Twelve
S T Y L E S
Wieder einmal lag ich lange wach, drehte mich von einer Seite auf die andere, jedoch gelang es mir einfach nicht einzuschlafen. Louis müsste mittlerweile schon einen neuen Eimer bekommen haben, indem er sein Geschäft verrichten konnte. Immerhin das war ich ihm schuldig. Ich hatte Cooper den Auftrag erteilt. Auch dieser tat mir leid, immer musste er die Drecksarbeit erledigen. Er war ein guter Kerl, blieb einem immer treu und machte seinen Job gut und ohne zu murren. Ich wollte ihm auf dem Sheriff Department unter keinen Umständen missen.
"Verdammter Dreck", stieß ich letztendlich aus und schmiss die Decke beiseite. Es hatte ja doch keinen Zweck unnütz im Bett herum zu liegen, einschlafen würde ich sowieso nicht können. Ob es Louis wohl auch so ging?
Ohne lange zu überlegen zog ich mir normale Klamotten über, vergaß jedoch nicht auf meinen Stern. Er war mir wichtig und wurde nur zum Duschen und zum Schlafen abgelegt. Es war das Einzige was mir von meinem Vater übrig geblieben war und auch wenn wir oft anderer Meinung waren, so war er dennoch mein Vorbild gewesen. Sein Tod ging mir immer noch sehr nahe.
Aus dem Vorratsraum meines Büros holte ich eine neue Fackel heraus und schnappte mir zusätzlich noch eine neue Packung Streichhölzer, die ich in meiner Hosentasche verstaute. Ich hatte gestern das Letzte Streichholz der alten Packung aufgebraucht. Nun war ich bereit wieder in die Gruft hinabzusteigen, mit der Louis momentan als zu Hause vorlieb nehmen musste.
Es war ruhig in der Stadt, kein Licht brannte mehr in den Häusern. Ich liebte die Stille und war recht froh darüber, dass ich keinen meinen nächtlichen Ausflug ins Gefängnis erklären musste. Auch wenn ich als Sheriff niemandem Rechenschaft für meine Taten schuldig war, so würden die Leute trotzdem hinter meinem Rücken darüber reden und dies wollte ich auf jeden Fall vermeiden.
Leise entriegelte ich die schwere Tür und stieg die schmalen Treppen hinunter. Louis war anscheinend ebenfalls noch wach, denn er richtete sich auf und starrte mich gebahnt an. "Ein nächtlicher Besuch des Sheriffs, womit habe ich das denn verdient?", sagte er sarkastisch, auch wenn ich die Angst in seiner Stimme immer noch klar und deutlich heraushören konnte.
"Ich konnte nicht schlafen", gab ich offen zu. Ich hatte genug davon mich wie ein arrogantes Arschloch zu verhalten, Sheriff hin oder her. "Ich würde auch nicht schlafen können, wenn ich einen jungen Mann in den Tod schicken müsste." Seine Worte ließen mich zusammenzucken. Er hatte recht, vermutlich war seine missliche Lage ausschlaggebend für meine schlaflosen Nächte.
"Ich habe dir was mitgebracht", sagte ich und überreichte ihm einen saftigen, roten Apfel. Seine Augen begannen zu leuchten. Er musste bereits fürchterliche Magenkrämpfe vor Hunger haben. Er zögerte, nahm ihn aber schließlich doch noch an. "Vielen Dank", sagte er mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.
"Das gibt es aber nicht gratis", sagte ich dann fordernd, bevor er noch in den Apfel beißen konnte. Er seufzte und bewegte den Apfel wieder von seinem bereits geöffneten Mund weg. Fragend sah er mich an. "Erzähl mir was von dir, das ist die Bedingung." Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Immer noch sah er mich unglaubwürdig an. "Ist das ihr ernst?", fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue. "So wahr ich Sheriff Styles heiße", lachte ich und nahm neben den Gitterstäben platz. Auch er tat es mir gleich, allerdings auf der anderen Seite der Absperrung.
"Scotch?", fragte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht und holte die Flasche aus der Innenseite meines Mantels hervor.
"Worauf Sie einen lassen können Sheriff."
Wir beiden mussten lachen. Langsam lockerte er sich ein wenig und stand wieder auf, um sich seinen Becher zu holen, der eigentlich für das Wasser vorhergesehen war. Er war immer noch etwas misstrauisch, jedoch reichte er mir ihn ohne zu zögern und nahm wieder platz. Ich öffnete die Flasche voll mit purem Alkohol und füllte das Gefäß bis zur Gänze an.
"Dieser Geruch ist göttlich", kam es von ihm, als ich ihm den Becher wieder zurückgab. "Das kannst du laut sagen Streuner Tomlinson." Mein Kommentar brachte ihm zum Schmunzeln. "Na dann zum Wohl", sagte ich und stoß durch die Gitterstäbe mit ihm an, allerdings zog ich es vor gleich aus der Flasche zu trinken, war ja schließlich auch meine.
"Deine Bedingung musst du immer noch erfüllen", grinste ich ihn an und sah dabei zu, wie er seine Augen verdrehte. Ich hätte wahrscheinlich auch keine große Lust darauf, einem Fremden etwas über mein Privatleben preis zu geben, jedoch hatte er wohl keine andere Wahl.
"Meine Mutter hat mich rausgeschmissen, deshalb musste ich wohl oder übel alleine klar kommen. Dann fand ich einen anderen, der sich ebenfalls alleine rumschlägt. Wir wollten nach Wasser graben, ich hab versucht die Schaufel zu klauen und wurde erwischt. Nun versauere ich hier in einer dunklen, stinkigen Keller und trinke hervorragenden Scotch mit dem Sheriff, der mich womöglich bald zur Schlachtbank führen lassen wird." Sein letzter Satz brachte mich zum Grinsen, sein Sarkasmus gefiel mir, der Alkohol tat ihm wohl gut.
"Warum hat dich deine Mutter rausgeschmissen?", fragte ich ihn dann verwundert. Normalerweise würden Mütter sowas nie ohne triftigen Grund tun. "Frag mich was Leichteres", lachte er und zuckte nur mit den Achseln. "Das habe ich mich auch nächtelang gefragt, aber keine Antwort auf die Frage erhalten."
Sofort verfinsterte sich seine Miene wieder und er wurde nachdenklich. Man kannte ihm sofort an, dass ihn diese Ungewissheit belastete. Er vermisste seine Familie sehr, dies konnte ich fühlen.
"Ich sag dir was Tomlinson. Ich mach mich mal schlau, vielleicht finde ich den Grund heraus. Dann kannst du wenigstens ohne offene Fragen sterben." Den letzten Satz hatte ich nur gesagt, damit er meine Schwäche nicht bemerkte, doch das war vermutlich sowieso schon zu spät.
"Das würdest du tun?" Eigentlich sollte er mich nicht duzen, jedoch tadelte ich ihn nicht dafür. "Ich werde sehen was sich machen lässt." Er klärte mich über seinen früheren Wohnort auf und zu meinem Pech war das Gebiet in dem er gehaust hatte das Territorium, in dem Truemann herrschte. Ich schenkte ihm noch einen Schluck Scotch ein, wünschte ihm eine gute Nacht und machte mich wieder auf den Heimweg. Der morgige Tag würde wohl nicht so lustig werden, da ich mich auf den Boden des Feindes begeben musste.
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Ich hatte so unglaublich Spaß daran dieses Kapitel zu schreiben & muss sagen, dass es eines meiner Lieblingskapitel bis jetzt ist c: Wie hat es euch gefallen?
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