Das Fest
Fanfaren kündigten den festlichen Tag an. In der Burg und drum herum war ein geschäftiges Treiben und im Burghof strömten die Menschen aus der Umgebung zusammen. Alle wollten sie mit Kyla ihren sechzehnten Geburtstag feiern, wie sie es sich gewünscht hatte. Die Menschen waren ihrem Landesherrn und seiner Tochter sehr zu getan, weil ihnen das Wohl des Volkes wichtig war. Er und seine Tochter hatten immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Leute. Und mit ihren Kenntnissen der Kräuterheilkunde war Kyla immer zur Stelle, wenn jemand krank war oder Hilfe brauchte.
Kyla rutschte ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. "Herrin, ich bitte euch.....wenn ihr so zappelt, werde ich mit der Frisur nie fertig.", ermahnte Ruth sie. "Ja, ich werde mich bemühen, aber ich bin nun mal so aufgeregt.", antwortete Kyla und versuchte ihre Nervosität zu unterdrücken. Nachdem Ruth fertig war, betrachtete diese ihr Werk und lächelte Kyla aufmunternd zu. "Fertig?", Kyla sah Ruth fragend an. Ruth nickt nur und schluckte zwei mal vernehmlich. Kyla hatte sich erhoben und betrachtete sich neugierig in dem großen Wandspiegel. Ruth's Augen waren feucht, als sie schließlich leise sagte: "Ihr seht so wunderschön aus." Kyla lächelte. "Danke, Ruth. Könnt ihr bitte meinem Vater sagen, dass ich fertig bin und mein Vater mich abholen möge." Ruth nickte und eilte davon.
Kyla stand am Fenster als Heinrich von Johannisberg das Gemach seiner Tochter betrat. Er blieb wie angewurzelt an der Tür stehen und starrt die Person am Fenster sichtlich verwirrt an. "Serena?", flüsterte er kaum hörbar. Schließlich drehte sich Kyla um und sah das verwirrte Gesicht ihres Vaters. "Papa, was ist mit dir? Du siehst aus, als habest du ein Gespenst gesehen." "Kyla?" "Ja, Papa? Ist etwas geschehen?" "Du siehst so wunderschön aus....wie deine Mutter. Ich dachte tatsächlich für einen Augenblick deine Mutter würde da am Fenster stehen." "Oh Papa." Kyla lief zu ihrem Vater und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Nachdem sich ihr Vater wieder gesammelt hatte, meinte er aufmunternd zu ihr: "Komm Kyla, deine Gäste erwarten dich." Er ergriff ihren Arm und führte zur Balustrade. Erneut kündigten Fanfaren die Ankunft der Herrschaften an. Als Kyla und ihr Vater die Balustrade betraten, brach das Volk in Jubel aus. Mit dem Stolz eines Vaters hielt Heinrich von Johannisberg eine kurze Rede zu Ehren seiner Tochter, welcher Kyla mit erröteten Wangen zu hörte. Seine Rede endete mit den Worten: "Das Fest möge beginnen." Erneut brandete Jubel auf. Heinrich lächelte seine Tochter an: "Na los, geh feiern, mein Kind." Wortlos drückte sie ihren Vater innig und eilte freudestrahlend davon. Seufzend sah Heinrich seiner Tochter nach. Irgendwie war sie viel zu schnell erwachsen geworden.
Das Fest war im vollen Gange als der Kommandant der Truppen des Burgherrn mit Sorgenfalten vor seinen Herrn trat. "Mein Herr." "Was gibt es, Ludger, mein Freund? Probleme?" "Kann ich noch nicht beurteilen, aber es gibt verdächtige Aktivitäten die auf die Anwesenheit von Söldnertruppen hindeuten könnten. Ich möchte gerne eine Spähtrupp losschicken, um die Lage besser einschätzen zu können." "Tu das und erstatte sofort Bericht. Ich möchte ungerne das Fest abbrechen, aber derzeit sind wir sehr verwundbar und das könnten die Söldner ausnutzen. Versetze deine Truppen in Alarmbereitschaft ohne dass das Volk zuviel davon bemerkt. Ich möchte keine Panik." "Ja Herr, ihr könnt euch auf mich verlassen." Heinrich nickte seinem Kommandanten zu, der sich eilig entfernte. Mit Sorge verfolgte Heinrich weiter wie seine Tochter ausgelassen in der Menge tanzte. Etwas nervös wartete man auf die Rückkehr des Spähtrupps. Es vergingen weitere Stunden in denen nichts geschah.
Inzwischen war es fast dunkel und der Burghof wurde von zahlreichen Fackeln hell erleuchtet. Die Menge der Menschen hat abgenommen, aber immernoch feierten zahlreiche Menschen ausgelassen im Burghof. Doch plötzlich stürmte ein Reiter im vollen Galopp in den Burghof und der Reiter fiel blutüberströmt aus dem Sattel. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Die Menschen, die soeben noch ausgelassen gefeiert hatten, wichen nun erschrocken zur Seite. Der Kommandant und weitere Soldaten eilten herbei. "Peter? Peter, was ist geschehen?" Der Kommandant stütze den Kopf des Verletzten. Mit letzter Kraft öffnete dieser den Mund: "Sie kommen....sie sind auf dem Weg hierher.... Und..... Es .... es.... sind... viele... zuviele..." Seine Stimme erstarb. Entsetzt sah man sich an. "Schließt sofort die Tore! Alle Mann zu den Waffen! Frauen und Kinder in die Burg. Schnell!" Ein Aufschrei und Hektik brach aus. Kyla rannte zu ihrem Vater: "Papa, was ist geschehen?" "Die Söldner, Kyla. Jetzt sind anscheinend wir dran. Geh Kind, geh mit den anderen in Burg." So besorgt hatte Kyla ihren Vater noch nie gesehen. "Papa, ich möchte bei dir bleiben. Ich kann auch kämpfen." "Du tust was ich sage und gehst!", herrschte Heinrich seine Tochter scharf an. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und flüsterte: "Bete für uns! Ich liebe dich, mein Kind." Dann eilte er davon. Entsetzt sah Kyla ihm nach. Schließlich folgte sie den anderen Frauen in die Burg.
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