𝕮𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗 𝕴 - 𝘙𝘢𝘪𝘯𝘥𝘳𝘰𝘱𝘴 🥀
・ 。 ・. . 。
⋆. . ・. ✦
⋆ ✦. ・
⋆. 。
・. ⋆ ⋆
。. . ・
❝ Unbeing dead...
Qᴜᴇʟʟᴇ: ʜᴛᴛᴘꜱ://ᴘɪɴ.ɪᴛ/2ᴏ6ʏᴅᴋ255
... isn't being alive. ❞
― E. E. Cummings
・ 。 ・ 。
⋆ ・. . ✦
⋆. ✦. . ・
⋆ 。
・. ⋆ ⋆
。. . ・
𝔈ine sanfte Strähne löste sich aus dem strengen Zopf, der ihr dunkles Haar zurückhielt, und fiel wie ein zarter Schleier in ihr blasses Gesicht. Mit ihr bahnte sich eine einsame Träne ihren Weg, rollte langsam und still über die weiche, leicht errötete Wange, als wäre sie der erste Bote einer längst überfälligen Flut. Die schmerzhafte Hilflosigkeit, die sie in diesem Moment überkam, war so allumfassend, dass sie beinahe glaubte, in einen bodenlosen, finsteren Abgrund zu stürzen. Ein Schlund, der sie mit kalten, gierigen Klauen in die Tiefe zog, unerbittlich und unerbarmt. „Ich hasse dich so sehr...", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme brüchig und fast zerbrechlich wie Glas, das jeden Moment zerspringen könnte. Mit einer kaum merklichen Bewegung ließ sie den schwarzen Regenschirm sinken, der bis eben noch schützend über ihr gehalten hatte. Die Regentropfen, die sich auf dem dunklen Stoff gesammelt hatten, spritzten auf, als er den Boden berührte, und fanden ihren Weg durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung, kalt wie die Klingen unzähliger kleiner Messer. Aber sie spürte es kaum, nahm es nicht einmal richtig wahr. Nein, es war beinahe eine Erleichterung, eine erfrischende Erinnerung daran, dass sie überhaupt noch etwas fühlen konnte – etwas, das sie nicht fürchten musste.
Hier, in dieser stillen Einsamkeit, gab es niemanden, der ihr einreden konnte, dass all das nicht ihre Schuld war. Und doch wusste sie tief in ihrem Inneren, dass es so war. Mit zitternden Fingern strich sie sich das pechschwarze Haar aus dem Gesicht, glitt sanft über die Sommersprossen, die ihren blassen Teint wie vergessene Sternenstaubkörner zierten. Ihre Füße hatten sie hierher getragen, Schritt für Schritt, geführt von einem inneren Drang, den sie selbst nicht verstand. War es Rache, die sie suchte? Oder war es Vergebung, die sie ersehnte? Oder vielleicht nur Antworten, von denen sie längst wusste, dass sie nie kommen würden - nicht nach all den neunhundertelf Tagen des Wartens.
„Das war nicht ich, das war nicht ich...", murmelte sie, fast tonlos, und ihre Augen wanderten verzweifelt nach oben, suchten den wolkenverhangenen Himmel ab, als könnten sie dort in der erdrückenden Dunkelheit eine Antwort finden. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Brust, so intensiv, dass sie den Regenschirm unwillkürlich gegen ihr ohnehin schon wundes Schienbein schlug, als ob sie sich selbst bestrafen wollte. „Das war nicht ich, das war nur eine Halluzination, das war nicht ich...", wiederholte sie weinerlich, die Worte erstickten beinahe in ihrem Hals, als sie plötzlich zu Boden stürzte. Der feuchte, kalte Boden neben dem frischen Grab nahm sie auf, als wäre er schon immer für diesen Moment bestimmt gewesen, doch sie bemerkte es kaum. Kein einziges Blumenblatt schmückte das Grab, das vor ihr lag, und in ihrem Kopf drehten sich die Gedanken nur noch um die gleiche, unaufhörliche Frage: Was ist wahr? Was ist eine Lüge? Ist dies hier ein Traum, genauso wie ihre Erinnerungen, die ihre Psychologin ihr als Fälschungen einredete?
„Frau Rivani, Sie haben ein Trauma erlitten. Es ist normal, dass man sich die Schuld für den Tod eines geliebten Menschen gibt, besonders wenn man dabei war", hatte die Psychologin ihr einst erklärt, mit einer Stimme, die so sanft war, dass sie beinahe tröstend wirkte. Doch für Soraya waren diese Worte leer, klangen wie hohle Phrasen in einem Raum voller schneidender Kälte, während sie an ihren Fingernägeln zupfte, bis Blut aus den winzigen Wunden sickerte. Dieser Schmerz war echt, so befreiend echt – anders als die Worte der Psychologin, die ihr so fern und bedeutungslos erschienen. Was brachte es, zuzuhören? Soraya fühlte sich von niemandem verstanden, nicht einmal von sich selbst.
„Frau Rivani, Sie sind in Sicherheit."
„Bin ich nicht", murmelte Soraya und biss sich auf die Zunge, während sie verzweifelt versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren. Doch tief in ihr begann eine Wut zu brodeln, eine Wut so mächtig, dass ihre Hände sich zu Fäusten ballten, heiß und brennend vor unterdrückter Leidenschaft.
„Doch, das sind Sie. Sie schaffen das. Ich glaube an Sie", hatte die Psychologin beharrlich wiederholt und dabei ihren streng geflochtenen Dutt zurechtgezupft, als würde diese Geste allein die Wahrheit ihrer Worte unterstreichen.
„Ich aber nicht...", flüsterte Soraya leise, kaum hörbar, während das Gespräch in der endlosen Leere ihres Inneren widerhallte. Diese Gespräche, immer wieder dieselben Worte, die nichts in ihr berührten, nichts veränderten, die wie ein unaufhörliches Echo durch ihren Kopf hallten.
Ihre Erinnerungen an die Therapiesitzungen waren verschwommen, verzerrt durch die Medikamente, die ihre Gedanken in ein undurchdringliches, verwirrendes Chaos stürzten.
Ein scharfer Windstoß riss sie aus ihren Gedanken, ließ ihre Wange kalt prickeln und ließ sie mit dem Gefühl der Kälte um ihren Körper, als es sie zurück in die raue Realität brachte, wenn man diesen Zustand so nennen konnte.
Für einen flüchtigen Moment glaubte sie, sie würde in tausend Teile zerspringen, als würde ihr Körper von innen heraus auseinanderbrechen. Ihr Kopf schien den harten Steinboden zu treffen, und doch – hatte sie nicht schon gelegen? Wie konnte sie wieder hierhin fallen?
„Frau Rivani, Ihre Fantasie ist beeindruckend, aber genau das sind sie – Fantasien", hallten die Worte des Stationsarztes in ihrem Kopf wider, begleitet von einem Echo, das sie zerriss.
„Die Erinnerungen sind falsch. Ich bin falsch", flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch, ein verzweifeltes Echo in der Stille, das niemand hörte.
Langsam zog sie sich zum Grab, kam immer näher, bis ihre Knie die kalte, feuchte Erde berührten. Der graue Grabstein vor ihr ragte in den Himmel wie ein stummer Zeuge all dessen, was sie verloren hatte. Mit zitternden, von Narben gezeichneten Händen strich sie über den glatten Stein, spürte die rauen Kanten der Inschrift unter ihren Fingern: „Ben Harling - In Ehren für immer, denn dein Sein sei gewesen." Ein eisiger Schauer durchfuhr ihren Körper, und das Zittern in ihr wurde stärker, bis es sie gänzlich erfasste, als wollte es sie von innen heraus zerreißen.
Soraya blieb für einen Moment reglos, ihre Hände auf dem kühlen Stein verharrend, als ob sie dort eine Wärme suchen würde, die längst erloschen war. Der Schmerz, der sie durchdrang, war so tief, dass es sich anfühlte, als würde er nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele in Stücke reißen. Jeder Atemzug, den sie nahm, war eine Qual, jeder Herzschlag ein dumpfer Schlag, der sie an die Leere erinnerte, die Ben hinterlassen hatte. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie so verweilte – Minuten, Stunden, vielleicht sogar Tage schienen sich in diesem Moment aufzulösen, wie ein Traum, der sich langsam im Nebel des Erwachens verliert.
Der Regen war inzwischen stärker geworden, prasselte unbarmherzig auf sie herab, doch sie spürte nichts von der Nässe, die sich in ihre Kleider fraß und ihren Körper durchdrang. Es war, als wäre sie von der Welt abgeschnitten, gefangen in einem unsichtbaren Kokon, der sie vor der Realität schützte, die sie nicht ertragen konnte. Ihre Finger krallten sich fester in den Stein, als suchten sie Halt, etwas, das sie vor dem völligen Absturz bewahren würde. Aber der Stein gab nichts zurück, blieb kalt und unnachgiebig, genau wie die Erinnerung, die sie nicht loslassen konnte.
„Das war nicht ich...", wiederholte sie ihre Worte, ihre Stimme so leise, dass sie im Prasseln des Regens fast verloren ging. „Ben... das - das war ni-nicht ich."
⁺‧₊˚ ཐི⋆♱⋆ཋྀ ˚₊‧⁺
Hallo, zu euch allen!
Erstmal: vielen Dank an dich, Thedarkheart123 bei diesem wundervollen Projekt teilnehmen zu dürfen und es hiermit auch noch eröffnen zu dürfen - es ist mir eine riesige Ehre.
Ich persönlich, bin nicht die beste Autorin und das ist mir durchaus im Klaren, daher: ich freue mich immer über Feedback.
Was haltet ihr von diesem Anfang?
Ich persönlich freue mich schon tierisch auf eure Kommentare und die nächsten Kapitel.
「𝚆𝚘𝚛𝚍𝚌𝚘𝚞𝚗𝚝𝚎𝚛: 𝟷𝟷𝟾𝟹 𝚆ö𝚛𝚝𝚎𝚛」
⁽ᴺᵘʳ ᵈⁱᵉ ʷⁱʳᵏˡⁱᶜʰᵉ ᴳᵉˢᶜʰⁱᶜʰᵗᵉ⁾
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro