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6 | OLD AND WISE

„Ich will nicht, dass du diese Insel betrittst."

Marco hatte seine Arme verschränkt, als er Cora die Entscheidung mitteilte. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es ihr nicht gefallen würde, hier zu warten. Doch seine Gründe waren stichhaltig – diese Insel war anders, gefährlich, und deshalb wollte er Cora nicht aufs Festland lassen.

Marcos Worte stießen bei der Dunkelhaarigen jedoch auf Unverständnis. Nach den vielen Tagen auf der Moby sehnte sie sich danach, wieder festen Boden unter ihren Füßen zu spüren. Sie hatte sich so darauf gefreut, dass sie ihren Sturkopf zügeln musste, um ihm nicht zu widersprechen. Manchmal vergaß sie, dass er Käpt'n war und sie ihm nicht einfach entgegentreten konnte. Also holte sie tief Luft, strich sich die Haare zurück und sagte sachlich: „Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen."

„Aber?", hakte er nach, wohl wissend, dass sie Einwände hatte.

„Das ist nicht nötig. Du weißt, dass ich kein kleines Kind mehr bin und mich verteidigen kann. Lass mich mitgehen. Bitte." Eindringlich und überzeugend sah sie ihn an. Sie fühlte sich wie Liah, wenn diese unbedingt auf eine Mission mitkommen wollte.

„All das weiß ich, und trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung." Er machte eine Pause, um ihre Reaktion abzuwarten. Als sich ihre Miene nicht veränderte, fuhr er fort: „Es ist noch nicht lange her, dass du bewusstlos auf der Krankenstation gelegen hast. Falls es zu Problemen kommen sollte, will ich nicht, dass du davon betroffen bist. Dein Körper ist noch nicht fit genug für einen möglichen Kampf."

Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er recht hatte. Deshalb starrte sie auf den Boden und seufzte ergeben. Ihre Ausdauer und Kraft waren noch nicht vollständig zurückgekehrt. In einem Kampf würde sie den Kürzeren ziehen, zumal sie hauptsächlich für Spionageaufträge zuständig war und selten kämpfen musste. Am liebsten hätte sie, stur wie sie war, versucht ihn umzustimmen. Doch sie hielt sich zurück. Das Letzte, was sie wollte, war einen Aufstand zu machen. Auch wenn sie sich seit ihrer Kindheit kannten, stand er als Käpt'n vor ihr. Also seufzte sie nachgiebig und nickte.

„In meiner Nähe ist es nicht minder gefährlich, Cora", fügte er ernst hinzu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Er hatte sie damals in ihrem Heimatdorf kaum aus den Augen gelassen. Cora war schon immer zierlich gewesen, was allerdings nicht bedeutete, dass sie sich nicht wehren konnte. Marco hingegen hatte ständig Angst, ihr könnte etwas zustoßen. Daran hatte sich offenbar nichts geändert, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Ihr Gesicht zeigte einen unzufriedenen Ausdruck, was dem Blondhaarigen natürlich nicht entging.

Marco musterte sie. Er wusste nur zu gut, wie sehr Cora die Insel erkunden wollte. Sie war schon immer furchtbar neugierig gewesen, und es war ihr stets egal gewesen, ob ihre Entdeckungsreisen gefährlich werden könnten. Deshalb ließ er sie auch nie allein. Sie zog Schwierigkeiten geradezu magisch an, ganz gleich wo sie sich befand. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr Sorgen bereitete ihm dieser eine Punkt.

Zunächst hielt er seine Entscheidung für die beste, doch eigentlich änderte sie kaum etwas. Wenn sie hier auf dem Schiff bliebe, wäre sie zwar nicht allein, aber eben auch nicht bei ihm. Das gefiel ihm genauso wenig. Schließlich rieb er sich den Nasenrücken und sagte: „Weißt du was? Du kommst mit, aber du bleibst in meiner Nähe und machst keine Dummheiten."

Bei diesen unerwarteten Worten hob Cora überrascht ihre Augenbrauen. „Wirklich?" Damit hatte sie nicht gerechnet.

„Ja. Ich fühle mich wohler dabei, wenn du bei mir bist und nicht hier auf dem Schiff."

Sie begann zu lächeln und bemühte sich, ihre Freude über seine Zusage zu zügeln. Auch wenn die Moby riesig war, fühlte sie sich doch etwas eingeengt. „Danke. Dann werde ich mich mal aufbruchbereit machen." Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die Insel erreichten. Bis dahin wollte sie sich noch umziehen, denn es wurde stetig kälter. Ohne zu zögern machte sie sich, glücklich über diese Entscheidung, auf den Weg zu ihrer Kajüte.

Während sie zielstrebig die verworrenen Gänge der Moby meisterte, dachte sie an die Teleschnecke, die ihr die Verbindung zu Liah und dem Hauptquartier ermöglichte. Vor Kurzem hatte sie das Teil in der Hektik zurück in die Schublade gelegt. Nach dem Frühstück wollte sie es wiederholen, doch Marco war nirgends aufzufinden, und ohne Erlaubnis würde sie seine Kajüte nicht betreten. Auch jetzt war er nach ihrem Gespräch mit Ace beschäftigt gewesen. Cora schüttelte fassungslos den Kopf über sich selbst. Sie hatte tatsächlich vergessen, ihn nach der Teleschnecke zu fragen – ausgerechnet nach dem wichtigsten Gegenstand auf diesem Schiff.

Als sie bei Marcos Kajüte vorbeikam, hielt sie an. Es juckte sie in den Fingern, einfach hineinzugehen und die Schnecke zu holen. Diese Option war jedoch ausgeschlossen. Sie würde wohl noch etwas warten müssen, bis sie ihre Tochter kontaktieren konnte. Es ärgerte sie, aber es war ihre eigene Schuld. Seufzend setzte sie ihren Weg fort.

Fünf Minuten vor dem geplanten Anlegen kam sie wieder an Deck. Dort wartete bereits ein Teil der Crew gespannt darauf, dass die Moby an einer sicheren Stelle vor Anker ging. Cora zog ihre dunkelblaue Jacke enger um den Oberkörper und musterte die Umgebung. Dicker, schwerer Nebel schwebte über der Meeresoberfläche und erschwerte die Sicht erheblich. Wie ein Umhang legte sich der weiße Schleier Stück für Stück um das imposante Schiff, je näher sie der Insel kamen. Er schlich sich an Deck, und binnen Sekunden konnte man kaum fünf Meter weit sehen. Die 28-Jährige wurde wachsam, als sie ein merkwürdiges Gefühl überkam. Fast schon paranoid sah sie sich um und bemerkte, dass es den anderen nicht anders ging. Reflexartig machte sie einen Schritt zurück, bis sie plötzlich auf Widerstand traf. Sie spannte sich an, entspannte sich aber sofort wieder, als sie merkte, dass es nur Marco war. Er griff nach ihrem Oberarm und zog sie noch näher an sich.

Ohne den Blick von der Umgebung zu nehmen, sagte er wachsam: „Du weichst mir nicht von der Seite, Cora." Im Gegensatz zu vorhin klang seine Aufforderung hart und angespannt. Ihn schien etwas zu beschäftigen. Die Dunkelhaarige sah ihn an und nickte nur. Obwohl der Nebel bedrohlich war, fühlte sie sich so nahe bei ihm unheimlich sicher. Daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Sie wandte ihren Blick wieder ab und konzentrierte sich auf die Umgebung. Alle anderen schienen sich ebenfalls gefangen zu haben und waren bereit, an Land zu gehen.

Cora straffte ihre Schultern und folgte Marco. Doch kaum hatte sie nach ihm einen Fuß auf die Insel gesetzt, überkam sie ein seltsames Gefühl. Je weiter sie ins Innere des kleinen Landes vordrangen, desto merkwürdiger wurde es. Der Boden wurde zunehmend nasser und matschiger, bis sie schließlich in einem regelrechten Sumpfgebiet landeten. Akribisch musste Cora darauf achten, wohin sie trat. Erst als sich der Untergrund zu Holzbrettern wandelte, konnte sie kurz durchatmen – jedoch nicht lange. Der Anblick verstärkte ihr anfängliches Gefühl. Die kleinen Häuser standen allesamt auf Pfählen über Wasser und Sumpf. Hätte nicht vereinzelt Licht aus den Fenstern geschienen, hätte man keine Bewohner vermutet. Die Holzwände hatten bessere Tage gesehen; die hohe Luftfeuchtigkeit hatte sie modrig werden lassen. Die Sonne schien hier wohl selten, denn Pflanzen, die Licht benötigten, waren nirgends zu sehen.

