Six
T O M L I N S O N
Ich schluckte erstmal. Erhängt werden war sicherlich eine grauenvolle Art zu sterben, aber aus zu trocken stelle ich mir auch nicht gerade angenehm vor. Was hatte ich also zu verlieren? Entweder ich würde verdursten oder geschnappt werden und am Strick mein Leben verlieren, doch wenigstens hätte ich alles versucht um zu überleben.
"Ich werde die Schaufel holen", sagte ich sehr überzeugend und selbst mich verwunderte meine optimistische Ader, die plötzlich in mir zum Vorschein kam. "Ich würde ja mitkommen, aber wenn sie mich dort sehen würden sie gleich Verdacht schöpfen, ich sehe meinen Bruder sehr sehr ähnlich und der war einer der drei, die Styles hingerichtet hat.
Ich nickte ihm verständnisvoll zu und legte ihm meine Hand auf die Schulter, als Zeichen meines Beileids. Man kannte ihm an, dass ihm sein Bruder wohl eine Menge bedeutet haben muss. Betrübt sah er zu Boden und wenn ich mich nicht täuschte, konnte ich sogar eine klitzekleine Träne in seinem Augenwinkel erkennen. Ich konnte gut nachvollziehen wie er sich fühlen musste. Meine Welt würde zusammenbrechen, wenn einer meiner Schwestern etwas zustoßen würde.
Wenn ich noch länger hier bleiben würde und ihm beim Trauern zu sah würde mich die Traurigkeit selbst wieder überkommen, immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob ich meine Schwestern je wiedersehen würde, auch wenn ich es inständig hoffte. Ich liebte sie so sehr, sie waren mein ein und alles, jede einzelne von ihnen.
"Ich mach mich dann mal auf den Weg", sagte ich und klopfte ihm noch einmal aufmunternd auf die Schulter. Schnell wischte er sich die letzten Tränen weg und fing sich wieder einigermaßen. "Klar, ich zeige dir noch den Weg und begleite dich noch ein Stück, vielleicht finde ich auf dem nach Hause Weg ein Abendessen für uns beide.
So kam es, dass wir uns beide auf den Weg machen, selbst wenn er mich nicht bis nach Hot Springs begleiten würde. Es tat gut ihn an meiner Seite zu haben, ich vertraute ihm, auch wenn ich ihn noch nicht lange kannte. Er hatte mich aber aus seiner Falle befreit, mich bei sich aufgenommen und auch noch sein Wasser mit mir geteilt und Wasser war nun wirklich keine Ressource, die hier häufig vorkam.
"Dieser Styles muss ja ein ziemliches Arschloch sein", stellte ich fest. Casey neben mir begann zu grübeln und ich sah immer wieder zu ihm hinüber, richtete meinen Blick allerdings gleich danach wieder auf den Boden vor mir, hier wimmerte es nur so von Löchern und kleinen Erhebungen, perfekt um sich ein Bein zu brechen und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.
"Zumindest sagen sie das alle. Mit alle meine ich die anderen Streuner. Ich kenne nicht viele von ihnen, nur von den Erzählungen meines älteren Bruders. Er hatte mich immer von ihnen ferngehalten, sie seien gefährlich meinte er. Auch diesen berühmten Sheriff habe ich nie persönlich kennengelernt. Einmal hatte ich ihn kurz von der Ferne aus gesehen, als er meinen Bruder verhaftet hatte. Er war zu meiner Überraschung noch ziemlich jung, wenn nicht sogar in deinem Alter. Deshalb hat es mich sehr gewundert, dass viele so große Angst vor ihm haben."
Ich ließ mir Caseys Worte durch den Kopf gehen. Styles war also in meinem Alter, interessant. "Hot Springs hat wohl nicht sehr viele Einwohner, wenn sie einen jungen Erwachsenen so eine wichtige Aufgabe überlassen", sagte ich verwundert.
"Es ist ein kleines Dorf, da hast du recht. Styles ist auch noch nicht lange im Dienst, zumindest nicht der Junge."
Jetzt wurde ich hellhörig. "Was meinst du damit, zumindest nicht der Junge?"
"Bevor der jetzige seinen Dienst angetreten hat gab es einen Sheriff der den gleichen Namen trug. Es spricht sich herum, dass dieser sein Vater gewesen sei, allerdings kam er vor zwei Jahren ums Leben, was genau passiert ist weiß niemand so genau, zumindest nicht außerhalb der Stadt", beendete Casey seine Märchenstunde.
Ich konnte die Stadt bereits in der Ferne erkennen, sie war gut abgesichert, hohe Holzmauern waren rund um sie aufgebaut worden und man konnte Wachen herumlaufen sehen, auch wenn sie aus meiner Entfernung aussahen wie Miniaturfiguren. "Ich verlass dich ab jetzt, denn Weg müsstest du jetzt eigentlich alleine finden", teilte mir Casey mit.
Mein Herz begann automatisch schneller zu schlagen, ich war nun auf mich alleine gestellt. Er wünschte mir noch einmal viel Glück bevor er sich umdrehte und den Weg wieder zurück lief.
Langsam pirschte ich mich an die Stadt heran, darauf bedacht, dass keiner der Wachen mich zu sehen bekam. Hinter einem großen Busch, der auch schon bessere Tage gesehen hatte machte ich Halt und hielt mich versteckt, bis die Nacht hereingebrochen war.
Ich musste nicht lange warten, da war einer der Wachmänner eingeschlafen. "Die Leute müssen sich hier ja sicher fühlen", nuschelte ich zu mir selbst, atmete einmal tief durch und schlich mich ganz leise heran. Mucksmäuschenstill setzte ich einen Fuß auf eine Holzsprosse der Mauer. Zu meinem Glück gab diese kein Knarren von sich und ich konnte ohne ein Geräusch zu verursachen über die Mauer klettern. Auch die Wache bekam nichts von meinem Einbruch mit, sondern schnarchte genüsslich vor sich hin.
Ich suchte nicht lange umher, sondern entschied mich gleich im ersten Garten nachzusehen, welches mir unterkam. Im Inneren brannte Licht und ich konnte ein junges Paar erkennen, die gerade dabei waren sich auszuziehen. Manche wären davon wohl angetan und hätten gerne noch dabei zugesehen, aber zum einen hatte ich noch Wichtigeres vor und zum anderen war ich davon eher etwas angeekelt.
Es war mir ohne Probleme möglich den Garten zu betreten und in einer Holzkiste nach der benötigten Schaufel zu suchen. Als ich sie sofort erblickte wurde ich etwas übermütig und ich schnappte sie mir, ohne zu bedenken, dass das andere Werkzeug, welches auf der Schaufel lag, Krach verursachen würde, welches es auch tat.
Nach nur wenigen Sekunden stand auch schon ein halbnackter Mann vor mir und presste mich gegen die Hausmauer. "Das war ein gewaltiger Fehler mein Freund", knurrte er mir ins Ohr und gab seiner Freundin den Befehl, ihm die Handschellen zu bringen, die er in seiner Tasche hatte. Anfangs versuchte ich mich noch zu wehren, doch es war sinnlos. Ich war ausgelaugt und hatte kaum noch Kräfte, es war schon ein Wunder, dass ich überhaupt noch über die Mauer klettern konnte.
Er legte mir unsanft die Handschellen an und schubste mich vor sich her. Das war mein Ende. Er brachte mich in ein dunkles Gebäude, das ich als Gefängnis identifizieren konnte. Er suchte mir die dunkelste, kälteste und dreckigste aller Zellen aus, zumindest kam es mir so vor. Unsanft schubste er mich dort zu Boden, öffnete meine Handschellen und verschloss hinter mir die Gitterstäbe, die mich vor dem Ausbrechen hinderten.
"Viel Spaß beim Verroten", war alles was er sagte. Danach verließ er den Raum wieder und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Ich war gefangen.
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Hab das Kapitel jetzt noch schnell geschrieben, bevor ich ins Kino fahre & endlich (!!!) Dunkirk schaue.
Wie hat es euch gefallen? c:
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