Kapitel 30 Erneuter Verkupplungsplan
Mit einem leichten Lächeln hob ich meinen Kopf zu Yami. "Vielen Dank Yami. Deine Worte helfen mir wirklich sehr. Und du hast recht. Ich werde etwas tun!"
Yamis Sicht:
Die Kleine hat echt Mumm in den Knochen, aber was habe ich auch anderes von ihr erwartet. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen, gedanklich klopfte ich mir selbst lobend auf die Schulter.
So konnte ich für Beide etwas tun, für Nia und für William. Hoffentlich hatte ich beiden die Augen geöffnet. Heimlich gegenseitig Blicke von einander zu erhaschen und seine Liebe verheimlichen, pha, wenn ich Nia nicht eingebläut hätte, dass sie etwas unternehmen muss, hätten die beiden aneinander vorbei gelebt, ohne zu wissen, dass sie eigentlich die gleichen Gefühle für einander hegten. Bei so etwas konnte ich nicht einfach dämlich daneben stehen.
Es hatte mich wahrlich extrem überrascht, das Nia auch in ihn verliebt war. Als ich mich zu ihr gesetzt und gefragt hatte, was William für sie war, hatte ich eigentlich erwartet, dass sie sagen würde, dass er ein Freund von ihr währe, vielleicht sogar ein guter.
Doch das sie ebenso empfand wie er...das hatte mich aus den Latschen geworfen. Wenn doch nur beide von den Gefühlen des anderen erfahren würden.
Und dann war sie auch noch schon so lange in ihn verschossen. Wenn William davon hören würde, währe er aber sowas von geplättet.
Zuerst konnte ich nicht viel tun, ich hoffte voll und ganz auf den alten Sack und auf eine gute Idee seinerseits. Was er wohl plant? Hat es etwas damit zu tun, dass ich zu ihm bestellt wurde?
Und genau zu diesem Alten war ich auch gerade unterwegs. Seine Bürotür tauchte schon vor mir auf, welche ich schwungvoll wie eh und je aufmachte.
Als ich hineinschaute, erkannte ich zu meiner Überraschung William, welcher vor dem Schreibtisch von Julius stand und anscheinend mit dem König der Magier auf mich wartete.
Durch das Geräusch der schwungvoll geöffneten Tür und meinen schweren Schritten aufmerksam gemacht, drehte sich der Ordensführer der goldenen Morgendämmerung zu mir um. Er erkannte mich und schenkte mir sein herzerwärmendes Lächeln zu Begrüßung, freundlich und klar wie eh und je.
Ich entgegnete mit einem Nicken und widmete mich stumm Julius, der mit verschränkten Händen, welche seinen Kopf hielten, da er sein Kinn auf ihnen Abstütze, zu mir schaute. Lahm ging ich näher zu den beiden Magiern und verweilte neben William, ohne meine Überraschung auf sein Dasein uneingeschränkt zu zeigen.
Bevor ich fragen konnte, warum Vangeance auch hier war und warum ich überhaupt hier antanzen musste, begann der König der Magier zu sprechen, als ob er meine Ungeduld aus meiner Seele gelesen hatte.
"Ihr fragt euch bestimmt, warum ich euch zu mir bestellt habe. Es ist so, im Mittelbezirk ist ein Dungeon aufgetaucht und ich möchte, dass die goldene Morgendämmerung, sowie der schwarze Stier, die Erkundung zusammen mit der Hebung der Schatzkammer übernimmt."
Die goldene Morgendämmerung und der schwarze Stier? Es ist doch total offensichtlich, dass da was dahinter steckt! Da wäre sogar mir etwas besseres eingefallen!
Trotz allem war dies eine Möglichkeit, dass William und Nia etwas Zeit miteinander verbrachten, jede Möglichkeit war kostbar. Im Dungeon konnte ich mir schließlich immer noch etwas ausdenken.
"Der schwarze Stier mit der goldenen Morgendämmerung? Dürfte ich fragen, wie es zu dieser Mischung kam?" fragte William bedenklich, jedoch war in seiner Stimme keine Abneigung zu hören.
Logisch, dass er dies fragte, schließlich passierte das nicht oft und so ein Dungeon, der wegen der Tatsache, das er sich im Königreich Clover befand, keine Magier von anderen Königreichen zu befürchten hatte, auch locker von einem Orden erkundet werden könnte.
Unauffällig blickte ich zu William und stockte etwas, als ich erkannte, dass er sich sehr freute, mit dem schwarzen Stier eine Mission zu haben, besonders, da ich von seinen Gefühlen wusste und so Nia in die Mission einteilen würde.
Nein, sehr freuen war eine bodenlose Untertreibung. Wenn schon sehr, sehr, sehr freuen. Seine lila Augen glänzten und schimmerten vor Frohsinn.
Die enorme Freude sah man ihm jedoch nicht nur an den Augen an, ich erkannte sie hauptsächlich auch an seinen zitternden Händen, welche er mit Mühe zu beruhigen versuchte. Vergeblich.
Er wirkte wie ein kleines Kind, welches darauf wartete, endlich die Tür aufzumachen und den geschmückten Weihnachtsbaum mit unzählige Geschenken zu erblicken. Oder wie ein schwerverliebter Trottel, welcher er eigentlich auch war.
"Das ist eine gute Frage, der Grund warum ich ausgerechnet eure Orden ausgewählt habe, ist der, dass die andern Orden bereits mit größeren Mission beschäftigt sind. Außerdem sind zwei Orden für diese Mission notwendig, da der Dungeon größer ist als die bisherigen, je in Clover gesichteten und mehr Mana ausströmt."
Das hat er aber gut hingedreht. Hat er ernsthaft so lange gewartet, bis er an alle anderen Orden größere Missionen verteilen konnte und ein passender Dungeon auftaucht oder war das alles nur Zufall? Wenn ja, hatte er wirklich großes Glück gehabt.
Unweigerlich tippte ich darauf, dass er einfach Glück gehabt hatte.
"Verstehe, ich werde umgehend eine Gruppe von Magiern zusammen stellen." kam es vorbildlich wie eh und ja von William, welcher seine zitternden Hände wieder unter Kontrolle bekommen hatte und welcher, so wie ich ihn kannte, schon an eine ergänzende Aufstellung seiner Mitglieder dachte.
"Ja, ja, ich auch." gab ich unmotiviert von mir, wirklich Lust hatte ich auf diese Mission nicht, was ich auch offen zeigte, alles andere wäre untypisch für mich.
Dungeons ohne einem Wettrennen mit anderen Königreichen waren langweilig, die Fallen öde, von der Bergung und Schlepperreih der Schätze gar nicht erst zu reden.
In Gedanken überlegte ich bereits, wie Nia und William sich im Dungeon "Zufällig" näher kommen könnten. Sie aus versehen in den Gängen verlieren oder doch lieber aneinander fesseln? Wäre beides eine überlegenswerte Idee.
Nias Sicht:
Eine Mission mit der golden Morgendämmerung! Ich freute mich ungewöhnlich sehr auf eine, eigentlich nicht sehr von mir geliebte, Dungeonmission. Jedes Mal verrenke ich mir den Rücken beim hochheben der elend schweren, verdammten und dermaßen goldverzierten Schätze, welche die Sonne direkt auf meine empfindlichen Augen lenkten, als ob die Dinger mich ärgern und auslachen würden, so dass meine Augen brannten, zudem wünscht man niemanden das Einrenken von Vanessa.
In der Vergangenheit hatte ich schon einige Dungeonmissionen gehabt, jedoch waren diese allesamt eher langweilig als spannend. Doch der Fakt, dass William dabei sein würde und Yami mich mitnimmt, wog tausendmal mehr.
Ebenso aufgeregt wie ich waren Noelle und Asta, die seit Wochen keine Mission mehr hatten und deshalb unter unvergleichbaren Strom standen. Außer mir und den Beiden waren es auch noch Vanessa, Charmy, Finral, Magna und Luck, die bei der Mission dabei waren.
