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Sonntag, 22.12. - Weihnachtsmarkt

Ich habe das ja gar nicht mit Absicht gemacht. Es war auf einmal so. Lilli war eingeklemmt in meinen Armen und ihr Gesicht dem meinen so nah. Ihre Augen haben geblitzt, Selbstbewusstsein, Vergnügen, Zufriedenheit und Vertrauen waren ihr ins Gesicht geschrieben. Aber als ich endlich den Entschluss gefasst hatte, es einfach zu probieren und sie zu küssen - da ist sie nach unten aus meinen Armen rausgeflutscht und abgehauen. Ihre nächsten Worte waren so kackenfrech, dass ich überlegt habe, ob sie es tatsächlich nicht kapiert hat. Aber das glaube ich nicht. Und da ist mir klar geworden, dass nichts, was ich ihr bieten könnte, sie halten kann. Sie müsste das selbst wollen, und ich habe keinen blassen Schimmer, warum sie das nicht will, denn die Chemie zwischen uns ist perfekt.

Also habe ich mich wortlos getrollt. Ich hätte die komische Situation keinen Augenblick länger ertragen. Als ich mich wieder ins Wohnzimmer getraut habe, war sie inzwischen auf dem Sofa eingeschlafen. Ich habe sie zugedeckt und mich mit einem Buch danebengesetzt. Aber so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Als sie sich dann geregt hat, hab ich mich echt zusammenreißen müssen, nicht davonzulaufen.

Und dann? Fördert sie diesen Herzensengel zu Tage! Das hat mich so viel Beherrschung gekostet, den einfach kommentarlos aufzuhängen! Sie hat ja einfach einen Engel gekauft. Aber dieser Engel schien direkt mit mir zu reden.
„Halt mich fest, lass mich nich gehen, ik liebe dich doch auch!"
Der Rest des Tages ist dahingeplätschert. Aber Lilli war schon wieder anders! Irgendwie ... auf der Hut? Als müsse sie sich vor etwas schützen? Oder sogar vor mir??? Allmählich macht mich dieses Mädchen wahnsinnig.
Ist mein Angebot, bei mir zu bleiben und meine Wohnung als Sprungbrett in ein besseres Leben zu nutzen, vielleicht zu selbstgefällig rübergekommen? Habe ich mich als der Retter aufgespielt? Sieht sie ihre Selbständigkeit bedroht?
Alles, was ich mir wünsche, ist, sie in meinem Leben zu haben. Ich hatte wohl einfach gehofft, dass die sachliche Schiene die richtige ist. Und verkackt. Gründlich.

Jetzt ist Sonntag, 4. Advent, noch zwei Tage bis Weihnachten. Ich stehe auf in dem festen Willen, diesen Tag irgendwie wieder normal und locker zu gestalten.
Ich glaube, ich gehe wirklich mit ihr auf einen Weihnachtsmarkt. Da gibt es jede Menge Möglichkeiten, von uns abzulenken. Und Engel.
Ich stehe also auf, mache Frühstück und höre dabei, dass Lilli im Bad ist. Da fällt mir noch was ein, und ich telefoniere schnell mit Karsten. Er soll mir mal sagen, in welches Tierheim er den Hund bringen wird. So für alle Fälle ...

Kurz darauf kommt Lilli gut gelaunt zum Frühstück, und wir lassen es uns gut gehen. Ich mache das Radio an, weil mir einfällt, dass da ja wieder diese Engel-Sendung sein müsste. Mal sehen, was sie heute so erzählen. Doch als erstes spielen sie ein Lied. Wir habe viel Spaß an diesem sanften, frechen, tiefsinnig-fröhlichen Text. Ich bin froh, denn es lockert die Stimmung richtig auf.

Und dann mache ich den Vorschlag mit dem Weihnachtsmarkt. Wir googeln kurz und beraten uns. Wir können uns allerdings nicht entscheiden. Lilli will lieber zum klassischen Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt, ich mag doch lieber zu einem reinen Kunsthandwerkermarkt auf dem Mexikoplatz. Also beschließen wir, dass wir zu beiden Märkten fahren und zwischendurch irgendwo etwas essen.

Wir halten kurz die Nasen auf den Balkon, stellen fest, dass es noch immer total kalt ist, mummeln uns dick ein und laufen los zur U-Bahn. Unser erstes Ziel ist der Gendarmenmarkt. Lilli wollte da unbedingt hin. Also steigen wir in „Stadtmitte" aus der U6 und kommen wieder ans Tageslicht. Der Platz ist umsäumt von historischen Gebäuden, die dem Markt sogar bei Tageslicht ein besonders Flair verleihen. Das Angebot ist gut gemischt, Essen und Trinken, Socken und Keksformen, Kitsch und Krippen, Kleinkram und Kunst.

Wir bummeln durch die Reihen. Ohne uns abgesprochen zu haben, halten wir natürlich beide Ausschau nach Engeln. Und davon gibt es wirklich jede Menge - große, kleine, dicke, dünne Engel, aus Holz, Stein, Metall, Stoff, als Vorgartenfigur, Spieluhr, Krippenzubehör und Baumschmuck. Aber bei keinem will unser Herz so richtig springen.

Als Lilli sich ihre kalten Hände reibt, steuere ich einen Stand mit Getränken an und bestelle zwei große heiße Schokoladen. In dem Moment, wo ich ihr ihre Tasse in die Hand drücke, zögert sie einen Moment, richtet sich dann auf, nimmt den Kakao und dreht sich ein paarmal um die eigene Achse, als ob sie nach etwas sucht.
„Alex, kannst du hier 'nen Moment auf mich warten? Ik bin gleich wieder da."
Und schon ist sie sehr zielstrebig in der Menge verschwunden, während ich etwas verblüfft mit den beiden Kakaotassen in den Händen zurückbleibe.

Es dauert einige Minuten, bis Lilli wieder auftaucht, aber als ich sie auf den Stand zusteuern sehe, hat sie ein seltsames, irgendwie entspanntes, glückliches Leuchten im Gesicht. In diesem Moment sieht sie wunderschön aus. Ohne weitere Erklärung nimmt sie lächelnd den Kakao entgegen und trinkt in kleinen, genießerischen Schlucken das heiße Getränk.
„Boah, das tut grade gut! Danke, Alex!"
Ich mustere sie von der Seite. Das Strahlen will nicht verschwinden. Aber ich traue mich nicht, sie danach zu fragen.

Stattdessen wechsele ich das Thema.
„Glaubst du, wir finden hier noch unseren heutigen Engel?"
Lilli schüttelt den Kopf.
„Ik denk, wenn, dann wär der uns schon längst entgegengeflattert. Lass uns auf den Kunstmarkt hoffen. Wie kommen wir da hin?"
Ich steuere unsere Schritte zur Haltestelle Französische Straße. Die U-Bahn braucht nur ein paar Minuten zum Bahnhof Friedrichstraße. Wir fahren hoch ans Tageslicht und gehen über eine Straße. Dort liegt nämlich die „Mishba". Da gibt es frisch gemachtes Essen, regionale Produkte, wenig Zusätze und eine witzige Auswahl. Man sucht sich eines von vier Gerichten aus und entscheidet dann, was drauf kommt. Wir nehmen Burritos und probieren uns durch die verschiedenen Füllungen. Da wir mit der S-Bahn eine Weile unterwegs sein werden, nehmen wir unser Essen mit. Schon bald sitzen wir in der Bahn und kauen unsere leckeren Burritos. Nachdem wir den Landwehrkanal unterquert haben, kommt die S-Bahn aus dem Tunnel. Und so bewundern wir das glitzerweiße Berlin von hinten, während wir durch Schöneberg, durch Steglitz und schließlich nach Zehlendorff fahren. Wir sind hier schon halb in Potsdam, aber die weite Fahrt lohnt sich jedes Jahr wieder.

Allein schon der S-Bahnhof ist ein Jugendstil-Schmuckstück, und an dem halbrunden Platz dahinter stehen die Luxusvillen und Landhäuser der Berliner Reichen und Schönen um 1900. Der Weihnachtsmarkt ist auf den Grünflächen, um die Springbrunnen, über den ganzen Platz verteilt und wirklich was Besonderes, denn hier fehlen das Gedudel, der Billigkram und der Kitsch völlig. Es ist ein Kunsthandwerkermarkt mit weihnachtlichem Angebot. Lilli staunt und genießt sichtlich.
„So weit draußen war ik noch nie. Das is ja echt toll hier!"

Ihre Augen blitzen begeistert auf, während wir über den Platz zu den ersten Ständen schlendern. Die Stimmung ist gelöst, die Atmosphäre vertraut. Erst nach einer ganzen Weile merke ich, dass ich Lilli den Arm um die Schultern gelegt habe. Ich halte den Atem an und passe mich ihrem Schritt an, damit sie es nicht merkt. Dann tauchen wir ein in einen Rausch aus klassischer, moderner, buntfröhlicher oder skurriler Kunst rund um das Fest. Und diesmal können wir uns gar nicht entscheiden, welchen Engel wir am Schönsten finden.

Traditionelle und außergewöhnliche Krippen, Designschmuck, aufwändig gestaltete Textilarbeiten, Keramik, handgearbeitete Puppen und Plüschtiere - wir können uns nicht sattsehen an der Vielfalt. Als es dunkel wird und an allen Ständen die phantasievollen Beleuchtungen angehen, fängt es an zu schneien. Da bleibt Lilli plötzlich stehen und dreht sich mit ausgebreiteten Armen ein paarmal auf der Stelle. Ihr ganzes Gesicht strahlt pures Glück aus. Sie versucht, ein paar Schneeflocken einzufangen und flitzt dafür hin und her. Einer Eingebung folgend drehe ich mich schnell um zu dem Stand, an dem wir grade vorbeigekommen sind, kaufe einen zuckersüßen Plüschhund und verstecke ihn in meinem Mantel.

Dann wende ich mich wieder zu ihr und versinke in ihrem Anblick.
So kann ich Karina gehen lassen. Ich habe sie geliebt, und ich werde mich immer warm an sie erinnern. Aber jetzt ist da Lilli, und Lilli ist einzigartig.
Lilli schüttelt sich lachend den Schnee aus den Haaren, kommt auf mich zu und hakt sich bei mir ein. Sie zieht mich zu einem der Springbrunnen, in denen jetzt natürlich kein Wasser ist, steigt auf die Brunneneinfassung und balanciert auf dem Rand entlang. Weil es glatt ist, hält sie meine Hand und springt auf der anderen Seite wieder runter.

Und ich bin einfach nur glücklich. Vergessen die Scheu vom Anfang, vergessen die hochgezogene Mauer von gestern. Lilli spielt und genießt ihr Leben. Aber dann merke ich, dass mir allmählich kalt wird und meine Krankheit sich wieder bemerkbar macht. Ich sollte langsam mal zurück aufs heimische Sofa.
„Erde an Lilli? Wir müssen uns noch für einen Engel entscheiden."
„Was?"
Sie bleibt ganz außer Atem stehen und wendet sich mir zu. Ich muss lächeln bei ihrem Anblick.
„Ein Engel. Ich merke, dass ich langsam nach Hause sollte. Wir wollten uns doch für einen entscheiden."

„Also, ik wär ja für ..."
„Wie wärs mit ..."
Wir fangen gleichzeitig an zu reden und müssen dann beide erstmal furchtbar lachen. Schließlich einigen wir uns darauf, zu dem Stand zu gehen, wo drei Massaifrauen in traditionellen Gewändern Schmuck und Kunstgegenstände aus Draht und Perlen fertigen. Dort suchen wir uns zwei kleine Engel aus, bezahlen sie und stecken sie uns gleich in die Jackentaschen. Die sehen echt witzig aus mit ihren Stummelflügelchen auf der Rückseite. Und gleichzeitig ganz filigran.
„Nach Hause?"
Ich nicke, denn inzwischen bin ich ziemlich erschöpft.
„Nach Hause!"

Auf der Heimfahrt schweigen wir viel. Mein Kopf lehnt an der Scheibe, Lillis Kopf liegt auf meiner Schulter. Und dann bin ich wohl weggenickt, denn Lilli schüttelt mich an der Schulter, als wir am Anhalterbahnhof raus müssen. Ein letztes Stück mit der U-Bahn, und wir sind wieder zu Hause. Kaum betreten wir das Haus und steuern auf den Fahrstuhl zu, bremst Lilli ganz kurz ab - und klappt plötzlich zu wie eine Auster. Ich möchte vor lauter Frustration laut aufschreien. Sie stellt sich in die gegenüberliegende Ecke vom Fahrstuhl und starrt stur nach oben auf die Etagenanzeige. Erst vor der Wohnung atmet sie etwas durch, hängt drinnen unsere Jacken auf und schaltet auf normal. Also - leider das verschlossene Normal.

„Alex, du siehst inzwischen ziemlich grau aus im Gesicht. Möchtest du noch was essen oder trinken, oder willst du gleich ins Bett?"
Darf ich mir was ganz anderes wünschen? Die glückliche Lilli von heute Nachmittag? Dann geh ich auch sofort brav ins Bett!
"Könntest du uns ein paar Stullen und einen wärmenden Tee machen?"
"Ja klar."
Lilli verschwindet in der Küche. Den nächsten Schlag erhalte ich, als ich den AB abhöre.
„Alex, herzlichen Glückwunsch, deine Fahrstuhl-Software hält sogar dem direkten Angriff stand. Schau bitte gleich die Überwachungsbänder von heute, ca. 15:00 durch. Unterer Flur und Fahrstuhl selbst. Ach ... und Tierschutzverein. Zwischen Mahrzahn und Wartenberg."
Karstens Stimme lässt unglaubliche Frustration gepaart mit einem Hauch Ironie hören.