Coras Blick heftete sich an Marcos Rücken, der ein bestimmtes Ziel zu haben schien. Bis jetzt war sie ihm still gefolgt und hatte zur Kenntnis genommen, dass die restlichen Crewmitglieder einen anderen Weg eingeschlagen hatten. „Warum herrscht hier so ein dichter Nebel? Das ist doch nicht normal, oder?", äußerte sie ihre Gedanken.

„Das liegt an einer Blumenart, die es hier unzählige Male auf der Insel gibt. Sie ist zwar nicht giftig, aber sie bringt auch keine Vorteile mit sich. Die wenigen Menschen, die hier noch leben, haben über die Jahre versucht, die Pflanze loszuwerden – erfolglos. Irgendwann haben sie aufgegeben und leben seither mit der geringen Sicht und den Tieren, die diesen Nebel für die Jagd nutzen." Marcos Erklärung ließ Cora nicken. Jetzt wurde ihr klar, weshalb sie vorhin an Deck so ein merkwürdiges Gefühl gehabt hatte. Diese Tiere konnten nicht gewöhnlich sein, sonst wäre Marco nicht so vorsichtig.

Die Dunkelhaarige hätte am liebsten noch ein paar weitere Fragen zu dieser Insel gestellt, doch der blondhaarige Käpt'n hielt plötzlich vor einem kleinen, aber beleuchteten Haus. Sie konnte nicht verhindern, dass sie neugierig durchs Fenster zu spähen versuchte, während Marco an der schäbigen Holztür klopfte. Doch viel sah sie dank des Drecks nicht. Alles, was sie ausmachen konnte, war die schwache Lichtquelle im Inneren. Cora verschränkte geduldig ihre Arme und prüfte die Umgebung. Indes öffnete Marco vorsichtig die Tür und betrat das kleine Haus.

Das Erste, das ihr im Inneren ins Auge stach, war die alte Frau, die vor einem kleinen Ofen saß und in die Leere starrte. Ihre Pupillen waren getrübt und machten ihr unmissverständlich klar, dass die Bewohnerin dieses Heims blind war. Jedoch gab es da noch etwas anderes, was Cora stutzig machte. Es war eine merkwürdige Kraft, die von ihr ausging. Deshalb blieb sie zurückhaltend stehen und beobachtete Marco, wie er auf sie zuging.

„Welch Überraschung und Freude, dass du mich besuchen kommst, Marco", meinte sie leise mit heiserer Stimme. Sie fixierte weiterhin den Boden, hatte aber ein dezentes Lächeln aufgesetzt. Dabei vermehrten sich die vielen Falten im Gesicht, insbesondere jene um ihre milchigen Augen. Cora fragte sich, wie alt diese Frau wohl war und woher sie wissen konnte, wer ihr Haus betreten hatte. Ob es an ihrer einzigartigen Ausstrahlung lag?

Marco trat näher zu dem Stuhl, in dem es sich die Frau mit einer dicken Wolldecke gemütlich gemacht hatte. Es war trotz des Ofens ziemlich kühl hier drinnen. „Ich war in der Nähe und dachte, ich schau mal wieder vorbei und erkundige mich, wie es dir so geht."

Cora wagte kaum, sich zu bewegen. Sie hatte das Gefühl, dass jede Bewegung dieses kommende Gespräch stören konnte.

„Du machst dir immer zu viele Sorgen, Marco. Ich bin zwar alt und blind, aber nicht völlig wehrlos", meckerte die Alte und brachte die Dunkelhaarige zum Schmunzeln. Sie konnte die Frau gut verstehen, denn Marcos Beschützerinstinkt war wirklich einzigartig.

„Du kennst mich doch. Ich kann nicht anders, Nana." Während er sprach, holte er einen kleinen Beutel aus seiner Jackentasche. Dem Klirren nach zu urteilen, enthielt er Berrys. Er legte den Beutel in ihre gefalteten Hände und erhob sich.