Wir, der schwarze Stier, waren bereits vor dem Dungeon angekommen und schauten das aus der Erde herausragende Gebäude an, welches mit feuchten Moss und Kletterpflanzen überwuchert war und so fast mit der Umgebung verschmolz.
Die goldene Morgendämmerung war noch nicht eingetroffen, was unfairer Weise daran lag, das Finral schon mal in der Nähe war und wir deshalb nur lächerliche zehn Minuten für den Flug von seinem Lieblingsort zum Sternebeobachten mit Frauen bis hier hin benötigt hatten. Als ob die Fairness nie existiert hatte, freuten sich Asta und Magna darüber, angeblich Erster zu sein, zudem gaben sie damit an, die, Zitat: "Ach so tolle goldene Morgendämmerung" geschlagen zu haben.
Wir warteten knappe zwanzig Minuten, bist die goldene Morgendämmerung auch eintraf.
"Was ist den los?" fragte mich Vanessa verdutzt, als ich meinen Kopf zu ihr drehte, so dass mein Rücken zu den Mitgliedern der goldenen Morgendämmerung zeigte, welche nacheinander landeten.
"M...mein Herz stirbt gerade. W...wenn ich William sehe, ist es aus m...it mir." brachte ich hektisch atmend heraus, während ich mir kühle Luft zu fächerte. Venassa schaute mich weiterhin fragend mit gehobener Augenbraue an, als sie jedoch ihren Blick senkte und meinen zitternden Körper anschaute, verstand sie, dass ich gerade am Durchdrehen war.
"Ganz ruhig, bis jetzt hat er noch nicht hier her geschaut. Er redet gerade mit Yami, wahrscheinlich über die Mission." beschriebt mir Vanessa kurz und knapp belächelnd, was gerade hinter meinem Rücken vor sich ging.
Egal wie viel Mut ich mir machte, ich traute mich nicht nach hinten zu sehen. Als ob mein Herz gerade das spannendste Buch seines gesamten Lebens las, schlug es wie wild in meiner, dadurch schmerzenden Brust.
Meine Reaktion zu Williams Nähe war mir nicht fremd. Allerdings schien ich jetzt, da ich ihn nach der Schäfchenmission so nah wie noch nie war, noch mehr durchzudrehen, wenn er in meinem Umfeld war.
Nia, Nia, was machst du nur?!
Unsicher und schneckenlangsam drehte ich meinen Kopf etappenweise nach hinten, damit es nicht auffiel und ich mich jederzeit schnell wieder zu Vanessa drehen konnte. Es kam mir wie in Zeitlupe vor, als ich William vor Yami stehen sah, mit der rechten Schulter zu mir. Sie standen zwar um die zehn Meter von mir und Vanessa entfernt, dies reichte allerdings schon aus, um wieder in meine kleine Traumwelt zu fallen.
Doch sie zerfiel wieder. Und zwar in dem Moment, in dem William seinen Kopf drehte und direkt in meine Richtung schaute. Seine traumhaften Augen schienen mir direkt in das Herz zu schauen.
Ein Schock wurde durch meine Glieder gejagt, hinauf bis in jede einzelne Haarspitze. Die Nackenhaare standen mir auf, Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Warum? Warum passiert das so oft?
Mir war bewusst, das William wahrscheinlich sich nur umsehen wollte, dass er dafür jedoch genau und ohne Umwege in meine Richtung geschaut hatte, bekam ich in meinem aufgescheuchten Gehirn nicht mit. Obwohl es ein kleines, aber feines Zeichen seiner unbemerkbaren Zuneigung zu mir war.
Sanft und wärmer als alles andere auf der Welt lächelte William mich an. Ich liebte es. Sein Lächeln war wie eine Heilsalbe für mich, wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Immer wenn ich es sah, schlug nicht nur mein Herz wie verrückt, sondern es strömten auch gigantische Glücksgefühle durch mich hindurch, wie ein reißender, nicht stoppenden Fluss.
Schnell lächelte ich zurück und ich hätte schwören können, dass es tollpatschig rüber kam, wie auch immer ich das geschafft hatte.
Alecdora Sandler, welcher mich damals auf seinen Sandritter getragen hatte, sprach den Ordensführer von der anderen Seite an, so das er sich von mir weg wendete.
Selbst sein Rücken veranlasste mich noch, ihn anzustarren. Dürre, zierlich wirkende Schultern, einen dünnen, perfekten Körper, welcher wie mit einem feinen Pinsel gezeichnet wirkte, alles in einem war seine Gestallt ebenmäßig, wohlgestaltet und grazil.
"Es reicht, wenn du weiter seinen Rücken anstarrst denken alle schlecht von dir. Außerdem sabberst du gleich." lachte Vanessa vergnügt, ohne sich die Zeit zu nehmen, ihre Belustigung zu verdecken. Ich schüttelte meinen Kopf und löste so meinen eingefrorenen Blick.
"J...Ja." nuschelte ich unverständlich.
Begutachtend musterte mich Vanessa von Kopf bis Fuß. "So durch den Wind bist du echt nur in Vangeance Nähe." neckte sie, aber ohne Erfolg.
In Gedanken ignorierte ich sie, in meinem Kopf hatte sich William eingebrannt. Rauschend bekam ich mit, das Vanessa seufzte.
Wir sollten beim Eintreten des Dungeons dicht zusammen bleiben, eine wachsame Formation also. Bewundernd ging ich mit Asta an meiner Seite durch den Eingang und folgte dem dunklen Gang, William befand sich ganz vorne bei seinen Mitgliedern.
Das Gestein wirkte alt und grau, fast schon abgenutzt, überall hangen Pflanzen und Moss sowie Pilze schossen aus den Wänden, als gäbe es kein Morgen. Mache Pflanzen hatten eine beachtliche Größe, ein Pilz, an den wir nach wenigen Minuten vorbei gingen, war so groß wie ein Stuhl und hatte die ungefähre Durchmäße von einem runden Tisch.
Einer der Gründe, warum die Pilze wuchsen und gediehen war die Befeuchtung. In regelmäßigen Abständen tropfte es von der Decke, hin und wieder hatten sich deshalb kleine Pfützen gebildet, welche mit Platschen auf unsere Schritte antwortete.
Aufmerksam schritt ich mit den anderen Magiern in die Tiefen des Dungeons hinein. Es war ungewöhnlich ruhig, außer dem starken, Dungeon ähnlichem Mana, war nichts zu spüren, dieses war allerdings beunruhigend konzentriert.
Der schmale Gang führte uns zu einem großen, leeren Raum, der keinen Ausgang außer dem Gang hatte, aus dem wir kamen.
"Eine Sackgasse?" hörte ich Asta zweifelnd fragen. Als Antwort zog ich die Schultern hoch, ich wusste selber nicht, was dies zu bedeuten hatte.
Vorsichtig gingen drei Magier der goldenen Morgendämmerung vorneweg, da nichts passierte, folgten die anderen Magier ihnen und versammelten sich in der Mitte des komischen Raumes.
Die unzähligen Augenpaare überflogen nach einem zweiten Weg suchend die Wände. Einige ungeduldige, darunter Magna, Finral und Asta begannen zu murren und ungeduldig zu fragen, was die Ordensführer nun machen wollten.
Die eben genannten Ordensführer blieben still und konzentriert. William war der erste, der zu der Sackgasse etwas sagte. "Bleibt auf der Hut. Irgendetwas stimmte hier nicht." äußerte er gelassen, mit seiner weichen Stimme und seiner Erscheinung wirkte er beruhigend auf die um ihn herum stehenden, verunsicherten Magier.
Bewundernd schaute ich ihn durch die anderen Magier hinweg an. Er war wie jedes Mal einfach unglaublich.
Plötzlich wurde mir am eigenem Leib bewusst, das William mit seinen Worten recht hatte. Wie bei einem Erdbeben wackelte der Boden, kleinere Steine, welche sich von der Wand gelöst hatten, fielen herunter und zersprangen, einige verfielen nur knapp den ein oder anderen Kopf.
Gleichgewicht suchend streckte ich meine Arme aus, ich drohte jeden Moment umzufallen. Was ist hier los?! , war das einzige, was mir in den Kopf schoss.
Es donnerte und dröhnte in der Luft, jeder versuchte so gut es ging auf den Beinen zu bleiben. Ein weiteres Dröhnen durchschnitt die Luft, diesmal jedoch so ohrenbetäubend wie ein Vulkanausbruch.
Von pochenden Schmerz erfüllt hielt ich mir meine Ohren zu. Mein Trommelfell vibrierte unaufhörlich, stahl mir jegliche Orientierung, ein piepsiger Ton wurde wiedergegeben.
Einige überraschten Schreie drangen durch meine Hände durch, drängelten sich durch den Piepston und verhalten. Reflexartig öffnete ich meine Augen, welche ich zur Schmerzlinderung zu gekniffen hatte, schaute mit geweiteten Augen ich auf, gerade noch rechtzeitig um mitzubekommen, das der Boden unter unseren Füßen brach.
Von dem einen zum anderen Moment waren meine Füße in der Luft, der Boden unter mir fiel mit mir in die pechschwarze Tiefe.
Neben mir hörte ich Astas unverwechselbares Geschrei, welches sich jedoch urplötzlich von mir weg entfernte.
Mich zu fragen, wo Asta hin ist, schaffte ich zeitlich nicht, denn auf einmal hatte ich wieder Boden unter den Füßen. Eher gesagt unter meinen Hacken und Po, denn ich war unsanft auf einer Art Rutsche gelandet, welche mich unaufhaltsam weiter nach unten beförderte.
Mit einem berechtigten "Au" landete ich urplötzlich auf einer Wiese, auf welche mich die Rutsche ausgespuckt hatte. Verloren schaute ich mich um und erkannte, dass ich ihn einem weiterem Raum gelandet bin.
Anders wie der gigantische Raum von gerade eben, hatte dieser eine grüne Wiese als Boden und war auf jeden Fall kleiner. Durch ein Loch in der Decke, schien helles, grünliches Licht in den Raum, die angestrahlten Staubkörner wirkten gelb und wie kleine Fliegen.
Hektisch schaute ich mich um, jedoch sah ich niemanden außer mir. Deshalb habe ich Asta nicht mehr gehört, er ist auf eine andere Rutsche gelandet und deshalb wahrscheinlich auch in einem anderen Raum.
Der Dungeon hat uns also getrennt, dachte ich mir, während ich mit schmerzenden Beinen aufstand und mir den Staub vom Hintern abklopfte, welcher, dank der unsanften Landung, zusammen mit meiner Fersen weh tat, als ob ich eine ganze Schlosstreppe auf ihnen herunter gefallen wäre.
Wenn die Wiese nicht da gewesen wäre, hätte ich sicherlich eine noch härtere Landung gehabt. Ich hoffte, das wenigstens die Anderen eine weichere Landung gehabt hatten oder zu mindestens keine noch härtere.
Ob es William gut geht? Hoffentlich ist er gut gelandet. Und natürlich die anderen.
Blinzelnd schaute ich mich in den erhellten Raum um, in welchen man wegen den starken Sonnenstrahlen von der Decke den Staub in der Luft erkennen konnte, welcher bei jeden Atemzug wild umher wuselte.
Es dauerte nicht lange, bis sich einen weiterer schmaler Gang, welcher in die Dunkelheit führte, sich in mein Blickfeld schlich. Kritisch musterte ich ihn, hatte jedoch keine andere Wahl, als ihm zu folgen, wenn ich hier nicht zum Skelett verrotten werden wollte.
Mit geschärften Sinnen folgte ich dem Gang, welcher ewig weiter zu führen schien. Das regelmäßige Tropfen des klaren Wassers, welches durch die Decke drang, versetzte mich in eine melodische Stimmung, auch wenn ich mir Gedanken machte, wie das Wasser überhaupt hierher kam und wie es wieder verschwand.
Fünf langen Minuten folgte ich dem Gang, rief hin und wieder durch den hallenden Gang, ob in der Nähe jemand war, bekam jedoch kein einziges Mal keine Antwort.
Spüren tat ich auch nichts, kein bisschen fremdes, nicht zum Dungeon dazugehöriges, Mana. Merkwürdig, wo sind die alle? , fragte ich mich, zufälligerweise im selben Moment, in den der Gang einen halben Meter tiefer wurde. Da ich nur gedankenverloren gerade aus geschaute hatte, verlor ich das zweite Mal an diesem Tag die Füße unter dem Boden und hörte ein lautes, von den Wänden vervielfachtest Platschgeräusch.
Überrumpelt schaute ich auf meine Stiefel, welche nun zehn Zentimeter in kalten Wasser standen. Abwertend zischte ich und hob einen Fuß an, nur um ihn wieder mit einem lauten Platschen nach unten fallen zu lassen.
Hier ist also das Wasser. Dabei sind das meine Lieblingsstiefel. Hörbar seufzte ich, da musste ich jetzt durch, mit oder ohne durchdrängten Stiefel.
Weitere fünf Minuten vergingen wie im Flug, in denen ich durchs Wasser watete, mit immer noch keiner Spur von einem anderen Magier oder dem Ausgang dieses Ganges.
Mithilfe einer mitgebrachten Fackel und Feuerzeug konnte ich den Gang beleuchten, dabei dachte ich an die, welche sich nicht vorgesorgt und ausgerüstet hatten und keine Feuermagie oder ähnliches besaßen.
War ich froh, an eine Fackel gedacht zu haben, hier, in dem Gang, unter der Erde, ohne Licht zu sein...wäre höllisch.
Weiter und weiter schritt ich voran, der Gang war kühl und wurde mir von Zeit zu Zeit unangenehmer. Das Wasser in meinen Schuhen waren auch nicht besser, es fühlte sich an, als ob ich auf wollgesogenen Lappen gehen würde. Hoffentlich endete der Gang bald.
Plötzlich spürte ich Mana. Es gehörte nicht zum Dungeon, es wirkte...warm und so...so vertraut. Ich brauchte nicht lange, um zu erkennen, wem dieses Mana gehörte.
Erfreut und mit pochendem Herzen rannte ich mit gefundenen Energie dem Gang entlang, welcher immer heller wurde. Meine Beine hatten sich selbstständig gemacht.
Befreit rannte ich aus dem Gang, in einen weiteren Raum und erblickte ihn. William stand da, schaute zu mir, er hatte wahrscheinlich mein Mana schon längst gespürt.
"Nia, wie schön, das ich von allen ausgerechnet dich treffe." begrüßte er mich in seiner warmherzigen Stimme. Röte schoss mir in die Wangen. "F...freut mich auch." stotterte ich und versuchte meinen aufgescheuchten Atem zu unterdrücken.
Er kam näher, so nahe, dass es mir fast schon den Atem raubte. "Wir sollten den Gang dort folgen und versuchen, die anderen zu finden. Tut mir leid, das mir der Boden nicht früher komisch vorkam." sprach William und lächelte.
"M...mach dir keine Gedanken. Das ist doch nicht deine Schuld. W...wir sollten gehen." kam schnell über meine Lippen, allerdings nur, um nicht still dazu stehen.
Mein Blick fiel auf den Gang, der gegenüber dem war, aus dem ich gekommen war. Neben ihm befand sich jedoch noch ein weiterer, wie beim ersten Raum fiel von oben Licht in den Raum.
"Welchen d...davon?" fragte ich William, welcher meinem Blick folgte. "Verwirrend, stimmts? Der ganze Dungeon scheint ein einziges Labyrinth zu sein."
Sein Blick fiel wieder auf mich, seine lila Augen spiegelten klar meine Fackel, so klar waren sie. Mein Herz stand still. Das Gefühl des Schwebens überkam mich.
Schnell wendete ich mich ab, es war zu viel für mich. William ließ mich verwundert gewähren, sein warmes, allerdings auch besorgtes Lächeln konnte ich bis in meine Knochen spüren.
"Gut, folge mir." William ging voran, in einen der zwei Gänge. Während er in der Dunkelheit verschwand rief er mir über die Schulter zu: "Aus dem anderen bin ich gekommen, deshalb können wir uns mit diesem Gang sicher sein."
Mit einem Nicken folgte ich ihm und beobachtet ihn von hinten. Selbst von hinten waren seine Bewegungen geschmeidig und anmutig. Er ist so schön. Unerwartet drehte er den Kopf zu mir nach hinten und blieb stehen.
"Möchtest du nicht neben mich kommen?" frage er mich engelsgleich. Überrascht bleib ich stehen. Innerhalb Sekunden wog ich ab. Wie er mich anschaute. Als ob es nur ihn geben würde.
Augen, schöner als alles anderes auf der Welt schauten mich abwartend und einladend an, sein Lächeln gab mir das Gefühl von Sicherheit. Wärme, heiße Funken durchströmten mich.
Zaghaft nickte ich und überbrückte den wenigen Abstand zwischen uns. Mit wild schlagenden Herzen und glühenden Wangen schlich ich mich neben ihn, die plötzliche Nähe machte mich schier Wahnsinnig. Sie machte süchtig.
Er war mir sogar so nah, das ich seinen regelmäßigen Atem hören konnte. Mitsamt meinem Kopf wurde mein Körper feuerheiß, ich fühlte mich, als ob ich in einer Wüste unterwegs wäre.
Ebenso trocken wie eine Wüste war meine Kehle, sie schmerzte fast schon. Still gingen wir nebeneinander durch den Gang, welcher zu meinem Glück gerade so groß war, das man nebeneinander laufen konnte.
Hin und wieder überkam mich das Verlangen, seine dünne Hand, welche sich eh schon nah an meiner befand, in meine zu nehmen. Jetzt mit ihm Händchen zu halten, wäre einer der drei Wünsche, welche ich mir wünschen würde, wenn ich eine Wunderlampe gefunden hätte.
Zu meinem Bedauern hatte ich keine Wunderlampe und es bleib alles, so wie es gerade war. Allerdings erinnerte ich mich an Yamis Worte. Mach den ersten Schritt.
Aufgeregt biss ich mir auf die Lippen, mein Blick huschte immer wieder zu seiner Hand. Mach! Nun mach schon. Wenn nicht jetzt wann dann?!, schoss es mir durch den Kopf, ohne an die Konsequenzen zu denken.
Entschlossen bewegte ich meine Hand zu seiner, ohne meinen Blick zu ihm zu richten. Gerade dann, als ich sie fast berührte, endete der Gang.
Er führte uns in einen weiteren gigantischen Raum, welcher leer und verlassen wie eine aufgegebene Lagerhalle wirkte, Williams Hand bekam ich nicht mehr zu fassen, denn er entfernte sich um sich besser umzuschauen, unwissend, was ich gerade versucht hatte.
Staunend schaute ich mich ebenfalls um, diesmal führten fünf Gänge in verschiedene Richtungen. "Wohin jetzt?" fragte ich William, welcher sich neben mir ebenfalls umschaute.
"Der dort hinten." sagte er nach einer Weile und zeigte zu dem Gang gegenüber uns. "Warum denn der?" fragte ich. Für mich waren alle Gänge gleich, warum er sich für diesen entschieden hatte, war mir ein Rätzel.
"Von dort spüre ich Mana. Zwar schwach, jedoch noch spürbar." äußerte er sanft. Bis ins Mark bewundernd schaute ich ihn an. Ich sag's ja, er ist unglaublich.
Wir gingen quer durch die "Lagerhalle", hinein in den Gang. Dieser war jedoch sehr kurz und endete bereits nach einer Minute, somit war er das komplette Gegenteil zu dem ersten Gang ,durch den ich gegangen war, zu dessen Bewältigung ich knappe fünfzehn Minuten gebraucht hatte.
Diesmal war es ein kleinerer Raum, kaum größer als der Gang selbst, mit der Größe eines Bades vergleichbar. Abermals schien durch die Decke aus verschiedenen, entstandenen Löchern Licht hinein und traf den, mit Gras bewachsenen Boden. Traumhaft grüner Moos bedeckte die vier Wände wie ein weicher Teppich.
Irgendwie märchenhaft. Wieder staunend über die Schönheit des Raumes bemerkte ich nicht, wie William sich auf mich zu bewegte. Erst als er mich mit seinen Händen sanft an die weiche Mosswand drückte, erkannte ich, wie nah wir uns schon wieder waren.
Die flauschige, dennoch kalte Wand drückte sich gegen meinen erhitzen Körper, welcher durch die Situation in Atemnot geraten war. Aufgescheucht und von Sinnen schlug mein Herz gegen meine Rippen, meine gesamte Aufmerksamkeit galt William, welcher mich gerade an eine Wand drückte.
Hoffnungen blühten schneller als jede Blume dieser Welt auf, entfaltete und vergrößerte sich wie ein Feuerwerk.
Er schaute mich warm an, seine leuchteten Augen hatten mich freundlich fixiert. Sein Gesicht kam mir näher, so dass ich seinen feuchten Atem auf meiner Haut spüren konnte. Sterben, dies tat gerade mein Herz, welches so schnell schlug, dass ich das Verlangen verspürte, mir an die schmerzende Brust zu fassen.
"Nia." hauchte er federleicht. "Ich hatte bis jetzt noch nicht den richtigen Moment gefunden, aber..." er stocke und schien sehr nervös. Nicht nur das, in seinen Augen las ich Unsicherheit und Aufregung ab, genau so wie...Gefühle? William.
Sein Blick suchte bei mir Halt und fand ihn in meinen Augen.
Ich sagte nichts, wagte es nicht atmen. Mein Kopf war leer und durchwühlt, keiner meiner Gedanken schaffte es zu mir.
Wie Espenlaub zitterte mein Körper, mein Mund war leicht geöffnet. Als ob ich wusste, dass die nächsten Worte die wichtigsten meines Lebens werden würden, spitzen sich meine Ohren und konzentrierten sich voll und ganz auf das, was William nun sagen würde.
"Also...ich...erinnerst du dich als wir zusammen auf dem Besen geflogen sind? Als ich damals dein Lachen gesehen habe...ich war wie verzaubert. Was ich damit sagen will ist...ich...liebe dich." brachte er mit hochrotem Kopf heraus.
Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Immer wieder schossen mir die Worte durch den Kopf. Ich hatte jeden Orientierungssinn und sonstiges verloren, das einzige was noch zu funktionieren schien, war mein ausrastendes Herz.
Kein Wort schaffte es über meine aufgerissenen Lippen, alles um mich herum schwankte. Von seinen Gefühlen übermannt kam William mir langsam näher, unsere Lippen waren nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt.
Sein warmer, feuchter Atem traf meine Lippen und anders rum. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich sehnte mich nach seinen warmen, weichen Lippen. Nach seinem Kuss. Dem Kuss, welchen ich in unter einer Sekunde bekommen würde.
Aus dem Zentimetern wurden Millimeter. Aus meinen Träumen Realität.
Als er gerade dabei war, die letzten fünf Millimeter zu überwinden, trat ich ihn kräftig in den Magen.
4280 Wörter
A/N: Sorry, sorry, sorry, dass so lange nichts kam >< Ja, ich lebe noch, ich hatte am Wochenende Konfirmation und dann sind die Gäste noch geblieben usw. Im Großen und Ganzen habe ich einfach keine Zeit gefunden, das Kapitel Korrektur zu lesen + zu veröffentlichen^^' Warum kommt heute, am Freitag ein Kapitel? Das liegt daran, dass ich heute Zeit habe xD Dieses Kapitel ist also das nicht hochgeladene von Samstag, morgen kommt dann wieder ganz regelmäßig das nächste Kapitel^^ Danke fürs so lange warten.
Ps: "Sein Lächeln war wie eine Heilsalbe für mich, wie Weihnachten und Geburtstag zusammen." Als ich das geschrieben habe, musste ich fast lachen, da ich selbst an Weihnachten Geburtstag habe und das mit meiner Schwester. Muss man auch mal schaffen xD
Ach ja, und noch mal tausend Dank für 5k Reads!!! Das ging echt schnell, Danke^^♡
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro