Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

12 | Zu mir zurück

Mein Schädel brummt. Völlig gerädert komme ich zu mir. Wo liege ich hier eigentlich? Es fühlt sich so hart an.

Als wären einige Backsteine in meinem Kopf, bekomme ich ihn nur schwer zum Bewegen. Ich fühle mich, als wenn mich jemand niedergeschlagen hätte. Vorsichtig öffne ich meine Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder zu schließen. Das Licht, welches gleißend auf mich wirkt, brennt mir direkt in die Pupillen. Habe ich gestern gesoffen? Nach mehrmaligem Blinzeln gewöhne ich mich langsam an die Lichtverhältnisse. Ach ja. Ich bin in Omas Haus. Dass ich das vergessen – oder verdrängt? – habe, scheint mir selbst etwas absurd. Und zugleich beantwortet es mir nicht meine Frage.

Habe ich mich gestern zugetankt? Schwerfällig erhebe ich mich vom Dielenboden neben dem Schreibtisch und stelle dann den Stuhl auch wieder hin. Wie konnte der denn umfallen? Die Fleecedecke greife ich auch unter mir und lege sie über die Stuhllehne. Was ist nur passiert? In meinem Kopf schwirren einzelne lose Fäden umher, die ich nicht zu greifen bekomme. Sobald ich denke, an einen dieser Fäden gelangen zu können, verdichtet sich wieder alles zunehmend. Schwankend – mein Körper ist noch nicht ganz bei mir – schnappe ich nach der Flasche auf dem Tisch. Ich nehme einen großen Schluck meines Wassers.

Als ich die Flasche wieder zudrehe, geht ein Ruck durch mich. Und noch einer. Es überkommt mich. Es ... Irgendetwas kommt auf mich zu. Mein Körper und mein Geist fühlen sich nicht mehr verbunden miteinander an. Ich weiß, dass meine Hand schwitzig ist, doch sie fühlt sich gleichsam ... Ich spüre sie nicht richtig. Es ist da und hält mich fest. Gefangen. 

Eine Lawine – so gewaltig – rollt auf mich zu. Ich sehe sie beinahe auf mich herabstürzen. Ich suche Halt am Stuhl, kralle mich in die Rückenlehne. Alles mögliche prasselt unaufhörlich in mich ein. Den Stoff höre ich sich spreizen unter der Anspannung, die meine Nägel verursachen. Das Holz darunter spüre ich schon an meinen Fingerkuppen. Dadurch strömen nur noch mehr Bilder in mich hinein.

Von gestern. Von damals.

Von den Schreien in meinem Kopf, die meinen Körper erzittern lassen, die nicht verklingen, bis zu dem Schluchzer, bei dem ich nicht mehr ganz anwesend bin und immer weiter abdrifte, bis die Stille mich empfängt. Die Bilder zwingen mich zu Boden und ich kann ... nicht mehr ... Keinen Widerstand mehr aufrecht halten. Der Schmerz zieht gnadenlos durch mich hindurch, sodass ich mich umfasse, versuche die sich auftuenden Löcher in mir drin zu stopfen oder wenigstens aufzuhalten. Unaufhaltsam weine ich.

Ich erinnere mich.

Gabriele! Vielmehr Tante Gabi, wie ich sie nannte – hat oder hatte einen Sohn, meinen Onkel. Er und seine Frau – beide aus unserem Leben verschwunden – hatten ebenso einen Sohn bekommen ... Meinen Cousin. Meinen geliebten Cousin.

Fassungslos über mich selbst wische ich mir mit dem Ärmel übers Gesicht. Wie konnte ich so lange nicht an ihn denken? Wir waren oft gemeinsam bei Oma, gerade wenn er aus seinem Dorf zu Besuch kam. Hier oben auf dem Dachboden. Auch über Nacht.

Oh mein Gott ... Nein! Nein! Nein! Das darf nicht wahr sein.
Eines Nachts, ... kamen sie ... Nein! Nein ...

Diese Schreie! Aus Leibeskräften. Er sollte nicht von uns gehen. Sie hatten ihn geholt ... Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Es waren meine Schreie! Mein Schluchzen. Das war ich.

Vom Boden aufsehend wispere ich zu ihr, zu meiner Oma. »Es tut mir so leid ... Ich wusste es nicht ...« Oder nicht mehr. 

Oh Oma, ich erinnere mich ... Es war die Situation, die mir Angst machte. Ich wollte nicht mehr her, weil ich Panik bekam, dass auch ich geholt werden könnte. Aber auch, weil ich ihn nie wieder sehen würde. Mama und Papa haben alles versucht – sogar therapeutische Sitzungen –, um mir die Angst zu nehmen und um es mir zu erklären.

