwahnsinnig oder hastndu immer noch nicht kapiert, dass du niemals ein echtes Rudel haben wirst? Oder ein echter Alpha sein wiest?"
Brüllte ich wütend über die Wiese und das Lächeln verschwand aus Zacharias Gesicht.
Nick packte mich am Arm.
„Provozier ihn nicht."
„Machst du doch auch!"
Nick sah mich vielsagend an.
„Aber ich kann mich wehren."
Ich hob arrogant den Kopf. Was dachte er sich eigentlich, wer er war?
„Na und? Ich kann das auch."
Nick seufzte und blickte wieder zu Zacharia.
„Wir gehen jetzt. Falls ihr am Teich noch etwas kuscheln wollt, nur zu. Wir urteilen nicht."
Süffisant lächelt nahm er mich an der Hand und lief los. Sofort machten auch die Einzelläufer einen Schritt nach vorne.
Unbeirrt lief Nick weiter auf Zacharia zu, während ich es langsam mit der Angst zu tun bekam.
Mochte sein dass er verrückt und völlig gestört war, aber dennoch war Zacharia ein starker Wolf. Und Nick wusste das eigentlich.
Direkt vor dem Anführer der Einzelläufer blieb Nick stehen.
Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, also folgte ich ihm zögerlich.
„Aus dem Weg."
Nicks Stimme war schneidend und dominant. So kannte ich ihn sonst gar nicht. Ihm schien eigentlich immer alles recht egal zu sein. Auch in diese dummen Alpha Kämpfe, in die ihm Julian immer rein ziehen wollte, willigte er nie ein.
„Jungchen, du warst noch nicht mal auf der Welt, da habe ich solche wie dich zum Frühstück gegessen."
Zacharia zeigte seine kaputten Zähne und hob eine Hand. Die Klauen daran waren deutlich zu sehen. Er liess sie durch die Luft kreisen, als wolle er so seine Worte verstärken. Doch Nick wirkte nicht sonderlich beeindruckt.
„Ich sagte, du sollst aus dem Weg gehen. Bevor ich dir Beine mache."
Wow, ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war, Zacharia zu drohen. Man durfte diesen Verrückten nicht unterschätzen. Schliesslich hatte er es geschafft, aus dem Nichts die zerstrittenen Einzelläufer der Gegend zu mobilisieren, sodass er in Anthonys Augen zu einer ernsthaften Gefahr wurde. Und er hatte Lucy getötet. Einen Menschen, der hiermit nichts zu tun hatte. Also wusste ich, dass er über Leichen ging. Und ich wollte nicht, dass Nick der Nächste auf seinem Weg war.
„Wie du willst", knurrte Zacharia und seine Augen wurden dunkel. Als hätte sich ein schwarzer Schatten darauf gelegt.
Dann, bevor ich überhaupt Nicks Namen schreien konnte, schoss Zacharias Hand vor. Unglaublich schnell. Ich sah vor meinem inneren Auge schon, wie seine langen, dunkeln Klauen Nicks Hals zerfleischten und das Blut auf das grüne Gras spritzte.
Aber so war es nicht. Wenige Zentimeter bevor Zacharia seine Haut berührt hätte, schoss Nicks Hand vor und packte die seines Gegners am Handgelenk.
Verbissen versuchte Zacharia, zu Nick durchzudringen, doch bald machte sich eine erschreckende Erkenntnis in seinen Augen breit. Nick war stärker als er.
Und das brachte den selbsternannten Alpha zum toben.
„Zerfleischt ihn! Na los ihr Trottel, bewegt euch!"
Die Einzelläufer taten sofort, wie ihr Boss ihnen befahl. Knurrend und ziemlich angriffslustig, kamen sie auf Nick zu. Fünf gegen eins.
Nick sagte gar nichts, sondern hob langsam die Arme.
Ich wusste auch nicht was das sollte und machte mich bereit, vor ihn zu springen, wenn die ersten Wölfe ihn anspringen wollten.
Dann durchzog plötzlich ein Blitz den Himmel und es donnerte gewaltig. Der Donner war so nahe, dass er die Erde unter meinen Füssen erzittern liess.
Ich hob den Blick, über uns zogen sich dunkel, schwere Gewitterwolken zusammen. Blitze zuckten dahinter, als würden sie sich für einen Angriff bereit machen.
Vorhin war doch noch ein sternenklarer Himmel zu sehen gewesen...
Ich blickte wieder zu Nick und meine Augen weiteten sich.
An seinen Armen zuckten weissliche, unglaublich hell leuchtende Blitze entlang. Sie krochen an seiner Kleidung entlang, ohne ihm auch nur den kleinsten Schaden zuzufügen. Sie glitten über seine Fingerspitzen und zuckten wie sich windende Schlangen in der Luft. Diese war elektrisiert. Genauso wie die Männer, die ihn eigentlich hätten angreifen sollen. Sie starrten ihn genauso schockiert an wie ich.
Selbst Zacharia wich zurück. Grimmig hob er den Kopf.
