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Kapitel 4 | Nur Bahnhof verstehen

„Nur Bahnhof verstehen"

Donnerstag, 8. April 1976

Als ich in meiner kleinen – zugegeben ziemlich schäbigen – Zweizimmerwohnung ankomme und die altersschwache Billigholztür ins Schloss getreten habe, kommen mir Lucius Worte wieder in den Sinn – Du führst ein abstoßendes, unterklassiges Leben. – und ich muss stöhnen, weil ich kein Recht habe mich über ihn aufzuregen.

Nach seinem verdammten Schloss fühle ich mich in meinen eigenen vier Wänden (deren Miete ich für diesen Monat immer noch nicht bezahlt habe) eingeengt. Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich im Flur stehe. Der ist ja bekanntlich bei den meisten Leuten, nicht gerade der gemütlichste Ort.

Ich kicke meine Schuhe in eine Ecke, hänge meine geliebte Lederjacke an die Türklinke und gehe zügig an dem schmalen Spiegel vorbei, an dem man eigentlich sein Outfit checkt oder die Frisur richtet. Ich habe gerade wirklich keine Nerven für den voraussichtlichen Zustand von meinem Äußeren. Ich fühle, dass ich wahrscheinlich mal wieder so aussehe, als hätte ich drei Tage nicht geschlafen. Dafür brauche ich keinen Spiegel, der mir die bittere Realität vorzeigt.

Mein Blick fällt stattdessen auf die retro Rosentapete, die ich mir gut rede, seit ich hier eingezogen bin, aber eigentlich als nicht anders als hässlich beschrieben werden kann. Es würde mich nicht wundern, wenn dies der Grund ist, warum ich diese Wohnung damals überhaupt bekommen habe.

Lucius hat mich vorhin in der Seitengasse abgesetzt, in der er mich aufgegabelt hatte, da er den genauen Standort meiner Wohnung nicht kennt (und das ist vermutlich auch ganz gut so). Von dort habe ich dann alleine wieder zurück hierher gefunden. Ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal gewesen, dass ich mich in der Gegend rumgetrieben habe.

Ich betrete mein Schlafzimmer. Das Bett ist ungemacht, meine Schranktür noch offen. Erst jetzt fällt mir auf, wie wenig Kleidung ich überhaupt besitze. Nicht mal die Hälfte der Regale sind mit unachtsam reingeworfenen Klamotten gefüllt. Lucius hat mir den Auftrag gegeben mich fertig zu machen. Was soll das überhaupt heißen? Eine weitere Schlägerei anzuzetteln entspricht sicherlich nicht seiner Vorstellung, auch wenn der Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er mich erneut in der gleichen Gasse wiederfinden würde, grandios wäre.

In drei Tagen ist die Hochzeit.

Ich kann noch immer nicht glauben, dass Bea nach all der Zeit auch nur einen Gedanken an mich verschwendet hat. Das Bild der fünfzehnjährigen Beatrice, die verschlafen mit zerzausten offenen Haaren im Türrahmen des Esszimmers lehnt, noch halb in ihren Träumen versunken, schießt mir durch den Kopf. In meiner Erinnerung ist sie nie älter geworden, aber auch für sie müssen vier Jahre vergangen sein. Vier lange Jahre, in denen ich ihr kein einziges Mal unter die Augen getreten bin. Sie will sicher wissen, was mit ihrem Bruder passiert ist. Wozu sollte ich sonst zu ihrer Hochzeit erscheinen? Bestimmt nicht der guten Erinnerungen wegen.

Meine Hände greifen nach einem kleinen ledernen Koffer, mit dem ich damals auch hier eingezogen bin und ich fange an einige Kleidungsstücke einzupacken. Der Koffer ist ein Geschenk meiner Mutter zur Einschulung nach Hogwarts gewesen. Sie hat ihn damals von einigen Rücklagen gekauft und ins Innenfutter eine dünne, lange Tasche genäht, die man mit einem silbrig glitzernden Metallknopf schließen kann. Für deinen Zauberstab, hat sie mir mit einem frechen Zwinkern erklärt und dabei außer Acht gelassen, dass Zauberer ihren Zauberstab immer griffbereit haben.

Ich spüre, wie sich meine Mundwinkel nach oben biegen, während ich gegen die aufsteigenden Tränen kämpfe. Verdammt. Ich bin wohl längst nicht so stark, wie ich es gerne hätte, Mum.

Die nächsten Stunden verbringe ich damit meine Wohnung nach Dingen zu durchwühlen, die ich unbedingt mitnehmen muss. Es sind nicht viele Sachen, die es am Ende in den Koffer schaffen (abgesehen davon, dass es auch nicht wirklich viel in meiner Wohnung gibt, was wirklich mein Eigentum ist), aber irgendwie schaffe ich es trotzdem ihn so langsam wie möglich zu füllen.

Als ich die Wohnung kurz vor acht mit meinen letzten Ersparnissen verlasse (um das Bahnticket nach Wiltshire finanzieren zu können, denn Apparieren tue ich mir kein drittes Mal an) schwebt das seltsame Gefühl eines endgültigen Abschieds in der Luft, obwohl es ja eher ein kurzer Urlaub ist. Es kann sein, dass der Vermieter die Wohnung bis zu meiner Rückkehr schon neuvermietet hat (ich habe nämlich nicht vor irgendwas in der Zeit zu bezahlen), aber irgendwie macht mir der Gedanke nichts aus. Keine der Erinnerungen, die ich mit dieser Wohnung verbinde, sind positiv – eher im Gegenteil. Und noch tiefer kann man ohnehin nicht fallen, höre ich Lucius Stimme in meinem Kopf sagen.

*

Aus irgendeinem Grund habe ich das Einpacken sämtlicher Sachen besonders lang gestaltet, aber jetzt wo ich im Zug auf den dunklen Polstern, die vielleicht einmal rot gewesen waren, sitze und versuche irgendwie auf der harten Bank einzuschlafen, wünsche ich mir, früher losgefahren zu sein. Mein Steißbein schmerzt, obwohl die Fahrt bisher etwa 3 Stunden andauert und das Dröhnen und Ruckeln des Zuges lassen mich kein Auge zu tun.

Genervt ziehe ich meine Lederjacke aus und falte sie so, dass sie gegen die Scheibe gedrückt ein halbwegs passables Kopfkissen abgibt. Mein Kopf wird durch die Bewegung des Waggons unangenehm hin und her gerüttelt, doch es ist die beste Position, die ich bisher ausprobiert habe. Zumindest habe ich das Zugabteil für mich alleine. Kein Mensch fährt an einem Donnerstag irgendwo aufs Land, das hat mir der schräge Blick, den die Fahrkartenverkäuferin mir zugeworfen hat, bestätigt. Wie immer bin ich ganz alleine.

Mein Blick wandert nach draußen auf die Eintönigkeit vorbeiziehender Landschaft. Unbegründete Traurigkeit steigt in mir auf, denn mehr Leute im Abteil wünsche ich mir auf keinen Fall, aber es gibt eben auch keinen anderen, engeren, den ich mir her wünschen würde. Ich bin schon lange nicht mehr in der Position, mir irgendwas von den Menschen zu wünschen, die mir einmal wichtig waren. Sie können mir nicht mehr wichtig sein. Welcher Freund verschwindet ohne ein Wort zu sagen? Wenn dann ein richtig mieser, den man eigentlich überhaupt nicht braucht. Ich bin ohnehin nichts weiter als Ballast. Dass Bea mich bei ihrer Hochzeit dabeihaben will, kann ich noch immer nicht ganz greifen. Da verstehe ich noch eher, dass ich für Lucius lediglich ein Gefallen bin.

Sie hat mich gebeten, sonst wärst du überhaupt nicht hier.

Noch eine ganze Weile schwirren solche Phrasen in meinem Kopf herum und als sich alles nur noch im Kreis dreht, falle ich in einen unruhigen Schlaf.

*

Das bedrückende Gefühl, das mich ergreift, als ich an steinernen Säulen vorbei auf die mächtige Mahagonitür zugehe, lässt mich beinahe auf der Stelle umkehren. Ich habe das Malfoy Manor noch nie von außen gesehen, aber dass ich nach der Nacht im Zug am Bahnhof noch das WC aufgesucht habe, kommt mir jetzt zu Gute.

Wie viel muss dieses Grundstück bitte wert sein? Und wie kann man so stickreich sein, sich ein Leben hier leisten zu können?

Das Gebäude, getaucht in die goldenen Strahlen der Morgensonne, lässt mich an der Realität der Situation zweifeln. Auf dem Weg zur Tür bin ich an mehreren Springbrunnen vorbeigelaufen, die fröhlich vor sich hinplätscherten und wenn mich nicht alles täuscht, hat aus einem sogar ein weißer Pfau getrunken, als wäre es das normalste der Welt. Diese Familie bringt mich noch um.

Ich muss gar nicht erst klopfen schon öffnet sich die Eingangstür und ein Gesicht, dass ich eine sehr lange Weile nicht mehr vor mir hatte, schaut mir mit dem Lächeln entgegen, das ich an ihr immer so verabscheut habe.

Narzissa sieht so sanft und streng aus wie eh und je. Ihr Puppengesicht, umrahmt von glatten Wogen blonden Haares und veredelt durch ihre blassblauen Iriden, hat sich in all den Jahren kaum verändert. Die schwarzen Strähnen wirken etwas matter und im Gegensatz zu damals, als sie die obere Partie ihrer Haare immer in einem eleganten Zopf getragen hat, fallen sie ihr nun über die Schultern. Das aufgesetzte Lächeln weicht, als sie erkennt, wer da vor ihr steht und ich meine zu erkennen, dass sich ihre Augen ein Stück weiten.

„Bristow" Ihre kalte, klare Stimme (die tatsächlich einen Hauch überrascht klingt) verleiht meinem Namen immer etwas Vornehmes, was ich selbst so nie besessen habe. „Lucius ist gerade weg."

„Ich, ähm, bin nicht seinetwegen hier", bringe ich heraus. Verdammt, ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, worüber ich reden soll, wo ich jetzt hier bin. Lucius hat mir zwar gesagt, dass ich wieder herkommen sollte, allerdings weiß ich nicht, wann genau. Ich hole tief Luft. „Also nicht nur seinetwegen. Eher wegen– Ich meine, es ist schön dich wiederzusehen."

Mein Stottern beschämt mich selbst ein wenig. Sie war in Hogwarts diejenige gewesen, die mir beigebracht hatte, mehr Rückgrad zu zeigen und klare Worte zu finden, statt all meine Gedanken zu hinterfragen. Erleichtert beobachte ich wie sich Narzissas Mundwinkel zu einem sanften Lächeln biegen. Ihre Haltung entspannt sich, auch wenn sie weiterhin vornehme Eleganz ausstrahlt. „Welcher Drache ist hinter dir her, dass du hier auftauchst?"

Sie öffnet die Tür vollends und bittet mich mit einer kaum merklichen Geste ihrer Hand hinein.

„Nicht, dass ich mich nicht freue dich zu sehen", fügt sie hinzu, während ich in den dunklen Flur trete und sie die Tür hinter uns schließt. Zwei kleine Fenster über der Tür, die mir von außen gar nicht aufgefallen sind, spenden schummriges Licht. Zu meiner Rechten steht ein hüfthoher Schrank aus dunklem Holz, der mit einigen Schubladen ausgestattet ist. An der linken Wand hängen alte Ölgemälde, die Portraits und Landschaften abbilden. Es wirkt erstaunlich wenig angsteinflößend. Ich kann mir gut vorstellen, wie Narzissa auf Lucius eingeredet hat, um die schwere Holzkommode in den Flur stellen zu dürfen und Lucius dann aber bei der Auswahl der Ölgemälde hart geblieben war, sodass der Gang auf mich belebter wirkt, als er es eigentlich tun sollte.

„Ich bin nur ein wenig überrascht. Es ist immerhin eine Weile her", holt mich Narzissas Stimme wieder in die Gegenwart. Ihre kalten Finger streifen meine Hand, als sie mir den Koffer abnimmt, lautlos an mir vorbei huscht und ihn auf das dunkle Holz der Kommode legt. Sie tippt den Koffer zweimal demonstrativ an. „Du kannst deine Sachen gerne einfach hierhin legen."

Sie lächelt und tritt einen Schritt zurück. Ich kann gar nicht anders, als ihren Worten sofort Folge zu leisten und ziehe meine Jacke gehorsam aus. Diese bestimmte, klare Art hat sie nicht verloren und ich muss unwillkürlich daran denken, dass sie gestern mit einer Freundin beim Arzt war. Sie wäre bestimmt eine gute Mutter.

„Und Schuhe aus!", höre ich von weiter weg, als sie bis eben eigentlich stand. Ich schaue auf und sehe ihre Haare noch gerade so hinter einer Ecke in den Weiten ihres Schlosses verschwinden.

„Narzissa?", frage ich leise, bevor ich merke, dass sie mich so niemals hören könnte. Panik ergreift mich. Hastig schlüpfe ich aus meinen Schuhen und laufe der jungen Frau hinterher. Sie wird mich hier doch nicht alleine lassen! Ich biege um dieselbe Ecke und stehe plötzlich im leeren ballsaalartigen Raum. Weit und breit keine Spur von Narzissa. Trotzdem rufe ihren Namen und dann noch einmal lauter, aber sie bleibt verschwunden.

Natoll.


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