Hannah ☆
Theresa und Harald kommen mit Tim auf den Arzt zu gerannt.
"Es ist alles in Ordnung!", ruft der ihnen auf halbem Weg schon zu.
Den dreien fällt hörbar ein Stein vom Herzen. Die dicke Luft im Raum scheint sich teilweise aufzulösen und einer hoffnungsvollen Frische Platz zu machen.
"Sie schläft jetzt erst einmal, aber ins Koma mussten wir sie nicht nochmal legen."
Der Arzt nickt Ihnen freundlich zu, legt eine Hand auf Theresas Schulter und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Dankbar, dass er nicht direkt mit der ganzen Diagnose und den Fakten herausrückt, schaut sie ihm nach. Diese ganzen Fachbegriffe wären jetzt zu viel für sie gewesen.
Mit einem leisen Geräusch lugt der Arzt doch noch einmal hinter der Ecke hervor.
"Eine Sache noch: Die Vermisste sieht aus, wie Ihre Tochter, ich denke das sollten Sie wissen." Mit diesen Worten verschwindet er nun endgültig hinter der Ecke. Man hört seine lauten Schuhe bei jedem Schritt auf dem Boden klackern.
"Was?!", bringt Harald mühsam hervor.
"Das kann doch nicht sein, dass sie ...", Theresa krallt sich in den Arm ihres Mannes.
"... eine Zwillingsschwester hat?!", beendet Harald ihren Satz. Theresa fängt an zu zittern. Sie bebt in den Armen ihres Mannes regelrecht hin und her.
"Wir haben damals nicht genug nachgefragt! Wir hätten mehr fragen sollen, wir hätten mehr fragen müssen!"
Harald selbst ist nun den Tränen nahe. Zu wissen, einen so großen Fehler gemacht zu haben, reißt ihm gerade den Boden unter den Füßen weg.
"Kann ich jetzt zu Hannah?", fragt Tim ungeduldig.
"Ja klar!", Harald wischt sich die Tränen weg und geht mit Tim zusammen zur Zimmertür. Er lässt seinen Sohn eintreten, bleibt aber selbst an der Tür stehen.
Dieser Anblick! Er macht sich selbst tierische Vorwürfe.
Tim geht währenddessen an Hannahs Bett und setzt sich auf die Bettkante.
"Weißt du noch, als wir die Nacht durchgemacht haben? Ich hab tierisch danach gebettelt, dass wir das machen. Du wolltest erst nicht, aber ich hab dich überredet. So, wie eigentlich immer. Naja, auf jeden Fall war ich erst Feuer und Flamme, ich stand am Fenster und hab Sterne und Flugzeuge beobachtet. Das war wirklich toll! Dann hast du aber einfach gegen die Regeln verstoßen und bist eingeschlafen. Da musste ich natürlich so lange an dir rütteln, bis du wieder wach warst. Und dann haben wir zusammen die Sterne beobachtet und du hast mir den kleinen Wagen gezeigt. Den hab ich übrigens letztens nochmal am Himmel gesehen. Naja, und dann irgendwann war ich auf einmal so müde, dass ich direkt eingeschlafen bin, als ich nur eine Minute lag und da hast du mich auch direkt wieder aufgeweckt, weil die Nacht ja schließlich noch nicht zu Ende war. Weißt du, wir haben da über Gott und die Welt gelabert und das die ganze Nacht und es wurde einfach nicht langweilig. Und dann haben wir irgendwann Schattenmännchen gespielt, weil du mit allen Mitteln versucht hast, mich wachzuhalten. Und als wir dann irgendwann Mama und Papa unten gehört haben, Frühstück machen, da haben wir uns angeguckt, sind gleichzeitig aufgesprungen und haben erstmal ein Jubelkonzert veranstaltet. Mama und Papa waren danach noch gestörter von uns, als ohnehin schon. Und die Nachbarn im Übrigen auch. An dem Tag danach haben wir zwar fast nur geschlafen und die Nacht danach war ich auch wieder sehr wach, aber das war es mir wert, weißt du!" Er lächelt und sieht genau die Bilder von früher vor sich. Vor allem das Bild morgens beim Frühstück, wo die Köpfe der beiden fast in ihre Müslischalen gefallen wären.
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