... Mich heiraten?
Missmutig stocherte James in seinen Bohnen herum. Sein Kinn ruhte auf seinem Handballen, während er sein Essen beobachtete. Fünfmal hatte er sie bereits fragen wollen. Jedes Mal war etwas unvorhergesehenes passiert. Jedes verdammte Mal!
Er spürte das Ringkästchen gegen sein Bein drücken. Den nächsten besonderen Moment wollte er nicht verpassen. egal, was um sie herum geschehen würde, er würde sie fragen. Sollte die Welt doch unter gehen!
"James?" Ihre Stimme hörte sich an wie die Glocken, die an der Himmelspforte spielen mussten. Ein Kribbeln fuhr über seinen Körper, während er innehielt, sein Essen zu erstechen und zu der rothaarigen Schönheit aufblickte. "Ja?", fragte er, während er in ihre grünen Augen blickte. Sein Herz machte einen Aussetzer. "Magst du das noch essen?" Sie deutete auf seinen Teller. Die Bohnen waren kaum noch als solche zu erkennen. Er verneinte grummelnd, weshalb sie seinen Teller nahm und davon rauschte.
"Mensch, Krone, du siehst aus, als hätte ein Dementor dich geküsst", raunte Sirius ihm zu - was James sehr verwunderte. Die gesamt Truppe war versammelt, da ein Ordenstreffen anstand - normalerweise war Sirius längst mit Laura verschwunden. "Nicht wirklich", gab James zurück. Sein Blick fiel auf Laura, die ungeduldig auf den Füßen wippte und sie argwöhnisch begutachtete. "Ich glaub', du solltest lieber gehen, Tatze." James konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sirius folgte seinem Blick. Er nickte James noch zu, bevor er sich entschuldigend erhob und mit Laura verschwand. Sie waren das erste Mal Schuld, dass James die Fragen aller Fragen nicht aussprechen konnte. Im Wandschrank hatten sie sich versteckt, da James und Lily sie anscheinend überrascht hatten. Irgendwann hatte die Schranktür nachgegeben (Wahrscheinlich, weil sie sich zu sehr an die Tür gelehnt hatten) und eine halbnackte Laura hatte vor ihnen gestanden, gemeinsam mit einem stotternden Sirius. Die Lage war einfach zu peinlich gewesen, als dass James fortfahren hätte können.
Beim zweiten Mal hatte Dumbledore sie unterbrochen, gerade als James einen schwungvollen Kniefall hingelegt hatte. Sein Freund Nicholas Flamel hätte dringend Hilfe benötigt. Seine Eltern hatten bei Nummer drei ganz egoistisch verkündet, trotz all der Umstände ihren Abschluss feiern zu wollen, nachdem bereits drei Monate verstrichen worden waren.
In Erinnerungen schwelgend schüttelte James seinen Kopf, während er zu dem großen Kamin im Wohnzimmer schritt. Er stemmte seine rechte Hand gegen den Sims, während er in seiner linken ein Glas Whiskey schwenkte, welches er sich aus der Küche geholt hatte. Die Flammen erinnerten an das Desaster beim vierten Mal, als seine Gardinen Feuer gefangen hatten, weil er die Kerzen einfach zu nah ans Fenster gestellt hatte. Doch das eigentliche Drama hatten die Todesser ausgelöst, als er auf Nummer sicher hatte gehen wollen und mit Lily während der Dämmerung zu einem See appariert war, wo sie dummerweise von ihnen unterbrochen wurden. James hatte ihre Gesichter nicht erkennen können, doch er war sich ziemlich sicher, dass es sich um alte Bekannte gehandelt hatte. Vielleicht sogar um seinen alten Widersacher Severus Snape ...
Seitdem bereitete er nichts mehr vor. Er wollte die Situation abwarten, den Moment abpassen, um ihn nicht noch einmal verstreichen zu lassen. Er würde ...
"James, woran denkst du so angestrengt?" Lilys Stimme ließ ihn aufschrecken, während sich ihre Arme um seinen Oberkörper schlangen. Sie legte ihre Wange auf seinen Rücken, atmete tief ein. James seufzte, ließ den Kaminsims los und strich mit eben dieser Hand ihren Arm. "Ach", machte er dann, "An nichts besonderes." Noch immer starrte er in die Flammen hinein, bemerkte dabei nicht, dass eben dieser Moment einer dieser besonderen Situationen sein könnten.
"Sirius meinte, du wolltest mir unbedingt noch etwas zeigen", hörte er sie sagen. Sofort stieg ihm eine Hitze ins Gesicht, die nicht vom Kaminfeuer führte. "Hat er das?", piepste er, was Lily zu einem Kichern verleitete. Sein Hemdkragen schien viel zu eng anzuliegen, sodass er kurzzeitig nach Luft schnappte. "Ja, hat er", bestätigte Lily dann, bevor sie sich von ihm löste, nur um seinen linken Arm zu ergreifen, um ihn umzudrehen. Recht widerwillig ließ er es geschehen. "Er meinte, es sei überlebenswichtig", hauchte sie gegen seine Lippen. Seine Gedanken verschwammen. "Überlebenswichtig?", nuschelte James, doch er konnte sich kaum auf ihre Worte konzentrieren. Doch Lily erlöste ihn nicht, sie gab ihm lediglich einen flüchtigen Kuss, ehe sie zwei Schritte zurück trat. "Wurdest du verletzt?" Ihre Sorge rührte ihn, doch er konnte noch immer nicht klar denken. "Verletzt?", fragte James deshalb verwirrt, während er in ihren grünen Augen versank.
"Mensch, James, du wiederholst nur, was ich sage!", entrüstete sie sich letztendlich, was James wieder wach rüttelte. "Äh, ja", stammelte er, "ich meine, nein!" - "Wie jetzt?" James stellte sein Glas auf den Tisch vor dem Sessel ab, bevor er die obersten Knöpfe seines Hemdes öffnete, um sich mehr Freiheit zu verschaffen. Dieses Hemd schien ihn erwürgen zu wollen.
"Wenn das wieder eines eurer gemeinen Streiche ist, James, dann kannst du dich auf was verlassen!" - "Was?", gab James weiterhin verwirrt zurück. "James, du bist wirklich attraktiv, aber ich möchte jetzt nicht", gab sie zurück und blickte auf seine Knöpfe, die er soeben geöffnet hatte. "Ach, das", gab James lachend zurück, "Nein nein, das wollte ich dir nicht zeigen." Er drehte sich zur Tür, die noch einen Spalt geöffnet war - und konnte zwei Gesichter ausmachen, die wie gebannt auf die Szene starrten, die sich vor ihnen abspielte. Sirius und Laura, die wohl neugierigsten Menschen auf der ganzen Welt. Lächelnd schüttelte er seinen Kopf. So einfach würde er es ihnen nicht machen.
"Also, James?", hakte Lily gespannt nach, "Sirius sagte, es sei sehr wichtig!" James straffte seine Schultern. Er wusste nicht, ob er seinen Freund in den Hintern treten oder ihm dankbar sein sollte. Es war ein toller Moment. Sie hatten zu Abend gegessen, die Stimmung passte auch, mit dem prasselndem Kaminfeuer, zu zweit, allein in diesem Raum ... Jetzt oder nie!
"Hey! Nicht! Warte noch!", hörte James plötzlich ein Flüstern. Er sah zur Tür. Die Gesichter waren verschwunden. "Sie brauchen noch einige Minuten!" Eindeutig Lauras Stimme. Es war Remus, der erwiderte: "Dann lasst ihnen ihre Ruhe! Los, weg mit euch!" Ein weiteres Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Eine Welle der Dankbarkeit breitete sich in seiner Brust aus. Remus würde schon dafür sorgen, dass sie ungestört blieben. Ganz sicher.
Jetzt oder nie ... Seine braunen Augen trafen wieder auf Lilys grüne, die ihn erwartungsvoll entgegen blickten. James schluckte, fasste sich ein Herz und überwand die Entfernung die zwischen ihnen lag. Zitternd ergriff er ihre Hand. "Also", krächzte er, "Hör mal, ich hab' lange nachgedacht ... Und ich ... Also ..." Er unterbrach sich, zog sich an seinem Kragen, der immer enger zu werden schien, "ich dachte, es wär' 'ne gute Idee ... Also, ich glaube, die anderen könnten das gebrauchen, wenn ... Ich mein', das könnte Hoffnung geben ... Also, wie wär's, wenn ..." Er unterbrach sein stottern. Hilfesuchend blickte er zur Tür - doch die war inzwischen fest verschlossen worden. "James?" Ein Schauer glitt über seinen Körper, als er wieder zu ihr zurück blickte. "Du hörst dich fast so an als wolltest du mich um ein erstes Date bitten." Ein Lächeln war auf ihr Gesicht getreten. James lachte nervös. "Naja, fast", gestand er. Seine linke Hand umklammerte das Ringkästchen, während seine rechte, verschwitzte Lilys Hand hielt. "Also, ich wollte eigentlich ... Ich hab' schon fünf Mal angefangen, aber wir wurden immer unterbrochen. Also, das hier jetzt ist nicht so perfekt dafür ... Aber ich glaub', in diesen Zeiten sollte man nehmen, was man kriegt." Lily runzelte die Stirn. Ein gefährliches Blitzen war in ihren Augen zu erkennen. "N-nicht so! Nein, so meint' ich das jetzt nicht", stammelte James weiter. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Das hier drohte zu einer Katastrophe zu werden.
Plötzlich knallte die Tür auf, was sowohl James, als auch Lily zusammenzucken ließ. Ihre Köpfe schnellten zur Seite, automatisch zogen sie ihre Zauberstäbe und richteten sie auf ... Sirius. Sirius, der meckernd auf sie zu trat: "Das ist ja nicht zum Aushalten! Mensch, Krone, frag sie einfach!" - "Sirius, lass das!", zischte Laura hinter ihm, doch Sirius ignorierte seine Freundin einfach, trat auf sie zu. James ließ verdutzt seinen Zauberstab sinken. "Mensch, gib mir das Ding!" Perplex hielt James ihm seinen Zauberstab entgegen, doch Sirius schüttelte den Kopf. "Nicht das Ding! Das da!" Er nickte in Richtung seiner Hose. Langsam zog James das Kästchen aus der Tasche, während sein Herz seinen Platz wieder gefunden hatte und nun gegen seine Brust hämmerte, als wolle es ausbrechen.
elegant ließ Sirius sich auf sein rechtes Knie fallen, schnappte James die schwarze Schachtel aus der Hand und sprach mit fester Stimme: "Oh, Lily, würdest du mir die Ehre erweisen und meinen besten Freund als - EY!" Die Schachtel fiel ihm aus der Hand, während er versuchte, sich mit rudernden Armen wieder von Laura und Remus zu befreien, die ihn von hinten gepackt hatten und nun aus dem Zimmer zerrten. Laura entschuldigte sich noch aufrichtig lächelnd, ehe sie mit einem Schwung ihres Zauberstabes die Tür wieder ins Schloss fallen ließ.
Stille kehrte im Wohnzimmer ein. Lediglich das gelegentliche Knacken des Feuers war zu hören. Verlegen trat James von einen Fuß auf den anderen, wartete auf Lilys Antwort. Doch sie sagte nichts, fixierte ihn lediglich. Ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren, doch er wagte nicht, seinen Blick zu heben.
"Es muss von dir kommen", hörte sie Lily plötzlich sagen, "nicht von ihm." James atmete tief durch, klaubte sich die Schachtel vom Boden und kniete sich vor seine Herzensdame. Also gut. Du packst das.
Er öffnete die Schachtel, während er ihr Gesicht fixierte. War der Rubin wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Hätte er nicht lieber den Smaragd nehmen sollen?
Ihre Augen strahlten. Nein, funkelten. Nein ... James wusste es nicht. Er konnte das Leuchten in ihren Augen nicht deuten. Nochmals atmete er tief durch, um den Sauerstoff zu spüren, wie er sich in seiner Lunge entfaltete. Dann setzte er zum sechsten und letzten Mal an: "Lily Evans, du bist die schönste Frau der Welt. Du bist so liebreizend, wundervoll, schlau ... Du bist alles, was ich brauche. Lily, würdest du mir die Ehre erweisen ... Würdest du ... Willst du ...?"
Lily lächelte noch immer. Sie wedelte mit der Hand, vermutlich, um ihn anzuspornen endlich weiter zu sprechen. Schließlich brachte er heraus, was er so lang geübt hatte: "... mich heiraten?"
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