Offenbar muss mein Hirn über all die letzten Jahre bemerkenswerte Arbeit geleistet haben ... Wenn diese Infos nur noch abgespalten voneinander abgespeichert waren ... 

Sie konnten nichts mehr für ihn tun, kommt plötzlich ein Satz in meinen Kopf. Meinen Bauch haltend lasse ich noch mal alles raus. Doch der Schmerz, der bleibt. Es tut so weh. Ich wünschte, jemand könnte mich davon befreien. Obwohl ich damals als Kind bereits getrauert habe, fühlt es sich an, als hätte ich ihn jetzt gerade erst verloren. Zusammen mit meiner Oma. Mit einem Blick nach oben an die Decke schicke ich ihnen ein stilles ›Es tut mir leid‹ und hoffe, dass sie beieinander sind.

Nach ich weiß nicht wie viel Zeit – mein Körper und Geist kann ich entgegen meinem Willen wieder wahrnehmen –, rapple ich mich auf, gehe zunächst wie ferngesteuert ins Bad und setze mich danach an den Schreibtisch. Mein Blick verfängt sich direkt wieder in den Worten meiner Oma. Ob es mir guttut, ist mir egal. Ich möchte ihr nah sein, es gut machen, ... von meinen Schuldgefühlen wegkommen.

~~~~~

Juli 1970

»Soph, ist alles in Ordnung?«, traue ich mich endlich zu fragen.

»Was soll denn sein?«, stellt sie mir die typische Gegenfrage, die mich unendlich nervt.

»Bitte Soph, kannst du mir nicht einfach antworten?«

»Ja.«

»Ja, alles in Ordnung? Oder ja ...«

»Ist schon okay so«, wiegelt sie ab.

Es ist frustrierend. Ich habe das Gefühl, seit ich wieder da bin, dass wir nicht einfach dort anknüpfen können, wo wir aufgehört haben. Mal ist es so, mal so. Für mich ist es auch nicht leicht. Ich habe zum zweiten Mal alles hinter mir gelassen und dieses Mal fiel es mir bedeutend schwerer. Doch für mich steht fest, dass mein Zuhause hier ist. In Westberlin und nicht in dem Dorf.

»Du weißt hoffentlich, dass du mit mir sprechen kannst, wenn es nicht so ist«, sage ich nur noch dazu.

»Ja. Danke.«

Als ich zurückkam, habe ich mich sofort auf den Weg zu ihr gemacht. Ich konnte es gar nicht abwarten, sie wieder zu sehen. Und ich dachte – oder hoffte vielmehr –, es ging ihr ebenso. Ihre Augen sprühten vor Funken und sie schloss mich sofort in eine Umarmung. All meine negativen Gedanken verflogen. Doch mit der Zeit sind sie wieder gekommen. Stück für Stück fressen sie sich in mich hinein. Hier stand die Zeit nicht still, wie ich schmerzlich feststellen musste. Soph hat keine andere, das nicht. Doch wir beginnen an einer mir unbekannten Stelle und ich weiß nicht, wo ich mich einhaken kann oder soll. Die Atmosphäre zwischen uns kann jeden Tag anders sein. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann. Genauso habe ich Angst, wenn ich unsere Beziehung direkt anspreche, dass es dann ... vorbei sein könnte. Dafür bin ich noch nicht bereit. Ich möchte sie nicht verlieren.

Daher stürze ich mich – sie vielleicht aus den gleichen Gründen – auf die zu bewältigende Aufgabe. Das Abtreiben hier in Deutschland wird immer schwieriger und vor allem gefährlicher. Insbesondere das Risiko bezüglich Nebenwirkungen und körperlicher Schäden wie unter anderen Unfruchtbarkeit – aber auch einige andere – nimmt stetig zu. Es werden immer mehr Kurpfuscher. Sich nackig vor jemanden zu machen, der die Behandlung zwar trotz Verbot durchführt, dich aber wie ein Stück Dreck behandelt und dazu dann eventuell nicht die nötige Kompetenz besitzt, ist scheußlich. Daher haben mehrere Frauengruppen beschlossen, Fahrten in die Niederlande zu organisieren. Soph und ich sind gerade mitten in der Planung im Club – mit anderen Frauen – und tüfteln am Aufbau. Denn da es sich bereits rumgesprochen hat, haben wir auch schon Anfragen. Eine Klinik, die mit uns kooperieren möchte, haben wir schon gefunden. Das ist einfach super.

So wichtig die Aufgabe ist, die vor mir liegt, die Sorge um Soph und unsere Beziehung lässt mich immer weniger los. So sehr ich es auch versuche, mich meinem Teil der Organisation zu widmen, mein Blick schweift immer wieder zu ihr. Sie steht – die Gruppe weiß ja um uns Bescheid und hat uns ziemlich wahrscheinlich deswegen auch in eine Kleingruppe gesteckt – mir direkt gegenüber und unsere Punkte sind miteinander verbunden. Zwischendurch gucke ich zu den anderen drei Frauen, um mich zu vergewissern, dass sie es nicht mitbekommen. Für mich ist diese Stimmung schon in der Luft zu ertasten und macht mich wahnsinnig. Doch die anderen sitzen und stehen an dem anderen Tisch und kümmern sich ganz und gar um den anderen Orgakram. In einer Stunde wollen wir unsere erarbeiteten Punkte zusammenbringen und schauen, wo es noch hakt. Ich komme so nicht weiter.

»Bist du schon fertig?« Hat Soph das nun wirklich gefragt? Sie muss doch mitbekommen, dass ich so gut wie nichts gemacht habe. Ich blicke in ihr wunderhübsches Gesicht und stelle fest, dass sie verschmitzt lächelt.

»Ha ha«, lautet daher meine Antwort.

Ohne ein weiteres Wort greift Soph nach meiner Hand und führt mich raus in den Innenhof. Ich bin viel zu geplättet, um zu reagieren.

Sie kommt mir ganz nahe und mein Körper reagiert unwillkürlich auf sie. Wie könnte er auch nicht?

»Patti. Hier drinnen hat sich eigentlich nichts geändert.« Sie geht ein Stück weit zurück und zeigt auf ihr Herz. »Doch an dem Tag, als du gegangen bist ...«

Nun gehe ich auf sie zu und lege meine Hand auf ihre Wange. »Ich weiß. Es tut mir leid, aber ich musste. Was sollte ich tun?«

»Du hättest bleiben können. Oder früher zurückkommen ...« Sie guckt nach unten, um ihre Augen zu verstecken. Als wüsste ich nicht, was sie versucht, vor mir zu verbergen.

»Soph, glaubst du, mir ist es leicht gefallen? Ich habe mit mir gerungen. Innerlich jeden Tag. Aber dort ...« Tief hole ich Luft. »Auch wenn ich da nicht mehr leben will, es ist ein Teil von mir, wird es immer sein. Sie sind meine Mutter und meine Schwester und sie brauchten mich. Was sollte ich tun?«

»Ich weiß. Und doch! Was war mit mir? Mit uns?«

»Wir reden hier immer von Schwestern ... Soll ich dann meine eigene blutsverwandte Schwester ignorieren? Nicht sichergehen, dass es ihr gut geht? Wer wenn nicht ich?« Zudem war ich mir sicher, dass es unsere letzte gemeinsame Zeit sein würde, die ich mit ihnen beiden verbringen könnte ... Doch dafür würde ich sicherlich ausgelacht werden. Soph ist wieder einen Schritt zurück gegangen, was wahrscheinlich besser ist. Ich möchte keinen Streit. »Tut mir leid, Soph. Ich wollte nicht lauter werden. Für mich ist das alles auch nicht leicht.«

»Irgendwie weiß ich das ja auch, verdammt! Aber manchmal ... oder auch öfter tut es höllisch weh. Und das warten, bis du wieder kommst. Ich wusste ja nicht mal, wie lange ich warten werde, ob du überhaupt wiederkommst.«

»Pscht ... Was hatte ich dir gesagt, als du mich gebeten hast, nicht zu gehen?«

»Dass du auch nicht möchtest, aber musst. Das kann ich ja auch einerseits verstehen. Wirklich, aber ...«

»Was habe ich noch gesagt?« Ich gehe wieder auf sie zu.

»Dass du zu mir zurückkommst.« Ihre Augen werden wieder glasig, weshalb sie ihren Kopf erneut senkt. Ich hebe ihn leicht an, um ihr in die Augen sehen zu können.

»Ja und du hast gesagt, dass du auf mich wartest. Daran habe ich mich in der ganzen Zeit festgehalten.«

Voller Verlangen nähert sie sich, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passt, umfasst mein Gesicht und verbindet unsere Lippen miteinander. Ich spüre die Leidenschaft und Liebe, die in diesem Kuss steckt.

~~~~~

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro