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5. Kapitel - Chases Wut

"Es wird immer schlimmer mit ihm! Jeder hat Angst vor ihm. Vorher hat er wenigstens einige in Ruhe gelassen oder hat dumme Witze gemacht, die leider immer auf andere Kosten gingen. Aber nun? Er ist so ernst und wütend! Und er lässt es an alle aus!"

Logan sah hoch, als er die Unterhaltung hörte.

Oh ja. Er wusste genau, von wem hier geflüstert wurde. Sie meinten Chase.

Seit Eves Verschwinden hatte sich Chase verändert.

Er war ja vorher schon unausstehlich gewesen, aber nun war er arrogant und teilweise brutal. Es verging kein Tag, an denen er nicht irgendwelche Rebellen anschleppte und sie in einem Raum verschwinden ließ. Was Chase dort mit ihnen anstellte, wollte Logan gar nicht wissen. Aber es kam oft vor, dass Bill in Begleitung eines Arztes auftauchte. Und manchmal konnte man Schreie hören.

Aber es waren nicht nur die Rebellen, die er quälte. Es waren seine eigenen Leute.

Vorher waren sie ein eher lustiger Haufen, der die Arbeit allerdings ernst nahm.

Nun wurden sie gedrillt.

Keiner lachte mehr und sie zuckten zusammen, wenn sie nur Chases Stimme hörten!Und ihren Frust ließen sie an andere, schwächere aus.

Sie ließen nichts mehr durchgehen. Alles wurde sofort bestraft und Chase war da auch ganz vorne mit dabei! Nicht einmal die Essensreste durften mehr vergraben werden, so dass niemand sich außerhalb der Mauern aufhielt. Stattdessen wurden sie einfach über die Mauer gekippt.

Logan wunderte sich, dass es nicht stank, denn am Tag war die Sonne unerbittlich!

Ja, sie mussten innerhalb der Mauern bleiben.

Chase hatte auch ihn an seine Pflichten erinnert und zwar in einem Tonfall, der sogar ihm Angst gemacht hatte.

Er hatte immer bei einem Angriff dabei zu sein. Allerdings hinter einem Bildschirm, wo er alles beobachtete und Koordinaten und Strategien durchgab.

Was Logan da zu sehen bekam, schauderte ihn.

Chase ging mit aller Härte gegen die Rebellen vor.

Die meisten waren ausgehungert und die Kleidung hing eher als Lumpen an ihnen. Sie hatten keine Waffen und hoben schon ihre Hände, wenn sie die Soldaten sahen. Man konnte ihnen ansehen, dass sie bestimmt keine Ahnung von Eves Aufenthaltsort hatten. Aber Chase interessierte das nicht! Er verfolgte alle gnadenlos. Wer sich wehrte, wurde gnadenlos getötet.

Doch Logan beschäftigte etwas ganz anderes, auch wenn Chases Verhalten ihn zur Weißglut brachte.

Erin hatte ihm die Akten gegeben und er hatte sie gelesen. Alle!

Es war so falsch, was ihm jahrelang vorgegaukelt wurde.

Seine Eltern waren kein liebendes Paar gewesen. Sie wurden zusammengeführt. Logan war sich nicht einmal so sicher, ob sie wussten, dass er überhaupt existierte. Oder ob sie überhaupt noch lebten!

Er war immer der Meinung gewesen, dass die Erinnerungen real waren, doch schon als er die Blasen gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass alles eine Lüge gewesen war.

Er fing an Viola dafür zu hassen.

Logan hatte keine Ahnung, warum sie gerade ihn bevorzugte, aber einen wirklichen Grund gab es wohl auch dafür nicht. Sie hatte Logan einfach dazu ausgewählt und ihm alles Positive in den Kopf gepflanzt. Es wurde ihm auch schon gesagt, dass es bald soweit wäre und er zu den Auserwählten kam, die den Drei dienen sollten. Ja, er hatte alle Privilegien bekommen. Im Gegensatz zu anderen!

Er hatte auch Chase Akte gelesen.

Im Gegensatz zu Logan waren seine Eltern freiwillig zusammen gekommen. Immer wieder las er die hasserfüllten Notizen von Viola, die beschrieben, wie seine Eltern sich jeden Tag mehr liebten. Wie sie zusammen kamen und wie Viola sie dafür hasste.

Cage und Desiree!

Sie hatten Chase in Liebe gezeugt, doch er wusste es nicht.

Seine Eltern waren offenbar hinter das Geheimnis der Drei gekommen. Kaum war Desiree schwanger, waren sie geflohen.

Sie wurden verfolgt und Cage kam bei dem Versuch seine Familie zu schützen ums Leben. Chase wurde Desiree direkt nach der Geburt aus den Armen gerissen und Desiree irgendwo ausgesetzt. Ohne ärztliche Behandlung. Keiner wusste, was mit ihr geschehen war. Aber Logan konnte sich denken, dass sie auch gestorben war. In der Wüste...direkt nach der Geburt...das konnte keine Frau überleben.

Und dann fing Viola an, Chase zu dem Monster zu machen, für das ihn nun alle hielten.

Gehorsam, Hass und Pflicht!

Das war alles, was von ihnen verlangt wurde.

Doch das wurde konsequent durchgezogen.

Logan war noch einmal mit Erin durch den Tunnel gekrochen. Dieses Mal hatte er die Frauenhäuser gesehen!

Das waren keine Menschen mehr, die dort lebten.

Die Frauen waren apathisch, zeigten keinen Lebenswillen mehr.

Jede Nacht wurde ein Mann zu einer Frau gebracht. Und die Frauen ließen wohl alles über sich ergehen.

Auch die Männer wirkten nicht besser.

Logan konnte sich nicht erklären, wie sie den sexuellen Akt überhaupt noch zustande brachten. Sie waren mit Drogen vollgepumpt, blass und schwach.

Und das drohte ihnen alle!

Logan atmete tief durch!

Sobald sie vierundzwanzig Jahre alt wurden, kamen sie in diese schrecklichen Einrichtungen.

Steril, ohne Liebe.

Allen wurde sofort ein Cocktail verabreicht, der die Drogen enthielt, welches sie willenlos machte. Auch das hatte Logan alles in den Akten gelesen.

Frauen würden in die Frauenhäuser gebracht und sahen nie wieder das Sonnenlicht. Alle Vitamine und was man noch für ein gesundes Leben brauchte, wurde ihnen künstlich verabreicht. Normales Essen wurde ihnen nicht serviert. Es war Nahrung in Tuben, die sie einnehmen mussten.

Sobald sie das Alter erreicht hatten, an dem sie keine Kinder mehr bekommen konnten, wurden sie „aussortiert".

Die Männer behielt man länger, aber ihnen ging es auch nicht besser.

Wie diese Aussortierung aussah, daran wollte Logan nicht einmal denken.

„Er kommt schon wieder und er hat wieder zwei Leute dabei! Was glaubt er, was sie ihm sagen können?"

Wieder hörte Logan ein Gespräch und schaute auf.

Chase erschien tatsächlich.

Er schubste zwei Leute vor sich her.

Beide waren alt.

Ein Mann und eine Frau!

Sie sahen sehr verwirrt aus.

Doch als sie durch den Speisesaal geführt wurden, erhellte sich ein Moment das Gesicht, als ob sie sich an etwas erinnern konnten.

Logan war auf einmal klar, wie die Leute aussortiert wurden. Sie wurden einfach ausgesetzt. Genauso wie Chase Mutter!

Er stand abrupt auf und wollte in sein Zimmer stürmen.

„Logan!"

Er hörte Chases Stimme und blieb stehen.

„Chase!", knurrte er.

Chase kam mit großen Schritten auf ihn zu.

„Wo warst du heute Morgen?", bellte er.

Logan zuckte mit den Schultern.

Er hatte einfach keine Lust gehabt, wieder ein Gemetzel mit an zu sehen. Er konnte es nicht mehr ertragen. Alles in ihm weigerte sich, Chase in der Art auch noch zu unterstützen.

„Erin hat mich vertreten! Sie ist mittlerweile eine genauso gute Strategin wie ich selbst! Ich musste mich um meine Leute kümmern!"

Chase zog die Augenbrauen zusammen.

„Ich verlange, dass du an deinem Platz sitzt. Ich vertraue dieser Erin nicht. Außerdem ist sie nicht so ruhig wie du! Ich kann es nicht gebrauchen, wenn sie vor Entsetzen schreit, wenn ich meine Arbeit erledige!"

Logan knurrte erneut.

„Ich habe auch meine Arbeit zu erledigen, Chase! Die Ausbildung darf nicht an deinem Rachefeldzug scheitern!"

Chase ging einen unmerklichen Schritt zurück.

„Mein Rachefeldzug?" Seine Stimme war gefährlich leise. „Du denkst also es ist Rache, die mich antreibt?"

Logan nickte.

„Du nimmst es doch nur so ernst, seit Eve verschwunden ist. Du suchst sie und jeder, der dir in den Weg kommen könnte, wird ausgeschaltet!"

Chase holte tief Luft und trat nahe an Logan heran.

„Vorsicht, Logan! Nur weil du Violas Schoßhündchen bist, hast du nicht so mit mir zu reden!", drohte er leise.

Logan zischte.

„Was willst du dagegen unternehmen, hm? Willst du mich auch foltern, wie diese alten Leute? Die sich nicht gegen dich wehren können? Macht es dir Spaß? Dann dürfte ich dir gerade Recht kommen, denn mit mir hast du bestimmt länger Spaß, als mit den alten Menschen! Und ich muss dich enttäuschen. Ich weiß auch nicht, wo Eve ist! Aber das ist dir ja egal. Hauptsache, du kannst jemanden quälen!"

Chase schlug mit der Faust in die Wand.

„Es geht hier nicht um Eve! Es geht darum, dass die Rebellen unser System, unsere Gesellschaft gefährden! Das solltest du doch einsehen? Gerade du? Du hast immer alles vom System bekommen. Gerade du solltest froh darüber sein, dass ich aufräume!"

Logan schüttelte den Kopf.

Natürlich war es so, dass Chase keine Ahnung hatte, was sich hier wirklich abspielte. Dennoch sollte ihm der gesunde Menschenverstand sagen, dass es falsch war, was er trieb!

„Denk doch mal nach, Chase. Was sollen sie dir sagen? Du kannst sie prügeln, du kannst sie quälen, aber sie können dir nichts erzählen. Sie sind keine Rebellen. Das ist offensichtlich! Es sind einfache Leute, die absolut keine Ahnung von der Welt da draußen haben. Sieh sie doch mal an. Sie bekämpfen niemanden! Sie sind alt und verängstigt."

Chase kniff die Augen zusammen.

„Das ist Schwachsinn, was du von dir gibst! Es hört sich auch rebellisch an! Mir reicht es. Ich werde Travis davon Meldung machen. Mal schauen, ob du dann auch noch so schlau daher redest!"

Logan lachte sarkastisch auf.

Dann sah er Chase ernst an.

„Du willst mir also drohen? Das wird nicht funktionieren, Chase! Ich lass mich nicht von dir einschüchtern."

Er drehte sich um und ging weg.

„Viola wird dich dieses Mal nicht schützen können!", rief Chase ihm wütend hinterher.

Das war Logan bewusst.

Er hatte es übertrieben, aber er konnte nicht anders. Das war ihm aber auch egal.

Alles, was er gesehen hatte, kam auf einmal in ihm hoch. Er konnte nicht so tun, als ob alles wie vorher war. Dafür wusste er einfach nun zu viel.

Wissen ist gefährlich!

Der Satz, den Viola einmal zu ihnen alle gesagt hatte, kam ihn in den Sinn.

Ja, es wurde für ihn gefährlich, dass er nun zu viel wusste.

Er öffnete die Tür zu seinem Apartment und ging ins Schlafzimmer. Er wollte nur unter die Dusche und schlafen. Er wollte vergessen. Wenigstens für ein paar Stunden.

Er blieb erschrocken stehen, als er Erin auf seinem Bett sitzen saß. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Sie starrte ihn mit nassen Augen an.

„Bitte, Logan. Zwing mich nie wieder so etwas zu tun. Meinetwegen sind heute Menschen gestorben! Chase...Chase...er ist wahnsinnig. Es scheint so, als ob er Spaß daran hätte, diese Menschen zu quälen und zu töten. Bitte, ich will das nicht mehr!"

Logan nickte langsam.

Dann ging er auf sie zu und zog sie in seine Arme.

„Nein, Erin. Wir werden das nicht mehr tun!"

