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Kapitel 13

«Marianne, was ist mit dir los?»
«Nichts! Nichts ist mit mir los!»
Während ich sprach, versuchte ich vergeblich, mich von ihm loszureissen.
«Was ist passiert? Nun sag schon!»
«Nichts ist passiert. Und solltest du nicht bei deiner Freundin sein und dort weiter machen, wo euch das Klingeln wahrscheinlich unterbrochen hat?»
Sein Griff löste sich für einen Moment und fast hätte ich mich befreien können, aber im nächsten Moment wurde er umso stärker.
«Das ist es, Marianne?»
Kurz musste er sich beruhigen, bevor er weitersprechen konnte.
«Komm schon, Marianne. Du warst nur abweisend und hast mir ziemlich klar gemacht, dass du nichts von mir willst. Und dann bist du wütend, wenn ich ein anderes Mädchen küsse? Ist das dien ernst?»
Anstatt zu antworten, versuchte ich immer noch, mich loszureissen.
«Lass mich... los!», presste ich hervor.
Nun blickte er mich beinahe verächtlich an.
«Gib es doch zu. Du hast nur darauf gewartet, bis so etwas passiert. Bis du einen Grund gefunden hast, dass du niemals einem Menschen mehr vertrauen musst. Habe ich nicht recht? Ist das nicht der einzige Grund, warum du überhaupt Interesse daran hattest, Zeit mit mir zu verbringen? Bis ich irgendetwas mache, was dir gegen den Strich geht und dann kannst du dich ein für allemal von der gesamten Welt loslösen und zurück in deine kleine Höhle kriechen kannst, in der du dir selber vorgaukelst, dass alles in Ordnung ist?»
Nun hatte ich aufgehört, mich zu wehren und obwohl ich mich dagegen wehrte, sammelten sich in meinen Augen Tränen. Er fuhr fort:
«Denkst du ich weiss nicht, warum du nicht mehr in einem Auto sein kannst? Glaubst du, ich weiss nicht, dass dein Vater bei einem Autounfall vor noch nicht einmal einem halben Jahr gestorben ist? Dass ihr über eine Brücke gestürzt seid und nur du überlebt hast? Meinst du, ich habe nicht gehört, was du dazumal in der Deutschstunde gesagt hast?»
Einen Moment war ich wie gelähmt von den Dingen, welche er sagte. Aber dann hatte ich mich wieder gefasst und wie aus einem Vulkan strömte nun heisses Lava aus mir heraus.
«Ach ja, genau, ich bin hier das Problem. Ich bin die einzige, die nicht mit ihrer Vergangenheit klarkommt. Glaubst du, ich weiss nicht, dass beide deine Eltern tot sind? Dass du den Gedanken daran nicht ertragen kannst und deswegen einfach sagst, dass sie noch leben?»
Für einen Moment sah er sichtlich überrasch aus. Aber dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck wieder.
«Und glaubst du, dass das die ganze Geschichte ist? Weisst du, wie es sich anfühlt, nur von Pflegefamilie zu Pflegefamilie zu kommen, seit du denken kannst? Wie alle das Gefühl haben, dass sie doch so unglaublich viel für dich tun und dass ich dankbarer sein sollte, wenn doch allen klar ist, dass sie mich nur wegen dem Geld, das sie dabei verdienen, aufgenommen haben? Weisst du, wie es sich angefühlt, niemals mütterlichte oder väterliche Zuneigung bekommen zu haben? Deine Vergangenheit war nicht schön, aber lass mich dir etwas sagen: meine war schlimmer! Immerhin hast du noch eine Mutter! Immerhin stehst du nicht ganz alleine in der Welt da!»
«Du kennst wohl doch nicht die ganze Geschichte», sagte ich und starrte ihm dabei in die Augen.
«Meine Mutter hat mich verlassen, als ich fünf Jahre alt gewesen war. Sie ist nicht einfach gestorben. Nein. Sie hat sich dazu entschieden, diese Familie zu verlassen. Und sie ist nicht einmal zurückgekehrt, als ihr Exmann gestorben ist. Sie ist nicht gekommen, um mich zu holen, da ich nun komplett alleine in der Welt dastand. Deine Eltern sind gestorben. Meine Mutter hat mich verlassen.»
«Gut, von mir aus. Du hast genauso ein Scheissleben hinter dir wie ich. Aber hast du denn gar nicht das Bedürfnis, daraus herauszukommen? Willst du deswegen nie wieder normal leben können?»
«Nein, Dominik? Weisst du was? Vielleicht will ich nie wieder normal leben. Denn alle gaukeln vor, dass sie Verständnis haben. Dass ich immer mit ihnen darüber sprechen kann. Aber niemand hat wirklich Verständnis. Und in einigen Monaten...»
«Marianne. Marianne.»
«Was? Was ist, Dominik? Was ist?»
Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und blickte mich an.
«Marianne, ich verstehe dich. Vielleicht glaubst du mir nicht, aber ich verstehe dich.»
Über meine Wangen kullerten Tränen. Er zog mich in eine Umarmung. Und ich liess es geschehen.

