》24《
Nachdem ich Emma ein aufmunterndes Lächeln zugeworfen hatte, schmiss ich dem Glatzkopf meine Schürze an den Kopf und verließ aufgeregt die Küche.
Fragend blickte ich mich im großen Gang um. Ich war schon froh zu wissen, wo mein Zimmer sich befand, wie sollte ich Nero hier bei all den verschlossenen Türen nur finden.
"Vielleicht einfach mal deine Instinkte machen lassen.", maulte Saphir mich genervt an und sofort streckte ich meine Nase in die Höhe, um seinen Geruch auszumachen, doch es roch zu meiner Enttäuschung nur nach Regen, sonst war da nichts.
Frustriert suchte ich jeden Winkel des Schlosses ab und verlief mich ein paar mal. Es war wirklich riesig und ein Flur glich dem anderen, als wäre ich immer im gleichen und würde auf und ab laufen. Als eine ganze Weile vergangen war, in der ich mich wahrscheinlich fluchend im Kreis bewegte, erfand ich mein ganz eigenes System, um mich in diesem Labyrinth zurecht zu finden. Die Gemälde.
Sie waren das Einzige, das sich von Gang zu Gang unterscheidete, also prägte ich mir in jedem Flur ein Bild ein, und so bekam ich nach und nach einen Teil meiner Orientierung wieder zurück.
Während ich dabei war, mir ein Gemälde anzuschauen, auf dem ein älterer Herr ein Glas Rotwein trank, kam mir aus der Tür nebenan plötzlich eine dunkle Stimme entgegen. Doch es war nicht Neros Stimme, es war Damiens, und zu dem Klang, der mein Herz kurz aussetzten ließ, kam mir auch sofort sein Geruch in die Nase. Ich wehrte mich gegen das Verlangen und die Neugier, die mich wie paralysiert dazu verleitete, meine Hand auf die Türklinke zu setzen, und zog sie schnell wieder zurück, doch ehe ich verschwinden konnte, wurde die Tür mit einem Schwung aufgerissen und braune Augen starrten mir verwirrt entgegen.
Nur mit einer Boxershorts bekleidet stand er da, nahm mir mit seiner Erscheinung die Luft zum atmen und brachte mein Herz zum rasen. Kleine Schweißperlen sammelten sich auf seiner nackten muskulösen Brust, die meinen Blick auf sich zog, mich kurz in einer Starre verharren ließ, bis mich Camillas dreckiges kichern im Hintergrund aus ihr befreite. Sie saß auf dem atemberaubend schönen Himmelbett und zog triumphierend eine Augenbraue nach oben, während sie mich arrogant musterte. Durch Damiens Präsenz nahm ich sie nur nebenbei wahr, doch auch sie sah verschwitzt aus, was mir aber seltsam vorkam, denn sie war im Gegensatz zu ihm, komplett angezogen. Zwar nicht mehr das Kleid vom Frühstück, dafür eine Leggins und Tanktop. Sogar in diesem langweilig wirkenden Aufzug, sah sie mit ihren wilden braunen Locken fantastisch aus, und ohne es zu wollen, packte mich die Eifersucht.
"Was machst du hier?", lenkte Damien meine Aufmerksamkeit wieder komplett auf sich, doch ich konnte ihm nicht antworten. Viel zu sexy fielen ihm die nassen schwarzen Haare ins Gesicht, während er locker am Türrahmen lehnte. Schnell ging ich einen Schritt zurück, wollte seinem betörenden Geruch ausweichen, der mich ummantelte wie das süßeste Parfüm.
"Mhhhhhhh.", schnurrte Saphir und brachte mich damit wieder in die Realität zurück.
"Ich ... also ...", stotterte ich und schüttelte mich kurz um seine Anziehung abzuwehren, "Ich suche Nero."
Sein Blick war gleichgültig, was mich im tiefen Innern verletzte, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Erneut wurde ich von mir selbst gefangen genommen, völlig hin und her gerissen zwischen zwei Extremen. Saphir brachte mir immer wieder Bilder in den Kopf. Von meinen Lippen auf seinen, von unseren Händen, die sich sorgsam berühren würden, alles vom anderen erspüren wollten, doch gleichzeitg lachte sie auch beim Gedanken daran, Camilla den Kopf abzureißen und sie zu vernichten, um unseren Mate ganz für uns zu haben.
Im Gegensatz zu ihr, waren meine Empfindungen eher wie ein offenes Meer, voller wilder Wellen, die mich in seiner Anwesenheit immer weiter weg vom Strand spülten, und ich würde untergehen wenn ich meinem Verlangen nachgeben würde. Also schwamm ich mit voller Kraft den hohen Wellen entgegen, kämpfte darum diesem Strudel zu entkommen. Doch das strampeln in diesen dunklen Gewässern, raubte mir meine letzte Kraft, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mich treiben lassen müsste, weil auch meine Kraft mich zu wehren irgenwann dahin schwinden würde.
"Er ist oben. Da hinten ist eine Treppe. Du wirst die Tür sofort erkennen.", zeigte er mit dem Finger an mir vorbei, doch ich nahm seine Hand nicht wahr, starrte ihm nur in die wunderschönen Augen, die mir sofort ein Gefühl der Geborgenheit gaben, als seine mich zurück anschauten.
"Danke!", stieß ich schnell heraus und bewegte mich in Richtung der Treppe, musste mich bei jedem Schritt zwingen, mich nicht umzudrehen, mich nicht wieder in seinem Anblick zu verlieren, und umso weiter ich mich von ihm entfernte, umso näher kam ich dem Strand, der die Wellen hinter mir verebben ließ.
So schnell ich konnte, lief ich die langen Treppen hoch, Nero entgegen, oder eher gesagt weg von Damien, weg von dem Verlangen, weg von der Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit. Weg von der mich an ihn kettenden Verbundenheit, die mich wie eine Abhängige immer wieder in seine Nähe trieb.
Oben angekommen, musste ich erstmal Luft holen. Ich lehnte an der kühlen Wand und atmete tief, versuchte das Bild seiner Schönheit zu verändern. Suchte nach Makeln um ihn für mich unattraktiv zu gestalten. Doch er war perfekt. Wie für mich geschaffen. Eine Droge, die mich beim kleinsten Anzeichen von Schwäche zerstören wird, denn er wird mich niemals lieben, und genau das war es, was ich im Leben mehr als alles andere suchte und brauchte.
Geduldige, selbstlose, freundliche Liebe, die nicht vorgetäuscht wäre, nicht aus einem Zwang heraus entstehen würde, sondern aus echten Gefühlen, wahrer Zuneigung und gegenseitigem Vertrauen. Er hatte mich nicht verdient. Hatte eine andere und war ein Feigling, der sich hinter undurchdringbaren Mauern versteckte.
Ich atmete ein letztes Mal tief durch und lief geknickt weiter, versuchte die Gedanken an ihn abzuschütteln und konzentrierte mich auf das, was jetzt kommen würde.
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971 Wörter
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