Sie schniefte leise und sah zu ihm hoch.

„Wie meinst du das?"

Er drückte sie zu sich heran und küsste sie auf den Scheitel.

Sie weinte wieder und er ließ es zu, dass sein Shirt nass wurde. Lange Zeit standen sie einfach so da. Jeder suchte den Trost bei dem anderen.

Dann hob Logan ihr Kinn an und küsste sie leicht auf den Mund.

„Du weißt, wo Eve ist, oder?"

Sie starrte ihn mit großen Augen an und wollte schon hektisch antworten, doch Logan schüttelte den Kopf.

„Erin, ich weiß es! Du warst diejenige, die ihr geholfen hat. Bitte! Ich habe mich heute mit Chase angelegt. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Er wird es Travis sagen. Und niemand kann mich dann vor ihnen schützen! Das will ich auch gar nicht. Vielleicht bin ich ein Feigling, aber jedes Leben ist besser als das hier!"

Sie betrachtete ihn eine ganze Weile, bevor sie antwortete.

„Ja, ich habe ihr geholfen. Aber ich weiß nicht, ob sie immer noch kommen!"

Logan hob eine Augenbraue.

„Wer?"

Erin atmete tief durch.

„Es ist schon Monate her, Logan. Das weißt du. Verdammt! Ich hätte mit ihnen gehen sollen, als es noch Zeit war."

Logan presste seinen Atem hervor.

„Die Rebellen? Sie haben dir die Flucht angeboten? Und sie kamen hier her?"

Erin nickte leicht.

„Ja! Eve gab ihnen Essen. Doch nun...Chase überwacht alles. Ich habe keine Ahnung, ob sie immer noch hier her kommen!"

Logan konnte es sich nicht erklären, aber er war erleichtert.

Es gab Hoffnung!

„Wir müssen es versuchen, Erin. Ich kann nicht mehr hier bleiben!"

Sie nickte und rückte etwas von ihm ab.

„Gut. Versuchen wir es! Ich hoffe nur, sie werden mich erkennen und uns helfen!"

Er seufzte.

„Wann?", fragte er.

„Heute Nacht!"



„Bist du fertig?"

Erin war in Logans Apartment gekommen und sah sich erschrocken um, als sie zehn weitere Strategen vor sich sah.

„Logan? Was soll das?"

Logan zuckt mit den Schultern.

„Sie haben uns belauscht. Ich habe die besten Leute unter mir. Sie wollen sich uns anschließen. Außerdem noch fünf Leute aus dem Versorgungstrupp. Ich hoffe nur, dass wir es alle schaffen!"

Erin runzelte die Stirn.

„Siebzehn Leute? Wie soll das gehen?"

Einer von Logans Männern trat vor. Er hieß Steven. Das glaubte Erin zumindest.

„Wir haben dich und Logan belauscht. Ihr hättet die Tür schließen sollen. Robin hat alles gehört und uns gerufen. Wir sind alle in Gefahr, denn auf jeden hat es Chase abgesehen und wir wollen mit euch gehen. Wir haben auch Vorbereitungen getroffen. Der Alarm ist abgeschaltet und es brennt draußen kein Licht. In etwa zwanzig Minuten wird hier der Teufel los sein und wir sollten es schaffen, das Chaos aus zu nutzen!"

Erin grinste auf einmal.

„In zwanzig Minuten also? Das ist fabelhaft!"

Sie schulterte sich ihren Rucksack und kontrollierte die Waffen, die sie am Oberschenkel angebracht hatte.

Die anderen taten es ihr gleich.

Bald war es soweit. Sie schlichen leise in den Küchentrakt, wo die anderen schon auf sie warteten. Auch sie hatten Bündel auf dem Rücken, doch statt Gewehre oder Pistolen, hatten sie Messer bei sich. Erin wusste, dass es nicht unbedingt helfen würde, aber wenn sie sich damit sicherer fühlten, war es ihr Recht!

Logan trat zu Erin und kontrollierte ihr Gepäck noch einmal.

„Ich habe alles selbst kontrolliert, Logan!"

Er lächelte leicht.

„Ja, das hast du. Aber ich will sicher gehen!"

Er küsste sie leicht auf die Stirn.

„Bleibe in meiner Nähe, wenn es geht! Ich hoffe nicht, dass wir Kontakt mit Chase oder seinen Männern haben, aber man kann nie wissen."

Sie nickte.

„Ja! Man kann es nicht wissen. Aber ich hoffe, wir schaffen es."

Sie vernahmen einen lauten Knall, dann wurde alles dunkel um sie herum.

„Es ist so weit! Los, los, los!", rief Steven.

Sie rannten gemeinsam hinaus. Im vorderen Bereich der Gebäude konnten sie eine Feuersäule sehen. Logan grinste.

„Ich bin ein wirklich toller Stratege. Wenn nicht sogar einer der Besten!"

Erin verzog das Gesicht.

„Jetzt gib mal nicht so an. Wir sollten uns lieber beeilen."

Es war offensichtlich Logans Plan, dass alle Soldaten zu dem Feuer rannten und so das Tor unbewacht blieb. Und es funktionierte!

Sie rannten, als ob es um ihr Leben ging. Das tat es auch! Es kam nur darauf an, ob die Rebellen hier war. Ansonsten würden sie sterben!

Das Tor ließ sich mit Leichtigkeit öffnen und sie schlüpften hindurch. Logan schloss es von außen. Sie rannten weiter, bis sie zum Platz kamen, auf dem die Essensreste hin geschmissen wurden. Es war sauber, als ob hier nie etwas gewesen wäre.

Erin keuchte und stützte ihre Hände auf die Knie.

„Und nun?", fragte Logan.

„Wir müssen warten!"

Sie versteckten sich vor der Mauer. Überall hörte man Schreie und man hörte genau Chases Stimme, die Befehle bellte.

Erin hoffte, dass sich die Rebellen nicht davon abschrecken ließen. Oder dass sie schon da waren. Sie starrte auf den leeren Platz vor ihnen. Es war so verdammt sauber. Verflucht! Wenn sie schon dagewesen waren...

Erin wollte gar nicht daran denken.

Bei Tageslicht waren sie leider viel zu schnell aus zu machen. Sie würden es nicht schaffen und Chase würde sie bestrafen.

„Pst! Mutiges Mädchen. Was willst du hier?"

Der Kerl, der schon Eve mitgenommen hatte, stand auf einmal neben ihr. Er hatte sich unbemerkt angeschlichen.

Erin versuchte sich an seinen Namen zu erinnern. Deren? Nein!

„Derek! Ich hatte gehofft, dass wir dich hier finden!"

Er lachte leise.

„Deine Hoffnung wäre beinahe nicht erfüllt worden. Wir waren schon hier und haben die Reste mitgenommen. Ich blieb noch hier, weil ich das Feuer gesehen habe. Mir war klar, dass es gelegt worden war, um abzulenken. Ich war neugierig und blieb. Und jetzt sag mir, was euch hier her führt!"

Erin schluckte hart. Sie war sich nicht sicher, was Derek zu ihrer Flucht sagen würde, ob er überhaupt in Erwägung zog, sie alle mit zu nehmen. Damals hatte er nur von ihr gesprochen. Und nun waren sie siebzehn junge Leute, die mit ihm gehen wollten.

Sie schloss kurz die Augen.

„Wir sind auf der Flucht, Derek. Du hast keine Ahnung, was wir gesehen haben!"

Sie öffnete ängstlich die Augen. Derek sah nicht verärgert aus, sondern eher nachdenklich. Er sah zu dem Feuer, dass die Soldaten immer noch nicht im Griff hatten. Man hörte immer noch Chase Befehle brüllen.

„Was habt ihr gesehen?", fragte Derek leise.

Erin starrte ihn an.

„Schreckliche Dinge!"

Er nickte nur und zog sie in den Schatten.

„Ich werde euch mitnehmen. Aber es ist bei uns nicht weniger gefährlich! Dieser Anführer..."

Sie nickte.

„Chase!"

Einen Moment war Derek verwirrt, aber dann fuhr er fort.

„Ja, Chase! Er macht Jagd auf uns. Er war zweimal schon ganz nahe an unserem Hauptquartier! Wir konnten ihn ablenken, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er uns findet! Wenn ich euch mitnehme, dann müsst ihr auch bereit dazu sein zu kämpfen!"

Bisher hatten die anderen geschwiegen. Aber nun trat Logan vor.

„Wir werden kämpfen! Nicht nur gegen Chase. Gegen die Drei! Gegen den Zwang, den sie ausüben! Wir wollen allen helfen, denen sie Unrecht antun!"

Derek lächelte ihn leicht spöttisch an.

„Das sind starke Worte. Aber wenn es hart auf hart kommt..."

Logan hob arrogant sein Kinn.

„...werde ich in der ersten Reihe stehen!"

Derek schien beeindruckt. Er lächelte leicht spöttisch, als er die Jüngeren sah, die bestimmt nicht auf einen Kampf vorbereitet waren, aber nun ängstlich nickten.

„Dann kommt! Wir sollten verschwinden, bevor sie eure Flucht bemerken!"



Chase brüllte seine Wut hinaus.

Erst hatten sie das Feuer bekämpft, dass aus unerklärlichen Gründen ausgebrochen war. Und nun hatte Cord ihm erzählt, dass siebzehn Leute verschwunden waren.

Wieder eine Flucht! Und dieses Mal hatten sie sogar Waffen mitgenommen!

Und wieder hatte er es nicht verhindern können!

Er hatte Travis eine Nachricht geschickt und wurde natürlich sofort zu ihm befohlen.

Wieder hatte er versagt!

Er stand im Fahrstuhl und hämmerte mit der Faust gegen die Wand.

Ein paar Mal atmete er tief durch, damit er sich beruhigte. Doch es war schier unmöglich.

Die Tür ging auf und einer der Helfer starrte ihn böse an.

„Travis erwartet deinen Bericht, Chase! Er ist nicht sehr gut gelaunt!"

Das konnte Chase sich vorstellen!

Das war nun schon die zweite Flucht innerhalb eines Jahres und er hatte die Verantwortung zu tragen.

Er lief hinter dem Helfer her, der ihn unterwegs beschimpfte.

„Ihr seid zu verweichlicht! Alle, wie ihr da unten herumhaust! Ich habe Travis gesagt, dass man dir nicht das Kommando geben darf, aber er hörte nicht auf mich! Du bist eine Schande, Chase. Dabei haben wir uns so viel von dir versprochen!"

Chase knurrte leise.

Verdammt!

Warum musste er sich das von diesem kleinen schmächtigen Mann gefallen lassen?

Er hatte doch keine Ahnung, was bei ihnen ablief!

Die Helfer und die Drei lebten hier in ihrem Märchenschloss und taten nichts. Er musste die ganze Arbeit machen, während sie sich hier ein entspanntes Leben gönnten. Dennoch durfte er sich nicht gegen seine Vorwürfe wehren. Denn dann hatte er keine freie Hand mehr. Und die brauchte er, wenn er...

Seine Wut wurde immer größer.

Aber nicht nur auf die Flüchtigen, sondern auf alle!

Er wurde von dem schimpfenden Kerl zu einer Tür geführt. Bisher hatte ihn Travis immer in seinem Büro empfangen, doch davor stand er jetzt nicht.

Die Tür wurde geöffnet und Chase trat ein.

Nicht nur Travis erwartete ihn, auch die höhnisch grinsende Viola und der schüchterne Bill.

„Chase! Komm näher! Ich kann nicht glauben, was du mir geschrieben hast! Ein Feuer? Eine erneute Flucht? Wie konnte das passieren?"

Chase stellte sich breitbeinig vor die Drei, die auf einer Art Bühne waren und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Sie saßen auf Marmorsteinblöcken und sollten ihn wohl beeindrucken. Aber Chase fand, dass es eher lächerlich aussah!

Er räusperte sich kurz und begann dann zu berichten.

„Um Mitternacht brach ein Feuer in der Nähe der Waffenkammer aus. Es gab mehrere Explosionen, aber wir haben noch genug Waffen, um die Rebellen weiter zu bekämpfen. Die Flüchtigen nutzen wohl aus, dass wir abgelenkt waren und wir bemerkten ihr Verschwinden erst heute Morgen. Ich nehme an, dass sie das Feuer auch gelegt haben!"

Travis nickte und blieb ernst.

Bill beugte sich leicht nach vorne.

„Wer?", fragte er leise.