Nach einer Ewigkeit, welche sich für mich aber nur wie Sekunden angefühlt hatte, liess er mich los.
«Ich habe eine Idee», flüsterte er.
Mein Gesicht war verweint und ich war noch zu aufgewühlt von den Ereignissen, um sprechen zu können, also blickte ich ihn nur schwach an.
«Komm mit. Wir können dorthin laufen.»
Er fasste mir um die Schultern und lief los. Ich lief mit unsicheren Schritten neben ihm her und wäre bestimmt einige Male gestolpert, hätte er mir nicht so einen sicheren Halt gegeben.
Er schlug einen Weg ein, welcher in einen kleinen Wald führte.
«Dominik, wohin...»
Ich blieb stehen. Ich hatte begriffen, wohin er gehen wollte.
«Dominik, nein. Dominik, ich kann jetzt nicht hierhin gehen.»
«Wir gehen gemeinsam. Meine Eltern sind auch hier begraben.»
«Dominik, du verstehst nicht. Ich war noch nie hier. Ich bin nicht einmal zur Beerdigung meines Vaters gegangen.»
«Deswegen ist es umso wichtiger. Komm.»
Er zog mich weiter.
Es waren nicht sehr viele Grabsteine dort, doch sie waren sehr gepflegt. Im Sommer musste es wie ein magischer Ort aussehen, wenn überall Blumen aus dem Boden sprossen und den ganzen Platz mit Leben erfüllten. Aber nun hatte der Ort etwas Gespenstisches an sich und ich zog mich näher an Dominik.
«Es ist alles gut», versuchte er mich zu beruhigen, aber auch seine Stimme zitterte.
Wir liefen an den Gräbern entlang, bis er plötzlich vor zwei Grabsteinen stehenblieb. Dort drauf stand, auf glatten und kostbar aussehenden Steinen, in eleganter Schrift:

Miranda Kayne
Geliebte Ehefrau und Mutter
1970-2000

Matthias Kayne
Geliebter Ehemann und Vater
1965-2001

Mit den Fingerspitzen berührte er vorsichtig die Namen seiner Eltern. Ich spürte, wie er leicht zitterte und drückte seinen Arm.
Eine Weile standen wir schweigend da, dann sagte er leise:
«Suchen wir nun das Grab deines Vaters.»
Langsam nickte ich. Wenn er es überstanden hatte, dann würde ich das auch. Es war nicht weit entfernt und schon von weitem erkannte ich den Namen meines Vaters. Meine Schritte wurden so langsam, bis ich einige Meter vor dem Grab ganz stehenblieb.
Bilder kamen in mir auf.