Ich verschwinde in meinem Büro, um auf den Anruf zu reagieren. Ich fahre meinen PC hoch und sehe auf den Überwachungsbändern einen Vermummten, der offensichtlich mühelos ins Haus gekommen ist. Seine Klamotten sind so weit und dicht, dass ich nichtmal sagen könnte, ob der Mensch dünn oder dick ist. Ich vermute nur, dass es ein Mann ist. Und der fährt gradewegs mit dem Fahrstuhl in den obersten Stock. Die offensichtliche Kamera deckt er sofort ab, aber die zweite, versteckte sieht er wohl nicht. Darum kann ich ihn sehen.

Unterwegs bewegt er seine Hand aus dem Bereich der Kamera, als er nach oben greift. Dann schraubt er zügig die Verblendung der Tastatur ab und sucht sich durch die Kabel. Aber auch mit einem kleinen Gerät, das er daran anschließt, bekommt er die Software nicht überlistet. Er kommt zwar oben an und kann den Fahrstuhl auch dort stehen lassen. Aber er bekommt die Tür nicht auf. Also schraubt er die Verblendung wieder dran und fährt runter. Als er den Fahrstuhl verlässt, greift er noch kurz nach dem Taster außen, bevor er das Haus wieder verlässt. Ich fahre den PC runter und schreibe schnell eine Nachricht an Karsten, dass ich mir alles angesehen habe und ihn morgen versuche zu erreichen.

Mein Schädel brummt, ich bekomme Kopfschmerzen und kann nicht mehr so richtig denken. Aber irgendwas habe ich grade gesehen, was ich ...
Was war das bloß? ... Ah, was hat der da oben gemacht???
Ich greife mir Schuhe und Schlüssel, lausche auf Lillis Geräusche aus der Küche und schlüpfe ins Treppenhaus. Der Fahrstuhl kommt, und ich trete ein.
Wo hat der gestanden?
Ich hebe meinen Blick - und da klebt auf der Etagenanzeige ein kleiner, schwarzer Punkt. Ganz unauffällig. Wenn man nicht danach sucht ...
Lilli hat da vorhin hingeschaut.
Ich beschließe, nach unten zu fahren. Richtig, neben dem Taster klebt ein weiterer schwarzer Punkt. Ab hier war Lilli so zu. Ich kontrolliere kurz die Haustür von außen, kann jedoch nichts finden. Ich fahre sofort wieder hoch - und finde auch an der Wohnungstür nichts.
Meine zauberhafte Lilli, warum hast du das gesehen, und wovor hast du Angst??? Sind diese schwarzen Punkte vielleicht ein geheimes Zeichen der Straße? Sucht da jemand nach dir? Denn dass ein Penner an allem anderen vorbei in den obersten Stock fährt ohne Grund, das glaube ich nicht!

Ich gehe zu Lilli ins Wohnzimmer, wo sie inzwischen ein bisschen was zu essen und zu trinken bereitgestellt hat. Das Licht ist gedimmt, und sie lächelt mir entgegen. Ich überlege, ob ich sie drauf ansprechen soll, aber es ist offensichtlich, dass sie nicht mit mir reden will über ihre Angst. Also greife ich zu einem Trick. Das Lied heute Morgen. Das Engel-Lied. Die hatten gesagt, von wem das ist. Fieberhaft denke ich nach.
Ja, richtig! Von den Wise Guys. Und wir hatten doch die Tage ...
Ich suche bei den CD's von Karina nach, die wir wieder ins Regal gestellt hatten, lese schnell die Track-Listen durch.
Bingo! Das ist es. Wenn du nicht mit mir reden willst, meine Liebe, dann lass dir wenigstens so ein bisschen Mut machen.
Wortlos lege ich die CD ein und stelle das Lied an.

Schon nach wenigen Takten fängt Lilli an zu weinen. Ich setze mich einfach zu ihr und nehme sie in den Arm. Sie lehnt sich an mich und lässt sich halten. Aber sie schweigt noch immer. Also essen wir schnell etwas, und dann gehe ich sofort ins Bett. Durch meine Träume spukt der Vermummte, wie er Lilli verfolgt und einzufangen versucht.

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22.12.2019    -    25.7.2022

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