sᴇᴄʜᴢᴇʜɴ
Hektisch lief die junge Frau durch die dunklen Gänge. Ihre Schritte hallten an den schwarzen Wänden, welche mit hellblau leuchtenden Adern durchzogen wurden, wider. Die einzige Lichtquelle neben eben diesen war die grelle und warme Flamme, welche seit Stunden über ihrer linken Hand loderte, doch so langsam konnte es nicht mehr lange dauern, bis das Feuer für mindestens ein paar Stunden erlosch, wenn sie sich nicht bald ausruhen würde. Allerdings dachte sie im Moment nicht einmal daran, eine Pause einzulegen, oder anderweitige Dinge zu unternehmen, die einer Pause machen ähnelten.
Sie musste doch endlich einen verdammten Ausweg finden. Sie hatte es doch auch geschafft, einen Weg aus Blackfires geistiger Kontrolle zu finden und ihren eigenen Verstand zurückzugewinnen. Und das war wohl um Meilen schwieriger, als den Ausgang eines Labyrinths zu finden, schließlich war Blackfire der- oder diejenige, der -oder eben die- dieses Imperium -wenn man es mittlerweile so nennen konnte- entworfen und aufgebaut hatte und seine Systeme bis auf das kleinste Detail ausgeklügelt hatte und sie somit nur dank eines unentdeckten Fehlers wieder selbst die Kontrolle über ihren Geist zurückerlangen konnte. Warum in aller Welt war es dann so unfassbar schwer, einen Weg aus diesem verfluchten Labyrinth zu finden und somit endlich aus Blackfires tristem Versteck zu entkommen?
Aufgebracht kickte die Braunhaarige nach einem imaginären Stein auf dem Boden. Warum nochmal war sie damals eigentlich so dumm gewesen und hatte sich von Blackfire erwischen lassen, als sie nach seinem Ursprung und dem Weg, wie sie ihn ein für allemal außer Gefecht setzen konnte, suchte? Sie war doch bereits so weit gekommen. Sie hätte nur noch das richtige Gerät finden, durch das Blackfire überhaupt in diese Welt gelangt war finden und es daraufhin zerstören müssen. Dann wäre Blackfire machtlos und der Zugang in die reale Welt wieder hergestellt, während der zu digitalen Welt sich schloss, sodass jeder, der in die reale Welt gehörte wieder dorthin zurückkehren konnte und keine unwissenden Menschen mehr in die digitale Welt gerissen werden konnte.
Warum nur hatte sie sich überhaupt erwischen lassen müssen? Sie wurde doch sonst nie auf ihren Missionen erwischt.
Sie fuhr sich wieder einmal aufgebracht mit ihrer rechten Hand, in welcher keine Flamme loderte, durch ihre kinnlangen braunen Haare, deren Spitzen rot getönt waren. Sie seufzte. Denk nach, Alex!
Denk nach.
Nachdenken...
Das fällt dir doch sonst nie so schwer!, wies sie sich selber zurecht. Klar, sie könnte auf Hilfe warten, schließlich war sie bei weitem nicht die einzige Person hier, die bereits einen festen Plan hatte, wie man Blackfire endgültig besiegen konnte. Sie hatte von den Wattpadern schon wahnsinnig früh mitbekommen und sie steckte wirklich unglaublich viel Hoffnung in die Gruppe. Ihr Plan war es ursprünglich gewesen, Blackfire gemeinsam mit ihnen gegenüber zu treten und Blackfire zu stürzen.
Doch sie wusste auch, dass es noch lange dauern würde, bis die Wattpader auch nur in der Nähe von Blackfires wahnsinnig komplexen Versteck angekommen waren. Sie wusste, dass Blackfire die Gruppe kurzzeitig durch eine andere ehemalig von ihm kontrollierte beobachten konnte. Sie hatte die Aufzeichnungen selbst gesehen und in diesen ließ sich feststellen, dass sie sich noch in der Stadt befanden, welche irgendwie das Zentrum dieser ganzen Welt war. Es war lustig. Blackfire hatte diese Stadt erschaffen und hatte auch über diese Stadt die Kontrolle -logisch- doch er, sie oder wie auch immer hatte dieser Stadt noch nicht mal einen Namen gegeben.
Punkt der ganzen Sache war, dass es zu lange dauern würde, bis die Wattpader Gruppe hier her kommen und sie vielleicht finden würde und aus diesem Grund musste sie sich selbst zu helfen wissen und endlich einen Ausgang aus diesem scheinbar unendlichen Labyrinth finden.
„Oh verdammt nochmal!", fluchte sie schrill. Verzweifelt versuchte sie, die Flamme, welche bis eben über ihrer Hand gelodert hatte wieder zum Brennen zu bringen. Allerdings vergeblich.
Warum klappte das nicht mehr? Warum bekam sie seitdem sie sich aus Blackfires geistiger Kontrolle befreit hatte nichts mehr auf die Reihe? Sie hätte doch nur noch ein bisschen länger durchhalten müssen.
Als Lichtquelle standen zwar immer noch die blau leuchtenden Adern in den Wänden zur Verfügung, allerdings war das Licht, welches von ihnen ausging so dunkel, dass es genau so gut nicht hätte da sein könnte. So wie wenn man mit dem Handydisplay in einen dunklen Raum leuchtete. Er spendete zwar Licht, aber dieser leuchtete kaum einen Bereich von über eineinhalb Metern so gut aus, dass man genug erkannte. Eigentlich war das merkwürdig. Die hellblauen Lichtstreifen leuchteten tatsächlich ziemlich grell. Man konnte sie kaum ansehen, ohne die Augen zusammen zu kneifen, da sie einen so schmerzhaft blendeten und trotzdem spendeten sie kaum Licht. Aber es sollte Alex nicht mehr verwundern. Schließlich war in der digitalen Welt einiges nicht auf den ersten -und manchmal auch auf ddn zweiten, dritten, vierten oder fünften- Blick logisch.
Erneut trat sie gegen einen imaginären Stein. So wie schon ungefähr dreißig Mal in den vergangenen Stunden. Wann genau sie sich das angewöhnt hatte, wusste Alex nicht mehr. Vermutlich schon im Kindesalter. Jedes Mal, wenn sie frustriert war, trat sie gegen einen Gegenstand, welcher draußen meist ein Stein war, um ihren Frust rauszulassen. Doch da auf dem kalten Boden dieser Gänge kein einziger Stein oder ein anderer Gegenstand lag, musste sie sich diesen eben vorstellen. Dieselbe Wirkung hatte es tatsächlich, zumindest zum Teil.
Tief atmete die junge Frau ein und aus. Sie musste jetzt einen klaren Verstand behalten. Vielleicht war es tatsächlich eine gar nicht mal so dumme Idee, sich auszuruhen. Wenigstens für zehn Minuten hinsetzen und durchatmen musste drin sein, das musste sie sich nun wirklich eingestehen. Langsam ließ sie sich an der Wand hinuntergleiten. Augenblicklich merkte sie, wie sich die Erschöpfung in ihrem Körper ausbreitete. Vom Kopf bis in die Zehenspitzen. Sie streckte die Arme nach vorne aus und ließ danach die Schultern ein paar Mal kreisen. Dann beugte sie sich vor und versuchte, ihre Zehenspitzen zu berühren. In ihrem Rücken knackte etwas. Diese Art von Bewegung- die erste seit ungefähr einem halben Tag, abgesehen von laufen- tat ihren Muskeln und ihren Gelenken unglaublich gut. Doch in ihrem Kopf herrschte nach wie vor keine Klarheit. Natürlich nicht.
Chaos. Das war das einzige Wort, was ihre Gedanken im Moment ansatzweise beschrieb. Die Erschöpfung in ihrem Körper war unerträglich. Ich hätte das nicht machen sollen!, verfluchte Alex sich in Gedanken, denn es fiel ihr schwer, die Augen offen zu halten. Am liebsten wollte sie einfach nur noch schlafen, doch ihr war bewusst, dass das so ziemlich das Riskanteste wäre, was sie in ihrer Situation hätte tun können. Die Gänge des Labyrinths waren zum Teil voll mit Visieren, welche sie überwachten. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch an ihrem aktuellen Standort eine von Blackfires Wachen vorbeikommen würde.
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen vor Augen. Die Visiere! Natürlich!
Wenn sie sich nicht täuschte, hatte jeder von ihnen in seinem Visier einen Chip integriert, welcher ihnen unter anderem einen Plan des gesamten Labyrinths um Blackfires Versteck herum aufzeigte. Vielleicht waren die Visiere also ihre einzige Möglichkeit, zu entkommen.
Alex war durchaus bewusst, dass diese Aktion unglaublich riskant war und wahnsinnig nach hinten losgehen konnte. Wenn sie nur eine falsche Bewegung machte, eine Sekunde zu lange zögerte, ein Mal überrascht wurde, dann war sie entweder tot oder wieder unter Blackfires geistiger Kontrolle. Doch es war möglicherweise ihre einzige Möglichkeit, hier jemals rauszukommen. Und sie musste diese Gelegenheit einfach nutzen, jetzt, wo sie bestand.
Der Plan in ihrem Kopf fügte sich ziemlich schnell zusammen: Sie wartete einfach hier, bis die Visiere auf ihrem Kontrollgang auf sie stoßen würden. In dieser Zeit konnte sie selbst sich vor dem bevorstehenden Kampf wenigstens noch ein wenig ausruhen. Am besten war es natürlich, wenn sie ihre Gegner überraschte, weshalb sie ihre Position in eine der wenigen Nieschen in den Wänden änderte.
Wenn die Wachen dann also hier waren, musste sie sie angreifen.
Dass ihre Feuerkraft bis dahin aufgrund ihrer Erschöpfung höchstwahrscheinlich noch nicht wieder zurückkehren würde, war zwar nicht gerade optimal, allerdings war sie trotzdem gut gerüstet. Immerhin trug sie eine Pistole, zwei Katanas und zwei Dolche bei sich. Dazu kam, dass sie au h im Allgemeinen eine gute Kämpferin war, besonders im Nahkampf.
Ihre Chancen gegen die Visiere sollten also nicht allzu gering sein, zumindest solange es nicht zu viele von ihnen waren. Darauf, dass dies der Fall war, konnte sie zwar wirklich nur hoffen, doch sie war ein durchaus optimistischer Mensch. Und nicht selten halfen ihr ihr Optimismus und ihre positive Einstellung auch weiter.
Wenn sie ihre Gegner dann erledigt hatte, musste sie bei einem von ihnen die Zugangsklappe für den Chip finden und diesen dann logischerweise entfernen und an sich nehmen. Und dann brauchte sie nur noch ein Gerät, in das sie den Chip einsetzen konnte, sodass sie einen Zugriff auf die Pläne hatte. Oder sie musste allerdings versuchen, einer von Backfires Wachen das Visier direkt aus seinem Gesicht zu entfernen und die Pläne dann dort suchen. Vermutlich war diese Überlegung sogar klüger, denn so war der Chip noch aktiviert und mit dem Träger des Visiers verbunden. Wenn man ihn vorher entfernte und so deaktivierte und dann wieder woanders einsetzte konnte es sein, dass man zuerst einen Zugangscode eingeben musste. Und dann hatte Alex wirklich ein Problem, denn hier kam sie ganz sicher nicht so schnell an irgendein Passwort.
Aufregung kribbelte nun ins Alex' Bauch. Vermutlich war diese Aufregung gerade auch der einzige Grund, warum sie sich noch wach halten konnte, denn unter normalen Umständen wäre sie schon längst so wie jeder andere aus Erschöpfung eingeschlafen.
Ungeduldig trommelte sie mir ihren Fingerspitzen auf den Boden.
Zugegeben, sie hatte etwas Angst, auch wenn sie eine gute Kämpferin war. Immerhin waren die Visiere ebenfalls beachtenswerte Gegner. Sie waren geschickt, flink, intelligent und stark.
Doch Alex würde das schaffen. Sie musste es schaffen. Sie musste einen Weg hier raus finden, um den Herrscher dieser Welt zu bezwingen und all die Menschen zu befreien.
Und sie würde es schaffen.
In dieser Sache war sie sich so sicher, wie sie es selten war.
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1659 Wörter
Ich würde mich über Feedback und Verbesserungsvorschläge freuen.
Also, was fandet ihr gut, was kann ich besser machen?
Was denkt ihr über die neue Figur und ihren Plan? Glaubt ihr, es wird klappen?
Und was denkt ihr, geht währenddessen bei den Wattpadern vor?
Hier noch ein paar Songs, nach altbekannter Tradition:
Macht's gut und passt auf euch auf! <3
Bis zum nächsten Kapitel!
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