Kapitel 13- Der Pakt
Verzweifelt starre ich aus dem Fenster. Dunkle Wolken haben sich am Himmel gebildet. Nicht mehr lange und es wird zu regnen anfangen.
Mittlerweile sitze ich schon seit zwei Stunden auf einem bequemen Sessel in Nathaniel's Villa. Er selbst hat gerade ein Meeting, weshalb ich forever alone dasitze.
Vor mir lodert ein Feuer im Holzofen, dessen Wärme mir ein wohliges Gefühl verleiht.
Ich beschloss auf Nathaniel zu warten, um mit ihm über die Lage zu sprechen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich fürchterliche Angst.
Wer auch immer nach mir sucht, ich denke nicht, dass er freundliche Absichten hat.
„Möchten Sie etwas zu trinken?", die Boxer-Frau steht mit einem Tablett voll mit Gläsern, in denen eine rote Flüssigkeit schwappt vor mir.
Kein Zweifel! Die Flüssigkeit ist Blut.
Zum hundertsten Mal lehne ich dankend ab. Diese Frau hat ein Gedächtnis wie ein Goldfisch.
Irgendetwas an ihr, fühlt sich ganz anders an, als bei den Menschen. Womöglich liegt es daran, dass ich kein Blut an ihr rieche, aber was sie wohl ist, wenn kein Vampier?
Ein Goldfisch wäre die naheliegende Theorie.
„Danke meine Herren", Nathaniel's tiefe Stimme dringt aus dem Flur. Ich sehe, wie Männer in Anzügen im Flur vorbeigehen.
Gottseidank würdigen sie mich keines Blickes.
Keine Minute später kommt dann auch schon Nathaniel in das Kachelofen Zimmer, so wie ich es soeben benannt habe.
Erschöpft lässt er sich in den anderen Sessel mir gegenüber hineinfallen. „Bringen Sie mir eine Flasche Scotch", er wendet seinen Blick zur Boxer-Frau, die plötzlich wieder einmal neben mir erschienen ist.
Ich schaue Nathaniel schräg von der Seite an, nachdem er einen Schluck nahm. „Solltest du deinen Alkoholkonsum nicht vielleicht ein wenig herunterfahren?"
Ich wollte nicht besorgt um ihn klingen, aber er trinkt doch sichtlich viel.
„Du hast gut reden", höhnisch lacht er auf, „Ich spüre rein gar nichts von dem Alkohol, solltest du wissen, als Gleichgesinnte."
Ich schlucke. Das Wort "Gleichgesinnte" hört sich urkomisch an, vor allem weil wir einst verheiratet waren.
Nickend breche ich das Thema ab. Pff, nur weil ich als Vampier keinen Alkohol vertrage, heißt es noch lange nicht, dass er es erfahren muss.
„Zu deinem Tagebuch", er nimmt es mir einfach aus der Hand und mustert es mit zusammengekniffenen Augen, „Wenn ich ehrlich bin, kenne ich nicht einmal die Schrift und das obwohl ich jeden Vampier dieses Landes kenne."
„Es gibt noch mehr Vampire!",meine Überraschung steht mir förmlich ins Gesicht geschrieben.
Völlig verblüfft streift er sich eine Strähne aus dem Haar, die ihn schon lange störte.
„Was hast du in den letzten Jahrhunderten gemacht? Ich mein, wie wurdest du überhaupt ein Vampier?"
Schulterzuckend schaue ich ihn an, das fragt mich genau die Person, die mich alleine in London zurückließ.
„Ich habe keine klaren Erinnerungen mehr, als es passierte."
Nathaniel's braune Augen funkeln ein wenig bernsteinfarben im Licht. Er atmet tief durch.
„Theresia, du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dass du lebst", er versucht meine Hand zu nehmen, doch ich ziehe sie sofort zurück. Leben, konnte man mein Dasein auf dieser Erde nicht nennen.
Oh nein, du verletzt mit kein zweites Mal! Unsere Vergangenheit ist und bleibt genau das...eine Vergangenheit.
„Das Tagebuch", rufe ich ihm erneut in Erinnerung. Ich habe wirklich überhaupt keine Lust mit ihm zu reden und wäre da nicht das Tagebuch, wäre ich längst hinter alle Berge.
„Wann warst du zuletzt in Schottland bei deiner Familie?"
„Solltest du genau wissen", meine zornige Stimme war gar nicht beabsichtigt.
„Du hast seit 1812 deine Familie nicht mehr gesehen", baff schaut er mich an.
„Wie sollte ich auch? Sie sind schon lange tot!"
Verächtlich schnaube ich auf. Meine Familie wird wohl kaum drei Generationen überlebt haben.
„Ich habe meine Familie besucht, nachdem wir uns aus den Augen verloren haben..."
Ach, in Schottland warst du auch noch, während ich ALLEINE verzweifelt in London war.
Wow, er ist der Einzige, der sich in wenigen Minuten dermaßen unbeliebt bei mir machen kann.
„Hast du meine...", ich stoppe mitten im Satz. Nein, ich möchte nicht wissen, ob er meine Familie vor fast 200 Jahren gesehen hatte.
Möglicherweise ist es besser wenig zu wissen.
Ich räuspere mich. „Ich geh dann mal wieder, wie ich sehe kannst du mir nicht helfen."
Gerade als ich zur Tür hinausgehen wollte, versperrt mir Nathaniel plötzlich den Weg.
„Warte!", sagt er, „Du brauchst einen Beschützer."
„Wie du siehst bin ich bereits tot. Wer soll mich dann bitte Tod sehen wollen?"
„Theresia", seine Stimme klingt ernst, „Sei nicht so naiv. Ich kenne viele Vampire, die bereits ihr unsterbliches Leben verloren."
„Da hätte ich nichts dagegen", lache ich, „Ich hasse mein Vampierdarsein!"
„Aber ich habe da was dagegen! Ich habe dich erst wieder gefunden. Ich möchte dich nicht wieder verlieren!"
Tja, dann hättest du mich damals nicht verlassen dürfen.
Gerade als ich den Gedanken aussprechen wollte, sehe ich etwas Goldenes auf der Kommode aufglänzen.
Ich schlängle mich an Nathaniel vorbei und gehe in den Gang. Dort sehe ich in einer Schale einen Ring.
„Dein Ehering!", stelle ich überrascht fest.
Nathaniel stellt sich neben mich und beobachtet, wie ich mit meinen Finger über die eingeritzten Initialen T+N streiche.
„Ich konnte ihn nicht wegwerfen...nie", seine Stimme wirkt ein wenig niedergeschlagen.
„Wo ist eigentlich dein Ring?", fragend hebt Nathaniel sein Kinn.
„Ähm", ich schlucke.
Am besten wäre es, er würde die Fische im Meer fragen, aber ich schäme mich ein wenig, das zu gestehen.
„Der Ring verschwand, als meine Liebe zu dir verschwand", lüge ich. Ein wenig Wahrheit hatte der Satz sogar.
„Verstehe", Nathaniel dreht sich zur Wand und wendet keinen Blick zu mir.
„Also, wie gesagt ich brauche keinen Beschützer", langsam gehe ich rückwärts zur Haustüre.
Ein paar Meter vor der Tür, ruft er mir plötzlich zu. "Stopp"
Ich ziehe fragwürdig meine Augenbrauen hoch.
„Machen wir einen Pakt, Theresia!"
„Welchen?"
„Ich finde für dich heraus, was es mit deinem Tagebuch auf sich hat, glaub mir ich habe überall meine Kontakte und dafür musst du dich von mir beschützen lassen!"
„Und was hast du davon, wenn du mich beschützt?"
„Dein Leben und deine volle Loyalität."
Unbewusst lache ich laut auf. „Verstehe, dass ist deine Scott Scalten Masche, aber ich bin nicht so wie deine ganzen Models und falle nicht darauf rein."
Meine Haut fängt an zu jucken, während Nathaniel mich Kopf schüttelnd ansieht.
Vielleicht sollte ich doch den Pakt mit ihm schließen, andererseits würde ich es nicht mit dem Tagebuch herausfinden.
Nach vergangenen Minuten der Stille, stimme ich doch zu.
„Oke, Deal! Aber unter folgender Bedingung, du bewachst mich nicht 24/7 und auch nicht, wenn ich Zuhause bin."
Nathaniel schmunzelt. „Wir machen es so, wenn du in deiner WG bist, beschütze ich dich im Geheimen, sodass deine drei Mitbewohner nichts mitbekommen."
Woher weiß er von meinen Mitbewohnern und das ich in einer WG wohne?
Da weht mir wieder sein Satz durch den Kopf.
«Ich habe meine Kontakte überall»
Oh ja, ich merke es.
„Deal", ich gebe Nathaniel meine Hand, als Zeichen meines Schwurs.
Ohje, mal schauen, wie es in Zukunft weitergeht.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro