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24.12. spät abends - Na dann ... gute Nacht!

Es wird ein langer Abend. Lilli zögert erst sehr, aber nach und nach schwimmt sie sich frei und vertraut mir alles an, was sie in den letzten drei Jahren erlebt und getan hat. Ja, sie hat auf der Straße gelebt. Aber in den letzten drei Jahren nicht mehr. Manchmal bleibt mir fast das Herz stehen. Sie beschönigt nichts, sie weint viel, sie schämt sich in Grund und Boden - sie ist gnadenlos ehrlich. Und ich liebe sie nur noch mehr dafür.

An einer Stelle richte ich mich verblüfft auf und starre sie an.
„Moment mal. Der Hackerangriff am 13., das warst du? ... Stimmt! Da warst du schon hier."
Sie nickt.
„Ik hab mein Laptop da."
„Flo hat gemeint, der Angriff wäre hier aus dem Haus gekommen. Ich habe das dann auch gesehen, aber wir konnten das einfach nicht einkreisen. Und wie ..."
„Mit einer externen Festplatte voll mit Eulenspiegels Hacker-Ideen. Ik bin aber, wie ik es gehofft hatte, nich weit gekommen. Es hat allerdings gereicht, dass er sich dann selbst dranmachen konnte."
„Was dann den zweiten und dritten Angriff ermöglicht hat."

„Ja, ganz einfach. Er hat ein Modul in meinen Computer eingebaut, dass von dem Moment an, in dem ik mich mit irgendeinem Internet verbinde, jede, wirklich jede Aktivität an ihn mailt. Zu dem Zeitpunkt wollte ik schon lange nich mehr. Und ik war auch nur deshalb zwischendurch zu Hause, weil er die Daumenschrauben angesetzt hat. Erst hier hab ik begriffen, dass er meinen Laptop manipuliert hat. Da war es zu spät."
„Weil sowohl gar nicht ins Netz gehen als auch das Modul ausbauen ihm verraten hätte, dass du ihn boykottierst. Und das war dir verständlicherweise zu gefährlich. Aber dass er es dann nur drei Tage später selbst nochmal versucht hat, zeugt von echter Verblendung."

Wir schütteln beide den Kopf, und endlich kann Lilli wieder ihr freches Grinsen zeigen.
„Magst du mir jetzt auch noch verraten, was die schwarzen Punkte bedeuten? Das hat dir so sehr Angst gemacht. War das auch der Eulenspiegel?"
Lilli erstarrt wieder, und ich schimpfe mich innerlich einen Vollpfosten, dass ich sie daran erinnert habe. Sie war endlich wieder etwas ruhig geworden.

„Die sind auch vom Eulenspiegel. Wir haben ein Farbsystem. Manchmal sind sie ein Hinweis auf etwas, eine Information, worum es geht. Dass die Punkte jetzt hier waren, sollte einfach heißen: ik seh dich! Aber dass sie schwarz waren, hieß: Wenn du jetzt nicht ganz genau das tust, was ik von dir will, dann hast du ein groooßes Problem ... Ik mein - er is noch nie gewalttätig geworden gegenüber einem von uns. Aber sein Verhalten in den letzten Wochen war so extrem. Normalerweise haben wir mehrere Dinger gleichzeitig laufen und lassen uns Zeit, bis alles sicher ist. Aber diesmal hat er alles andere hintenangestellt und sich total auf dich fixiert. Er hat mich so dicht überwacht, so oft reingefunkt. Er hat mich mit seiner ganzen Art, wie er kommuniziert hat, oder auch nicht, so im Griff gehabt. Und: er hatte dich schon immer auf dem Kieker, aber in letzter Zeit ist er echt abgedreht. Und deshalb weiß ik nich, ob er inzwischen nich auch gewaltbereit ist."

„Noch eine Frage - hast du irgendwo im Fahrstuhl, unten im Eingangsbereich oder vor dem Haus eine Kamera entdeckt, die da bisher nicht war?"
Lilli schüttelt den Kopf.
„Ik hab danach geschaut, aber ik hab keene gesehen, und ik weiß ja, wie unsere Dinger aussehen. Straßenlaternen, Hauswand, Fenstersimse, das Foyer, der Flur zum Doc - alles clean."
Das ist sehr gut. Dann kann ich noch heute Nacht aktiv werden!

Es ist ein seltsames Weihnachten. Keine Geschenke sondern Geständnisse, kein Kuscheln sondern Weglaufen und Einfangen, nicht „Oh du Fröhliche" sondern Bach, kein Friede-Freude-Eierkuchen sondern gnadenlose Ehrlichkeit und abgrundtiefe Scham. Aber auch kein Jingle-Bells sondern stadtweites Glockengeläut, keine grellen Blinklichterketten sondern Sternenglanz.

„Alex?"
„Hm?"
„Du ... du bist so ruhig und immernoch so freundlich. Bist du gar nich sauer auf mich? Ik mein' ... ik bin eine Kriminelle. Und im Gegensatz zu den Jungs hab ik immer genau gewusst, was ik tue. Wie kannst du mir jemals wieder vertrauen?"
Was soll ich DARAUF denn jetzt antworten??? Dass das Herz manchmal klüger ist als der Verstand?
„Ich habe das Beste in dir gesehen. Und deine innere Not, deine Scham, deine Angst. Wie kann ich dir da nicht vertrauen? Lilli, ich habe heute nur einen einzigen Wunsch - dass du zu mir gehören möchtest. Dass du nicht mehr davonlaufen musst vor Eltern und Besoffenen und Psychopathen - und vor mir. Halt, nein, ich habe noch einen Wunsch - nämlich, dass auch du selbst dir verzeihen kannst, damit du endlich ein Leben haben kannst, das dir gefällt. Ich öffne dir meine Tür und mein Herz, ich werde um dich kämpfen, bis du mir glaubst, dass du es wert bist."

Dieses Mädchen mutiert heute noch zum Springbrunnen. Jetzt weint sie schon wieder.
Aber ich kann spüren, dass das endlich keine Tränen der Verzweiflung sondern Tränen der Erleichterung und der Hoffnung sind.

Ich greife mit meiner Hand unter das Sofapolster.
„Lilli? Ich habe doch noch ein Geschenk für dich."
Böse schaut sie mich an.
„Du darfst, aber ik darf nich! Ik will das nich, du hast schon so viel für mich getan. Und du willst noch viel mehr für mich tun."
Wortlos halte ich ihr den kleinen Plüschhund entgegen.
„Als du neulich zu Hause warst und mir erzählt hast, dass du den Hund deiner Freundin gehütet hast. Da hast du hinterher gesagt, dass du wahnsinnig gerne einen Hund hättest. Und als ich dich mit Karstens Hund habe kuscheln sehen, da war mein Entschluss gefasst. Hast du das Ernst gemeint? Hundesteuer, Tierarztrechnungen, Mitten in der Nacht und bei jedem Wetter raus? Haare auf dem Sofa und Futternäpfe zum Drüberfallen in der Küche? Willst du das?"

Noch kapiert sie nicht, worauf ich hinaus will.
„Wenn die Kosten nich wärn - sofort!"
Ich lasse den Plüschi auf ihre Beine und hoch bis zu ihrem Gesicht hopsen.
„Dann möchte ich mit dir am Samstag oder ... naja ... wenns halt geht, ins Tierheim fahren und dir einen Hund schenken. Am liebsten den von Karsten, denn ihr seid ja förmlich aufeinander geflogen! Weil ich möchte, dass du glücklich bist."

Versteh einer die Frauen ...
Lilli starrt mich an, quietscht einmal laut - und fängt schon wieder an zu heulen. Und diesmal sehe ich wirklich keinen Grund. Sie drückt den Plüschi an sich und sich in meine Arme und heult. Und irgendwann schläft Lilli völlig erschöpft in meinen Armen ein. Als ich mir sicher bin, dass sie tief schläft, trage ich sie mitsamt ihrem kleinen neuen Plüschfreund ins Gästezimmer und bringe sie ins Bett.

Ich selbst habe noch einiges zu tun heute Nacht. Ich bete, dass ich zu dieser unmöglichen Stunde Karsten Mann vom Landeskriminalamt und meinen Freund, den Strafverteidiger Siggi Böse, ans Telefon kriege. Die beiden haben heute einfach Pech, dass es Heilig Abend und weit nach Mitternacht ist. Denn sie müssen Lilli und mir helfen.

Ich fange mit Karsten an. Ich lasse sein Telefon penetrant bimmeln. Da er Bereitschaft hat, ist er aber dann doch ziemlich schnell dran.
„Mann?"
„Hier ist Alexander Kämpe. Karsten, ich ..."
Es knurrt am anderen Ende.
„Ich hoffe für dich, dass du einen wirklich guten Grund hast, mich jetzt zu wecken."
„Hab ich. Ich weiß, wer Robin Hood ist. Und ich habe hier das Vögelchen, das singen und uns direkt zu ihm führen wird."
Ich höre es am anderen Ende rumpeln und fluchen. Seine Stimme ist nun deutlich wacher.
„Du hast den Schlüssel zu Robin Hood! Dann kriegen wir dieses Miststück endlich?"
„Jou. Auf dem Silbertablett. Und wenn wir morgen ganz schnell sind, wird es ihn völlig unvorbereitet treffen. Deshalb müssen wir jetzt ran."
„Ich komme!"

Während sich Karsten auf den Weg macht, bimmele ich mit gleicher Penetranz, aber deutlich mühsamer Siggi Böse aus den Federn. Beim Stichwort „Robin Hood" ist aber auch er sofort hellwach.
„Siggi, ich brauche deine Hilfe. Du musst der beste Anwalt der Welt sein. Die Informandin muss morgen früh zur Polizei gehen und sich selbst mitsamt Robin Hood anzeigen. Dann muss sofort ein Kommando ausrücken und den selbsternannten Rächer ausheben. Aber sie wird vermutlich dafür in den Bau wandern - wenn du das nicht verhindern kannst."
Stille am anderen Ende.
„Na, du hast ja ein Vertrauen in mich. Die Chancen stehen und fallen mit deiner nächsten Antwort: war sie jemals an geplantem oder ungewolltem Personenschaden beteiligt?"
Ich denke einen Moment zurück an all das, was Lilli mir erzählt hat.
„Soweit ich weiß nicht. Sie war so schonungslos ehrlich zu mir, dass ich glaube, sie hätte es gleich mitgebeichtet. Aber wir haben tatsächlich über den Aspekt der Sache nicht gesprochen."

Siggi zögert nicht mehr.
„Gut. Sollte, ich betone: sollte das der Fall sein, dann übernehme ich die Verteidigung. Wann soll ich kommen?"
„Gleich morgens früh. Karsten Mann von der Abteilung Cybercrime ist auf dem Weg hierher, ich werde alles mit ihm durchsprechen. Ich sollte mit Lilli so schnell wie möglich zum LKA, Anzeige erstatten, damit Karsten sofort reagieren kann. Und da bist du dann am besten gleich mit dabei."
"Gut. Ich bin dann um 8.00 Uhr da. Letzte Frage: warum so eilig? Wenn er nichts ahnt, haben wir doch Zeit."
„Genau das ist das Problem. Er hat sie Anfang Dezember auf mich angesetzt. Der Zufall hat ihm in die Hände gespielt. Dass ich krank geworden bin, hat es ihm leicht gemacht, sie bei mir einzuschleusen. Und ich habe allmählich den Verdacht, dass er einfach mir als Widersacher beweisen will, wer in Berlin der Stärkere ist. Denn sie hat ihm wahrheitsgemäß berichtet, dass in der Wohnung eigentlich keine Wertsachen zu holen sind, aber er will trotzdem, dass sie weitermacht. Sie hat ihn jetzt wochenlang hingehalten, aber inzwischen ist er misstrauisch geworden und hat begonnen, sie zu bedrohen. Ich soll nun übermorgen angeblich meine Eltern in Hamburg besuchen, damit sie ihn und die Kumpels reinlassen kann, um die Sache zu Ende zu bringen. Darum müssen wir vorsichtig und schnell sein. Ich will nicht, dass sie irgendwie in Gefahr kommt."

Kurz darauf piept mich Karsten an, dass er unten steht, und ich lasse ihn rein. Er zeichnet bewusst nichts auf, hört aber sehr aufmerksam zu, damit Lillis Aussage morgen seine erste Aufzeichnung ist. Ich schreibe beim Erzählen gleich mit und liste einige Fälle auf, an denen Lilli ihrer Erinnerung nach beteiligt war. Karsten wird die schon vor unserem Besuch durchchecken.
„Das ist genial, Alex. Allerdings kann ik dir nich versprechen, dass das Mädel so einfach davonkommt. Die anderen waren offensichtlich nur Gepäckträger und Laufburschen, und dieser Jugendliche kommt sowieso mit Sozialstunden davon. Aber sie ist erwachsen, sie hat sich ausbilden lassen, sie wusste zu jeder Zeit, was sie tut, und sie steckt richtig tief mit drin. Lass uns als erstes versuchen, dass sie auf Kaution freikommen darf. Wenn ik dich richtig verstehe, liegt dir sehr viel an ihr ..."
Halb fragend, halb grinsend schaut er mich an.
„Dann wirst du bluten müssen. Aber mit Siggi und mit der Selbstanzeige wird sie gute Chancen haben, relativ glimpflich davonzukommen. Wenn du als Zeuge zugelassen wirst, steigen ihre Chancen, so wie ich das sehe. Mehr kann ik dir nich versprechen."
Ich bringe ihn noch zur Tür und gehe dann endlich auch ins Bett. Der Pfeiffer steckt mir eben doch noch in den Knochen, und ich hoffe jetzt einfach mal, dass das Schicksal es gut mit Lilli meint und ich nicht ausgerechnet morgen einen Rückfall bekomme.

Ich stelle mir auf 6.oo Uhr den Wecker, damit Lilli und ich noch ein gemütliches, hoffentlich nicht letztes gemeinsames Frühstück haben können. Ich weiß nicht viel vom deutschen Strafvollzug. Aber dass das nicht gemütlich ist, kann ich mir lebhaft vorstellen. Lilli hat genug durchgemacht. Wenn ich irgend kann, werde ich ihr das ersparen. Und ich freue mich sehr darauf, dass ich morgen endlich erfahren werde, wer der Mann ist, der mir seit drei Jahren beweisen will, wer der bessere ist.

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24.12.2019    -    25.7.2022

So. Später, als versprochen, aber noch heute - der zweite Teil. Und nicht vergessen: morgen gibts noch zwei.
Gute Nacht!

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