16. Kapitel - Kleiner Bruder
„Warum ist seine Haut so grünlich?"
Chase stand an dem kleinen Fenster, das in das Zimmer seines Bruders zeigte. Derek hatte ihn in der Krankenstation untergebracht.
Phil und eine Ärztin standen bei ihm.
„Nun, wir nehmen an, dass es an den Medikamenten lag, die er jahrelang bekommen hat.", erklärte die Ärztin. „Wir haben aber auch festgestellt, dass es schon besser geworden ist. So langsam wird die Haut immer heller."
Chase nickte ihr nur zu.
Er konnte es nicht fassen. Da saß ein Mann in dem Zimmer, der ganz offensichtlich sein Bruder war und starrte nur aus einem Fenster. Er sah ihm so unglaublich ähnlich. Sein Haar war zwar dunkel, doch es lockte sich mittlerweile. Außerdem hatte Chase seine Augen gesehen. Sie waren genauso strahlend blau wie seine eigenen. Von seiner Mutter hatte Chase erfahren, dass sein Vater wohl auch genau diese Merkmale hatte.
Der Arm war geschient, aber das schien ihn nicht zu stören. Er zuckte eher zusammen, wenn er an die Stellen seines Körpers kam, die die typischen blauen Flecken aufwiesen.
Chase wusste, dass er geschlagen worden war.
„Sie sagten doch, dass er keine Schmerzen verspürt?"
Die Ärztin zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Ja. Das hatten wir auch angenommen. Victor hat uns von dem Angriff erzählt und gesagt, dass einige dieser Männer wirklich nichts verspürt haben. Aber bei deinem Bruder ist einiges anders. Innere Verletzungen, wie eben der Bruch, merkt er tatsächlich nicht. Werden ihm die Verletzungen allerdings an der Haut zugeführt, verspürt er sie zwar erst später und auch nicht so stark, wie wir es empfinden würden, aber er spürt sie. Ein kleiner Kratzer verwirrt ihn, weil er die Schmerzen nicht einschätzen kann. Ich habe beobachtet, wie er bei kleinen Schürfwunden gejammert hat, aber eine Platzwunde am Hinterkopf nicht einmal bemerkte."
Chase nickte nachdenklich.
„Und er ist nicht so...so dumm, wie die anderen?"
Wieder nickte die Ärztin.
„Du kannst nicht pauschal sagen, dass alle dumm sind. Du musst dir eher vorstellen, dass sie seit ihrer Geburt keine äußeren Reizen ausgesetzt waren. Sie kannten jahrelang nur das Zimmer, in dem sie gehalten worden waren. Niemand sprach mit ihnen. Er hat mir erzählt, dass sie sich mit Grunzlauten unterhalten haben. Aber er lernt schnell! Er erinnert sich wohl an Träume, in den ein Mann mit ihm gespielt und gesprochen hatte. Ich denke es war kein Traum, aber wir wissen es nicht. Sein Wortschatz hat sich allerdings schon sehr verbessert, aber er vertraut nur sehr schwer jemanden."
Wieder ein Nicken von Chase.
„Warum ist er allein in diesem Zimmer. Hat man ihn eingesperrt?"
Nun schüttelte Phil den Kopf.
„Es ist 12 eigener Wunsch allein zu sein. Ich denke, er befürchtet, dass andere vor ihm Angst haben könnten. Er fürchtet sich nicht vor Schlägen oder Beschimpfungen. 12 fürchtet sich vor den Blicken und dem ängstlichen Gehabe der Menschen um ihn herum. Gloria, Derek und die Ärzte dürfen zu ihm. Bei anderen versteckt er sich unter der Decke."
Die Ärztin sah wohl, dass sie nicht mehr gebraucht wurde und verließ die beiden.
Chase beobachtete seinen Bruder weiterhin.
Er bewegte sich kaum, sah nur sehnsuchtsvoll aus dem Fenster.
Phil legte Chase eine Hand auf den Arm.
„12 braucht Hilfe!"
Chase schnaubte.
„Nenn ihn nicht so. Ich will nicht, dass mein Bruder irgendeine Nummer ist!"
Phil lachte.
„Also dann glaubst du auch, dass er dein Bruder ist?"
Chase nickte.
„Schau ihn dir an. Bis auf Kleinigkeiten sieht er so aus , als ob er mir aus dem Gesicht geschnitten wäre. Er hatte zwar eine andere Mutter, aber wir haben einen gemeinsamen Vater. Daran zweifle ich nicht im Geringsten!"
Phil sah sich Chases Bruder nun auch an.
„Willst du es ihm sagen? Ich meine, er ist der Meinung, du bist tot! Ich könnte mir vorstellen, dass er etwas fröhlicher wird, wenn er weiß, dass du doch lebst!"
Chase nickte verhalten.
„Du zweifelst?"
Chase holte tief Luft.
Ja, er hatte Zweifel. Aber nicht so, wie Phil vielleicht dachte. Im Moment spürte er, wie sich der Hass wieder in ihm aufbaute. Nicht nur, dass Viola ihn zum Monster gemacht hat. Nun erfuhr er, dass Travis auch seinen Bruder zu einer Bestie geformt hatte. Das konnte er einfach nicht verzeihen.
Er holte tief Luft.
„Ich weiß nicht, wie ich ihm begegnen soll. Der Hass...in mir!"
Phil nickte.
„Ich kann es verstehen. Deiner Familie wurde schon sehr viel Leid angetan. Da verspürt man schon Hass. Aber sehe es doch einmal so. Wenn das alles hier vorbei ist, dann könnt ihr neu anfangen. Du kannst zurück zu Eve und deinem Sohn. 12...ich meine, dein Bruder...er kann bei uns bleiben."
Chase hob den Kopf.
„Ich überlasse ihm die Entscheidung. Aber wenn er mit zu mir will...."
Phil nickte und tätschelte leicht seine Schulter.
„Du bist ein guter Junge, Chase. Mittlerweile kann ich Eve verstehen, warum sie dich gewählt hat. Dann gehe mal zu deinem Bruder. Du wirst sehen, dass auch er liebenswert ist, wenn auch auf eine ganz andere Weise!"
Travis sah seinem Bruder fest in die Augen.
Irgendetwas verschwieg Bill ihm, das spürte er. Seit Tagen hatte Bill nichts mehr mit ihm besprochen. Zumindest nichts Wichtiges. Es schien eher so, als ob Bill ihm aus dem Weg gehen würde.
Heute hatte Travis erfahren, dass 12 schon seit Tagen verschwunden war. Bill hätte es ihm melden sollen, doch er hatte es nicht getan. Selbst jetzt erwähnte er es mit keinem Wort. Er lächelte Travis einfach nur an, als ob er etwas wissen würde, was seinem großen Bruder verborgen blieb,
„Was ist mit dir los, Bill? Hattest du wieder Träume? Hast du was gesehen, was ich wissen sollte?"
Bill schüttelte den Kopf.
„Nein. Hatte ich nicht. Warum fragst du?"
Travis zuckte mit den Schultern.
„Na ja, du wirkst so anders! Und du hast mir nicht gesagt, dass 12 verschwunden ist!"
Bill lächelte ihn nichtssagend an.
„Ich bin nur etwas müde, Travis. Ich bin alt!"
Travis legte den Kopf schief.
Bill wirkte wirklich alt und müde, aber auf der anderen Seite ausgeglichen und zufrieden. Was war nur mit ihm los?
„Wann hattest du die letzte Spritze?"
Bill zuckte mit den Schultern.
„Du hast gesagt, wir sollen sparsam damit umgehen. Jetzt, wo Chase ja nicht mehr unter uns weilt, dachte ich, ich lass einige Sitzungen aus."
Travis atmete tief ein.
Das war eine plausible Erklärung. Dagegen konnte er nichts sagen.
Er sah Bill noch einmal ernst an, dann zog er ihn am Nacken zu sich. Der Kopf seines jüngeren Bruders, der jetzt um einiges älter als er aussah, lag auf seiner Schulter.
„Hol dir das Serum, Bill. Ich habe das Gefühl, dass wir bald einen Angriff wagen können und siegen werden!"
Er küsste ihn kurz auf die Schläfe und verließ den Raum.
Bill sah auf die geschlossene Tür und lächelte leicht.
Sein Bruder lag so falsch.
Sie würden bald alle sterben, aber Bill hatte nicht vor, Travis irgendetwas darüber zu erzählen.
Bill freute sich auf seinen Tod.
Er hatte seinen Zenit schon längst überschritten.
