Neue Verbündete?
Während ihrer Wanderung gingen ihr viele Gedanken durch den Kopf. Sie wusste, ganz allein würde es ihr nicht gelingen, den Herzog zu bezwingen. Sie würde Unterstützung brauchen von Leuten, die wie sie nichts mehr zu verlieren hatten. Doch durch ihre Visionen war sie voller Zuversicht, dass sie diese Unterstützung zu gegebener Zeit auch bekommen würde.
Sie war in einem Wald nicht weit von Sassenau, dem Stammsitz des Herzogs entfernt unterwegs, als ungewohnte Geräusche sie aus ihren Gedanken rissen. Sie zog es vor, sich auf einem Baum in Sicherheit zu bringen als die Geräusche näher kamen. Sie bebachtete von ihrem Posten aus einen Jungen, der durch das Unterholz eilte und sich dabei immer wieder umschaut. Im Hintergrund wurde das Geräusch von galoppierenden Pferden schnell lauter. Der Junge stand nun direkt unter dem Baum, auf dem sie sass. Ein kurzer Pfiff ließ den Jungen nach oben schauen wo sie ihm eine Hand hinhielt und signalisierte auch auf den Baum zu klettern. Nach kurzem Zögern und einem Blick in Richtung nahen Verfolger nickte der Junge und ließ sich auf den Baum helfen. Da preschten bereits auch die Schergen des Herzogs heran. In unmittelbarer Nähe hielten sie ihre Pferde an. "Wo hat sich die kleine Ratte nun verkrochen?" "Wir haben ihn aus den Augen verloren." "Ganz schön schnell für einen so kleine Hungerhaken." "Los Männer, der Herzog verlangt, dass wir der Ratte das Handwerk legen. Scheuchen wir sie aus dem Unterholz!" Sie schwärmten aus und durchkämmten das Unterholz. Nach und nach verschwanden die Reiter wieder im Wald. Jetzt dreht sich Kyla um und sah den Jungen fragend an: "Was hast du denn verbrochen, dass fünf Reiter dich jagen wie ein Tier?" Der Junge grinste verschmitzt: "Ich habe Hirsche des Herzogs gewildert." "Hmm, habt ihr denn kein eigenes Vieh, so dass ihr euren Herrn bestehlen müsst?", fragte Kyla ernst. "Vieh können wir uns nicht leisten, es reicht kaum für uns. Der Herzog lässt uns verhungern." Sie spürte die Wut und Verzweiflung in seinen Worten. Hunger und Armut hatte es unter ihrem Vater nie gegeben, daher fiel es ihr auch schwer vorzustellen wie verzweifelt die Lage sein musste, dass ein ca. 12 jähriger Junge für ein bisschen Fleisch sein Leben riskierte. "Und wie heißt du?", fragte sie weiter. "Johannes aber alle nennen mich Jo." Sie lächelte: "Darf ich dich auch so nennen?" Er zögerte kurz und sah sie prüfend an, dann nickte er. "Und wer bist du?" "Ich bin Kyla von Johannisberg. Ich habe durch den Herzog meine Familie und mein Zuhause verloren." Jo nickte. "Es ist gefährlich hier allein im Wald.....Pass auf dich auf.", mahnte er als er den Baum wieder herunterkletterte. "Wo willst du hin?", fragte sie. "Zurück zu meinen Leuten.", antwortete er bereits von ihr abgewandt im Gehen. "Darf ich mitkommen?", rief sie ihm fragend hinter her. Er blieb stehen und drehte sich um. Inzwischen war sie auch vom Baum gestiegen und hatte ihn eingeholt. Er sah sie an und dachte nach. Dann nickte er und setzte seinen Weg fort. Sie folgte ihm.
Nach einem längerem Fußmarsch erreichten sie tief im Wald auf einer kleinen Lichtung ein Lager. "Seht mal, Jo ist wieder da!", rief einer der Männer freudig. Es kam Bewegung ins Lager doch die Aufmerksamkeit konzentrierte sich zunächst nur auf die Rückkehr von Jo. "Jo!!! Mein Junge!" Eine Frau eilte sichtlich aufgeregt herbei und schloss ihn glücklich in Arme. "Wie bist du denn diesmal wieder den Kettenhunden des Herzogs entwischt?", fragte einer der Männer. "Ich hatte Hilfe.", antwortete Jo lapidar und deutete hinter sich auf Kyla, die bis jetzt keiner bemerkt zu haben schien. Das ändert sich nun schlagartig.
"Wen hasse denn da angeschleppt?, fragte einer Männer neugierig. "Sieht aber nich aus wie eine von uns." "Ähm....", räusperte sich Kyla etwas verlegen, "Ich bin Kyla und habe meine Familie und mein Zuhause durch den Herzog verloren." "Und was treibse hier alleine im Wald? Dat is gefährlich alleine, Mädel." "Das habe ich ihr auch gesagt. Sie wollte fragen, ob se bei uns unterkriechen darf.", warf Jo ein. Kyla nickte zur Bestätigung. "Wie gesagt ist es für ein junges Mädchen alleine viel zu gefährlich im Wald und daher bleibt sie natürlich erst mal hier.", meinte Jo's Mutter bestimmt und zog Kyla einfach mit sich, bevor die anderen etwas einwenden konnten. Mit einem Blick auf ihren Bogen und ihren gefüllten Köcher murmelte Jo: "Naja, so hilflos scheint sie auch wieder nicht zu sein." Dann trotte er den beiden Frauen hinter her.
Als sie abends zusammen am Lagerfeuer saßen und das wenige Essen geteilt hatten, wurde Kyla schließlich gefragt, warum sie ausgerechnet nach Sassenau in Höhle des Löwen wolle. Kyla antworte kurz und selbstbewusst: "Ich will das Land von einem Tyrannen befreien und die Herrschaft der Unterdrückung beenden." Leichtes Gelächter kam aus der Gruppe. "Das wollen wir auch. Und wie willst du das anstellen?, fragte einer Männer leicht belustigt. "Ich werde ihn töten!", antworte Kyla trocken auf die Frage. Einem ersten erstaunten Schweigen folgte höhnisches Gelächter. "Wie willst du halbe Portion das schaffen was ganze Armeen gestandener Kämpfer nicht schaffen?" "Wenn es mit männlicher Kraft nicht gelingt dann vielleicht ja mit weiblicher List?", lächelte Kyla. "Du heimatlose Seele kommst garnicht so nah an den Herzog ran, um ihn sicher töten zu können.", wandte Jo ein. "Oder willst du einen Distanzschuss wagen?", setzte er grinsend nach und deutete auf ihren Bogen. "Nein.", sie schüttelte lachend den Kopf. "Aber ich habe einen Plan." An Jo gerichtet setzte sie fort: "Der Herzog will mich sogar unbedingt in seiner Nähe haben, denn ich habe etwas was er unbedingt haben will. Bis jetzt konnte ich ihm jedoch immer entkommen. Doch jetzt will ich in Höhle des Löwen und dem Ganzen ein Ende machen. Dabei könnte ich jedoch Hilfe gebrauchen. Wer von euch ist dabei? Wieviel ist euch eure Freiheit wert?" Sie sah fragend in die Runde in zahllose ungläubige Gesichter. Die meisten hielten sie wohl eher für verrückt.
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