Dienstag, 24.12. Heilig Abend - Fröhliche Weihnachten - oder so ...
An Heilig Abend wache ich davon auf, dass Lilli laut gähnend über den Flur schlurft. Ich bleibe noch einen Moment liegen, bevor ich nach ihr dann auch ins Bad gehe. Unsere morgentliche Routine fühlt sich schon ganz vertraut und total richtig an. Aber die Bedrohung für Lilli macht mich irre. Ich war ja gestern schon fast unten mit dem Fahrstuhl, bis ich den Punkt an der Tür entdeckt habe. Und ich wusste sofort, dass ich sie nicht alleine in der Wohnung lassen darf. Also hab ich kehrt gemacht und war heilfroh, dass sie tatsächlich mitgekommen ist. Sie hat wohl nicht gemerkt, dass ich sie beobachtet habe. Aber ich habe sehr wohl gemerkt, dass diese schwarzen Punkte für sie tatsächlich eine massive Drohung sein müssen. Sie war den ganzen Nachmittag wie paralysiert. Also habe ich sie nicht von meiner Seite gelassen und uns zusammen immer inmitten meiner Mitarbeiter gehalten.
Als wir wieder nach Hause kamen und da schon wieder ein neuer Punkt im Fahrstuhl war, hätte ich am liebsten vor Zorn laut gebrüllt. Ich musste ja tatsächlich aufs Klo, wenn auch nicht so dringend. Sie sah so klein und schutzlos aus, wie sie da auf der Terrasse stand und in den Himmel gestarrt hat. Ich hab es uns erstmal gemütlich gemacht und sie dann reingeholt. Wie gerne hätte ich sie in den Arm genommen und getröstet und beruhigt. Aber ohne die Ausrede, sie als Schutz vor der Amsel zu berühren, konnte ich das schlecht schon wieder bringen.
Ich bin zuerst ins Bett, bin aber wach geblieben und wieder aufgestanden, als sie ins Gästezimmer verschwunden ist. Sie hat geweint, bis sie eingeschlafen ist. Und ich hätte den wenauchimmer am liebsten erwürgt. So viel Aggressionen habe ich das letzte Mal direkt nach Karinas Unfall verspürt. Nur: wenn sie selbst nicht redet, kann ich sie nicht wirksam schützen.
Heute Abend will ich Lilli bitten, bei mir zu bleiben - in meiner Wohnung und vor allem in meinem Herzen. Denn der wichtigste Engel, den ich in dieser Adventszeit gefunden habe, ist sie. Sie hat praktisch das Licht angemacht, als es ganz, ganz zappenduster war in mir. Und wenn sie jetzt so bedroht wird, dann erstrecht. Ich lasse sie nicht wieder auf die Straße!
Wir frühstücken gemütlich, schmücken die kleine Kiefer, die wir mitsamt ihrem Kübel von der Dachterrasse hereingeholt haben und stellen an einigen Stellen Kerzen auf in der Wohnung. Lilli geht es wieder etwas besser, also wage ich es, und wir gehen raus. Wir bummeln ein bisschen durch den Stadtteil und drücken unsere Nasen an diversen Schaufenstern platt. Wir setzen uns ins Café gegenüber und lästern ab über all die Leute, die heute noch wie wild gewordene Wespen durch die Gegend sausen und versuchen, tausend Dinge auf einmal zu erledigen.
Wir staunen und freuen uns ein Loch in den Bauch, dass die Bedienung heute an jede einzelne Tasse einen kleinen Holzanhänger mit einem Engel dranlegt.
„Das gibt's nich! Kann es sein, dass wir tatsächlich an jedem einzelnen Tag in diesem Advent einen Engel gefunden oder bekommen haben?"
Ich nicke.
„Nur der Glasengel vom vierten Tag, da hab ich immernoch keine Ahnung, wie mir der eigentlich zugeflogen ist. Aber Hauptsache, er ist da."
Lilli wärmt sich die Hände an ihrem Kakao und schaut sich ihren kleinen Flötenspieler-Engel an.
„Witzig. Wir haben da fast ein ganzes Orchester hängen. Wir haben Flöte, Geige, Trompete, Triangel, einer singt."
„Und meiner hier spielt Harfe."
Und dann rutscht mir was raus, wofür ich mich am liebsten selbst ohrfeigen möchte.
„Aber der schönste Engel ist der, der tatsächlich geigt."
Es ist totenstill zwischen uns, Lilli sieht mich nicht an.
„Naja - wenn er schon nich fliegen kann, muss er ja irgendwelche anderen Qualitäten haben, damit man nich so schnell merkt, dass er gar kein Engel is."
Was auch immer sie mir damit sagen will. Denn dieser Satz hört sich eigentlich witzig-ironisch und trotzdem irgendwie bedeutsam an. Und ich kann überhaupt nicht greifen, warum.
Heute Abend ...
Schließlich leert sich das Café merklich. Die Arztpraxis unten in meinem Haus schließt, es hetzen keine Menschen mehr auf der Straße.
„Lass uns nach Hause gehen, Lilli. Ich mag dir was zeigen."
Ich bezahle meinen Kaffee und ihren Kakao, und dann gehen wir über die Straße, ins Haus, greifen im Vorbeigehen die Post aus dem Briefkasten, fahren mit dem Fahrstuhl nach oben, ich öffne die Tür, Wärme und Vertrautheit umfängt uns. Ich schaue auf meine Uhr und werfe meine Post achtlos auf die Kommode im Flur.
„Lass die Jacke an! Komm mit!"
Lilli folgt mir die Treppe hinauf und auf die obere Dachterrasse. Von hier aus hat man einen weiten Blick über Berlin.
Und während sich der wolkenlose Himmel erst rosa, dann lila und endlich schwarz färbt, sind nach und nach oben die Sterne und unten die ganzen festlichen Beleuchtungen in den Häusern, an den Fassaden und auf den großen Plätzen zu sehen. Und dann fangen die Glocken an zu läuten. Alle Kirchengemeinden und Pfarreien haben ja am Nachmittag irgendeinen Gottesdienst mit Krippenspiel, und darum läuten nun unzählige Glocken in unzähligen Türmen überall in der Stadt. Wenn man so hoch oben steht und die Stadt immer stiller wird, dann kann man die Glocken ganz weit hören. Von allen Seiten kommt der Klang. Es ist, als wollten die Engel im Himmel uns etwas zurufen.
"Nun seid doch endlich mal still, ihr Menschen. Hört! Ihr habt uns vergessen. Aber wir sind da!"
Lilli schließt die Augen und lauscht. Vielleicht merkt sie dabei gar nicht, dass sie sich an mich lehnt, und ich werde sie bestimmt nicht darauf aufmerksam machen. Es ist einer der Momente, wo diese starke, freche, fröhliche junge Frau wirkt, als sei sie ein zerbrechlicher Schmetterling, den man nicht stören darf. Sonst fliegt er weg, und man findet ihn nicht wieder. Da höre ich ihr Flüstern.
„Das is wunderschön, Alex. Es ist, als stünd ik mittendrin in 'ner Glocke, der Ton kommt von überall. Und er trägt mich! Es is fast, als ob ik in der Musik schwebe."
Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der seine Sinne so intensiv nutzt und soviel dabei fühlt wie Lilli. Ich halte den Atem an und rühre mich nicht.
Wo hast du gesteckt, du Wunder auf zwei Beinen? Wie konnte ich jemals vorher leben ohne dich?
Erst als das vielfache Geläut verstummt ist, bewegen wir uns wieder - und merken, wie kalt uns ist.
„Komm, lass uns runtergehen. Wir wollten doch zusammen kochen. Und dann hocken wir uns an den Kamin."
Kurz sehe ich mich um, während wir an der offenen Tür zu Karinas Reich vorbeigehen. Es tut nicht mehr weh. Ich habe sie gehen lassen.
Unten angekommen, stürzen wir uns in die Küche, suchen uns die ausgewählten Zutaten raus und verwandeln die Küche im Nullkommanichts in ein Schlachtfeld. Naja - vor allem ich. Bei Lilli geht die Kocherei eigentlich ziemlich koordiniert ab. Aber ich mache dafür umso mehr Durcheinander.
Am Ende haben wir dann doch ein 3-Gänge-Menu für zwei Personen gezaubert, das sich sehen lassen kann. Lilli deckt unseren Esstisch besonders festlich mit allem, was meine Schränke so hergeben. Voller Genuss löffeln wir eine Pfifferling-Creme-Suppe, genießen dann Hirschgulasch mit Petersilienkartoffeln, Rotkraut und Birnen mit Preiselbeeren. Und zum Nachtisch schlemmen wir noch eine köstliche Mousse au Chocolat. Ich habe seit Wochen nicht mehr so viel auf einmal gegessen und halte mir den vollen Bauch. Lilli trägt schnell Geschirr und Schüsseln in die Küche und macht demonstrativ die Tür zu. Dann hängt sie unsere letzten Engel in den Strauß. Ich zünde derweil den Kamin an. Wir sind zu nichts mehr in der Lage und lassen uns darum träge auf dem Sofa nieder.
Wie von selbst zieht Lilli die Beine hoch, kuschelt sich in eine Decke, lehnt sich an meine Schulter und schaut entspannt-verträumt ins Feuer. Ich könnte jetzt eine kleine Ewigkeit so hier sitzen bleiben. Plötzlich richtet sie sich wieder auf.
„Ik hab ja noch was für dich!"
Ich schüttele den Kopf.
„Lilli, du sollst mir doch nichts schenken!"
Aber sie antwortet gar nicht. Stattdessen läuft sie zur Anlage und macht eine CD startklar. Dann geht sie zum Geigenkoffer, spannt den Bogen, stimmt die Geige und holt den Notenständer aus der Ecke. Die CD läuft, und jetzt - bekomme ich mein Privatkonzert. Das Stück von Bach, das sie nun seit Tagen geübt hat. Und sie muss an den Tagen, wo ich gearbeitet habe, wie eine Wilde geübt haben, denn ihr Spiel klingt nochmal um Klassen besser als letzte Woche. Ich schließe die Augen und spüre, wie sie ihr ganzes Herz in die Musik hineinlegt.
Nachdem die Geige zurück in ihren Koffer gewandert ist, hockt sich Lilli wieder zu mir aufs Sofa.
„Danke. Von ganzem Herzen danke, Lilli. Für diese wunderschöne Musik. Aber vor allem dafür, dass du da bist. Dass du hier bei mir bist."
Wieder kuschelt sie sich an mich. So sitzen wir eine ganze Weile in glücklicher Vertrautheit nebeneinander. Die Holzscheite knistern. Und ich gebe mir einen Ruck. Ich will Lilli, aber dafür muss Lilli ehrlich sein.
Bitte, rede mit mir!
„Lilli?"
Sie schaut mich an.
„Hm?"
„Wer bist du wirklich?"
Ganz kurz weiten sich ihre Pupillen, und dann schaue ich auf einmal in die traurigsten Augen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Schweigend erhebt sie sich, geht in den Flur, zieht sich Schuhe und Jacke an und wendet sich zur Tür. Erst jetzt schalte ich. Sie drückt schon den Fahrstuhlknopf, als ich sie eingeholt habe.
„Warum läufst du weg? Ich will doch nur wissen, in wen ich mich unsterblich verliebt habe!"
Hatte ich mir eingebildet, sie würde bei diesen Worten dahinschmelzen, in meine Arme sinken und nie mehr damit aufhören? Offensichtlich eine komische Vorstellung ...
„Wenn du die Wahrheit weißt, wirst du mich nicht mehr lieben, Alex."
Ihre Stimme klingt wie tot.
Der Fahrstuhl kommt, öffnet sich, Lilli steigt ein und drückt die Null. Ich greife hastig meinen Schlüssel, springe hinterher, auf Socken, ohne Jacke, bin also spätestens unten an der Haustür eindeutig im Nachteil.
Beeil dich, lass dir was Intelligentes einfallen!
„Lilli, ich ..."
Mistmistmist!
„Ich habe keine Ahnung, wo du herkommst, wo du jetzt hinwillst, wer dich da bedroht oder was an dir so schrecklich sein soll, dass du es mir nicht sagen kannst. Ich weiß nur: die letzten drei Wochen haben aus meinem luxuriösen Scheißleben wie durch ein Wunder wieder etwas gemacht, für das es sich zu leben lohnt. DU hast das gemacht. Du hast als allererstes gesagt: 'Ich bin sowas wie Ihr Schutzengel.' Und verdammt - das bist du! Du hast nicht nur meinen Körper vom Bürgersteig gekratzt sondern auch meine Seele aus dem allertiefsten Loch, das du dir vorstellen kannst. Lil ..."