Als sie das Geld ertastete, schnaubte sie. „Du solltest aufhören, deine ganzen Berrys für eine Frau auszugeben, die sowieso nicht mehr lange zu leben hat." Das sagte sie so trocken, dass Cora fassungslos den Mund öffnete. „Damit solltest du lieber der jungen Frau da hinten etwas Hübsches kaufen." Sie schmunzelte, als hätte sie Coras ertappten Gesichtsausdruck genau gesehen.

„Oh, tut mir leid, dass ich mich nicht vorgestellt habe", beeilte sich Cora zu sagen. „Ich wollte euer Gespräch nicht unterbrechen. Mein Name ist Cora und ich bin...eine Freundin von Marco." Sie warf dem Blonden einen schnellen Blick zu, wandte sich aber sofort wieder an die Grauhaarigen am Ofen.

Nana richtete sich etwas auf. „Soso. Eine Freundin von Marco also." Sie lachte leise, und Cora hatte das Gefühl, als wüsste die alte Frau mehr, als ihr lieb war. „Weißt du was, Marco? Wieso gehst du nicht in die Küche und kochst uns allen Tee?" Sie legte den Kopf schief, den Blick weiter auf den Boden gerichtet.

Der Phönix sah sie verwirrt an. „Ich? Wieso ich?"

„Na, wer ist hier alt und blind? Du oder ich?" Cora musste bei ihrer Masche und dem vorwurfsvollen Ton ein Lachen unterdrücken. Marco murmelte etwas Unverständliches und verschwand im Nebenraum. Diese Nana hatte ihn eindeutig im Griff. Während Cora noch zur Küchentür starrte, wandte sich die alte Frau ihr zu: „Also Cora, Freundin von Marco. Wieso besuchst du mich gemeinsam mit meinem Lieblingsvogel?"

Cora lächelte verlegen. Nana war ziemlich direkt. „Das ist keine besonders aufregende Geschichte." Sie wollte niemanden damit langweilen.

Doch die Hausbesitzerin ließ nicht locker. „Ach. Ich bin mir sicher, dass sie spannender ist, als schweigend auf Marcos Tee zu warten."

Offenbar würde sie nicht davonkommen. Seltsamerweise fühlte es sich völlig vertraut an, hier zu sein, obwohl sie die alte Frau nicht kannte. Sie setzte sich auf die kleine Bank gegenüber dem Ofen. „Es war reiner Zufall, dass wir uns wiedergesehen haben. Ich war auf einem Schiff...einem Schiff von Menschenhändlern. Ein Plan ging furchtbar schief, sie nahmen mich gefangen und richteten mich übel zu. Die Moby stieß zufällig auf die Menschenhändler und fand dabei auch mich. Ich war überrascht, Marco wiederzusehen, und er war vermutlich nicht weniger geschockt. Seitdem bin ich Gast bei den Whitebeards." Es überraschte sie, wie leicht ihr die Worte über die Lippen kamen, obwohl sie diese Nana kaum kannte.

„Hm. Ich habe schon langweiligere Geschichten gehört." Sie lachte heiser, wurde aber schnell nachdenklich. „Das heißt, du wirst die Moby bald wieder verlassen."

Cora runzelte bei dieser Aussage überrascht die Stirn. „Ehm...ja. Ich muss immerhin nachhause. Abgesehen davon kann ich der Crew nicht ewig zur Last fallen." Sie lächelte etwas wehmütig. Sie hatte viele der Mannschaft bereits nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen, aber sie war keine Piratin. Sie war Revolutionärin.

„Oh. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dort niemandem zur Last fallen würdest." Sie schmunzelte wieder ein wenig, als wüsste sie etwas Wichtiges. Diese alte Dame war wirklich faszinierend. Nicht nur, dass sie trotz ihrer Blindheit förmlich durch Cora hindurchsehen konnte – ihre Präsenz nahm den gesamten Raum ein, und irgendetwas sagte der Dunkelhaarigen, dass mit der scheinbar alten und zerbrechlichen Frau nicht zu spaßen war. „Weißt du? Ich kannte den alten Whitebeard bereits sehr lange. Er war ein guter und gerechter Mann." Sie lächelte bitter und schwelgte für einen kurzen Moment in Erinnerungen, doch sie fing sich schnell wieder. „Marco kommt mich besuchen, seit er dem Wunsch Whitebeards nachgekommen ist und Pirat wurde. Selbst nach dessen Tod hat er mich nicht vergessen, bringt mir Berrys vorbei und leistet mir Gesellschaft. Er ist ein unglaublich gütiger Mensch, der für seine Crew alles tun würde."

Cora wusste nicht so recht, worauf Nana hinauswollte. Sie wusste, dass Marco ein toller Käpt'n und ein außergewöhnlicher Freund war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, als wollte sie damit etwas anderes sagen.

„In all den Jahren, in denen er mich besucht hat, fehlte ihm aber etwas. Lange wusste ich nicht, was es war, aber als er heute mein Haus betreten hatte, wurde es mir klar." Sie zog die gestrickte Decke auf ihren Beinen höher. "Du musst wissen, viele Menschen sind für mich wie ein offenes Buch. Ich kann sie lesen, ohne sie zu sehen. Bei Marco war es aber immer ein wenig schwierig. Der Phönix ließ es nicht wirklich zu, dass mir seine Geschichte erzählt wird, aber jetzt weiß ich es. Er war nie wirklich vollständig." Sie lächelte glücklich über diese Erkenntnis.

Das Herz der Dunkelhaarigen fing bei ihren Worten an, schneller zu schlagen. Sie fühlte diese Nervosität in ihr aufsteigen, weshalb sie an ihren Jackenärmeln nestelte. Das erklärte, warum sie sich so merkwürdig vorgekommen war. Diese Frau – diese Nana – kannte ihre Geschichte, seit sie diesen Raum betreten hatte. „Was...fehlte ihm denn?" Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Wollte sie es wirklich wissen?

Zum ersten Mal, seit sie hier waren, hob die Grauhaarige ihren Kopf und richtete ihre Augen direkt auf Cora. Ein kalter Schauer jagte über ihren Rücken, als die trüben Pupillen so intensiv auf ihr lagen. „Ich glaube, gerade du solltest es wissen, Cora. Immerhin fehlte dir auch lange etwas Bestimmtes."

Sie musste den Blick abwenden und starrte stattdessen vehement auf den Boden. Sie hatte die Antwort geahnt, und doch war es anders, sie auch zu hören. Es war wahr, dass Marco in all den Jahren gefehlt hatte. Das war ihr schon jahrelang bewusst, aber es war neu zu hören, dass es ihm nicht anders ergangen war. Das war...schön. Und doch würde es kaum etwas ändern. „Er wird mir fehlen, wenn ich das Schiff verlasse", meinte sie aus diesem Grund sachlich. So war es nun mal, auch wenn der Gedanke daran schmerzte.

„Es wird noch viel schmerzhafter werden, wenn du ihm nicht alles über dich erzählst."

Bei diesen harten Worten hob Cora ruckartig ihren Kopf und krallte ihre Fingernägel in die Handfläche. „Ich...das würde nichts daran ändern", meinte sie energisch und musste sich zusammenreißen, nicht aufgebracht zu klingen. Es fiel ihr schwer, sich zu beherrschen. Dieses Thema war ihr Schwachpunkt, und das wusste Nana nur zu gut, ohne sie tatsächlich zu kennen.

Plötzlich wurde der Blick der alten Frau wieder sanft. „Es würde alles ändern, Cora."

Cora ließ ihre angespannten Schultern sinken. Irgendwie konnte sie darauf nicht antworten. Normalerweise hätte sie sofort widersprochen, aber bei Nana war das nicht so einfach. Just in diesem Moment wurde die Tür zur Küche geöffnet.

„Vielleicht könntest du das nächste Mal erwähnen, dass der Tee in der untersten Schublade zu finden war. Ich habe ewig gesucht." Marco balancierte ein Tablett mit dampfenden Tassen und stellte es auf den kleinen Beistelltisch ab. Erst jetzt richtete er seine Aufmerksamkeit auf die zwei Frauen, woraufhin er die Stirn runzelte. Cora mied seinen Blick, während Nana vor sich hinlächelte. Jedoch hinterfragte er dieses Verhalten nicht. Weder Nana noch Cora würden darüber sprechen wollen. Deshalb gab er Nana eine Tasse in die Hand, nahm sich anschließend die zwei anderen und setzte sich ebenfalls auf die Bank.