Er schien zu wissen, was Nicks Kräfte bedeuteten und hob dann die Hand.
„Schon gut, schon gut, junger Wolf. Wir wissen jetzt, was du bist."
Ich runzelte die Stirn. Nick war also ein wahrer Alpha. Und das waren wohl die Kräfte, von denen im Buch aus der Bibliothek die Rede war.
Kaum hatten sich alle Männer weit genug von Nick entfernt, erloschen die Blitze, als wären sie niemals da gewesen. Mit einem Blick in den Himmel stellte ich fest, dass sich die Wolken wieder langsam auflösten und die untergehende Sonne wieder zum Vorschein kam. Es war unglaublich. Dass Nick so eine Kraft besass, eine solche Naturgewalt zu kontrollieren, war einfach nur krass.
„Denk nicht, dass du gewonnen hast. Wir kennen jetzt deinen Trumph. Der wird dir bald nichts mehr nützen."
„Verschwinde jetzt!"
Knurrte Nick und richtete sich nochmals auf.
Zacharia lächelte finster, dann drehte er mit einem Blick auf mich uns den Rücken zu und verschwand murrend wieder im Wald.
Seine Gefährten, die immer wieder zu Nick linsten, folgten ihm.
Als sie weg waren, und ich ihre Anwesenheit auch nicht mehr spüren konnte, drehte sich Nick zu mir um.
Als er meinen offenen Mund sah, räusperte er sich.
„Geht es dir gut?"
Fragte er und ich versuchte, meinen Mund wider zu schliessen.
„Ehm..ja. Aber du...das war ja gerade echt mega krass. Ich wusste nicht, dass du das kannst!"
Nick sah an mir vorbei und mahlte mit dem Kiefer.
„Niemand hat das bisher gewusst."
„Aber wieso? Und wieso hast du es Celia nicht gesagt? Die Sache wäre ja dann eindeutig gewesen."
Er zuckte die Schultern und blieb stehen, als ich ezwas näher kam.
„Es war einfach nicht nötig. Es sollten nicht alle wissen..."
„Dass du ein wahrer Alpha bist."
Beendete ich seinen Satz. Ich war voller Bewunderung für diese unglaubliche Kraft, die er da hervorgerufen hatte. Ich war einfach hin und weg.
„Ich will nicht, dass es sonst jemand erfährt, okay?"
Stellte er klar und wir begannen, langsam den Rückweg anzutreten.
„Aber meinst du nicht, dass das schwer wird, jetzt nachdem Zacharia es weiss?"
Nick schwieg und ich hob die Hände.
„Aber ja, ich werde es niemandem sagen."
„Gut."
Und da war er wieder. Dieser verschlossene junge Mann, der so abweisend und unterkühlt auftrat. Und das obwohl wir uns gerade auf einer völlig neuen Ebene kennen gelernt hatten.
Das verunsicherte mich. Dass ich mich ihm hingegeben hatte war, weil ich mich sicher und geborgen gefühlt hatte. Aber das tat ich jetzt nicht mehr, wenn ich seine finstere Miene ansah. Hatte es vielleicht alles nur an dieser Verbindung gelegen? War alles was ich fühlte oder noch viel schlimmer, alles was er fühlte vielleicht nur deswegen? Das wäre ziemlich scheisse.
Schweigend trottete ich neben Nick her und wurde mit jedem Schritt den er schwieg wütender.
Er hatte bekommen was er wollte, bestimmt interessierte es ihn jetzt nicht mehr. So wirkte es zumindest, denn er starrte die gesamte Zeit nur geradeaus.
Als wir endlich am Haus ankamen, war es bereits dunkel und meine Beine waren müde von dem heutigen Sprint und dem langen Rückweg.
Als Nick die grosse Eichentür aufstiess und hinein trat, richteten sich die Blicke derer, die noch wach waren, auf uns.
Aber ich hatte keine Lust darauf, Melanie ansehen zu müssen, die mit verheulten Augen zu uns rüber sah und dank wieder den Kopf in den Armen ihrer Freundin vergrub. Ich war mir nicht sicher, ob sie wegen Kia oder der Trennung von Nick weinte. Und es war mir egal. Mit Melanie war ich fertig. Und sollte sie sich mir nochmals in den Weg stellen, würde mich niemand davon abhalten, ihr gründlich weh zu tun.
Ohne ein Wort zu Nick zu sagen, lief ich die Treppe hinauf. Ich liess ihn einfach stehen. Es war mir auch egal, ob er mir hinterherkam, sich fragte was los war, oder ob es ihm Schnuppe war.
Ich lief einfach in mein Zimmer schloss die Türe ab und setzte mich aufs Bett. Die Eindrücke der letzten beiden Tage, waren eigentlich intensiv genug, um laut zu schreien. Aber ich sass nur reglos da und starrte an die leere Wand.
Was haltet ihr von Nicks Verhalten in diesem Kapitel? Ich freue mich, euch bald wieder mehr Lesestoff zu liefern, wenn das die Zeit zwischen Uni und Haushalt zulässt :)
Alles liebe ♡
Angora77 ☽
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