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22 | Liebevoll streng

Würde Oma mir gegenüberstehen, dann würde ich ihr zum Letzten sagen: Ja! Ja! Ja!

Zumindest glaube ich das. Meine Augen wandern zu Flecki und mir scheint es, als würde er mir auch zustimmen. Vielleicht sind es auch meine Finger, die seinen Kopf wackeln lassen. Nur eventuell ... Hat das schon mal jemand von euch gemacht, nur um eine Bestätigung zu bekommen? Oder ... tue so etwas mal wieder nur ich?

Meine Hand gleitet von Flecki weg und ruht nun wieder auf dem Buch. Zu lange kann ich mich ihm noch nicht zuwenden. Noch nicht. Eventuell irgendwann. Vielleicht schon bald.

Das Geschriebene von ihr unter mir. Meiner Oma. Dieser unfassbar starken Frau, was ich nie gewürdigt habe, nicht konnte. Es gibt mir so viel ... zurück. Nein, das ist es nicht ganz. Nicht nur zurück. Es füllt ebenso wesentliche Löcher in mir ... Gleichsam tun sich Neue auf. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist alles zusammen. Wissen kann so viel sein und mit einem machen. Genauso wie Erinnerungen. Ich hoffe, dass Oma recht behält und es sich in mir fügen wird.

Je länger meine Hand darauf verweilt, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass sich die Buchstaben erheben und mir etwas aufzeigen wollen. Doch mein Verstand begreift nicht was. Vermutlich ist es auch nur ein Gefühl.

Gefühle ... Sie haben sich innig geliebt und dennoch getrennt. Oma hat scheinbar sehr gelitten, ihre Vorsätze betreffend der Uni erneut über Bord geworfen – vielleicht war sie deswegen eher liebevoll streng gegenüber ihrer Tochter? – und brauchte enorm viel Zeit und Kraft, um sich wieder aus dieser Zeit herausholen zu können. Es muss schmerzhaft für beide – Oma und Soph – gewesen sein. Es ist tragisch, wenn ehrliche, aufrichtige Liebe nicht ausreicht. Wenn die Beziehung dennoch nur in eine Richtung gehen kann. Dieses Gefühl hatte Oma offensichtlich begleitet. Das allein muss schon schwierig genug sein.

Wenn ich mir vorstelle, dass Len und ich ... einmal an einem solchen Punkt stehen sollten ... Meine Atmung wird flacher, hektischer und ... und ... ich höre mich selbst quietschend ein- und ausatmen. Hoffentlich nicht! Mit Tränen in den Augen versuche ich im Hier zu bleiben und so ruhig, wie es mir möglich ist, die Luft in meine Lungen vordringen zu lassen.

Ein und aus. Ruhig. Ganz langsam ein und aus. Zunehmend entspannt sich mein Körper wieder. Len und mir wird das nicht passieren! Daran glaube ich fest.

Ich hoffe, dass auch Oma ihr neues Glück finden konnte. Nicht nur eine neue Person an ihrer Seite, sondern einen Menschen, den sie verdient hat. Anton scheint auf jeden Fall ein guter Mensch zu sein und kein Pimmel – vielleicht auch beides. Wieder muss ich lachen. Dieses Wort!

Und wenn nicht, hat sie wenigstens noch Val als gute Freundin ... Obwohl ... Ich ziehe die Luft zischend ein. Ist sie überhaupt noch weiter in den Club gegangen? Oder hat sie womöglich Val auch noch verloren? Ich hoffe, Oma hatte den Arsch in der Hose, sich bei Val zu melden! Ich glaube nicht, dass Val sie im Stich gelassen hätte.

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Juli 1973

»Wie findest du es, dass wir jetzt ein richtiges Frauenzentrum in Berlin haben?«

Ich glotze Val an. Sie hat mich noch nicht einmal auf das mit Soph und mir angesprochen. Das ist ... Ich habe kein passendes Wort parat. Sie hat mir auch noch nicht in den Hintern getreten, obwohl ich Monate gebraucht habe, mich bei ihr zu melden. Aus Scham habe ich mich erst nicht getraut, zum Club zu gehen und, weil ich Soph den Freiraum lassen wollte. Außer das eine Mal, als ich ihre Sachen hingebracht habe. Da war Soph zum Glück nicht da. Ich habe mich als Störfaktor gesehen, der sich von ihr fernhalten sollte. Immerhin habe ich ihr großen Kummer bereitet. Irgendwann habe ich es aber nicht mehr ausgehalten und sehnte mich wieder nach anderem. Vielmehr nach meiner Freundin. Nach Val. Oder auch den Frauenraum. Ich konnte nicht anders und bin hin. Val hat mich sofort, als sie mich sah, abgefangen und fast zerdrückt vor Erleichterung und Freude.

»Äh ... Gut, auf jeden Fall. Ja, gut«, stammele ich so halb daher.

