Kapitel 1- Nichts als Ärger
Nichts als Ärger!
2012,
Ich bin schon sehr spät dran, um überpünktlich anzukommen. Es ist einer meiner komischen Macken zu denken, immer überpünktlich in einer der Lesungen eintreten zu müssen.
Mittlerweile studiere ich zum fünften Mal an einer Uni in Amerika.
Gut, ich hatte bis jetzt ein abstoßend, langes Leben, wie konnte man es sinnvoller nutzen, als neue Studiengänge zu studieren und somit sein Wissen zu erweitern.
Dieses Jahr entschied ich mich deshalb für ein Betriebswissenschaftliches Studium.
Während ich den riesigen Campus entlang stolpere, suche ich überall nach Hinweisschilder, wie ich zum Lesungsraum gelangen könnte. Theresia, schimpfe ich innerlich mit mir selbst.
Obwohl es heute mein erster Tag mit einem neuen angefangenen Studiengang ist, hätte ich mich schon mal im Voraus informieren können, wo der Raum ist.
Verstohlen werfe ich einen skeptischen Blick auf meinen neuen Ausweis. Miranda Kopt. So heiße ich diesmal.
Frische 19 Jahre bin ich laut diesem kleinen Zettel alt. Innerlich lache ich.
Rechnet man noch fast hundert Jahre dazu, käme man auf mein richtiges Alter.
«Denn ich bin ein Vampier und ich hasse es»
Meine Naturhaarfarbe glich einst dem Dunkelbraun meiner Mutter, selbst ihre langen dicken Haare hatte sie mir vererbt.
Meine meerblauen Augen dagegen sind die meines Vaters, so gesehen hatte ich von beiden etwas Äußerliches.
Eine kleine Träne läuft mir meine Wange hinunter.
Seit dem Tag an dem ich mein Zuhause verließ, habe ich sie nie wieder gesehen.
Aus Angst jemand würde mir irgendwann auf die Schliche kommen und herausfinden, dass ich immer wieder mal meine Identitäten anhand eines gefälschten Ausweis ändere, veränderte ich mein komplettes Aussehen.
Jetzt sind meine langen, ein wenig gewellten Haare silbern, fast weiß gefärbt.
Diese Haarfarbe passt perfekt zu meinen blauen Augen.
Das einzige, was ich nie an mir ändere, sind meine Augenbrauen.
Sie haben noch immer dieselbe dunkle Farbe, wie sie einst meine Naturhaarfarbe war.
Abends komme ich endlich Zuhause an. Ich wohne seit ein paar Monaten in einer WG inmitten von Brooklyn.
Anfangs war ich etwas skeptisch, als ich herausfand, dass meine drei Mitbewohner drei junge Männer waren.
Mit der Zeit lernte ich sie aber besser kennen. Und um ehrlich zu sein, biete ich die viel größere Gefahr dar.
Obwohl ich in meinem gesamten unsterblichen Leben bis jetzt nur einmal Menschenblut getrunken hatte, lässt mir allein der Gedanke an das eine Mal einen eiskalten Schauder den Rücken hinunterfahren. Es war schrecklicher! Das Blut eines Menschen zu trinken!
„Miranda", es ist Kai, der zuerst das Wort ergreift, „Da bist du ja." Stolz führt er mich in die Küche, um mir etwas zu zeigen. Verblüfft folge ich ihm.
Kai ist ein richtiger Spaßvogel. Er hat schulterlanges, dunkles Haar und liebt kochen wie kein anderer.
Ganz in der Nähe arbeitet er in einem sehr noblen Restaurant, als Küchenjunge. Mit seinen 22 Jahren hat er noch sein ganzes Leben vor sich, um seinen Traum als Chefkoch zu erfüllen.
„Probier mal", stolz stellt er einen Teller voll, Glasnudeln auf den Tisch.
Lächelnd begutachte ich das Essen. Natürlich behalte ich menschliche Nahrung nie in meinem Körper.
Esse, aber um andere Menschen die Zweifel zu nehmen, trotzdem manchmal mit.
Danach verbringe ich dann meist eine Stunde im Bad.
„Schmeckt ausgezeichnet", lüge ich.
Ich schmecke rein gar nichts, das liegt aber auch eher an meinem Vampirdarsein.
Kai strahlt haushoch.
Mit Sicherheit hat er sich viel Mühe für sein Gericht gegeben.
„Ich würde liebend gerne noch bleiben, aber die Pflicht ruft", zögerlich versuche ich mich langsam von ihm zu entfernen. Ich hatte wirklich einiges zu erledigen.
„Soso, wie immer beschäftigt. Man kennt dich gar nicht anders, Miranda", Kais vorwurfsvoller Blick wirkt ein wenig besorgt.
„Tja, so bin ich halt.", eilig verschwinde ich im Flur und öffne die Tür in mein Zimmer.
Mein Zimmer ist zwar nicht sonderlich groß und gleicht eher einer Bruchbude, aber trotzdem liebe ich es.
Die Hauswände wurden aus rotem Ziegelstein in der Vorkriegszeit erbaut. Wahrscheinlich liegt es eher an dem Alter des Gebäudes, warum mich die paar Risse an der Wand und das klemmende Fenster nicht stören.
Ich setzte mich an meinem Schreibtisch und öffne vorsichtig meinen Laptop.
Man kann ihn nicht mehr richtig zu klappen, dafür war das hintere Teil schon vor langer Zeit abgebrochen. Solange er aber funktioniert, kaufe ich mir keinen Neuen.
Interessiert durchstöbere ich mein E-Mail Postfach nach neuen Mails. Ich hatte mich für eine frei gewordene Stelle in der Bibliothek, die nur ein paar Straßen von hier entfernt ist, beworben. Und tatsächlich! Eine Antwort von der Geschäftsleitung erscheint auf meinem Bildschirm.
«Es tut uns leid aufgrund der vielen Bewerbungen absagen zu müssen...»
Mehr lese ich nicht. Enttäuscht klappe ich den Laptop zu.
Das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Um mich wenigstens ein bisschen abenken zu lassen, tapse ich ins Esszimmer.
Kai und die andern beiden Männer sitzen am Tisch und essen Glasnudeln.
„Hey Miranda", James ergreift als erstes das Wort, als er mich sieht.
James hat dunkelblondes Haar, das er meist zu einem Undercut schneiden lässt. Seine grauen Augen und auch die jungen Gesichtszüge, lassen ihn immer trotz seiner 23 Jahre viel jünger erscheinen.
Ich mochte ihn schon von Anfang an.
Er war es, der mir anbot hier in dieser WG einzuziehen, als er mich verirrend inmitten von Brooklyn fand. -Was er nicht wusste, zu diesem Zeitpunkt war ich verdammt durstig und hätte falls ich diesen Hasen nicht erwischt hätte, womöglich die ganze Stadt ausgesaugt.
Ne Spaß, das hätte ich niemals gemacht, lieber wäre ich selbst gestorben, das ziemlich oft fast der Fall ist.
Um ehrlich zu sein, ist meine Ernährung nicht sehr optimal. Wenn es gut läuft, trinke ich einmal in der Woche Blut, die restlichen Tage hungere ich mehr oder weniger. So habe ich es mir vor Jahrhunderte angewöhnt.
Ein Lebewesen, das Leben zu nehmen, bereitet mir immer noch enorme Schmerzen.
Deshalb bin ich lieber ein geschwächter Vampier, der gerade so sich am unsterblichen Leben hält. Außer mir gibt es eh keine anderen Vampire.
„Miranda", Milo hebt nickend sein Kinn. Er mag mich nicht besonders. Das merkte ich bereits bei unserem ersten kennenlernen.
Skeptisch betrachtete er mich damals und war völlig dagegen, dass ich hier einziehe.
Kai und James schafften es aber ihn zu überreden.
Milo redet mit mir fast kein Wort. Wir sahen uns aber auch nicht häufig und das obwohl wir im selben Apartment wohnen. Meist schläft er in der Früh noch, wenn ich die Wohnung verlasse.
Und abends, wenn er die Wohnung verlässt, schlafe ich meist noch.
Sein Erscheinungsbild wäre zu meiner Zeit ein reinster Skandal gewesen. Naja damals gab es nicht mal Tattoos und Piercings, von denen er viele besaß.
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