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Kapitel 9 - Willst du einen Schneemann bauen?


Kapitel 9 – Willst du einen Schneemann bauen?

23.12.

„Also..." Verschmitzt schmunzelte Jeongin und tänzelte vor meiner offenen Tür herum. „Was machen wir heute?"

Ob er auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, wie zweideutig das klang? Ich glaubte es nicht, deswegen ließ ich ihm das durchgehen, sah ihm fünf Sekunden dabei zu, wie er herumzappelte, bevor ich rasch nach seiner Hand fasste und ihn durch die Tür zog.

Er quietschte erschrocken, stolperte über die Schwelle und damit auch gleich gegen mich.

„Hey...", sagte ich, hielt ihn fest, während ich die Tür zudrückte und jetzt wurde sein schelmisches Grinsen ein bisschen verlegen.

„Auch hey..."

Mehr sagte er gar nicht, aber das reichte auch. Das und die Art wie er den Kopf hob und mich fast fragend anblinzelte. Da ich die Hand nur recht unbeholfen auf seine Schulter legen konnte, blieb mir nicht viel Spielraum. Behutsam strich ich ihm eine paar der hellen Strähnen aus der Stirn und sah, dass allein diese kleine Geste schon wieder dafür sorgte, dass seine Wangen ganz rot wurden.

Was blieb da noch, außer ihn zu küssen?

Ich beugte mich zu ihm, musste dann aber grinsen und stieß ein belustigtes Schnauben aus, als ich bemerkte, wie er nervös auf seiner Lippe kaute. Erst als meine Hand ein Stück hinabrutschte und mein Daumen sanft über seine Lippen strich, hörte er damit auf. War er immer noch nervös? Vielleicht, ja. Und wenn ich ehrlich war, ich ja auch ein wenig. Er war so anders als all die Typen, über die ich sonst so stolperte und das wiederum stellte schöne aber auch furchtbar verwirrende Dinge mit mir an.

Außer jetzt, wo er so erwartungsvoll den Kopf hob, da war es ganz einfach. Mein Mund berührte seinen und ich küsste ihn. Seine Erwiderung war vorsichtig, aber das war okay. Ich mochte das und es gefiel mir. Vielleicht auch, weil ich wusste, dass daran keine anderen Erwartungen geknüpft waren, was die ganze Sache süß, unschuldig und auch ein wenig verspielt machte.

Und das war okay. Nein, es war... mehr als okay, weil ich mich tatsächlich zum ersten Mal nicht unter Druck gesetzt fühlte, jemand zu sein, der ich nicht war.

Gerade schlang Jeongin beide Arme um meine Mitte, lehnte sich an mich und brachte mich damit aus dem Gleichgewicht. Ich spürte, dass er an meinem Mund grinste, also löste ich mich mit einem letzten raschen Kuss von ihm und sah ihn an. Seine Augen leuchteten, seine Lippen glänzten und er lächelte vage.

„Was ist, hm? Was grinst du so?"

Jeongin kräuselte die Nase, ließ mich aber nicht los. Dafür wurde sein Grinsen noch ein bisschen breiter. „Ich... mag es?", sagte er und es klang tatsächlich wie ein Vorschlag.

„War das eine Frage?"

„Nein?", gab er zurück und kicherte dabei. Dann strich er sich die Haare aus den Augen und während ich ihn schnappte und wieder heranzog wurde er ganz ernst. Seine Finger spielten mit den Bändern der Kapuze meines Hoodies und ein Stirnrunzeln trat auf sein Gesicht.

„Ich... weiß auch nicht. Ich dachte immer, wenn ich mal einen... wenn ich mal jemanden küssen würde, dann wäre es... na ja..."

„Ein Mädchen?", half ich nach.

Ruckartig hob er den Kopf, sah mich ganz erschrocken an, bevor er plötzlich auflachte.

„Nein! Also nein... mh-mh...", nachdrücklich schüttelte er den Kopf. „Ich glaube ich habe mir nie vorgestellt ein Mädchen zu küssen. Ich... keine Ahnung. Ich dachte immer, es wär etwas, von dem man... weiß... dass es jetzt passieren wird und..."

Er brach ab, zupfte wieder an den Bändern und stieß genervt die Luft aus. „Tut mir leid, okay? Ich plappere nur Unsinn."

„Warst du überrascht?", unterbrach ich ihn und rieb dabei kurz mit der Stirn über seine Schläfe.

Jeongin seufzte leise. „Ja..."

„Ich auch", gab ich schmunzelnd zurück. „Und war es gut?"

Dieses Mal sah ich ihn an. Sein Blick flackerte leicht, aber er sah nicht weg. Dann nickte er schwach. „Ja", hauchte er wieder.

„Fand ich auch."

Bevor ich ihn jetzt allerdings nochmal küssen konnte, rupfte er so fest an meinen Bändern, dass ich innehielt und ihn wieder ansah.

„Ich glaube es war sogar besser", murmelte er, „weil ich nicht damit gerechnet habe. Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?"

Ich nickte, grinste, zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf und dann lachte Jeongin, schlang die Arme um meinen Nacken und wir küssten uns doch wieder. Jetzt war es weniger verspielt als liebevoll und bis wir uns endlich voneinander lösten, waren wir beide ähnlich atemlos.

Einen Moment lang sahen wir uns an, bevor Jeongin sich behutsam aus meiner Umarmung löste. Er lächelte dabei, aber man merkte auch, dass er damit etwas überspielte. War es Unsicherheit? Auf alle Fälle hatte Jeongin ein feines Gespür für diese neue Situation zwischen uns und er steuerte sie auf seine Weise. Womöglich war es überraschend, dass er das machte und ich war mir nicht sicher, ob ihm das auch bewusst war, aber es funktionierte und sorgte dafür, dass wir beide genug Spielraum hatten, um notfalls einen Schritt zurückzumachen, wenn es plötzlich zu viel wurde oder einfach, um uns Zeit zu geben, zu sehen wohin uns das führte.

„Ich finde wir sollten rausgehen", sagte er jetzt.

„Raus? Und was willst du draußen machen?"

Grinsend tippelte Jeongin von einem Fuß auf den anderen. „Einen Schneemann bauen?" Auch das klang nur wie ein Vorschlag, aber er grinste dabei so spitzbübisch, dass mir klar war, dass er das völlig ernst meinte.

„Einen... Schneemann..." Okay. Das klang jetzt nach noch weniger Begeisterung, als ich hatte, aber davon ließ sich Jeongin nicht entmutigen.

„Ach, komm schon!" Lachend packte er meine Hand und zog daran. „Es hat so viel geschneit und der Schnee ist ganz pappig. Man muss einfach einen Schneemann bauen, glaub mir!"

Das war purer kindlicher Enthusiasmus und ich ließ mich davon anstecken.

„Muss man das?"

„Jaah!" Sein Grinsen wurde immer breiter. „Das macht Spaß, hm? Mir zuliebe!"

„Dir zuliebe", stimmte ich schließlich zu und rollten mit den Augen. „Aber ich habe nicht mal Handschuhe, die über meine Schiene passen."

Zwanzig Minuten später standen wir auf dem weitgehend unberührten Hang hinter dem Hotel und Jeongin präparierte bereits eifrig die erste Kugel. Mit Feuereifer, die Zungenspitze zwischen die Zähne geklemmt, walzte er diese in Bahnen durch den Schnee, bis er das monströse Ding endlich für groß genug erachtete. Dann durfte ich Feinschliff leisten, die Rundungen glätten, Lücken auffüllen, Schnee festklopfen und das alles in Jeongins bunt gemusterten Fäustlingen.

Ich fühlte mich wie ein Kleinkind.

Und hatte viel zu viel Spaß dabei.

Zu zweit rollten wir also die nächste Kugel durch den Schnee, hievten sie mit vereinten Kräften auf den Unterbau und grinsten beide blöde über unsere Meisterleistung, die eigentlich noch keine war. Den Kopf schleppte Jeongin ganz allein heran, platzierte ihn auf den anderen beiden Kugeln und dann formten und klopften wir emsig, bis der Schneemann, unserer Meinung nach, perfekt gerundet war.

Wir hatten keine Kohlestückchen, dafür jede Menge glänzender Kronenkorken. Karotte gab es auch keine, dafür einen Tannenzapfen und dann hüpften wir wie Winterwichtel im Unterholz herum, um passende Stöckchen zu suchen. An zwei davon hängte ich meine bunten Fäustlinge. Jeongin setzte unserer Kreation außerdem seine bunte Wollmütze auf und ja, allmählich wurde wirklich ein Kunstwerk daraus.

Noch ein paar letzte Korrekturen, dann standen wir Arm in Arm vor unserem Schneemann und betrachteten stolz unser Werk.

„Er ist groß."

„Er ist echt toll geworden."

„Wir sind eben Künstler."

Jeongin kicherte und zückte sein Handy, bevor er mich zu dem Schneemann dirigierte. „Los, stell dich da hin, ich mache Fotos."

Gehorsam stellte ich mich zu dem frostigen Genossen, schnitt Grimassen, grinste blöd, während Jeongin leise prustend Fotos machte. Dann jagte ich ihn auf Position, machte auch ein paar Fotos, drehte sogar ein kurzes Video, wie er da feixend neben unserem Schneemann herumzappelte, in die Kamera winkte und mir eine Kusshand zuwarf.

Abrupt ließ ich das Handy sinken und sah ihn an.

Jeongin lachte immer noch, doch als ich jetzt zu ihm kam, hoben sich seine Augenbrauen überrascht und das breite Lächeln schwächte sich etwas ab.

„Was...?"

Nicht zum ersten Mal verfluchte ich dies blöde Schiene an meiner Hand, die mich daran hinderte, sein Gesicht zu berühren. So landete meine linke Hand, halb und halb in seinen Haaren und die rechte an seiner Wange. Sie war eiskalt, genau wie seine Lippen, aber das war unwichtig. Wichtig war nur, diese wohlige Wärme, die sich eben in mir ausbreitete, als er fast unbeholfen in meinen Anorak griff und sich festhielt, um nicht umzufallen.

„Du bist so unfassbar süß, weißt du das?", nuschelte ich an seinem Mund, gab ihm aber keine Möglichkeit zu antworten. Hier und jetzt wollte ich nur eins. Diese eisigen Lippen küssen, bis sie sich ganz warm anfühlen würden.

Schlussendlich war es erneut Jeongin, der sich atemlos von mir losmachte und mich mit großen Augen ansah. Er öffnete den Mund, vielleicht wollte er etwas sagen, doch am Ende schloss er ihn einfach wieder, sagte nichts sondern wandte sich abrupt um und zupfte unsere Kleidungsstücke von unserem Schneemann. Er reichte mir die Handschuhe, setzte sich die Mütze auf und hielt die langen Bänder fast krampfhaft umfasst, sodass ich es nicht wagte hinzufassen.

„Heiße Schokolade zum Aufwärmen?", schlug ich vor.

„Ja", murmelte Jeongin, nickte, wich aber dabei meinen Blick aus.

Irgendetwas war geschehen, ich wusste nur nicht was.

An diesem Abend beschlossen wir, nach dem Essen alle gemeinsam hinunter in den Ort zu fahren, um einfach mal dem Hotel zu entkommen. So flanierten wir durch winterliche Straßen, an deren Seiten sich über mannshoch der Schnee türmte. Sowas hatte ich zuvor auch noch nie gesehen, aber die Gehwege waren tatsächlich teilweise von Schneemauern abgeschirmt, in die in regelmäßigen Abständen Durchgänge geschlagen worden waren. Auf der Hauptdurchgangsstraße bewegten sich nur wenige Autos und die Nebenstraßen hatten allesamt eine schneebedeckte Fahrbahn. Es fuhren Pferdeschlitten, an deren Wagen kleine Glöckchen bimmelten, sodass man permanent den Eindruck hatte, Santa wäre mit seinem Gespann direkt hinter einem. Eine Weile befürchtete ich ja, dass Mom auf die Idee kommen könnte, dass es lustig sein müsste, in so einem Schlitten zu sitzen und uns alle in ihre romantische Traumwelt mitreißen wollte. Immerhin gab es heute ungeniertes Händchenhalten mit Joonho, was wir vier geflissentlich übersahen. War auch so peinlich genug, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es Mom einiges an Überwindung gekostet hatte, auf diese Weise zu testen, was ihre Kinder dazu wohl sagen würden.

Nun, nichts. Es war okay. Peinlich, aber okay. Außerdem machte ich mir mehr Gedanken um Jeongin, der noch stiller als sonst neben mir dahinschlich. Was war los? Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was das gewesen sein sollte, aber sein bedrückendes Schweigen nagte an mir.

Yeji hingegen stapfte fröhlich schwatzend neben Chris dahin, der kaum zu Wort kam und zumeist höflich nickte. War ja irgendwie amüsant anzusehen, wie die beiden krampfhaft Abstand hielten und so offensichtlich auf ‚wir sind nur gute Freunde' machten, dass es direkt schon lächerlich war. Was war los mit den beiden? Wussten sie nicht wie anfangen oder trauten sie sich nicht? Leider hatte ich heute noch kaum Gelegenheit gehabt, mit Yeji zu reden, aber ich wusste zumindest, dass es zwar ein schöner Abend gewesen, aber nichts passiert war. Kein Kuss im dunklen Kino und auch nicht vor der Hotelzimmertür. Warum, wusste Yeji nicht. Händchenhalten ja, küssen nein. Und meiner Frage, ob es denn gefunkt hätte, war sie ebenfalls ausgewichen. Nein, ich verstand es tatsächlich nicht.

Im Laufe unseres Spaziergangs und meiner Grübeleien verloren wir Mom und Joonho in der nächsten Weinbar und setzten unseren Weg entsprechend zu viert fort, mit dem Versprechen, die beiden Weingeister auf dem Rückweg wieder abzuholen.

Tja und am Ende standen wir also tatsächlich vor einem dieser Pferdeschlitten und man konnte meiner Schwester von der Nasenspitze ablesen, wie unbedingt sie da reinwollte.

Also machte ich das klar.

Ich war ein lieber Bruder und durchaus gewillt, der Sache einen kleinen Schubs zu geben. So konnte Yeji empört kundtun, dass es ja viel zu kalt war für eine Schlittenfahrt, auch wenn sie dafür in eine dicke Decke gehüllt wurde, immerhin trug sie keine Mütze. Chris – seines Zeichens praktischer Problemlöser – zog sich seine Mütze vom Kopf, selbige meiner Schwester bis über beide Ohren und stieg mit einem „besser jetzt?", in den Schlitten und hielt ihr die Hand hin. Da klappte sie nur sprachlos den Mund auf und wieder zu.

Ich hielt Jeongin, der einfach hinterdreintrotten wollte, am Handgelenk fest und schickte die beiden mit einem fröhlichen Winken auf den Weg. Allein der wild funkelnde Blick, den Yeji mir zuwarf, bevor der Schlitten tatsächlich anfuhr, war es wert.

„Och", machte Jeongin neben mir. „Ich glaube ich wäre auch gerne Pferdeschlitten gefahren."

Ich mochte es, wenn er so unbedarft war. Da ich aber sicher war, dass ich vor Scham sterben würde, wenn ich mit ihm in einen dieser Schlitten stieg, erfüllte ich ihm diesen Wunsch nicht. Dennoch hielt ich immer noch seinen Arm fest, nahm jetzt seine Hand und zog ihn ein Stück weiter.

„Oder wir gehen ein Stück, ohne Pferdegeruch und Glöckchen."

„Hmm", machte Jeongin nur, nickte und seine Hand in meiner zuckte.

Ich sah zu ihm hin. „Ist dir das unangenehm?" Meine Finger bewegten sich ein wenig, ohne seine Hand loszulassen. Jeongin sah stumm auf unsere verschränkten Hände die ohnehin in Handschuhen steckten, atmete hörbar ein und wieder aus, dann griff er meine Hand fester.

„Nein", sagte er leise. „Nein, ist es nicht. Es ist nur... ich weiß nicht ob es okay ist?", setzte er ganz leise nach.

„Darüber denkst du nach? Fühlt es sich denn irgendwie nicht okay an?"

Wieder schüttelte Jeongin den Kopf und plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Wir waren am Rande eines kleinen Platzes angekommen. Vor einem der Häuser stand ein großer, beleuchteter Weihnachtsbaum, doch wir waren noch außerhalb des warmen Lichtkegels.

„Ich mag das", murmelte er jetzt, drückte dabei meine Hand und zog einen Moment den Kopf ein, bevor er mich wieder anlinste. Ein vages Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. „Und ich mag... wenn du mich küsst?"

Irgendwie klang alles aus seinem Mund gerade wie eine Frage. Ich konnte auch nicht sehen, ob er dabei rot wurde, dafür war es zu dunkel, vermutete es aber.

„Ich mag es auch", gab ich zurück, zupfte an seiner Hand, damit er einen Schritt näher stolperte und zog ihn an mich. Ich kam jedoch nicht dazu, ihn zu küssen, denn da legte er mir die Hand auf die Brust und hielt mich auf.

„Bitte tu mir nicht weh", brach es atemlos aus ihm hervor. Der Blick aus großen dunklen Augen richtete sich auf meinen und für Sekunden war ich so perplex, dass ich wahrscheinlich nicht einmal mehr atmete.

Was? Was hatte er gesagt?!

„Jeongin..."

„Nein", hauchte er. „Ich... Immer wenn du mich küsst, kann ich kaum mehr atmen. Und – ich mag es, okay? Also bitte... was immer das mit uns ist, tu mir nicht weh."

Wow. Egal was ich ihm zugetraut hatte, aber diese Art von Ehrlichkeit war entwaffnend.

„Innie, hör mir zu", begann ich, drückte sein Hand, zog dann meinen Handschuh aus, seinen, damit ich seine warmen Finger in meinen spüren konnte und hielt ihn fest.

„Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst, okay? Und ich will dir nicht wehtun, ganz sicher nicht. Ich will, dass du lachst, ich will, dass es dir gut geht. Und...", schmunzelnd verschränkte ich unsere Finger miteinander. „Keine Ahnung was es ist, aber ich mag es auch."

Er schnaubte belustigt und dann grinste er doch ein wenig und nickte schwach. Er sah weg, atmete tief durch und das freche Grinsen kehrte zurück. „Dann... fährst du doch noch Pferdeschlitten mit mir?"

„Was? Nein! Auf keinen Fall!"

Wir mussten beide lachen. Ich gab Jeongin seinen Handschuh zurück, doch bevor er ihn anzog, legte sich seine warme Hand auf meine Wange, er stellte sich rasch auf Zehenspitzen und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Mund.

„Also schön", grummelte er. „Aber wir holen uns Kastanien, und Mandeln, und Punsch!"

„Kinderpunsch."

Da rollte er schmunzelnd mit den Augen, nahm meine Hand und zog mich mit sich.

Bis der Schlitten, in dem Yeji und Chris saßen, wieder an seinem Bestimmungsort angekommen war, hatten wir uns gemütlich mit Punsch aufgewärmt. Jeongin naschte gebrannte Mandeln und grummelte leise neben mir, während ich geröstete Kastanien aus ihrer Schale puhlte.

„Sei nicht sauer", sagte ich leise und schob ihm eine Kastanie in den Mund.

Leidlich versöhnt kaute Jeongin und wir verfolgten zusammen, wie zuerst Chris aus dem Schlitten kletterte und dann meiner Schwester half, sie beinahe raushob. Beide lachten, wirkten fast ausgelassen, wie sie so auf uns zukamen. Yeji immer noch mit seiner Mütze auf, Chris den Arm um meine Schwester geschlungen.

Irgendwie wusste ich nicht, was ich davon halten sollte und fühlte mich ein wenig seltsam. Aus einem Impuls heraus wollte ich nach Jeongins Hand greifen und erinnerte mich gerade so im letzten Moment daran, dass das womöglich eine dumme Idee war.

„Und? Wie wars?"

„Schön!" Yejis Augen leuchteten, aber es war schwer zu sagen, ob das an er Schlittenfahrt oder doch mehr an der Gesellschaft lag, denn es gab keinen speziellen Blick in meine Richtung, auch keinen bedeutungsvollen in Richtung Chris. Der wiederum futterte bereits lachend Mandeln aus Jeongins Papiertüte und wirkte damit vor allem zufrieden, nicht unbedingt auf eine besondere Weise aufgekratzt.

Okay, ich verstand das mit den beiden echt nicht.

Nachdem sich Jeongin lautstark beschwert hatte und Chris sich geschlagen gegeben und ihm noch eine Tüte gebrannte Mandeln gekauft hatte, traten wir den Rückweg an. Wir unterhielten uns, schwatzten fröhlich und beratschlagten über den morgigen Tag. Auf halber Strecke holten wir Mom und Joonho ab und endlich vollzählig, machten wir uns auf den Heimweg ins Hotel. Auch unsere Eltern taten kund, dass sie morgen noch ein paar Besorgungen machen wollten, also stimmten wir einem kleinen Shoppingausflug zu.

Zurück in unserem Zimmer wollte ich dann aber schon wissen, was jetzt eigentlich Sache war.

„Willst du Chris ein Weihnachtsgeschenk kaufen?"

Yeji die gerade mit Hausschuhen und im Schlafanzug aus dem Bad kam, sah mich überrascht an.

„Was? Wieso?"

„Ich denke, er kauft dir was", sagte ich und zuckte die Schultern. Ich wusste es natürlich nicht, es war nur ein Gefühl. Yeji schien jedoch anderer Meinung, denn sie schnaubte leise.

„Und warum sollte er das tun?"

„Na, weil..." Nachdenklich sah ich sie an. „Willst du mir echt sagen, da ist nichts zwischen euch?"

Tatsächlich zuckte meine Schwester jetzt mit den Schultern, krabbelte auf ihrer Seite in das Bett und mummelte sich tief in die weiche Decke. Von dort sah sie mich nachdenklich an.

„Ehrlich, Jinnie? Ich weiß es nicht."

Das konnte ich kaum glauben. Auch ich schlüpfte unter die Decke, blieb aber auf meiner Bettseite sitzen.

„Kein Kuscheln im Schlitten?"

„Hm", machte Yeji und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ein bisschen, keine Ahnung, vor allem aber haben wir uns unterhalten."

Unterhalten. Ich legte mich hin, drehte mich zu ihr um, womit ich sie beinahe spiegelte und musterte sie von meiner Position aus. „Okay, und worüber?"

Yeji seufzte leise. „Über alles Mögliche, vor allem über seine Zeit in Wien. Es scheint ihm da gut zu gefallen. Womöglich will er dort bleiben."

Sie sprach weiter, über all die Dinge die gefallen waren, Studium, Zukunftspläne, Freundeskreis. Ex-Freundin?! Ich blinzelte. „Ex-Freundin?", wiederholte ich.

Meine Schwester nickte knapp und wich meinem Blick kurz aus. Sie atmete einmal tief durch und zuckte beim Weiterreden leicht die Schultern, als wäre es nicht von Belang. „Das haben wir nur am Rande gestreift, also dass er im Moment Single ist, dass er in einer langen, aber auch recht komplizierten Beziehung festgesteckt hätte, die jetzt endgültig vorbei ist. Ich weiß nicht, ich wollte ihn dazu nicht ausfragen, das wäre doch seltsam gewesen. Aber es klang so, als wäre das noch nicht ganz so abgeschlossen, wie er sagt. So wie... hm... Ich glaube er leckt noch seine Wunden, verstehst du?"

Ich nickte. „Du denkst, er ist noch gar nicht offen für etwas Neues."

„Womöglich. Oder... Ach, keine Ahnung", brummte Yeji unzufrieden. „Ist schwer zu sagen, ob da von seiner Seite was ist, okay? Er ist sehr... aufmerksam... Ich glaube ich könnte stundenlang mit ihm reden und manchmal, da nimmt er plötzlich meine Hand und so und... es fühlt sich komplett anders an, aber – es ist halt nie für lange. Ergibt irgendwas von dem was ich sage überhaupt Sinn?"

„Das weiß ich nicht", gestand ich. „Aber andere Frage: Willst du überhaupt, dass da was ist?"

Wieder zuckte Yeji still die Schultern, rollte sich dann etwas herum und verschwand beinahe unter ihrer Decke. Eine Weile war es nun still. Ich löschte das Licht, kroch ebenfalls tiefer in die Kissen, da kam von der anderen Seite: „Denkst du echt, er schenkt mir was?"

Schmunzelnd sah ich in ihre Richtung, auch wenn ich im Dunkeln nichts erkennen konnte. „Ja, ich glaube schon."

„Scheiße", hörte ich meine Schwester brummen.

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