Chase drehte den Kopf zu ihm. Er hatte den Eindruck, dass Bill sehr wohl wusste, wer geflohen war, aber das es Chase aussprechen sollte.

„Die meisten sind Strategen und einige vom Versorgungstrupp."

Bills Unterlippe zitterte.

„Wer?", fragte er nochmal. Seine Stimme wurde fordernder und sein Blick ging hektisch zu Viola.

„Logan!"

Chase Stimme war fest. Er wusste genau, wessen Name Bill hören wollte.

Einen Moment herrschte ungläubige Stille. Dann kreischte Viola auf.

„Nein! Das glaube ich nicht! Logan wäre nie geflohen! Er hatte alles, was er haben wollte! Du lügst!"

Sie war aufgesprungen und funkelte Chase wütend an

Chase lächelte zynisch.

„Ach ja? Er ist aber geflohen. Und soll ich dir etwas sagen? Er weigerte sich, seine Arbeit zu machen. Der letzte Einsatz wäre beinahe schief gegangen, weil Logan einen Neuling an den Pult gesetzt hat. Sie war gut, aber nicht so kalt wie Logan. Ich habe mit ihm geredet und er gab Sachen von sich, die ich eigentlich nur von einem Rebellen hören sollte!"

Violas Kinnlade klappte herunter.

„Das ist nicht wahr! Logan würde mich nie verlassen."

Travis hob eine Augenbraue, was Viola zusammen zucken ließ.

"Er würde nie das System verlassen. Er war auserwählt und er hätte die Pflicht nie vernachlässigt! Du wirst ihn zu verängstigt haben, dass er fliehen wollte!"

Chase zuckte mit den Schultern.

„Überzeuge dich selbst. Gehe nach unten und durchsuche sein Apartment. Ich habe seltsame Dinge dort gefunden. Schriftstücke, Akten! Ich habe keine Ahnung, woher er sie hat, aber sie scheinen der Grund dafür zu sein, dass er geflohen ist, nicht ich!"

Alle drei wurden kalkweiß.

Sie starrten Chase entsetzt an.

Travis fing sich als erstes.

„Hast du sie gelesen?"

Chase schüttelte den Kopf.

„Nein! Ich hatte keine Zeit dafür. Aber ich habe alles hier!"

Er kramte aus seiner Jacke die Akten und legte sie auf die Bühne.

Wieder herrschte Stille. Sie starrten die Akten an, als ob sie sich bald in kleine Monster verwandeln könnten.

„Es sind Lügen, Chase! Lügen, die über uns verbreitet werden. Ich habe keine Ahnung, wie sie in Logans Besitz kommen konnten."

Travis stand auf, trat einen Schritt nach vorne und hob die Akten auf.

„Ich werde von einer Strafe erst einmal absehen. Aber du hast immer noch nicht die Rebellen gefunden, die solche Lügen verbreiten! Das sollte demnächst geschehen, sonst sehen wir uns gezwungen, dich hart zu bestrafen und dich durch einen anderen zu ersetzen! Haben wir uns verstanden? Du solltest dich mehr anstrengen und endlich Ergebnisse liefern!"

Chase unterdrückte einen erneuten Wutanfall, nickte dann aber.

Sie entließen ihn großzügig und er verließ den Raum.

Draußen wurde er wieder von dem Kerl in Empfang genommen, der ihn dieses Mal schweigend zum Fahrstuhl brachte.

Etwas war seltsam hier!

Wenn die Akten Lügen waren, warum hatte Travis sie aufgehoben? Warum hatte er sie überhaupt beachtet und sie an sich genommen, als ob sie wichtig wären?

Warum hatten sie ihn nicht bestraft?

Warum waren sie so erschrocken gewesen, als sie die Papiere und Ordner sahen?

Als die Türen zum Fahrstuhl sich schlossen, zog Chase einen Umschlag aus der Tasche. Logan hatte den Umschlag mit den Akten liegen lassen. Auf dem Umschlag stand Chases Name.

Er betrachtete den Umschlag lange und steckte ihn dann wieder ein.

Chase schnaubte.

Weitere Lügen.

Sonst nichts!

Aber nun würde er sich nicht mehr beirren lassen und die Rebellen vernichten!

Und dann würde er Travis das Geheimnis entlocken, dass ihn so sehr erschreckt hatte!

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