»Ich auch. Das erleichtert uns vieles im Club. Wir können jetzt viele Frauen zu kompetenten Frauen weitervermitteln. Nicht, dass wir dumm sind oder so, aber ... du weißt schon.«

»Ja klar.«

»Ist es dir unangenehm, wenn wir hier darüber reden?«

»Ach, so ein Quatsch. Das passt schon. Und ja, du hast recht. Im Frauenzentrum dokumentieren sie auch häusliche Gewalt und versuchen mit Anwältinnen zu arbeiten und so oder?«

»Ja genau und noch einiges mehr.« Nun sieht mich Val doch misstrauisch an. »Wann fängt deine Schicht hier an?«

»In einer Stunde. Wieso?«

»Na, dann haben wir ja noch genug Zeit, das Flugblatt zu gestalten und ein wenig zu quatschen. Hm?«

Ich nicke ihr zu. Verwundert stelle ich fest, dass sie echt nicht böse auf mich ist. »Wie geht es dir, Val?«

»Eigentlich ganz gut. Noch besser natürlich, sobald wir unsere Flugblätter verteilt haben und sich schön viele Frauen aus der Kirche abgemeldet haben.« Sie grinst vor sich hin. »Diese Schweine haben keinen einzigen Pfennig von uns verdient.«

»Was haben Sie da gerade gesagt?«, fragt ein Passant so erschüttert nach, als wäre er gerade getreten worden und würde nun auf dem Boden liegen. Er war gerade dabei, an unserem Draußentisch vorbei zu laufen, hält an und kommt zurück.

»Ich sagte ...« Val steht auf und ihr ist der Zorn in das Gesicht geschrieben. »Dass die Kirche kein Geld von uns verdient hat. Jetzt verstanden?«

»So eine Unverschämtheit.« Jedes seiner Worte ist durchzogen von Verzweiflung, aber auch Unverständnis.

»Meint er das im Ernst«, lässt Val nun ihren Frust indirekt an mir aus.

»Val, lass gut sein. Er ist ein Vollidiot«, meine ich zu ihr.

»Hören Sie mal zu. Wir würden Sie es denn finden, wenn die Kirche Ihnen vorschreiben würde, wie Sie zu leben haben?«, fragt Val den Typen allen Ernstes.

»Sie zeigen einem doch nur die von Gott vorgegebenen Wege auf, die wir alle befolgen sollten.«

»Okay Val. Den sollten wir wirklich einfach außer Acht lassen.« Zum Glück sieht sie es sein, dass es sich hier um einen Hardcore-Kirchlichen handelt, mit dem es sich gar nicht lohnt zu reden. Sie wendet den Blick von ihm ab. Vielleicht ist er auch eine arme Seele, denke ich noch, als ich ihm hinterher sehe. Und eventuell versteht er nicht einmal unsere Sprüche – »Ungeborenes wird geschützt, Geborenes wird ausgenützt« und »Wir werden auf Mutterschaft getrimmt, damit bei euch die Kasse stimmt« –, die wir gerade auf unseren Flugblättern und später noch auf Plakate aufbringen.

Kopfschüttelnd setzt sich Val wieder hin und wir machen weiter. Nachdem wir uns beruhigt und unsere Vorbereitungen wirklich geschafft haben, packt Val die Stifte und alles, was wir nicht benutzt haben in ihre Tasche. Das fertig Zusammengestellte legt sie zur Seite.

»Und wie geht es dir, Patti?«

»Eigentlich ganz okay«, antworte ich erneut, und es ist entspricht auch der Wahrheit.

»Was soll das bedeuten?« Sie schwingt ihre Arme in die Luft. »Eigentlich ganz okay«, ahmt sie mich dann noch nach. »Wann wolltest du mir denn von Anton erzählen?« Da kommt die alles zu befürchtende Frage auch schon. Ihren Ton kann ich nicht einordnen, der als liebevoll streng bezeichnet werden könnte. Was soll ich darauf nur antworten? Vollkommen überfordert blicke ich sie stumm an. »Ist schon okay. Ich bin nicht sauer«, spricht sie die erlösenden Worte für mich aus.

»Bist du nicht?«

»Dann wäre ich nicht hier.« Sie streckt ihre Hand aus und streichelt über meinen Arm. Es beruhigt mich ungemein. Vielleicht habe ich es auch deswegen so lange hinausgezögert, sie zu sehen? Weil ich nicht noch einen Verlust vertragen hätte. Jetzt fühle ich mich immens erleichtert und eine tonnenschwere Last scheint sich zu verflüchtigen.

»Es war aber nicht wegen Anton«, stelle ich erst einmal klar.