Er war müde.
Er wollte einfach nicht mehr.
Bill wusste, dass er schwach war.
Er konnte sich weder gegen Travis noch Viola wehren. Er war ein Mitläufer.
Leider.
Erst seit einigen Jahren hatte er heimlich die Pläne seiner Geschwister unterwandert. Es hat angefangen, als Viola einen Ziehsohn haben wollte. Bill hatte erkannt, wie selbstsüchtig sie war. Sie wollte eigentlich keinen Sohn. Sie wollte jemand, der sie bewunderte. Und Thomas war schwach genug, um sich nicht gegen Viola zu wehren. Travis hatte herausgefunden, dass Viola Thomas schon vor seiner Zeit aus der Blase geholt hatte. In seiner Wut hatte Travis sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Er hatte den armen Jungen erschossen.
Viola hatte tagelang um den Jungen getrauert.
Dann kam Cage und Viola hatte wieder ein neues Ziel. Das Cage sich für Desiree entschieden hatte, entfachte in Viola etwas Schreckliches. Sie wurde hasserfüllt. Bill lächelte erneut. Seine Schwester war noch nie mit Zurückweisungen zurecht gekommen. Und Cage hatte sie wirklich haben wollen.
Jeder kannte die Geschichte von der Flucht und dass Viola Chase danach gequält hatte. Sie hatte die ganze Wut an ihm ausgelassen. An einem Kind, dass für die ganze Situation nichts konnte.
Bill hatte es irgendwann nicht mehr mit ansehen können.
Er hatte mit Kleinigkeiten angefangen.
Das Mädchen, Erin, war nicht einfach so aufgewacht. Bill hatte ihr Programm verändert und sie beobachtet. Sie war ein schlaues Mädchen und hatte schnell herausgefunden, was hier gespielt wurde. Dass sie sich Logan anvertraute, hatte Bill zwar gewundert, aber es war die beste Wahl gewesen.
Bill hatte auch schon lange von Travis Eliteeinheit gewusst.
Er selbst hatte das Wasser der Lebensblasen manipuliert. Eigentlich wollte er sie alle sterben lassen und Travis dann davon überzeugen, diese „Züchtungen" sein zu lassen.
Doch dann hatte er gesehen, dass einer der Jungen von Cage stammte.
Viola hatte es wirklich noch einmal gewagt, hatte die Samenproben gestohlen und sie einer Kriegerin eingepflanzt. Bill hatte keine Ahnung, wer ihr dabei geholfen hatte, aber alleine war sie dazu nicht im Stande. Doch er hatte dadurch seine Pläne geändert.
Auch bei 12 hatte Bill Hand angelegt. Während die anderen isoliert worden waren, damit sie wie Tiere aufwuchsen, hatte Bill ihn manchmal zu sich genommen und mit ihm geredet und gespielt. Er hatte ihm Bilder gezeigt, damit der Junge etwas Verstand eingebläut bekam.
Bill wusste genau, dass 12 bei den Rebellen war, aber er würde es Travis nicht sagen. Er wollte nun endlich ein Ende.
Er lächelte bei dem Gedanken, dass Chase noch lebte.
Ja, er hatte es in seinen Träumen gesehen. Schon mehrmals hatte er von Chase geträumt.
Anstatt schweißgebadet auf zu wachen, weil er seinen Tod gesehen hatte, war Bill stets mit einem Lächeln erwacht.
Bald würde es soweit sein.
Er würde Chase wieder sehen und mit ihm reden.
Und dann würde er sterben.
Endlich!
Chase hatte Gloria das Essen für seinen Bruder abgenommen und hatte angeklopft. Leise war er eingetreten. Sein Bruder stand immer noch am Fenster und beobachtete das Geschehen draußen.
Seine Hände lagen auf dem Sims und er kicherte leise. Chase schaute nach draußen und sah einige Kinder spielen. Das schien seinen Bruder zu erfreuen.
„Komm, Kleiner. Das Essen wird kalt!"
Sein Bruder drehte sich erschrocken um und starrte Chase an.
„Wer?"
Seine Stimme war brüchig und er bewegte sich langsam in eine Ecke. Chase sah, wie er die Decke schon vom Bett nehmen wollte.
Chase hob beide Hände.
„Keine Angst! Ich tue dir nichts!"
