Wild Life
Dunkelblau glitzerte das Meer, golden strahlte die Sonne am Horizont und silber- schwarz glänzte der Sand unter ihr.
Freya schloss die Augen. Der Wind zerrte an ihren langen, blonden Haaren. Leise knirschte der Sand unter den Hufen der Pferde und leicht klatschend hörte man die Wellen, die etwas entfernt gegen die schroffen Felsen schlugen.
Der stille Zauber des Augenblicks fesselte das zwölf Jährige Mädchen und ihr Pferd in dieser späten Sommernacht.
Nach ein paar Momenten des Schweigens rutschte sie vom blanken Rücken des Isländers. Dieser schnaubte und schüttelte stolz die Mähne. Dann trabte er zwei Schritte von ihr weg, um dann ungestört los zu galoppieren.
Auf dieses Zeichen hatten sie gewartet.
Unzählige Schatten preschten vor, buckelten frei und warfen sich in den Sand. Die Herde tobte und tollte über den Strand. Zwischen ihnen ein einziges Mädchen.
Doch das störte die Tiere nicht.
Lachend stürzte sich das Kind in das kalte Nass. Eines der Pferde, eine Stute, kam zu ihr. Njála planschte mit dem Mädchen und in diesem Augenblick war sie einfach nur glücklich.
Einige Momente später hob eines der Pferde den Kopf und wieherte. Sofort setzte sich Bewegung in die wilde Herde.
Freya sprang erneut auf Njála's Rücken und ließ sich einfach mittragen.
Sie spürte, wie sich die Sehnen ihres Lieblingspferdes unter ihr spannten und die starken Muskeln zu arbeiten begannen.
Im schnellen Tölt ging es die Brandung entlang, vorbei an Felsen und grünen Hügeln, über unwegsamen Gelände und erkaltete Lava, einen Berg hoch und wieder runter.
Hier stoppten sie.
Freya wusste, dass jetzt Pause war. Sie legte sich zurück, auf den warmen, flauschigen Pferde-po Njálas.
Während sich die Sonne im Osten langsam langsam wieder aufwärts bewegte, kehrte hier Ruhe ein.
Heute träumte Freya von Früher. In ihrem Traum brach der Eyjafjallajökull erneut aus. Sie sah, wie ihre Eltern verschüttet wurden. Wie ein Hubschrauber sie rettete. Wie ihr gesagt wurde, dass sie in ein Heim musste, und wie sie daraufhin losgelaufen war, mit den letzten überlebten Pferden der Familie, um ihre Herde im Hochland suchte. Auch, wie sie-
,,Peng!"
Sofort war sie hellwach. Was war das? Auch Njála, auf der sie saß, hob alarmiert den Kopf. Schüsse! Schrill wieherte sie und wie auf ein geheimes Kommando schossen die wilden Tiere los.
,,Komm! Wir müssen sie aufhalten! Da ist das Mädchen!", schrie jemand.
,,Schneller, Njála!"
Freya beugte sich weit vor und ihre Stute beschleunigte noch ein wenig mehr.
Der Fahrtwind pfiff durch ihre offenen Haare. Der Staub und die Erde, die die Pferde vor ihr aufwirbelten, brannten in ihren Augen. Sie blinzelte um wieder eine klare Sicht zu bekommen.
,,Shit!" Ein kurzer Blick zurück hatte ihr verraten, dass ihre Verfolger ebenfalls beritten waren. Was wollten die verdammt nochmal von ihr?!
Die beiden Männer waren schon bedrohlich nahe gekommen.
,,Schneller Njála!", feuerte sie die windfarbene Stute erneut an. ,,Komm schon!"
Sie schnalzte dreimal und lehnte sich weit über den Pferdehals.
Njála jagte an den anderen Pferden vorbei und noch etwas weiter.
'Im Galopp schaffen wir es nicht!', durchzuckte es Freya.
Sie konzentrierte sich, spannte ihren Bauch an, lehnte sich wieder leicht zurück und trieb sanft mir ihren Waden. Njála verstand sie sofort und sprang um.
Im Rennpass, der speziellen Gangart, die nicht jedes Islandpferd beherrschte, waren sie eindeutig schneller. Auch einige anderen Isis der Herde wechselten nun die Gangart um mithalten zu können.
Die Männer fielen nun schneller zurück. Ihre Pferde waren offensichtlich nur Viergänger.
Aber wohin nur? Verzweifelt dachte Freya nach. Wo konnten die Männer sie bloß nicht finden?
Da fiel es ihr ein. Mithilfe ihres Körpergewichts lenkte sie Njála nach rechts, den Berg hinab, über eine kleine Straße und schließlich in die Richtung vieler, hoher Felsen, welche schroff in den Himmel ragten.
Die Herde dicht hinter ihnen. Hier konnten sie sich verstecken.
Die Pferde fielen in den Trab zurück und umrundeten das Erste der hohen Gesteine. Es war wie ein Labyrinth aus Wegen, die von Felswänden eingerahmt wurden.
Die Vierbeiner wussten, wie sie durch die hohen Wände fanden. In großen Stürmen war hier eine der wenigen geschürzten Stellen.
Laut und verräterisch hallte das Schnauben der Tiere und Klacken des Hufschlags von den Saiten wieder, Freya hatte Angst, dass ihre Verfolger sie hören könnten.
Doch es geschah nichts. Nach weiteren fünf Minuten, die sich quälend lange anfühlten, kamen sie im Zentrum der Höhle an. Hier konnten sie bleiben, bis es wieder Nacht wurde. Dann konnten sie ungestört weiterziehen.
Sechs Kilometer entfernt von ihnen brachen die beiden Berittenen ihre Verfolgung ab.
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Hallo liebe Leser*innen!
Ich hoffe, dieser One-Shot hat euch gefallen!
Ursprünglich hatte ich diese Kurzgeschichte für eine Wattpad-schule geschrieben, nachdem diese jedoch gelöscht wurde entschloss ich mich dazu, ihr ein eigenes Buch zu geben.
Ich habe vor, aus dieser Idee (in ein wenig umgearbeitet) ein ganzes Buch zu schreiben und dieses dann an einen Verlag zu schicken - die von vielen hier erwünschte Fortsetzung wird hier also nicht hochgeladen werden.
Ich würde mich sehr über Feedback freuen!
~Silvia
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