„Ihr zwei seid also auf derselben Insel großgeworden. Da habt ihr ja ziemlich viel Zeit miteinander verbracht." Scheinheilig nippte Nana an ihrem Tee. Mittlerweile glaubte Cora, dass sie nichts ohne Hintergedanken sagte. Dies ließ die Dunkelhaarige schmunzeln. Auch wenn sie gerade dank der blinden Frau furchtbar durcheinander gewesen war, war sie ihr sehr sympathisch.

„Was soll das werden, Nana?", hakte Marco skeptisch nach. Anscheinend hatte er denselben Gedanken.

„Nur eine nette Fragestunde bei einer Tasse Tee. Nichts weiter." Als ob!

„Schön." Der Phönix seufzte. „Ja. Wir haben ziemlich viel Zeit miteinander verbracht. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Immerhin waren wir beste Freunde."

„Beste Freunde also. Wie können sich zwei beste Freunde so leicht aus den Augen verlieren, Cora?" Dass Nana ihre Worte plötzlich an die junge Frau richtete, überraschte sie kurz. Etwas überfordert sah sie zu Marco, der anscheinend noch immer nicht verstand, was sein Gegenüber bezweckte.

Cora fühlte sich wieder wie mit sechzehn. Damals war sie ihrer Mutter auch ständig diesem Frage-Antwort-Spiel bezüglich Marco ausgesetzt gewesen. Schon vor zwölf Jahren hatte sie sich dabei unbehaglich gefühlt. „Naja. Nachdem Marco weg war, blieb ich nicht mehr lange auf unserer Heimatinsel. Ohne ihn hat mich dort nichts mehr gehalten, weshalb ich ziemlich schnell den Revolutionären beitrat. Wobei das wieder eine andere Geschichte ist, aber deshalb konnte er mir auch nicht schreiben. Er wusste nicht, wo ich war." Zu Beginn war sie über sein Verschwinden so enttäuscht gewesen, dass sie diese Unwissenheit gut gefunden hatte. Nach und nach hatte sie es bereut, jedoch war sie damals mit der Schwangerschaft zu beschäftigt gewesen, um sich viele Gedanken darüber zu machen. Und ehe sie sich versah, war Liah auch schon auf der Welt und hielt sie ganz schön auf Trab.

Marco lehnte sich nach vorne und stützte sich mit den Unterarmen auf den Knien ab. Er warf einen schnellen Blick zu Cora, die ihn ebenfalls ansah. „Ich wollte Cora damals besuchen. Das wollte ich wirklich, aber zu Beginn waren wir viel zu weit entfernt, um einfach mal so zu ihr zu fliegen. Außerdem war Whitebeard damals nicht begeistert, als ich diesen Wunsch äußerte."

Die Dunkelhaarige umklammerte die Tasse fester. Darüber hatten sie noch nie gesprochen. Jetzt zu erfahren, dass er sie damals sehen wollte, war seltsam. Sie hatte es gehofft, aber wie zuvor war es etwas anderes, es auch zu hören.

Plötzlich seufzte Nana tief. „Die Jugend von heute sucht ständig nach Ausreden, aber wenigstens bekommt ihr die Chance, alles wieder gutzumachen."

Etwas überrascht über diese Aussage sah Cora zu Marco. Er wirkte ernst und nachdenklich. Nana hatte Recht. Es war Zufall, um nicht zu sagen Schicksal, dass sie sich wieder getroffen hatten. Vielleicht sollten sie dieses Wiedersehen nutzen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch so einfach war das nicht, denn da gab es noch immer Liah.

Von da an verlief das Gespräch locker. Nana erzählte viel von früher, auch über den jungen Marco, der damals beinahe ihr Haus abgefackelt hatte. Anscheinend war es heute nicht das erste Mal gewesen, dass er Tee gekocht hatte. Cora musste in der Stunde viel lachen. Die Anekdoten der Frau waren Gold wert und schafften es, dass sich die 28-Jährige neben dem blondhaarigen Käpt'n fühlte wie damals. Deshalb umarmte sie Nana zum Abschied und versprach, eines Tages wiederzukommen. Als Marco das Haus bereits verlassen hatte und sie mit der Grauhaarigen zurückblieb, hielt diese sie noch einmal zurück.

„Du siehst es vielleicht nicht, aber du tust Marco unheimlich gut. Er braucht dich, auch wenn er es nicht offen zeigt. Und genauso brauchst auch du ihn", sagte Nana mit einem Lächeln im Gesicht. „Passt auf euch auf und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe." Damit erwiderte sie ein letztes Mal das Lächeln der Frau, ehe sie Marco folgte und sich mit ihm auf den Weg zurück zum Schiff machte.

„Ich hoffe, Nana hat dir keine merkwürdigen Fragen gestellt." Der Phönix grinste und erinnerte sie an den Moment, als sie mit der Grauhaarigen allein gewesen war.

„Nein. Keine Sorge. Sie waren nicht allzu komisch." Leise lachte Cora bei dem Gedanken an das Gespräch. „Aber Nana ist großartig. Ich hatte immer das Gefühl, als wüsste sie genau, was ich gerade denke." Es war fast schon unheimlich.

Der Blondhaarige nickte zustimmend. „Oh ja. Manchmal kann das ziemlich beängstigend sein. Ich glaube, sie kennt mich besser als ich mich selbst. Und dabei sehe ich sie nicht mal besonders oft."

„Weißt du? Sie hat recht." Cora spielte mit dem Stoff ihrer Jacke und blieb stehen, als sie das mittlerweile nebellose Deck über die Brücke betreten hatten. „Dass wir uns wieder getroffen haben, ist eine Chance. Eine Chance, die wir nicht vergeuden sollten. Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen? Ich will die Zeit, die ich mit dir habe, genießen."

„Wenn es nach mir ginge", fing er an und machte einen Schritt auf sie zu, ehe er mit seiner Hand ihr Handgelenk umfasste, „würde ich dich nicht gehen lassen, um unendlich viel Zeit mit dir zu verbringen." Mit sanfter Gewalt zog er sie zu sich. Coras Augen weiteten sich, als sie gegen seinen Oberkörper prallte. Nur zu deutlich spürte sie seinen Atem an ihrem Scheitel und den anschließenden federleichten Kuss, den er auf diese Stelle platzierte. Doch innerhalb weniger Sekunden war dieser unreale Moment wieder vorbei. Um Abstand zwischen ihnen zu bringen, machte er einen Schritt zurück. Als wäre nichts gewesen, schmunzelte er und steckte seine Hände in die Hosentaschen.

„Danke, dass du so geduldig mit Nana warst. Sie hat sich sehr gefreut, dich kennenzulernen." Er machte Anstalten zu gehen, hielt aber noch einmal kurz inne. „Die Teleschnecke bringe ich dir heute Abend übrigens bei deiner Kajüte vorbei, falls das in Ordnung geht. Ich möchte nämlich ohnehin noch kurz mit dir sprechen, doch das will ich nicht hier mitten auf Deck, okay?"

Cora konnte nicht viel mehr tun, als zu nicken. Diese kleine und scheinbar unbedeutende Geste hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Vor allem diese Worte hatten sie aus der Fassung gebracht. Fast schon geschockt legte sie ihre Hand auf die Stelle, unter der ihr Herz wie wild schlug. Und zwar so sehr wie das letzte Mal vor zwölf Jahren.

~*~

Nach mehr als sechs Jahren (wtf?) melde ich mich hier zurück.  Ich kann diese Geschichte nicht einfach unfertig auf meinem Laptop und im Netz herumdümpeln lassen. Cora, Marco und Liah haben einfach auch ihr Ende verdient. Wie auch immer es aussehen mag - Ich weiß es allerdings, denn während ich das hier schreibe, fehlen mir nur noch 3 Kapitel bist zum Schluss. ;)

Deshalb auch gute News für alle, die sich (wieder) hierfür interessieren -> Wishes wird regelmäßige Updates haben. Alle fünf Tage kommt ein neues Kapitel. Yay!  =^_^=

durchschnittliche Kapitellänge ca. 2.700 Wörter 

Also viel Spaß mit dem (mehr oder weniger) Sequel zu Something Worth Fighting For!

LG

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