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19 | Seltsamerweise

»Hast du denn schon eine Vorstellung? Was die Jahreszeit angeht, gibt es ein wenig Auswahl«, antwortet Len ganz ruhig.

»Ich weiß nicht genau. Damals mochte er es gerne mit Oma im Garten zu sein und mit ihr die Beete zu pflegen. Ich glaube, sie haben Primeln – heißen die so? – gepflanzt.«

»Zumindest gibt es Blumen, die so heißen, ja und die können auch jetzt gepflanzt werden. Das würde also passen.« Lenara zückt ihr Handy hervor und tippt irgendetwas darauf herum. Kurz darauf hält sie es mir vor die Nase. »Sind es die gewesen?«

»Kann sein? Welche genau meinst du davon?«, frage ich unsicher nach. Alle davon sehen gleich aus.

»Das sind alles dieselben«, lacht sie.

»Ach so. Ja, dann schon.« Oh Gott, fühle ich mich dumm. »Dann haben sie vielleicht auch nur die eine Sorte eingepflanzt.« Nun muss ich auch lachen. »Ich habe gerade schon fieberhaft überlegt, ob mir noch ein weiterer Blumenname einfällt.«

»Soll ich einfach auch eine bunte Auswahl besorgen?« Len stoppt sich. »Oh tut mir leid. Soll ich überhaupt losdüsen und welche ...« Ich unterbreche sie.

»Ja. Vielen Dank, Len.«

»Aber natürlich. Das ist doch klar. Und es ist eine wirklich wunderschöne Idee.«

»Bitte, iss jetzt erst einmal dein hervorragendes und gelungenes Essen.« Die Antwort war ich ihr ja – bis jetzt – noch schuldig.

Len ist zu gut, sie macht das alles, obwohl sie noch nicht mal die ganze Geschichte kennt, schießt es mir durch den Kopf, als wir uns eine halbe Stunde später an der Tür verabschieden. Seltsamerweise fühlt es sich an, als würden wir hier schon wohnen, dabei steht das so überhaupt gar nicht fest. Und bevor wir hier zum Ausmisten waren, war es auch eigentlich ein Nein. Wisst ihr eigentlich, wie schnell sich so ein ›eigentlich‹ wandeln kann? Die Tage sind wirklich wirr.

Na, dann gehe ich mich mal weiter verwirren. Über mich selbst lachend steige ich wieder die Stufen empor.

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Dezember 1972

Weil ich noch ein paar Extrascheine absolvieren möchte, studiere ich ein Jahr länger.‹

In Ordnung. Ich habe es verstanden. Nicht einmal ich selbst kaufe mir diese Lüge ab. Wie sollte es dann jemand anders glauben? Ist das überhaupt relevant? Ich raufe mir die Haare und tigere in meinem Appartement auf und ab. Warum fühle ich mich dazu verpflichtet, das zu rechtfertigen und andere – Männer vor allen Dingen – machen es einfach? Zum Haareraufen ...

Die Wahrheit ist, dass ich gerade im letzten Jahr – okay, nicht nur im letzten – vieles verpasst habe und dies nun nachholen möchte, insbesondere das, was für mich wichtig erscheint und das, was ich brauche. Die zweite Wahrheit ist, dass ich mich in den letzten Monaten – also schon zu Beginn meines zusätzlichen Studienjahres – wieder nicht so gut abgrenzen konnte von dem Politischen. Einiges findet zwar auf dem Campus statt, aber bei Weitem nicht alles. Gerade die Mobilisierung von Frauen, sich bei der Wahl zu positionieren und auch selbst wählen zu gehen – All so was findet eben auf der Straße statt. Und wieder rechtfertige ich mich. Vor wem?

