Zoe ♡
Dadurch, dass ich gefühlt hunderte Male meine Augen geschlossen und wieder geöffnet hatte, nur um erneut festzustellen, dass sich dadurch nichts änderte, hatte ich nicht bemerkt, dass die Vibration wieder stärker geworden war.
In dem Auto bekam man davon nicht so viel mit. Doch auf einmal vibrierte der Sitz unter mir dermaßen stark, dass ich selbst zusammenzuckte und mein Herz einen Stromschlag bekam, so wie es sich anfühlte.
Ich starrte nach vorne, dort wo eigentlich eine Fensterscheibe hätte sein müssen, die aber nicht da war, wie ich entsetzt feststellte. Man konnte nur an den Seiten noch leicht die Splitter der Fensterscheibe erkennen, die einmal dort gewesen war.
Mein Körper geriet mal wieder in Panik, so langsam ging mir das echt auf die Nerven.
Ich versuchte mir irgendwie Mut zuzusprechen, immerhin hatte ich einen Unterschlupf, den ich mir zwar mit jemandem teilen musste, aber zumindest war es etwas bequemer und nicht ganz so kalt.
Ein Seitenblick nach links, ließ meinen Atem augenblicklich schneller werden. Hatte der Kopf nicht eben noch eine etwas andere Neigung gehabt? Und sein Hemd, das hing am Hals doch jetzt ganz anders! Panisch zog ich die Beine an und quetschte mich so dicht an die Autotür, wie es ging. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, einfach auszusteigen und mich wieder an meinen vorherigen Platz zu setzen. Ich verwarf den Plan allerdings schnell wieder, dort wäre ich ja ebenfalls im Beisein des Mannes, aber wesentlich ausgelieferter dem Schnee, der vielleicht noch runterkommen würde.
Misstrauisch beobachtete ich den Mann, der vollkommen ruhig dort saß. Ich musste über mich selbst grinsen, mein blöder Kopf spielte mir schon wieder Streiche. Ich hatte doch den Puls gefühlt, der Mann war tot. Ich brauchte mir auch nicht einzubilden, er würde sich bewegen. Meine Muskeln entspannten sich etwas, dennoch war der Gedanke mit einem toten Mann, den ich nicht kannte, in einem Auto eingesperrt zu sein und nicht zu wissen, wann und ob man überhaupt freikommt, extrem beängstigend.
Ich beäugte das Gesicht des Mannes, nur um mir wieder einzubilden, es hätte sich bewegt. Verdammt! Ich schloss die Augen und schüttelte wild den Kopf.
Er ist tot! Er ist tot! Er ist tot! Das wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf und hoffte, dass es irgendwie in meinem Inneren ankommen würde, was es nicht tat.
Stöhnend lehnte ich mich zurück und hatte dabei wohl etwas zu viel Schwung genommen. Ich hörte etwas hinter mir knacken. Erschrocken drehte ich mich um, konnte aber nichts Verdächtiges feststellen.
Mit weit geöffneten Augen musste ich mir eingestehen, dass das Geräusch nicht aus dem Auto kam, sondern von außerhalb des Autos. Draußen regte sich etwas, es vibrierte, wurde immer stärker, es fühlte sich regelrecht so an, wie ich mir Erdbeben immer vorgestellt hatte. Mein Griff um den Sitz wurde immer fester, als würde mir das irgendetwas bringen.
Als ich schließlich ein dermaßen lautes Geräusch hörte, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben getan hatte, dachte ich wirklich meine letzte Stunde hätte geschlagen.
Dem lauten Knall folgte ein großer Ruck, der mir Schnee ins Gesicht und dem Auto ordentlich Schwung verpasste, welches nun einen sehr großen Satz machte.
Ich hustete und versuchte von den ganzen Bewegungen, die jeder Gegenstand in meiner Umgebung nun zu machen schien, etwas zuzuordnen und zu stoppen.
Dass diese Versuche alle scheiterten, brauche ich gar nicht erst zu erwähnen.
Einige Sekunden später klatschte mir erneut eine riesige Ladung Schnee ins Gesicht und prompt verschluckte ich mich vor Schreck. Langsam hob ich den Kopf und sah durch das Fenster aber nur irgendwelche Schatten vorbeiziehen. Aus Effekt umfassten meine Hände den Sitz mit einem noch viel größerem Druck, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Es rumpelte unter mir und im gleichen Moment fühlte es sich so an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen, das Auto raste fast schon. Ich wusste nicht, ob überhaupt noch Boden unter uns war oder ob wir in ein paar Sekunden irgendwo aufprallen würden und alles hier nur noch Mus war.
Ich schaute aus dem Fenster, nur schwarz. Eine Haarsträhne flog in mein Gesicht und irgendetwas Schweres hatte sich auf meinem Bein platziert und presste es gerade immer mehr zusammen. Unter normalen Umständen hätte ich jetzt geschrien, aber ich brachte keinen einzigen Ton heraus, nicht mal ein leises Flüstern. Meine Zunge hatte sich irgendwie in meinem Hals verheddert.
Es rumpelte erneut und diesmal bekam ich einen so harten Schlag in den Rücken, dass ich von einem sofortigen Tod nicht überrascht gewesen wäre.
Als dann schließlich auch noch etwas Schweres und Rundes auf meine Schulter kippte und ich einen Haarbüschel im Gesicht hatte, schaffte ich es doch, aufzuschreien und schlug wild um mich, was es auch nicht besser machte. Meine Hände berührten den toten Körper des Mannes, der kurz zu schwanken schien und schließlich auf meinen Schoß kippte. Mein Blick folgte meinen Händen und da bemerkte ich das Augenpaar, welches direkt auf mich gerichtet war.
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