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Freitag, 20.12. - auf den Hund gekommen

Ich war gestern Abend echt jenseits von gut und böse. Da habe ich doch glatt verpennt, Lilli zu sagen, dass wir heute Besuch bekommen. Flo aus der Firma und Karsten Mann von der Kripo werden herkommen, weil wir hier vor Ort versuchen wollen, den Angriffen auf den Grund zu gehen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das Lilli erklären soll. Ich hatte ihr zwar angedeutet, dass wir ein Problem mit einem bestimmten Hacker haben, der von verschiedenen Punkten aus immer dasselbe Ziel angreift. Aber eigentlich sollte sie nicht kapieren, dass dieses Ziel meine Wohnung ist!
Wie ... oh, ich weiß! Ich sage ihr einfach, dass die beiden zu mir kommen, damit ich nicht wieder in die Firma muss und zuviel Kraft verbrauche.

Ich suche Lilli und finde sie, in „Stein und Flöte" vertieft, seeeehr gemütlich in einen meiner großen Sessel geknautscht. Einen Moment bleibe ich in der Tür stehen und schaue ihr beim Lesen zu, freue mich an ihrer entspannten Körperhaltung, an ihrem konzentrierten Gesichtsausdruck, an der Ruhe und Zufriedenheit, die sie ausstrahlt.
Wer bist du, Lilli? Wo kommst du her, was willst du mit deinem Leben anfangen, warum bist du wieder so verschlossen vor mir? Irgendwas stimmt da doch nicht ...

Jetzt bemerkt sie mich, hebt den Kopf und schaut mich fragend an.
„Lilli, ich habe gestern Abend vergessen, dir zu sagen, dass heute mein Kollege und ein Bekannter kommen, damit wir von hier aus weiter arbeiten können. Ich will nicht alle im Büro anstecken, und die Fahrerei kostet einfach noch zu viel Kraft."
Lilli grinst.
„Herzlichen Glückwunsch, Herr Kämpe, Sie haben ein Kilo Vernunft gewonnen, sie dürfen Ihren Preis sofort einlösen."
Frechdachs. Aber sie hat es mir abgekauft.
„Wann kommen die beiden denn? Soll ik irgendwas kochen oder irgendwas andres bereithalten?"

„Du sollst gar nichts, Lilli. Du bist doch nicht mein 'Mädchen für alles'! Entspann dich einfach. Die beiden kommen so gegen 14:00 und haben dann sicher schon gegessen."
„Okay, Kaffee oder Tee?"
„Kann ich dich irgendwie bremsen?"
„Nö."
„Na gut. Kaffee für die beiden, Tee für mich. Du lässt dich ja eh nicht abhalten."
„Stimmt."
Wir müssen beide grinsen. Lilli liest einfach weiter, während ich in meinem Büro alles so umstelle, dass hier drei Leute mit Geräten vernünftig nebeneinander arbeiten können. Aber irgendwie funktioniert das nicht.

„Lilli, könntest du mir helfen, Karinas Schreibtisch runterzutragen? Ich krieg uns hier nicht alle unter."
Karinas Schreibtisch ist eher einer von der kleinen, leichten Sorte. Sie hat nie von zu Hause aus gearbeitet. Und wenn sie hier am Laptop war, dann am liebsten aufs Sofa gelümmelt mit dem Gerät auf dem Schoß. Lilli steht sofort auf und folgt mir nach oben. Wir tragen den kleinen Tisch runter und bauen ihn in meinem Arbeitszimmer auf. Noch ein Stuhl vom Esstisch dazu, dann passts.
„Danke, so können wir hier arbeiten."

Lächelnd geht Lilli zurück ins Wohnzimmer und ist sofort wieder in das Buch vertieft.
Heute lächelst du wieder im Gegensatz zu gestern. Aber irgendwas ist anders. Du entziehst dich mir, und das tut fast weh. Mir und irgendwie wohl auch dir ... Denn keine Ahnung, warum, aber ich nehme dir das nicht ab. Das glatte Lächeln.

Mittags schlappt Lilli in die Küche und kocht uns beiden eine Suppe, die wie immer superlecker ist. Und die Stimmung ist so seltsam, dass ich nun die Flucht nach vorne antrete.
„Lilli, ich ... wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir Weihnachten zu feiern. Ich bin zwar einigermaßen wieder fit, aber du bist jetzt schon so lange einfach da. Ich habe mir vorhin vorgestellt, wie es ist, wenn du gegangen bist. Und ... ich möchte nicht, dass du gehst."

Sie schaut mich mit großen Augen an, ihr Gesicht ist völlig ausdruckslos, sie wartet einfach ab.
„Es ist dein Leben, und ich weiß natürlich nichts darüber. Aber ich stelle mir das Leben auf der Straße ziemlich ... keineAhnungwie vor. Du fühlst dich hier so offensichtlich wohl, darum verstehe ich nicht, warum du nicht bleiben willst. Du musst auch nichts von mir annehmen. Aber mit einer festen Adresse kannst du wieder einen Wohnsitz anmelden, dich arbeitslos melden, dich krankenversichern, die Schule fertig machen, eine Ausbildung machen, dir ein Leben aufbauen. Dir eine eigene Wohnung suchen."
Ich rede mich um Kopf und Kragen. Lilli schweigt und treibt mich damit fast in den Wahnsinn.

„Du ... hast so viele Gaben, du könntest so viel Verschiedenes anfangen, was dir wirklich Freude macht. Du brauchst einfach eine Adresse. Und die könntest du hier haben."
Lilli schweigt.
Okay, das kann ich auch.
Ich schweige und schaue einfach zurück. Jetzt ist sie an der Reihe.
„Weihnachten. Ja ... das is 'ne schöne Idee. Ik bleib bis Weihnachten. ... Über den Rest muss ik nachdenken. Aber ... danke für das Angebot."

Ich weiß grade nicht, ob ich hoffnungsvoll aufjubeln oder sie vor lauter Verzweiflung schütteln soll. Aber immerhin habe ich ein paar Tage gewonnen. Und - was auch immer es ist - vielleicht hat sie ja bis Dienstag ihr Gleichgewicht wieder gefunden und ist dann zugänglicher für meine Vorschläge.

Kurz darauf treffen Flo und Karsten bei mir ein. Zu meiner Überraschung hat Karsten einen Hund dabei.
„Seit wann hast du denn einen Hund? Soll der jetzt Cyberattacken erschnuppern?"
Karsten schüttelt den Kopf.
„Das is'n Testlauf. Meine Frau hat sich sehr einen gewünscht. Also haben wir den zur Probe aus dem Tierheim geholt. Aber jetzt hat sich rausgestellt, dass sie 'ne Tierhaarallergie hat. Ik werde den also morgen wieder zurückbringen. Hat ja kein Zweck so. Darf ik den denn hier mit reinbringen?"
„Klar, kein Problem."

Ich stelle die beiden Lilli vor, und dann tragen sie ihr ganzes technisches Equipment in mein Arbeitszimmer. Lilli ist gleich in die Küche gegangen und hat Kaffee und Tee aufgesetzt. Wir sind noch am Kabelstecken, da kommt sie mit einem Tablett rein. Kannen, Tassen, Zucker und ein Teller unserer selbstgebackenen Kekse. Karsten greift gleich zu.
„Hmmm. Sind die selbst gebacken? Seit wann kannst du denn sowas???"
Ich zeige grinsend auf Lilli.
„Nicht ich. Sie wars. Ich hab nur zugearbeitet."

Lilli zeigt mir einen Vogel und will schon rausgehen, da zieht Flo was aus der Tasche.
„Ach, bevor ichs vergesse. Heute hat unsere Superlady sich mal wieder selbst übertroffen. Wir hatten alle so einen Engel auf unserem Schreibtisch stehen. Ich hab dir deinen mitgebracht."
Lilli und ich fangen kollektiv an zu strahlen.
„Der ist ja richtig nett im Vergleich zu dem anderen. Danke!"
Lilli greift sich den Engel, um ihn an den Strauß zu hängen. Kaum ist sie aus der Tür, setzt sich auch der Hund in Bewegung und folgt ihr auf dem Fuße. Karsten kuckt amüsiert hinterher.
„Den sind wir dann wohl los. Der kann seeeeehr anhänglich sein, wenn er jemand mag."

Und er hat Recht. Sein Hund verschwindet und ward nicht mehr gesehen. Erst, als wir nach drei Stunden völlig entnervt wieder zum Vorschein kommen, weil wir weder an Robin Hood in Pankow noch an den Angreifer hier aus dem eigenen Haus rankommen konnten, sehen wir die beiden wieder. Lilli ist schon wieder in den Sessel geknautscht, hat sich eine Decke auf den Schoß und den Hund obendrauf gelegt und liest. Gedankenverloren krault ihre eine Hand das Tier zwischen den Ohren. Und der Hund ist entspannt wie hingegossen und genießt offensichtlich diese ausgiebigen Streicheleinheiten.
Lilli, du brauchst einen Hund! Am besten diesen, aber auf jeden Fall irgendeinen!
Karsten und Flo verschwinden wieder, und mit ihnen auch der Hund.
Witzig, wir haben beide völlig vergessen, nach dem Namen von dem Tier zu fragen.

Lilli schaut mir entgegen, als ich wieder ins Wohnzimmer zu ihr komme.
„Und? Konntet ihr was erreichen?"
Ich lasse mich frustriert aufs Sofa fallen.
„Nein, leider nicht. Der erste Versuch kam aus dem Haus selbst. Aber es war nicht möglich, die ID herauszufinden. Dieser Typ hats echt drauf. Er scheint sich von außen in einen Anschluss im Haus eingehackt und dabei seine eigene Identität erfolgreich unterdrückt zu haben. Aber die betreffende ID aus dem Haus ist auch nicht erkennbar. Und das will was heißen. Es sollte mich beruhigen, dass er in allen Fällen nicht an der ersten echten Hürde vorbeigekommen ist. Aber er raubt mir den letzten Nerv, und ich will, dass das aufhört."

„Gibt es denn in deiner Vergangenheit jemand, der vielleicht für irgendwas an dir Rache üben wollen könnte?"
Ich schüttele den Kopf.
„Du ahnst nicht, wie viele schlaflose Stunden ich mich das schon gefragt habe. Ich habe entweder keinen Feind von früher, oder ich habe an der Stelle einen dunkelrabenschwarzen Fleck in meiner Wahrnehmung. Wir haben eine Pattsituation, wir kommen beide nicht weiter. Aber im Gegensatz zu mir scheint es ihm Spaß zu machen. Und das fuchst mich gewaltig."

Einen Moment überlegt Lilli.
„Alex, lass uns heute noch was Schönes machen. Sonst kommst du aus dem Gedankenkarussell nich mehr raus. Fällt dir was ein?"
Wir überlegen eine Weile hin und her.
„Wie wärs mit Heimkino? Das hatten wir noch nicht. ... Oh, und wir wollten einen Baum unters Dach schaffen."
Wir ziehen uns wärmer an und gehen auf die Terrasse, um die großen Kübelbäume zu inspizieren. Schließlich einigen wir uns auf eine Kiefer, schütteln den Schnee runter und zerren den Kübel bis unter das überstehende Dach, damit wir den Baum dann am Dienstag trocken reinschaffen können.

Zurück in der Küche bereiten wir uns Schnittchen, einen Dip und Gemüsesticks vor. Fingerfood fürs Heimkino! Lilli geht schonmal an den Schrank mit DVD's, während ich die Technik startklar mache. Ihre Auswahl verblüfft mich.
„E-Mail für dich!"
Ich schaue sie an.
„Mit sowas hätte ich jetzt nicht gerechnet. Du magst weichgespülte Frauenfilme?"
Lilli grinst.
„Ist das einer? Ik kenn den nich. Aber ik mag Meg Ryan, und ik mag Tom Hanks. Da dacht ik, das kann so verkehrt nich sein."

Ich wehre mich nicht. Der Film ist zwar harmloses Geplätscher, aber auf eine sehr nette Weise und gut gespielt. Ich schmeiße die DVD an, und dann machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Wir amüsieren uns köstlich, wie übertrieben lieb die eine und wie übertrieben gemein der andere ist, wie sie im Netz super miteinander klar kommen und sich in Reallife am liebsten gegenseitig die Augen auskratzen würden, wie er als erster begreift, wer sie ist und dass er sich anstrengen muss, wenn er sie doch gewinnen will. Und wie sie sich in beide verliebt und am Schluss nur noch hofft, dass der Internetfreund und der ehemalige Fiesling doch ein und die selbe Person sein mögen. Wir lachen viel und lästern noch viel mehr.

Am Ende wird Lilli still. Und als der Film rum ist und ich zu Lilli hinschaue, sehe ich, dass sie bittere Tränen weint. Nicht Rührungstränchen am Ende einer Romanze. Lilli weint still vor sich hin und kann gar nicht mehr aufhören. Ich mache den Film aus und gedimmtes Licht an, setze mich zu ihr und nehme sie einfach in die Arme. Einen Moment lang fühlt es sich so an, als wolle sie vor mir davonlaufen. Aber dann lässt sie sich doch halten. Ich würde für mein Leben gern fragen, was sie denn daran so getriggert hat. Aber ich wage es nicht. Die Tage, wo sie sich mir geöffnet hat, sind offensichtlich vorbei.

Aber ich gebe nicht auf. Daran, wie weh mir ihr unbekannter Schmerz tut, merke ich wieder, dass ich mich in dieses zauberhafte Mädchen verliebt habe. Und um sie kämpfen will. Als der Sturm in ihr sich ein wenig ausgetobt hat, spreche ich sie ganz leise an.
„Was kann dir jetzt helfen, Lilli, wenn ich es nicht kann?"
Sie verspannt sich für einen Augenblick. Sie senkt den Blick und streicht einmal ganz sanft und vorsichtig über meinen Arm. Dann steht sie auf, geht zu dem Stapel mit Noten, sucht darin herum und greift schließlich ein Heft raus. Sie stimmt die Geige, schaut sich einen Moment lang intensiv die Noten an und beginnt zu spielen. Ganz zart und langsam am Anfang. Doch das Stück nimmt an Fahrt auf und wird zum feurigen Tanz. Es ist fröhlich und beschwingt. Aber ich höre zwischen den Noten die wilde Sehnsucht nach Freiheit und die verzweifelte Suche nach Geborgenheit, die ich seit dem ersten Tag bei Lilli spüre.

Hochkonzentriert bringt sie das rasante Stück zu Ende, packt die Geige ein, verabschiedet sich für die Nacht und geht. Ich bleibe ratlos zurück.

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20.12.2019    -    25.7.2022

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