Unwillkürlich muss ich bei den Gedanken an die Aktion schmunzeln. Es war zu witzig, wie manche reagiert haben, als wir »Die Frauen sollen ihre eigene Meinung und nicht mehr die ihres Mannes zur Wahlurne tragen« gerufen haben. Teilweise ist es wahrlich köstlich, die Veränderungen in der Mimik zu beobachten sowohl bei Frauen als auch Männern, vor allem, wenn Hetero-Paare gemeinsam unterwegs sind und ihre Körper unabhängig voneinander auf unsere Sprüche reagieren. Gleichzeitig ist es traurig, wenn die Frau sich nicht traut, ein lautes Ja zu äußern, obwohl wir es in ihrem Gesicht ablesen können. Die Wahlkampagne Frauen entscheidet die Wahl! hat es gebracht, auch wenn wir das Ziel mehr weibliche Kandidaten auf den vorderen Listenplätzen verfehlt haben. Doch durch verschiedene Flugblätter haben wir auf die Situation der Frau, wie sie nun einmal ist, aufmerksam gemacht. Schlecht bezahlte und vorbestimmte Tätigkeiten plus Verpflichtung für Haushalt und Erziehung der Kinder, keine Selbstbestimmung über das eigene Leben und vieles mehr. Außerdem wurde die Politik der SPD nicht beschönigt, aber deutlich dargestellt, dass es mehr Handlungsspielraum für uns gibt, wenn sie gewählt werden statt CDU/CSU. Das liegt ja wohl klar auf der Hand. Und das Ergebnis lässt sich sehen. Die SPD hat die Bundestagswahl für sich entscheiden können. Laut den Wahlanalysen, die erst gestern erschienen, sind unsere Stimmen ausschlaggebend für dieses Ergebnis.

Jetzt habe ich es doch getan – mich ellenlang vor mir selbst gerechtfertigt – und dabei die Zeit vergessen. Ich muss schnell zur Uni los.

Zu Fuß – auch wenn es ein längerer Weg ist, mache ich das gerne – schaffe ich das auf keinen Fall mehr! Selbst mit dem Bus wird es schwierig. Eilig greife ich meinen Block, meine Stifte, meinen Kalender, meine Übersicht für die Uni-Woche und was mir noch wichtig erscheint aus dem Haufen Sachen, die um mich herum verteilt liegen. All das stopfe ich in meine Tasche, während ich schon mit meiner bereits frei werdenden Hand nach einem Apfel angele. Den klemme ich mir zwischen die Zähne, damit ich in meine Schuhe schlüpfen und gleichzeitig den Schlüssel aus der Tür ziehen kann. Neuer Rekord, würde ich sagen. Jetzt aber los. Hinter mir höre ich die Tür zuknallen, derweil ich die Treppen runtersause. Lasst nun nur nicht die Eheleute unten aufkreuzen, bete ich zum Universum.

Mittlerweile mit dem Apfel in der Hand laufe ich zur Bushaltestelle. Geschafft. Hektisch auspustend nehme ich im Bus Platz. Wenn jetzt nichts geschieht, schaffe ich es womöglich wirklich noch rechtzeitig. Schmunzelnd beiße ich genüsslich von meinem Apfel ab. Was für ein Start in den Tag. In mir drin ebbt der Sturm ab, während Berlins Straßen an mir vorbeiziehen beziehungsweise ich an ihnen vorübergleite. Diese Stadt hat so viele Facetten. Hier gibt es so viel.

In der Tat habe ich es – seit Längerem – mal wieder pünktlich zur Vorlesung geschafft. Das wird in jedem Falle einer meiner Vorsätze sein. Vielleicht kann Soph mir dabei helfen. Obwohl ... Mal schauen. Aber sie schafft es wenigstens. Erleichtert, dass auch der Professor noch nicht da ist, lasse ich mich auf einen Stuhl in der hinteren Reihe fallen und bereite mich vor. Ich krame mein Zeug heraus, wobei aus meinem Block ein Zettel rausfällt. Ah, das Flugblatt gegen die CDU zur Wahlaktion. Direkt muss ich grinsen.

»Die ersten beiden Zeilen reimen sich aber nicht.« Erschrocken drehe ich mich zu der Person, die mich einfach von der Seite angequatscht hat. Ich mustere den Typen, der doof daherredet. »Wie heißt du?« Irgendwie kommt er mir von irgendwoher bekannt vor.

»Wieso willst du das wissen?«, fragt er verwundert nach und weicht in seinem Stuhl etwas zurück.

»Keine Sorge. Ich tu dir nichts.« Ich muss etwas lachen. »Ich ziehe es nur vor, jemanden in meinen Gedanken mit Namen zu beleidigen, das Pauschalisieren überlasse ich anderen ...« Ich sehe ihn eindringlich an. Ob er wirklich versteht, was ich damit meine, bezweifle ich, vor allem, weil mir mein Gefühl sagt, ihn schon mal gesehen zu haben und dass das Treffen nicht so rosig war.

»Anton«, sagt er nach einer Weile. Aha, also Anton. Ich wende mich wieder meinen Sachen zu.

Anton, der Pimmel!

Das wird direkt in meinem Kopf abgespeichert. Anton, der Pimmel sitzt also neben mir. Woher kenne ich ihn nur?

»Das war übrigens nur ein Scherz«, unterbricht Anton, der Pimmel die Stille. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?!

Provokant mit verschränkten Armen vor der Brust und wütendem Blick drehe ich mich wieder zu ihm um. Dabei komme ich gegen meinen Block, der wiederum gegen meinen Stift ...

Das bringt eins nach dem anderen ins Rollen. Während der Stift vom Tisch hinabstürzt, fällt bei mir der Groschen.

»Du!«, zische ich ihn an.

»Ich was?«, fragt er eher mit einem belustigten Ton.

»Der Stiftetyp ...«, murmle ich jetzt eher zu mir selbst. Oh Gott, das ist aber auch lange her. Das war doch an meinem ersten Uni-Tag.

»Äh ... Der Stiftetyp? Ist das ein Kompliment oder wie?«

»Ach, vergiss es einfach.« Wo bleibt nur der Professor, wenn er mal gebraucht wird?

»Geht klar.«

Mein Stift liegt nun immer noch auf dem Boden. Super. Was macht er eigentlich hier? Damals hatten wir beide Philosophie studiert. Was kümmert es mich? Abhaken. ›Die ersten beiden Zeilen reimen sich aber nicht‹, gehen mir seine Worte wieder durch den Kopf. Ach, was du nicht sagst.

»Frauen, entscheidet die Wahl! Keine Stimme der CDU ist ja auch die Aufforderung, Überschrift, der Titel oder wie du es auch nennen magst«, bricht es aus mir hervor. Habe ich nicht gerade noch etwas von Abhaken gedacht?

Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem schelmischen Grinsen – das sehe ich genau – schaut er mich an und ich würde ihm am liebsten eine reinhauen.

»Ich sagte doch, es war ein Scherz.«

Und ich denke immer noch Anton, der Pimmel, doch ich nicke lediglich und wende mich wieder ab. Gefühlt liegen gerade eh zu viele Blicke auf mir.

»Ihr seid wirklich kreativ. Ich finde die Sprüche echt gut. Das ist jetzt kein Scherz.«

Verblüfft hebe ich meinen Kopf und starre ihn an. Meint er das ernst oder will er mich verarschen?

»Mehr Profite für die Reichen – So stellt die CDU die Weichen«, liest er vor. »Den finde ich gut.« Er blickt noch einmal über das Flugblatt. »Wenn die CDU sagt „Sicherheit", Ist der Notstand nicht mehr weit.« Nochmals überfliegt er den Zettel. »Eigentlich alle. Echt.«

»Danke«, erwidere ich bloß. Das kommt echt unerwartet. Über seinen Spitznamen muss ich mir vielleicht doch noch mal Gedanken machen.

»Und verrätst du mir auch, wie du heißt?«

»Patrizia.« Mist, eindeutig zu schnell geantwortet.

»Patrizia, wollen wir in die Cafeteria gehen und dort weiter quatschen? Der Professor kommt anscheinend nicht.«

Seltsamerweise denke ich direkt an Soph, was ein schlechtes Gewissen in mir auslöst. Aber es ist doch nur ein Kaffee mit einem Kommilitonen – Was ist daran schlimm? 

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