Wie mein Vater mich so hoch in die Luft schmiss, dass ich das Gefühl hatte, dass ich die Wolken berühren konnte und wie er mich jedes Mal wieder auffing.
Wie er neben mir auf dem kleinen Klavierstuhl sass und mir versuchte beizubringen, was eine Moll-Tonleiter war.
Wie ich in der Nacht zu ihm ins Bett kroch, da ich mir sicher war, dass ein Monster unter meinem Bett war.
Wie wir gemeinsam unter das Bett geschaut hatten und er mir versichert hatte, dass da kein Gespenst war.
Wie ich am nächsten Abend trotzdem wieder bei ihm geschlafen hatte.
Wie wir uns gemeinsam hinter dem Baum vor unserem Haus versteckt hatten, da ich mir sicher war, dass unsere Nachbarin Ms. Ingram unser Gemüse stahl.
Wie ich mit ihm gestritten hatte und mich in meinem Zimmer verkrochen hatte und er mich jedes mal mit einem Ben & Jerry's rauslocken konnte.
Wie er abends immer aus Peter Pan vorgelesen hatte und ich ihm gestand, dass ich in ihn verliebt war und am liebsten mit ihm aus dem Fenster geflogen wäre, um Abenteuer zu erleben.
Wie er immer genau gewusst hatte, wenn etwas mit mir falsch war und mich dann einfach kommentarlos in seine Arme geschlossen hatte.
Wie er mir immer gesagt hatte, wie stolz er auf mich war und dass ich das Beste sei, dass ihm jemals widerfahren war.
Und wie er mir, wenige Momente vor seinem Tod «Ich liebe dich» zugeflüstert hatte.

«Er war der beste Vater auf der ganzen Welt gewesen», flüsterte ich leise.
«Wenn er auch nur halb so toll war wie du, dann muss er das gewesen sein», murmelte er.
Aber plötzlich kamen ganz andere Erinnerungen auf.

Wie er sich nicht hatte losschnallen können.
Wie er es plötzlich aufgegeben hatte und mich versuchte, lächelnd anzuschauen.
Wie ich versuchte, ihm zu helfen, er aber meine Hände losmachte und sich so seinem Tod überliess.
Wie ich mit aller Kraft versuchte, zurückzuschwimmen, aber zur Oberfläche getrieben wurde.

Ein Schwall von Hitze stieg in mir auf, ich rannte zum Grab hin und schrie laut:
«Warum hast du meine Hände losgemacht? Warum hast du dir nicht helfen lassen? Ich hätte es vielleicht geschafft und du wärst jetzt am Leben! Warum hast du mich zur Oberfläche gestossen? Wie kann ich je wieder normal leben, wenn du nicht mehr da bist? Was hast du dir dabei gedacht? Wie konntest du mir das antun? Ich habe schon Mama verloren! Ich kann doch nicht ohne Eltern leben!»
Ich spürte, wie mich zwei Hände an der Hüfte packten und mich weg vom Grab meines Vaters schleiften.
«Marianne! Marianne!»
Aber ich tobte weiter und schlug wie eine Furie um mich.
«Niemand versteht mich! Ich bin allein! Warum hast du mich verlassen müssen!»
«Marianne!»
Seine Stimme war so laut, dass sie auf dem ganzen Friedhof zu hören.
Ich wurde still, wehrte mich nicht mehr und erschlaffte in seinen Händen.
«Marianne, es ist in Ordnung. Es ist alles in Ordnung.»
«Es ist nicht fair. Es ist nicht fair, Dominik. Warum können manche Menschen noch beide Eltern haben und wir haben niemanden mehr?»
«Ich weiss es nicht, Marianne. Ich weiss es nicht.»

Es war schon dunkel, als wir den Heimweg antraten. Wir waren beide erschöpft und aufgewühlt. So lange hatten wir beide unserem Schmerz keinen Raum gelassen und nun hatte er über unseren ganzen Körper Besitz ergriffen.
Auf dem Weg schwiegen wir. Wir waren beide noch nicht bereit dazu, über unsere Probleme und Vergangenheit zu sprechen, aber alleine die Tatsache, dass wir einander verstanden, war tröstlich.

Vor meinem Haus blieb er stehen. Er zögerte, aber dann schloss er mich in eine Umarmung.
«Es wird alles gut werden», flüsterte er leise.
«Es wird alles gut werden.»

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