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Freitag, 6.12. Nikolaus - boah - wie peinlich!

Ich klappe die Augen auf und schaue auf die Uhr. 8:17 Uhr. Ich weiß zwar nicht, warum mein Wecker nicht geklingelt hat - ich hasse es, zu spät zur Arbeit zu kommen - aber wenigstens fühle ich mich nicht mehr so ausgelutscht wie gestern, wo ich doch tatsächlich seit Jahren mal wieder früher von der Arbeit nach Hause gegangen bin. Korrigiere - mit dem Taxi gefahren bin, weil ich nicht mehr in der Lage war, selbst zu fahren. Also schwinge ich meine Beine aus dem Bett - und sehe vermutlich nicht sehr intelligent aus, weil eben jene Beine einfach unter mir nachgeben. Ich bin leicht irritiert, aber Aufstehen ist irgendwie nicht. Also krabbele ich auf allen Vieren zur Tür und mache sie auf.

Da erscheint aus dem Gästezimmer eine unerwartete Gestalt. Eine junge Frau mit einer wilden, ungekämmten schwarzen Strubbelmähne, zwei Piercings und einer beachtlichen Anzahl höchst attraktiver Sommersprossen. Und guter Laune. Viel guter Laune.
„Guten Morgen, Herr Kämpe. Sie sehen ja wieder richtig lebendig aus! Kommen Sie, ik helf Ihnen auf."
Sie zieht mich hoch und lehnt mich an die Wand neben der Badezimmertür.
„Äh ..."
WOW! Wie intelligent. Gradezu intellektuell! ... In meinem Kopf ist irgendwie nur Watte.
„Wissen Sie was? Sie gehen jetzt erstmal da hin, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht. Ik mach derweil Frühstück, und dann können Sie alles loswerden, was da grade nach dem 'Äh' noch rauswollte."
Mit diesen Worten öffnet sie die Badezimmertür und schiebt mich sanft hinein. Ich arbeite mich vor zum Klo und mache es dem Kaiser nach.

Dort wird mir aber außerdem noch bewusst, dass ich vor einer völlig fremden jungen Frau einfach so im ausgeleierten Schlafanzug rumgelaufen bin. Also schmeiße ich mir außerdem einen Schluck Wasser ins Gesicht, fahre einmal mit dem Kamm durch die einfach unbeschreiblich verschwitzten, zerzausten Haare und schnappe mir meinen Bademantel vom Haken. So ausgerüstet gehe ich ... nein, zu meinem Bedauern rutsche ich höchst würdelos an der Wand entlang zur Küche.
Was zum Teufel ist hier eigentlich los???

In meiner Küche ist die erstaunliche Erscheinung grade dabei, Tee zu kochen und den Tisch zu decken. Sie lächelt mir entgegen, hält mir völlig selbstverständlich die Hand hin, damit ich mich drauf stützen kann auf dem wandfreien Stück Weg bis zum nächsten Stuhl und baut eine ganze Batterie von Medikamenten vor mir auf.
„Frühstück!"
Als sie mein Gesicht sieht, fängt sie schallend an zu lachen.
„Sorry. Ik wollte Sie nich auslachen. Aber ik hab den Verdacht, dass Sie nach drei Tagen hohem Fieber einen klitzekleinen Filmriss haben."

Drei Tage. Fieber. Sowas von Filmriss!
„Äh ... Was für ein Tag ist heute?"
Gut gemacht, Alex. Das ist eine vergleichsweise vernünftige Frage!
Das erstaunliche Wesen greift hinter sich und stellt mir mit Schwung einen Schokoladennikolaus vor die Nase.
„Ik war grad nochmal schnell beim Bäcker. Das geht ja gar nich - Nikolaus ohne Nikolaus!"
Nikolaus. Wann war nochmal Nikolaus? Uuuups ...
„Ist heute der sechste Dezember??? Und wenn ja - was habe ich in der Zwischenzeit gemacht? Und wer sind Sie? Und wo ist das Mauseloch, in dem ich mich vor lauter Peinlichkeit verstecken kann?"
Irgendwie kommt mir die Lache bekannt vor. Eine sehr angenehme Lache nebenbei. Die war glaube ich in den letzten Tagen auch da.

„Essen Sie erstmal was, dann erklär ik Ihnen alles der Reihe nach."
Viel kriege ich nicht runter, aber das wird dann locker mit den ganzen Medikamenten wieder aufgewogen, die ich gegen die diversen Symptome schlucke. Das erstaunliche Wesen räumt eben schnell den Tisch ab.
„Wollen Sie wieder ins Bett, oder wollen Sie mal wieder was anderes sehen?"
Ich habe den Verdacht, dass ich in den letzten drei Tagen eigentlich gar nichts gesehen habe außer den Innenseiten meiner Augenlider. Aber um nicht den letzten Rest von Würde dranzugeben, sage ich tapfer „Sofa" und werde sogleich fürsorglich dort hingeführt.

Nachdem sie mich noch in eine Decke gewickelt hat und meine Teetasse wieder vor mir steht, hockt sie sich auf einen Sessel und erzählt mir, was seit Dienstag Nachmittag alles passiert ist. Ich versinke vor Scham im Boden. Eine mir völlig unbekannte Frau, der das alles eigentlich hätte am A... vorbeigehen können, kratzt mich vom Bürgersteig, geht mit mir zum Arzt, bringt mich ins Bett, füttert mich, misst Fieber, macht Wadenwickel, kocht mir Tee, verabreicht mir meine Medikamente, bringt mich aufs Klo, duscht!!! mich in der Badewanne, erträgt meine Launen, wimmelt meine Empfangspuppe ab, konferiert mit meinem Arzt über mein Pfeiffersches Drüsenfieber, ... hat dabei gute Laune für Drei und erwartet keinerlei Bezahlung dafür.

„Kneifen Sie mich mal?"
Ich halte ihr meinen Arm hin.
„Nö. Ihnen geht's schon schlecht genug. Ik bin übrigens Lilli, falls ik das noch nich erwähnt habe. Ik vermute, die Information ist auch im Fieberwahn verdampft."
Jetzt muss ich auch lachen.
„Du lieber Himmel, ist das unglaublich peinlich. Ich bin Alex. Tausend Dank, dass sie mir zur Seite gestanden haben. Sonst hätte mich Dr. Schneider doch vermutlich ins Krankenhaus verfrachtet. Und ich hasse Krankenhäuser. Ich bevorzuge in egal welchem Zustand immer das eigene Bett."
Das letzte Mal, als ich ein Krankenhaus betreten habe, war, als ich Karinas Hand gehalten habe. Als sie starb.

„Was hab ich noch alles verpasst?"
Lilli überlegt kurz.
„Naja, die Schnecke aus Ihrem Büro hat mich ziemlich angenervt. Aber soweit ik mich erinner, hatten Sie ihr aufgetragen, einem Flo auszurichten, er möge bitte heute mal anrufen. Dann hab ik vorhin Ihren Briefkasten gelehrt, bevor der noch wegen Überfüllung geschlossen hat. Ihre Aktentasche hatten sie am Dienstag ziemlich unsanft im Flur einfach fallen lassen. Weil ik nich immer drübersteigen wollte, hab ik sie aufgehoben und bei dem Gewicht kapiert, dass da ein Laptop drin sein muss. In Ihrer Bibliothek lag ein passendes Kabel auf dem Tisch, und darum kann ik zu Ihrer Beruhigung sagen, dass das Teil zumindest noch hochfährt - und dass ik es dann natürlich sofort wieder runtergefahren hab."

Warum stört mich das jetzt nicht? Dass sie einfach mein Laptop hochfährt???
Vermutlich, weil mich einfach nichts an dieser Frau stört. Keine Ahnung warum. Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, das zu hinterfragen. Was mich allerdings sehr wundert, ist die Tatsache, dass heutzutage jemand überhaupt die Zeit hat, sich so selbstlos neben ein wildfremdes gesundheitliches Wrack zu hocken und einfach abzuwarten.
„Müssen Sie nicht irgendwann nach Hause? Und zur Arbeit?"
Sie schüttelt schnell den Kopf.
„Nö. Bin arbeitslos. Da wartet niemand. Und Ihr Gästebett ist definitiv bequemer als meines zu Hause. Ik hab mir zwischendurch Klamotten bringen lassen."

Das klang jetzt eine Spur gehetzt, aber das bilde ich mir sicher nur ein. Jedenfalls halte ich sie offensichtlich nicht von irgendwas Wichtigem ab. Und das ist ja die Hauptsache.
„Und außerdem hat Ihr Doc gesagt, dass sie noch zwei bis drei Wochen lang immer wieder einfach so aus den Latschen kippen können, weil dieser ... uh, dieser Virus hat so'n komplizierten Namen. Wie war die Eselsbrücke? ... Ja, genau! Katja Eppstein und Barrack Obama."
Ich verstehe exakt kein einziges Wort.
„... also, dieser Eppstein-Barr-Virus kann sehr hartnäckig sein und einen noch ein Jahr lang völlig unerwartet locker umpusten. Er will jedenfalls, dass ik hier noch 'ne Weile ausharre, falls es bei mir passt. Und - ja ... passt."

Mein Telefon klingelt. Lilli bringt es mir und lässt mich allein. Ich brauche eine Weile, bis ich kapiere, wovon Flo redet, aber dann habe ich das Gefühl, dass er in der Firma alles im Griff hat und ich beruhigt wieder im Fieberdämmerwahn abtauchen kann.
„Keine Ahnung, wie lang das dauern kann, Flo. Der Arzt hat wohl was von zwei bis drei Wochen gesagt. Du solltest also schon mal den Betriebsausflug zum Weihnachtsmarkt in die letzte Woche wegorganisieren. Ansonsten - du machst das schon. Danke, dass ich mich so auf dich verlassen kann."
Das Telefon fällt mir fast aus der Hand, so müde bin ich schon wieder.

Lilli hat wohl gehört, dass ich nicht mehr rede, denn sie kommt gleich wieder rein.
„Bett?"
Ich nicke müde.
„Sowas von."
Also verfrachtet Lilli mich wieder ins Bett, wo ich sofort einschlafe. Abends bin ich dann nochmal richtig wach und jetzt sogar alleine in der Lage, bis ins Bad zu gehen. Ich esse was und öffne dabei ganz unhöflich meine Post. Jede Menge Werbung, Spendenaufrufe, Kundenweihnachtspost und Rechnungen. Das meiste landet sofort im Müll. Und die obligatorische Weihnachtskarte von Tante Steffi. Lichtblick.

Sie schreibt wie immer völlig belanglose, aber lieb gemeinte Grüße. Und dann rutscht da noch was aus dem Umschlag. Ein kleiner Engel aus rotem Filz. Sprachlos starre ich auf das zierliche Ding. In meinem Hirn fängt es an zu rattern, es dauert eine Weile, bis ich weiß, warum.
„Lilli? Ich habe nur eine vage Erinnerung. Könnten Sie mal meine Aktentasche durchsuchen? Und unter meinem Kopfkissen?"
Lilli verschwindet und kommt erstaunlich schnell wieder - mit dem kleinen Schokoladenengel vom Montag und dem Glasengel, der irgendwie zwischen die Medikamente geraten war.
„Na, aller guten Dinge sind drei!"

„Alex? Schmücken Sie eigentlich im Advent Ihre Wohnung? Also ... würden Sie, wenn Sie fit wären ..."
GuteFrage.net Nö, tu ich nicht. Nicht mehr. Das hat immer Karina gemacht ...
„Hab ich früher mal, seit ein paar Jahren nicht mehr. Als ich Kind war, stand der Weihnachtsbaum immer schon irgendwann während der Adventszeit, aber geschmückt wurde er erst am 23. Ich hab vielleicht mal'n Strauß oder eine Lichterkette. Aber der Kram verstaubt im Keller. Warum?"
Lilli schiebt die Engel auf dem Tisch hin und her.
„Soll ik?"
Und ich wundere mich, dass ich mich nicht über mich selbst wundere.
„Warum nicht? Wenn Sie Spaß dran haben - machen Sie's uns gemütlich! Wir werden hier wohl noch eine Weile miteinander ausharren. Der ganze Kram ist im Keller. Ich beschreib Ihnen morgen, wie Sie den finden."

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6.12.2019    -    24.7.2022

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