Aiden's Geheimnis-oder wie ich in die Hölle komme
Frustriert über mein neues Talent mich in unangenehme und dämliche Situationen zu befördern, durchstreife ich wieder einmal die Gänge der Schule. Verloren schaue ich mir die dekorierten Gänge an, während ich zunehmend schneller werde. Überall hängen Bilder von Personen, Gemälde, verschiedenste Trophäen und Urkunden. Bis jetzt waren die anderen Schulgänge eher schlicht dekoriert. Allmählich dämmert mir, dass dieser Gang sich sehr von den anderen Gängen unterscheidet und dass ich hier nichts verloren habe.
Ich schaue auf die Armbanduhr an meinem Handgelenk und seufze genervt auf. Der Unterricht beginnt in 10 Minuten und ich bin Gott weiß wo. Ich werde langsamer, als ein Bild an der Wand meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich nähere mich dem Bild, ungläubig weiten sich meine Augen, als mein Blick auf eine Gruppe junger Hexen fällt, indessen Mitte meine Mom, als damals noch junge Hexe steht und selbstbewusst lächelnd in die Kamera schaut. Neben ihr steht ein junger Mann mit roten Haaren und einem ebenso selbstbewussten, leicht eingebildeten Grinsen, der seinen Arm um ihre Schultern gelegt hat und sie an sich drückt. Unbewusst überlauft mich ein kalter Schauer. Dieser Mann... dieser Junge... seine roten Haare... ich fasse mir in meine Haare und ziehe eine Strähne aus meinem Zopf. Das ist mein Vater? Seine Augen schauen mich kalt an und ich zucke leicht zurück. Alle anderen Personen auf dem Bild verschwimmen zu einer bunten Masse und die stechenden Augen brennen sich mir ins Gedächnis. Sie sind stechend blau und vermitteln selbst durchs Bild eine betäubende Kälte. In meinem Kopf beginnt es leise zu Klingeln. Wieder diese Kopfschmerzen...
Es ist, als wolle etwas aus mir herausbrechen, doch würde durch mich zurückgehalten. Ich fasse mir an den Kopf und atme tief ein, schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen. Wieder spüre ich ein kaltes Raunen, dass mich durchzieht. Ich fröstele.
Hast du dich wieder verlaufen?, ein lautes Miauen ertönt und ich schaue nach unten, wo sich Luna gerade zu mir gesellt hat. Was schaust du dir da an? Der Blick ihrer grünen Augen ist neugierig auf das Bild gerichtet. Ich wische mir einmal über mein Gesicht und fühle wie die ganze Anspannung von mir abfällt. ,,Ich habe ein Bild meiner Mom gefunden. Sie musst du auch noch unbedingt kennenlernen." Ich hebe Luna hoch und zeige ihr das Bild, während ich sie hinter den Ohren kraule. Luna betrachtet es interessiert und während sie das tut, wandert mein Blick zu den weiteren Personen, die auf dem Bild zu sehen sind. Ein hochgewachsener schwarzhaariger, grimmig dreinblickender Junge steht hinter meinem Vater. Neben meiner Mutter stehen ein fröhlich lächelnder blonder Junge mit einer Brille und ein junges Mädchen mit braunen, zu Zöpfen geflochtenen Haaren, hackt sich lachend bei ihm unter. Das Mädchen kommt mir seltsam vertraut vor... Luna stellt plötzlich ihre Ohren auf und dreht ihren Kopf in einem schnellen Ruck um. Ihre Nase zuckt. Da hinten in dem Raum ist der komische Junge, der gestern im Krankenzimmer bei dir war. Ich runzele die Stirn.
Meinst du Aiden?, frage ich in Gedanken.
Ja, genau den. Er ist aber nicht alleine dort. Luna springt aus meinen Armen und landet leise und elegant auf dem Boden, ehe sie losrennt. Vor dem Raum bleibt sie stehen und setzt sich hin, legt ihren Kopf schief, sieht erst zu mir und dann zur Tür. Ich nähere mich dieser leise, sie ist zu meiner Verwunderung nur angelehnt und ich höre dumpf Aiden's Stimme hinter dieser: ,, ... sie überwachen. Natürlich tue ich das."
,,Wir wissen nicht, wie der Dämon es geschafft hat, bis zur Schule durchzudringen und auch nicht, wie es überhaupt dazu kam, dass er hierher beschworen wurde. Solche Magie ist streng verboten...", eine weibliche, ruhige Stimme, die ich noch nie gehört habe, murmelt besorgt den Rest des Satzes, sodass ich ihn nicht verstehe. ,,Es kann nur Blutmagie gewesen sein."
Aiden schnappt nach Luft. Blutmagie? Eine mir bekannte Stimme antwortet der Frau, die ich der Direktorin zuordnen kann: ,,Genug der Spekulationen, solange wir nichts genaues wissen, möchte ich keine so gefährlichen Worte hören. Keinesfalls dürfen diverse Gerüchte darüber durch die Schule kursieren. Bis jetzt weiß kaum ein Schüler, bis auf die am Vorfall beteiligten, über die Situation bescheid und ich will, dass das erstmal so bleibt." Es folgt eine kurze Pause gefüllt von angespanntem Schweigen, ehe sie fortfährt. Ich höre, wie sich die Leute im Raum der Tür nähern, ihre Stimmen werden deutlicher. Hektisch schaue ich mich nach einer Möglichkeit um, mich zu verstecken, werde aber zu meiner Frustration nicht fündig. Zeit von hier zu verschwinden. ,,Aiden, ich will sofort benachrichtigt werden, falls sich hier irgendwo Gerüchte über den Vorfall verbreiten sollten. Und denkt daran, haltet alle die Augen und Ohren offen. Irgendjemand an dieser Schule, es kann ein Schüler sein oder ein Lehrer, ist einer von ihnen. Ich denke, ihr alle..." Langsam und bedacht darauf keinen Laut von mir zu geben, entferne ich mich von der Tür und verschwinde so schnell es geht aus dem Gang.
Nachdem ich gefühlt zehnmal abgebogen bin und zwischendurch mal einen Affenzahn an Tempo hingelegt habe, atme ich tief durch und lehne mich an eine Wand. Luna lässt sich vor mich auf den Boden fallen und beginnt ihr Fell zu putzen. Was zum Hexenzirkel war das? Was ist Blutmagie? Und was meinte die Direktorin damit, dass es hier jemanden von "ihnen" gibt?
Eine Wort zuckt mir wie ein Blitz durch den Kopf. Hexenjäger. Ich fühle, wie mir schlecht wird.
Ruhig Blut, Morgaine. Ich bin mir sicher wir finden heraus, was sie tatsächlich damit gemeint hat... aber ja, der Gedanke kam mir auch.
Du weißt von den Hexenjägern? Überrascht schaue ich Luna an.
Natürlich, ich bin ja nicht von gestern. Leicht eingeschnappt legt sie ihren Kopf in den Nacken, ehe sie energisch beginnt sich den Hals zu putzen. Außerdem weiß ich immer genausoviel, wie du weißt.
Wie meinst du das?
Du hast immer noch nicht gelernt, zu entscheiden und bestimmen, wie viel du mit mir teilen willst, also stürmen alle deine Erinnerungen und Eindrücke auf mich ein. Ich weiß also immer genausoviel wie du.
Ich spüre, wie ich rot anlaufe, als ich an die Situation mit Aiden zurückdenke. Oh. Wie peinlich, ich habe vergessen, wie das mit der Gefährtenverbindung funktioniert, daran bin ich noch nicht richtig gewöhnt...
Luna hat aufgehört sich zu putzen und reibt sich an meinen Beinen. Mach dir deswegen keine Gedanken. Wir gehören zusammen. Leider haben wir uns erst jetzt finden können, nicht früher, doch die Hauptsache ist, dass wir nun zusammen sind. Also freue ich mich, wenn du alles mit mir teilst.
Wirklich..? Ich spüre, dass ich den Tränen nahe bin und reibe mir schniefend über die Augen. All die Jahre habe ich immer davon geträumt meine Gefährtin zu finden, nun erscheint es mir so surreal... Ich schniefe kurz. Nicht schon wieder losheulen, Morgaine.
Wirklich. Ich teile auch gerne alles, was ich weiß und habe mit dir. Sie hält kurz inne und legt den Kopf in den Nacken. Außer vielleicht Fisch. Den vielleicht nicht. Ich lache leise auf und Luna legt sich schnurrend neben mich. Du musst mich nur fragen. Ich antworte dir dann immer. Beruhigt nicke ich und streichele Luna über den Kopf, die ihre Ohren zurückgestellt hat. Komisch.
,,Morgaine?!" Gerade so unterdrücke ich einen Schrei. Entrüstet baut sich eine heftig amtende Debbie vor mir auf. ,,Warum zu den heiligen Sieben bist du hier?! Ich dachte, du willst selbst nachkommen, der Unterricht hat schon begonnen und du warst immer noch nicht da, also bin ich los, dich suchen, was machst du denn hi-", ich würge sie ab, indem ich mich ihr an den Hals werfe. ,,Oh, du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!" Unbeholfen erwidert Debbie die Umarmung und murmelt kichernd: ,,J-jetzt bin ich ja hier... was ist denn passiert?" Als ich mich von ihr lösen will, sticht mich etwas in die Hand. Ich unterdrücke einen weiteren Schrei und fuchtele mit der Hand rum, die schon angefangen hat zu bluten. ,,Was hast du bitte in deiner Kapuze?!", fluche ich und betrachte Debbie eingehend, sie hat sich schon umgezogen und trägt einen blauen Pullover mit Leggins. Sie grinst breit und wird leicht rot. ,,Sorry, das habe ich ganz vergessen, Kirie schläft gerade dort." Sie dreht mir den Rücken zu und die Kapuze beginnt sich zu bewegen, ehe eine spitze Nase aus dieser hervorragt und in der Luft schnuppert. Ein kleiner Igel liegt eingekuschelt darin und schaut mich aus müden Augen an. Luna beginnt leise zu knurren. Soll ich den Punk umbringen, Morgaine? Wer dich verletzt und sich nichtmal zu entschuldigen weiß, verdient den Tod.
,,Entschuldige...", murmelt Kirie leise, ehe sie die Augen schließt und wieder wegdöst.
Luna neben mir knurrt erneut und bereitet sich darauf vor, Debbie anzuspringen. Schnell gehe ich dazwischen. ,,Schon gut, mir geht es gut, es hat ja schon wieder aufgehört zu bluten, ist echt nicht der Rede wert und Kirie hat sich ja entschuldigt.", rattere ich runter. Luna kneift die Augen zu einem Spalt zusammen, ehe sie aufsteht, mit in den Himmel ragendem Schwanz davonspringt und hinter der nächsten Ecke verschwindet. Debbie fährt sich durch ihre bunten Haare und lächelt vorsichtig. ,,Kirie ist, wenn sie müde ist, absolut unbeholfen, aber sie ist eine wirklich liebe. Ehrlich."
Ich nicke. Der Igel wirkt auf mich keinesfalls boshaft, bestenfallls recht verpeilt. Kommt mir bekannt vor. ,,Keine Sorge, ich glaube dir. Aber viel wichtiger noch, sollten wir nicht langsam mal los zum Sportunterricht?" Ein Blick auf die Uhr, die in der Halle hängt und meine Nackenhaare stellen sich auf. Seit 15 Minuten ist schon Unterricht! Debbie's Augen werden groß. ,,Oh, stimmt ja, beeilen wir uns, komm schnell!", ruft sie, greift nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her. ,,Übrigens musst du mir trotzdem noch erklären, wo du so lange abgeblieben bist!" Mein Gefühl sagt mir, dass ich da nicht drumherum kommen würde. Doch zum Antworten bleibt mir keine Luft, während wir erneut durch die Schule und über den Campus laufen.
Als wir ankommen, schnaufe ich schwer und ziehe mir mit der Hand die losen Strähnen aus dem Gesicht und hinter die Ohren. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie rot ich gerade bin und wie schreklich das aussieht. Ein Seitenblick auf Debbie genügt, die mich mit großen Augen ansieht, um mir das zu bestätigen. ,,Wir müssen unbedingt an deinem Stamina arbeiten.", raunt sie mir zu, ehe sie sich neben mich stellt. Oh, zum heiligen Rat der Sieben, rettet mich.
,,Wie ich sehe sind wir nun endlich vollzählig... wie schön." Moment mal, die Stimme kommt mir bekannt vor. Ein sportlicher Hexer schlendert gelassen durch die Halle und stellt sich dann mit verschränkten Armen und einem breiten Grinsen vor die Klasse. Er ist trotz der Jahreszeit und der wenigen Sonne sonnengebräunt, hat einen Bart und Lachfalten um seine braunen Augen. Seine blonden Haare sind zurückgekämmt, trotzdem fallen ihm einige Strähnen ins Gesicht. Aber was mir und wohl auch den anderen sofort auffällt, ist seine Ausstrahlung. Ich musste nicht hexen, um herauszufinden, wie es um ihn steht. Die Luft um ihn herum summt gefährlich, es scheint, als kann man bei jeder seiner Bewegungen ein elektrisches Knistern hören. Er ist ein mächtiger Hexer. Sein Blick fliegt über uns und er schenkt jedem einzelnen ein strahlendes Lächeln. Als er mich ansieht, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, ihn schon zu kennen. ,,Mein Name ist Grimm.", stellte er sich kurz vor, ,, Da wir eine neue Schülerin haben und ich schon länger mal keine Tests mehr gemacht habe, würde ich vorschlagen, dass wir eine erneute Evaluation eurer Physis machen."
Grimm? Merkwürdiger Name. Es dauert eine Weile bis das Gesagte bei mir ankommt. Evaluation unserer Physis? Oh nein. ,,Dafür fangen wir mit einem einfachen Aufwärmtraining an...", ich ahne Schlimmes, ,,... 30 Runden um den Sportplatz und dann Zirkeltraining. Ich teile euch in Zweierteams auf, sodass ihr eure gegenseitigen Ergebnisse notieren könnt." Ich fühle mich der Ohnmacht nahe. 30 Runden um den verdammten Sportplatz?! Mein Blick wanderte hilfesuchend zu Debbie, doch bei ihrem Anblick setzt mein Herz kurz einen Schlag aus. Ihre pinken Augen leuchteten motiviert und sie hatte schon begonnen sich zu dehnen. Oh, zum Rat der Sieben, sie ist komplett verrückt. Als sie meinen Blick bemerkt, grinst sie mich breit an. ,,Ich freue mich so sehr, dass wir ein Team sind. Das wird so ein Spaß!" Ich meine ein sadistisches Funkeln in ihren Augen zu sehen, ehe sie mir den Rücken zukehrt und locker losjoggt. Oh, zum hohen Hexenzirkel, ich habe mir die falsche Freundin ausgesucht... bitte beschütze mich! Als Grimm in die Hände klatscht, setzten sich auch die letzten aus dem Kurs in Bewegung, einschließlich mir. Das wird die Hölle.
xxxxx
Hello my friends,
mit diesem Kapitel habe ich mich besonders schwergetan, ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Jetzt scheint sich Morgaine langsam in den Schulalltag einzufinden... die Frage ist jedoch, was hat es mit Aiden auf sich? Was ist Blutmagie? Wer sind die Leute auf dem Bild? Und wer ist Grimm, dass er Morgaine so bekannt vorkommt...?
Fragen über Fragen, Antworten folgen ;)
bleibt gesund
xoxo
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