Pling!
Unten. Null. Scheiße!
Lilli hat Tränen in den Augen, das sehe ich genau. Aber sie kneift den Mund zusammen und läuft steif auf die Haustür zu.
Sture Berliner Göre! Sie kann jetzt nicht allein da raus!!!
„Ich bin nicht blind. Du bist von jetzt auf gleich bei mir eingezogen, und niemand hat dich vermisst. Aber das ist mir egal. Wenn du unter einer Brücke lebst, dann komm ich eben mit. Mir bedeutet das alles hier nichts. DU bedeutest mir was."
Sie bleibt mit der Klinke in der Hand an der Türe stehen, senkt den Kopf.
„Bleib bei mir, Schutzengel. Bitte."
Einen Moment lang ist es totenstill im Treppenhaus. Dann dreht sie sich ganz langsam um, schaut mir nicht in die Augen, fällt mir in die Arme und bricht in Tränen aus. Ich hebe sie hoch und setze sie mir auf die Hüften. Lilli weint. Ich steige mit ihr in den immernoch offenen Fahrstuhl und drücke den obersten Knopf. Lilli weint. Ich gehe mit ihr in meine Wohnung, schiebe hinter mir die Tür mit dem Fuß zu und sinke mit meiner kostbaren Last zurück aufs Sofa. Lilli weint. Lange. Verzweifelt. Gequält. Und mir bleibt nichts anderes übrig, als sie zu halten. Das Feuer im Kamin knistert und flackert, die Engel am Strauß bewegen sich sachte - zumindest die leichteren -, weil irgendwo Durchzug sein muss. Und der Engel in meinen Armen weint. Engel sollten nicht weinen müssen ...
Ich habe keine Ahnung, wie lange wir da so gesessen haben. Draußen ist die Stadt zur Ruhe gekommen. Und ganz allmählich wird auch Lilli in meinen Armen still.
„Lilli? Darf ich raten? Jetzt kommt der zweite Teil deiner Geschichte? ... Nur, wenn du bereit bist!"
Lilli rutscht ein Stück weg von mir, schüttelt heftig den Kopf, schluchzt einmal auf, ringt um Worte.
„Alex, ik ... okay, du hast es gewollt. Ik ... Ich bin eine Kriminelle, mein Job wäre gewesen, dich auszuspionieren und dir dann die Bude auszuräumen. Und du hast jetzt folgende vier Möglichkeiten: Du kannst mich anzeigen - ich werde singen, alle fliegen auf, und ich muss die Scheiße nie wieder tun. Allerdings bin ich dann weg vom Fenster, habe ein festeres Dach überm Kopf, als mir lieb ist, und du hast zwar ein reines Gewissen, siehst mich aber nie wieder.
Oder du zeigst meinem Oberkriminellen die Zähne und versuchst, mich da rauszuholen. Dann deckst du ihn praktisch, machst dich selbst strafbar, und wir können nie wieder sicher sein, dass er sich nicht doch an einen oder beide von uns ranmacht und uns sonstwas antut, um für sich selbst sicher zu sein.
Die dritte Möglichkeit ist, dass du tatsächlich so verrückt bist, mich bei dir haben zu wollen, und wir darum abhauen, damit wir den Kerl für immer los sind.
Und dann hast du natürlich noch die Möglichkeit, mich einfach zum Teufel zu jagen. Dann verschwinde ich aus deinem Leben, lande wieder in der Hölle, du machst dich trotzdem strafbar, hast aber für immer deine Ruhe. Denn eines schwöre ich dir: diese Wohnung hier wird nur über meine Leiche ausgeräumt. - Wählen Sie weise, Herr Kämpe. Ich pack solange schonmal meinen Kram."
Eh ich sie aufhalten kann, ist Lilli aus dem Wohnzimmer gehuscht und im Gästezimmer verschwunden. Ich brauche einen Moment, die Flut an Informationen zu verdauen.
Sie war auf mich angesetzt? Damit ich ausgeraubt werde? Von irgendeinem offensichtlichen Psychopathen? Und stattdessen pflegt sie mich gesund, vertreibt die Schatten meiner Vergangenheit und lässt mich Dinge spüren, von denen ich glaubte, sie wären für immer abgestorben in mir?
Auf der anderen Seite hat dieses viel zu schlaue Mädchen zum Kotzen genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn ich sie decke, mache ich mich strafbar. Allerdings - ich weiß zu wenig über die Umstände, aber ich werde ganz bestimmt weder hier abhauen noch sie zum Teufel schicken. Ich habe doch längst begriffen, dass einfach alles in ihr danach schreit, dass sie aus diesem alten Leben rauskommen will und kann. Dass sie etwas Neues anfangen und ein richtiges, vernünftiges, glücklicheres Leben haben kann. Und dass alles in mir danach schreit, sie nie wieder gehen zu lassen, weil sie mir unglaublich gut tut und mein Leben reich und lebendig macht. Ich merke, dass ich kein Stück sauer auf sie bin, dazu ist sie mir in diesen Wochen viel zu wichtig geworden. Für mich ist jetzt nur die Frage, auf welchem Wege ich das eher erreichen kann.
Mit Möglichkeit 1? Oder mit Möglichkeit 2? Oder hat mein schlaues Mädchen vielleicht noch was ganz anderes übersehen???
Ich höre Geräusche auf dem Flur und entscheide mich ganz spontan erstmal für Möglichkeit 5. Ich gehe ihr entgegen, nehme sie einfach in die Arme und küsse sie, bis sie keine Luft mehr bekommt. Sie wehrt sich nicht - im Gegenteil. Und das reicht mir fürs erste als Bestätigung. Ich nehme ihr Karinas Rucksack aus der Hand und lasse ihn an Ort und Stelle fallen. Dann hebe ich Lilli hoch und trage sie zurück ins Wohnzimmer.
„So, mein geliebter Schutzengel. Und jetzt bitte die ganze Geschichte. Ich weiß noch nicht genug, um zu entscheiden, ob ich Möglichkeit 1 oder Möglichkeit 6 wählen will."
Mit großen Augen voller Tränen schaut sie mich an, und ich nehme mir fest vor, dafür zu sorgen, dass sie ganz bald und für sehr lange Zeit keinen Grund mehr zum Weinen haben muss.
„Äh ... nochmal langsam zum Mitschreiben für ganz alte Leute. Was war Möglichkeit 5? Und wieso bevorzugst du dann doch lieber was-auch-immer-das-ist-Möglichkeit 6?"
Ich nehme ihr Gesicht zwischen meine Hände, küsse sie auf die Nasenspitze, wische mit den Daumen die Tränen weg und schaue ihr fest in die Augen.
„Möglichkeit 5 war, mich erstmal nicht um wie-auch-immer-das-Arschloch-heißt zu kümmern sondern darum, dir zu zeigen, dass ich dich ganz, ganz wirklich in meinem Leben haben will, ganz egal, was du verbrochen hast. Und da wir das jetzt erledigt haben, können wir in aller Ruhe wählen zwischen 1 und 6. Entweder zeige ich dich an - oder du zeigst dich selbst und ihn an. Du stellst dich, singst in den höchsten Tönen und kriegst mit Hilfe eines richtig guten Anwalts soviel mildernde Umstände, dass sie dich am besten gleich wieder laufen lassen."
Lillis Augen sind inzwischen so groß wie Teller.
„Du bist verrückt, Alex! Dein Ernst? Du willst WIRKLICH, dass ik bleibe? Du willst mir wider alle Vernunft vertrauen, dich mit dem Eulenspiegel anlegen, dein Geld für einen Anwalt für mich raushauen und im Zweifelsfall sogar mehrere Jahre auf mich warten?"
Ich nicke.
„Ja, ich will."
Plötzlich kriegt Lilli einen Lach-Flash.
„Der Text kommt ein bisschen früh, meinst du nicht?"
Ich schmolle gespielt.
„Ich hatte jetzt auf eine romantischere Antwort gehofft."
Sie wird ganz still. Schaut mir lange in die Augen. Holt tief Luft.
„Ja, Herr Kämpe, ik will auch."
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24.12.2019 - 25.7.2022
Teil 2 kommt heute Abend.
Hab ein frohes Weihnachtsfest bis dahin!
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