Er sah, wie 12, oder wie er sich nannte, sich keinen Millimeter bewegte. Er schien Respekt vor ihm zu haben.
Chase seufzte.
„Jetzt komm schon. Das Essen wird kalt!"
Chase sah, dass er vorsichtig an den Tisch lief und sich gehorsam setzte und den Löffel in die Hand nahm. Allerdings aß er nicht, sondern starrte Chase an. Chase konnte nicht sagen, ob er doch Angst vor ihm hatte. Aber etwas Neugier mischte sich doch in seinen Blick.
„Wer du?", fragte er noch einmal.
Chase zeigte auf den Stuhl, was ihm wieder einen ratlosen Blick einbrachte.
Gegen seinen Willen musste Chase grinsen.
„Darf ich mich zu dir setzen?"
Sein Bruder nickte heftig, aber er wirkte immer noch sehr erstaunt, als ob ihn noch nie jemand gefragt hätte, was er will.
Chase setzte sich zu ihm und stützte seine Ellbogen auf den Tisch ab.
„Ich bin Chase! Das wolltest du doch wissen!"
Sein Bruder runzelte die Stirn. Er überlegte eine ganze Weile, dann fiel ihm wohl ein, wo er den Namen gehört hatte.
Er ließ den Löffel fallen und starrte Chase erstaunt an.
„Der...der Meister! Du tot! Meister sagt! War böse deswegen!"
Chase grinste leicht.
„Nein! Ich bin nicht tot. Das hat Logan nur gemacht, um mich und meine Familie zu schützen! Verstehst du das?"
Wieder überlegte er eine Weile, dann nickte er.
„Der Meister...böse...er wollte Blut von dir und der Frau!"
Dann riss er die Augen auf.
„Die Frau! Wir schützen!"
Chase nahm die große Hand in seine um seinen Bruder zu beruhigen.
„Eve geht es gut! Wirklich! Ihr und meinem Sohn geht es gut! Niemand weiß, wo sie sind!"
Doch sein Bruder wollte sich nicht beruhigen.
„Kind...Frau...Du...12 muss beschützen. Meister böse!"
Er sprang auf, aber Chase hielt ihn fest. Er musste seine ganze Kraft aufbringen.
„Jetzt beruhige dich mal! Es ist alles in Ordnung! Du brauchst mich nicht zu beschützen. Ich bin in Sicherheit!"
Doch sein Bruder beruhigte sich nicht, bis Chase ihn an herrschte.
„Setzt dich hin, Kleiner und gib Ruhe! Es ist alles in Ordnung!"
Er setzte sich und war still. Seine Augen sahen Chase aber ängstlich an.
„12 böse!", flüsterte er. „Bruder...bestrafen 12!"
Chase seufzte.
„Oh nein! Warum soll ich dich bestrafen? Weil du dir Sorgen machst? Deswegen werde ich dich nicht bestrafen. Aber erst einmal will ich, dass du dich nicht mehr 12 nennst! Du brauchst einen Namen, kleiner Bruder!"
12 riss die Augen auf, dann lächelte er glücklich.
„12 will einen Namen." Dann verdunkelte sich sein Gesicht. „12 dumm. Kein Name."
Chase hob die Augenbraue.
„Das ist nicht wahr. Du bist nicht dumm! Vielleicht etwas langsam, aber das bekommen wir hin. Ich bin auch nicht immer schnell. Also, was für einen Namen hättest du gerne?"
Er zuckte mit den Schultern.
Chase überlegte eine Weile.
„Ich habe da eine Idee. Unser Vater hieß Cage. Mein Sohn heißt Cameron und ich Chase. Es sollte also ein Name mit C sein. Was hältst du von Connor?"
Ein Lächeln huschte über das Gesicht seines Bruders.
„Wir richtig...Brüder...Connor, sehr schön!"
Chase tätschelte seine Schulter.
„Sehr schön, Connor! Dann sollten wir uns einmal kennen lernen!"
Er lernte sehr schnell.
Connor, wie sich 12 jetzt nannte, blühte richtig auf. Das hatte er auch seinem Bruder zu verdanken. Logan kannte nun eine dritte Seite von Chase, die er nie erwartet hätte.
Gerade sah er, wie Chase sich über einen Stein beugte, den Connor gefunden hatte und ihn lobend auf den Kopf tätschelte.
Logan stieß seinen Atem aus.
Was war nur in Chase gefahren?
Dabei war er zu anderen nicht anders als vorher. Chase war schroff zu ihnen, beleidigte sie, wenn ihm etwas nicht passte und trainierte härter als jeder andere.
Auch Connor und Cord trainierten immer zusammen. Connor war zwar eigentlich immer noch kindlich, aber wenn es um das Kampftraining ging, machte ihm beinahe keiner etwas vor. Sogar Chase hatte Mühe mit seinem Bruder mitzuhalten.
Chase hatte es auch irgendwie mit Glorias Hilfe hinbekommen, dass sich niemand mehr vor Connor fürchtete. Obwohl er noch etwas naiv war, wurde er von Leuten seines Alters aufgenommen, die ihm die kleinen Fehler nicht übel nahmen.
Er beobachtete, wie Chase Connors Schulter tätschelte und dann zu ihm kam.
„Hey, du Versager! Hast du die Waffen gecheckt? Oder hockst du einfach nur so faul herum, während andere deine Arbeit erledigen?"
Logan fletschte etwas die Zähne.
„Ja, ich habe sie gecheckt! Wann glaubst du, wann wir endlich loslegen können?"
Chase sah ihn verwundert an.
„Das liegt doch nicht an mir! Wenn es an mir liegen würde, wäre ich schon längst wieder zu Hause!"
Das konnte Logan leider nur bestätigen. Chase trieb alle, doch die meisten Rebellen waren leider noch nicht soweit. Richtige Kampferfahrungen hatten nun mal nur Cord, Chase und sein Bruder. Und mit ihnen alleine konnte man keine Schlacht gewinnen!
Er seufzte leicht.
„Tut mir leid, Mann! Ich habe nicht im Geringsten geahnt, was man alles braucht, um die Drei anzugreifen."
Chase kickte einen Stein zur Seite und kreuzte seine Arme vor der Brust.
„Lass mich raten! Du hast dir eigentlich vorgestellt, dass wir einfach zu dem Bau der Drei gehen, ich meine ehemaligen Leute überzeuge, mit uns zu kämpfen und ihr dann einfach zuschauen könnt. Das ist nicht so einfach!"
Logan hob eine Augenbraue.
„Mal davon abgesehen, dass es wirklich mein Plan war, warum findest du es schwierig?"
Chase schnaubte und hob spöttisch einen Mundwinkel nach oben.
Logan hasste es, wenn er sich so arrogant gab, auch wenn er meistens wirklich richtig lag, brauchte er es nicht jedem zu zeigen.
„Ich gebe es nicht gerne zu, aber du hast etwas Gutes getan, indem du mich hast sterben lassen! Aber dadurch wird es auch schwerer für mich. Nicht jeder weiß über die Drei und ihren Machenschaften Bescheid. Jetzt tauche ich auf einmal wieder auf und sage ihnen, dass alles, was sie bisher gemacht haben, schlecht war. Ihr ganzes Weltbild wird durcheinander gewirbelt. Ich glaube nicht, dass alle gleich mit wehenden Fahnen zu euch überlaufen."
Logan hatte das gar nicht bedacht.
Chase hatte Recht.
Erst einmal würden alle wohl sehr erstaunt sein, dass ihr ehemaliger Anführer wieder vor ihnen stand. Dann wären sie wahrscheinlich völlig überfordert, wenn Chase ihnen sagte, dass sie für die Rebellen kämpfen sollten. Das war schwer zu verstehen, vor allem weil Chase die Rebellen immer bekämpft hatte. Aber auf der anderen Seite glaubte Logan fest daran, dass Chase die Leute schnell überzeugen konnte. Schließlich hatte er seine eigenen Leute nicht belogen. Er war streng mit ihnen gewesen, aber er hatte ihnen nie irgendetwas vorgemacht, nur um gut da zu stehen.
„Verfluchte Scheiße! Wir bräuchten einfach mehr Leute!"
Chase nickte.
„Holt die anderen!"
Logan hob eine Augenbraue.
„Welche anderen?"
Chase schnaubte laut.
„Das ist jetzt nicht euer Ernst, Blödmann! Es gibt einige Rebellenunterkünfte. Die meisten sind nicht einmal so weit von hier entfernt. Ich weiß das. Ich habe die meisten gefunden! Geht zu ihnen und erklärt alles. Da wir am nächsten sind, sollen sich alle hier treffen. Wir werden sehen, ob die auch so hilflos sind wie ihr!"
Logan hätte sich selbst ohrfeigen können. Warum war er nicht darauf gekommen? Oder Derek und der Rat.
Er drehte sich um.
„Ich werde es veranlassen."
Chase hielt ihn auf.
„Halt, Logan!"
Logan dreht sich nicht um, blieb aber stehen.
„Was denn?"
Chase schien wieder etwas unsicher zu sein.
„Eve...ich bin jetzt schon drei Wochen hier. Jemand sollte ihr eine Nachricht zukommen lassen. Und auch meiner Mum wegen Connor. Sie sollten vorbereitet sein!"
Logan nickte.
„Warum gehst du nicht selbst zu ihnen?", fragte er dann.
Chase atmete tief ein.
„Wenn ich wieder dort bin, kann es passieren, dass ich nicht mehr hier her komme. Das mir alles egal wird."
Das konnte Logan verstehen.
„Ich werde selbst zu ihnen gehen. Ich nehme eines der Motorräder, dann bin ich schnell wieder zurück!"
Chase schnaubte.
„Du lässt die Finger von meiner Frau. Und du nimmst einen Brief von mir mit!"
Logan lachte laut aus.
„Ach du lieber Himmel. Du wirst doch wohl nicht etwa eifersüchtig werden, du Depp?"
Chase senkte langsam den Kopf, als ob er ihn angreifen wollte, doch bevor er auf Logan losgehen konnte, kam Erin zu ihnen. Als ob sie geahnt hätte, dass Chase beinahe vor Eifersucht ausflippen würde, drückte sie Logan einen zärtlichen Kuss auf den Mund, bevor sie zu Chase sah.
„Hast du Zeit, Chase? Ich glaube, ich habe es geschafft! Du kannst es dir anschauen!"
Chase schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter und zischte Logan böse zu: „Wenigstens auf eine kann man sich hier verlassen! Ich bin in deinem Haus, Erin!"
Ohne sich um Logan zu kümmern, lief er vor.
Erin sah ihn verwundert hinterher. Dann seufzte sie.
„Habt ihr euch schon wieder gestritten? Meine Güte, Logan. Du solltest ihn nicht immer provozieren!"
Logan stieß erstaunt die Luft aus.
„Ich provoziere ihn? Es ist genau anders herum!"
Sie legte ihm ihre Arme um die Hüfte.
„Ich glaube, ihr provoziert euch gegenseitig. Und ich denke, es ist besser, wenn wir alles hinter uns bringen und euch trennen würden. Euer kindisches Gehabe ist schlimmer als seine früheren Zornesausbrüche! Man kann euch beide nur eine gewisse Zeit zusammen ertragen, aber dann geht man euch besser aus dem Weg."
Logan seufzte.
Da war wohl etwas Wahres dran. Sie konnten sich beide nicht sonderlich ausstehen und ließen es den anderen auch immer spüren.
„Ich werde ein paar Tage weg sein. Chase möchte, dass Eve Bescheid weiß, dass es länger dauert. Auch Ginny sollte wegen Connor Bescheid wissen!"
Erin lächelte etwas traurig.
„Schade. Ich würde gerne mitkommen, aber ich habe im Moment keine Zeit. Aber grüße sie von mir!"
Logan küsste sie leicht.
„Du bist hier die Einzige, die Chase irgendwie respektiert und nicht andauern beschimpft. Willst du mir irgendwann einmal dein Geheimnis verraten?"
Sie lachte laut aus.
„Da gibt es kein Geheimnis. Ich finde, er ist ein netter Kerl, wenn man von seinen Spinnereien einmal absieht. Und ich kann Eve nun auch voll verstehen, dass sie sich in ihn verliebt hat. So einen Mann lässt man nicht einfach so laufen."
Logan schnaubte und drückte sie an sich.
„Vergiss aber nicht, zu wem DU gehörst, während ich weg bin!"
Wieder lachte sie.
„Oh! Bevor du gehst, solltest du mir es unbedingt noch einmal zeigen! Damit ich es auch wirklich nicht vergesse!"
Sie küsste ihn noch einmal, dann ging sie Chase hinterher!"
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