»Wie du meinst«, erwidert sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Ich meine es ernst, Val. Es war nicht wegen ihm. Das habe ich Soph auch gesagt. Sie belügen könnte ich niemals.« Meine Stimme stockt und ich muss tief Luft holen. Es tut noch unwahrscheinlich doll weh an Soph zu denken. Ich weiß gar nicht, wie es wäre, wenn wir uns sehen würden.

»Okay, ich glaube dir«, sagt sie sanfter. »Neugierig bin ich trotzdem.«

»Weißt du noch an meinem ersten Tag im Club, als mich Anne gefragt hatte, warum ich da bin?«

»Du meinst, dieser komische Typ ist Anton?« Ihre Worte klingen zwar schroff, doch ihr Mund deutet ganz klar ein Grinsen an.

»Ja-ha, genau der ist es«, beantworte ich augenrollend ihre Frage.

»Also der, der dich mit deinem dämlichen Stift vollgequatscht hat?« Sie hebt die Hand hoch, als Zeichen, dass sie noch nicht fertig ist. »Der ja auch der Typ ist, der uns Aktionsweiber genannt hat?!« Sie lässt die Hand sinken.

»Ja, Val. Genau der.« Mit einem Seufzer lasse ich mich tiefer in den Stuhl fallen.

»Ist ja gut, ich denke, ich habe es begriffen. Ich wollte nur sichergehen«, amüsiert sie sich. »Na, dann erzähl mal weiter.

»Eigentlich gibt es gar nicht so viel. Ich habe ihn vor etwas mehr als einem halben Jahr wieder gesehen. Zufällig. Ich hab ihn ja nicht mal erkannt. Also nicht gleich. Erst hat er mich wieder genervt. Vor allem saß er erneut neben mir in der Vorlesung und quatschte mich einfach blödsinnig an.« Val grinst mich schelmisch an. »Was denn?«

»Du magst ihn. Das kann ja jeder erkennen.«

»Schon. Ja.« Ich setze mich wieder auf. »Aber wie ich sagte, es ...«

»Es lag nicht an ihm. Ich verstehe und ich glaube dir, wirklich.«

»Okay. Danke, Val. Wir sind dann einen Kaffee trinken gegangen, weil unser Professor nicht kam. Da wir uns, obwohl ich das niemals gedacht hätte, doch gut verstehen konnten, haben wir uns ebenso zum Lernen verabredet. Das Angebot wollte ich annehmen. Das kam mir zugute, weil ich das letzte Jahr Uni ernster nehmen wollte und ich einiges aufzuholen hatte. Sogar noch mehr, als mir bewusst war. Und ja, er signalisierte, dass er mehr Interesse hegt als nur an einer Lerngemeinschaft. Aber ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass ich in festen Händen bin und wenn überhaupt nur eine Freundschaft für mich infrage kommt. Nicht mehr. Das hat er auch verstanden. Obwohl ich ihn immer mehr schätzen lernte, liebte ich Soph ...« Immer noch. Ich liebe sie immer noch. »Eh-ehm. Nachdem das mit Soph und mir ... Na ja, du weißt schon ... Da habe ich mich von allen komplett zurückgezogen. Nicht nur vom Club. Ich bin zur Arbeit und zur Uni, mehr aber nicht. Irgendwann – eigentlich war es klar, dass ich auf ihn treffen würde, immerhin studieren wir zusammen – hat er mich gefragt, was los sei und ob er etwas falsch gemacht habe. Also das wollte ich so nicht stehenlassen, denn das hat er ja nicht. Oh Gott, Val. Ging er mir wieder auf die Nerven. Das glaubst du ja nicht. Manchmal macht er echt blöde nervige Sprüche, die wahrscheinlich nur er witzig findet.« Ich puste laut aus. »Er kann echt ein Idiot sein, aber ein lieber – keine Sorge«, winke ich ab und muss lächeln. Ja, er ist wirklich ein lieber Idiot. Doch Soph ist ebenso in meinem Herzen, wird sie immer sein.

»Und was war dann?«, fragt sie neugierig nach.

»Ablenkung tut gut, ... dachte ich.« Val bedenkt mich mit einem Augenzwinkern. »Nein, da noch nicht.«

»Noch ... Ah ja, es wird interessanter«, amüsiert sie sich prächtig.

»Also ... Ablenkung tat auch gut und immer noch und so haben wir uns wieder öfter getroffen. Ja, und mit der Zeit entstand mehr daraus«, beende ich ohne schmutzige Details meine Geschichte. Sehr wahrscheinlich zu ihrem Leidwesen. Ich lehne mich wieder nach hinten in den Stuhl und lege meine Hände vor mir auf dem Bauch ab.

»Das freut mich für dich.« Val schaut mich ehrlich und aufrichtig dabei an, was all meine Sorgen verpuffen lässt. »Wie lange denn jetzt?«

»Wenn überhaupt zwei Monate? Keine Ahnung.«

Ein glückliches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, das Val erwidert. 

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