》19《
Ausgeschlafen und trotzdem kraftlos schaute ich ihm entgegen. Er saß wie immer am Kopfende des Tisches und wartete darauf, was ich zu sagen hätte.
"Ich wollte um deine Erlaubnis bitten, Emma in die Freiheit zu entlassen.", forderte ich ihn mutig auf, während ich auf meinem Platz an dem langen Tisch saß und ein schwarzes langes Kleid mich umhüllte.
"Ich muss dich enttäuschen Melody, aber Emma hat schon genug Glück damit gehabt, überhaupt hier so leben zu dürfen, wie sie es tut. Das hast du allein Damien zu verdanken, meine Einwilligung dafür hättet ihr niemals bekommen."
Er nahm einen tiefen Schluck seiner Tasse, rückte seinen grauen Anzug zurecht und schaute mir dann gleichgültig entgegen.
"Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben. Ich werde nie wieder etwas erwarten oder verlangen.", bettelte ich, was mir ziemlich schwer fiel. Nach Calvin, hatte ich mir geschworen, mich nie wieder einem Mann zu unterwerfen, und jetzt saß ich verzweifelt vor meinem König und machte mich zu einer Witzfigur.
"Nun ja. Eine Möglichkeit gäbe es schon-", zog er neugierig meine Aufmerksamkeit auf sich. "Schließe die Verbindung mit meinem Sohn ab, steh ihm treu zur Seite, und Emma ist ein freier Mensch. Ich gebe dir mein Wort."
"Sag ja! Er wird uns gehören!", wimmerte Saphir, doch ich konnte keineswegs ihre Begeisterung teilen. Eins zu werden, mit Damien, kam für mich nicht in Frage.
Mich jetzt von ihm makieren zu lassen, würde bedeuten, mit ihm auf ewig verbunden zu sein. Die Gefühle füreinander würden nur noch aufgrund der Vereinigung wachsen, und nicht weil wir sie wirklich empfinden würden. Nero hätte alles verlangen können, doch das war einfach unmöglich für mich. Ich war nicht bereit mich komplett aufzugeben und zu einer nach meinem Mate sabbernden Marionette zu machen. Wütend nahm ich mein Glas und nippte einige Male daran. Mein Hals war vor Anspannung so trocken, das kalte Wasser entspannte ihn.
"Ich erwarte nicht das du dich heute entscheidest. Mein Angebot steht. Jetzt lass uns frühstücken. Die anderen kommen sicher später."
Ohne ihn nochmal anzublicken, geschweigedenn ein Wort mit ihm zu wechseln, aß ich ihn Ruhe auf und bedankte mich anschließend bei ihm, bevor ich aufgewühlt nach draussen in die Sonne verschwand.
"Guten Morgen.", kam Aiden mir auf halben Weg die Treppen runter entgegen.
"Guten Morgen."
Ich schaute dem Blonden kurz ins lächelnde Gesicht und lief an ihm vorbei, um mir an einem Stand die wunderschönen kleinen Gemälde anzuschauen. Eines war perfekt für mich. Es zeigte einen großen Apfelbaum, der trotz der Schneelandschaft um ihn herum, herrlich aufblühte.
"Wenn du es haben willst, kaufe ich es.", ertönte Damiens Stimme hinter mir, der sich neben mich stellte und das Bild betrachtete.
"Nein ist schon okay."
Schnell legte ich es zurück und wollte weg, doch er hielt mich fest und zog mich nah an sich herran. Mein Herz pochte beim hinaufschauen in seine tiefen warmen braunen Augen.
"Komm mit.", flüsterte er und zog mich hinter sich her zu seinem Cabrio.
"Was hast du vor?", schaute ihn ihn fragend an, doch er lachte nur und hielt mir die Tür auf, damit ich Platz nehmen konnte.
"Warte kurz, ich bin gleich wieder da."
Er lief zu Camilla, die am Fuße der Treppe stand und mich mit ihren Blicken in der Luft zerriss.
Ich sah die beiden streiten, konnte jedoch kein Wort verstehen. Ein unwohles Gefühl breitete sich in mir aus, und gerade, als ich aussteigen wollte, protestierte Saphir lauter denn je in meinem Kopf und zwang mich genau hier sitzen zu bleiben.
"So auf geht's.", stieg Damien lächelnd ein. Der schwarze dünne Pullover und die hellblaue Jeans standen ihm super. Er sah perfekt aus, als wäre er dazu bestimmt, genau in diesen Klamotten in diesem Cabrio zu sitzen.
"Wo fahren wir hin?"
"Lass dich überraschen."
"Und was wenn ich gar nicht mit dir irgendwo hinfahren möchte.", hob ich eine Augenbraue.
"Du willst meine Nähe , das weiss ich, auch wenn du dich noch dagegen streubst."
Ein Blick in seine Augen und mein Herz schlug wieder schneller. Er konnte es hören, und das gab ihm die Bestätigung seiner Worte. Grinsend startete er den Motor und fuhr durch das große Tor, über die Brücke dem Wald entgegen.
Nervös saß ich auf dem Beifahrersitz und ließ mir den angenehmen Wind durch meine schwarzen Haare wehen. Ich fühlte mich zwar wohl neben ihm, doch ich war mir sicher, das es nur die Verbindung war, die mich so empfinden ließ.
Wir fuhren längere Zeit durch den dichten Wald, bis er plötzlich hinter uns verschwand und eine riesige Wiese sich uns eröffnete, auf deren Mitte ein Apfelbaum erblühte.
"Ist das der Baum von-"
"Ja das ist er.", unterbrach er mich und schaltete den Motor aus. Nachdem er ausgestiegen war, kam er sofort an meine Seite und öffnete mir die Türe. Es überraschte mich wie freundlich er sich gab, seid ich zurück gekommen war. Vorher noch so kalt und abweisend, kaum Interesse an meiner Wenigkeit gezeigt, und nun schenkte er mir seine ganze Aufmerksamkeit.
"Ich möchte dir eine Frage stellen Melody-", fing er an tief Luft zu holen als wir gemeinsam auf den Baum zuschlenderten, "möchtest du überhaupt hier sein? Also ich meine freiwillig. Ich sehe wie du leidest, einen inneren Kampf mit dir selbst führst. Und ich weiss ehrlich nicht, wie ich mir dir umgehen soll."
Mein Blick fiel auf sein nachdenkliches Gesicht. Er schaute rüber zum Baum und man sah ihm die kleine Verzweiflung an, die auch in seiner Stimme lag. So verletzlich hatte ich ihn noch nie wahr genommen, oder hatte ich mich durch Camillas Anwesendheit nur auf das negative konzentriert.
"Ich hab mir mein Leben anders vorgestellt. Einen Mann, der mich lieben würde, ohne sich durch eine Verbindung dazu verpflichtet zu fühlen.", gab ich ihm leise zurück und dachte darüber nach, ob er mich überhaupt verstehen konnte. In wie weit würde ein Prinz sich auf meine Vorstellungen einlassen, war er doch der begehrteste Werwolf mit so viel Auswahlmöglichkeiten. Jede Frau, egal ob frei oder verheiratet, hätte er sofort haben können, und sie würden sich ihm allesamt sofort unterwerfen, sich zu seinem machen, egal ob sie ihn teilen müssten oder er sie überhaupt ausserhalb des Schlafzimmers beachten würde.
Er kam einen Schritt auf mich zu, riss mich aus dem endlosen Strudel meiner Gedanken und forderte meine volle Aufmerksamkeit.
"Denkst du ehrlich es ist nur die Mate Sache, die mich dazu verleitet dir nahe sein zu wollen? Ich hätte dich auch so unheimlich attraktiv gefunden in dem roten Seidenkleid.", grinste er über beide Ohren und kurz kam die Erinnerung an Calvin zurück in meine Gedanken, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich schaute dem schwarzhaarigen in die Augen, ließ es kurz zu das mir der Atem stockte und wich seinem Blick dann aus. Es schmeichelte mir zwar, doch ich wusste seid meiner Pubertät, dass Männer mich körperlich anziehend fanden. Das war es nicht, was ich mir von Männern wünschte. Mein Traum war es, jemanden zu finden, der durch die schöne Hülle hindurch blicken würde, mein Inneres sehen und berühren wollte, nicht geblendet wäre von den schwarzen Haaren, den braunen Augen und meiner Figur. Aleks brachte mir dieses Gefühl, indem er sich nichts aus meinem Aussehen machte. Er schenkte mir diese verliebten Blicke, ohne das ein schönes Kleid mich elegant aussehen ließ oder meine Haare schön zurecht gemacht waren. Doch er war eben anders, unterscheidete sich in so vielen Dingen von den Männern die ich kannte.
Camilla war, genau wie ich, eine Frau der die Männer hinterher schauten. War das sein Ziel. Wollte Damien einfach schöne Frauen um sich herum haben, um von anderen Wölfen beneidet zu werden. Wie sollte ich überhaupt irgenwann eine Entscheidung treffen, wenn ich selbst so gespalten war, in allem was ich fühlte oder dachte.
"Ich brauche Zeit.", gab ich ihm zurück und wandt mich dann von ihm ab, um auf den Baum zu zulaufen, der mich mit seiner Schönheit von all dem Chaos in meinem Kopf befreien sollte. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken, ob ich nur eine Trophäe für ihn sein würde, oder ob es irgenwann von seiner Seite aus auch um echte Gefühle gehen würde. Am liebsten hätte ich eine Zeit lang alle Gefühle und Gedanken aus meinem Bewusstein verbannt, doch sie würden mich immer weiter kontrollieren, egal ob ich es zulassen würde oder nicht.
_____________
1300 Wörter
Mal ein bisschen mehr Text!
Über ehrliches Feedback wäre ich dankbar, weil ich nicht weiss ob es gut bei euch ankommt. :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro