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Am nächsten Tag - Tyler war mit einem Rucksack voller hübsch eingepackter Steine in die Schule gekommen, um sie beim Wichteln zu verteilen - erwartete ihn eine Überraschung. Nicht Tina war die Überraschung - also doch, eigentlich schon. Genauer gesagt war es etwas Bestimmtes an Tina, das ihn überraschte.
Als alle in der ersten Stunde saßen und die Lehrerin Tina nach vorne holte, um sie der Klasse vorzustellen, erwartete Tyler nur jemand weiteren, der sich nach einer Weile in den Spott der anderen einreihen würde. Tatsächlich sah Tina auch nicht sonderlich auffällig aus, sondern wie ein normales - aber hübsches, musste Tyler zugeben - Mädchen mit blonden Haaren und ein wenig schüchtern dreinblickenden blauen Augen.
"Möchtest du dich der Klasse vorstellen?", fragte die Lehrerin sie.
Tina nickte. "Hallo zusammen", sagte sie. "Ich bin Tina ... Ich lese gerne und spiele Basketball, mein Lieblingsfach ist Geschichte. Reicht das?"
Die Lehrerin nickte. Sah sich in der Klasse um, bis sie einen freien Platz entdeckte, in der Reihe hinter Tyler. "Danke, Tina. Du kannst dich dort drüben hinsetzen."
Aber gerade als Tina sich in Bewegung setzen wollte, rief jemand: "He, Tina, was ist dein voller Name eigentlich?"
Ryan. Er und seine Freunde hatten gestern schon das Internet nach Tina durchsucht, und scheinbar waren sie fündig geworden. Scheinbar hatten sie etwas gefunden, worüber sie sich lustig machen konnten, denn nun unterdrückten sie das Lachen. Tina, die noch immer vorne stand, lief Weihnachtsbaumkugelrot an.
"Belloring", sagte sie so leise, dass Tyler es kaum hören konnte. "Tina Belloring."
Niemand bemühte sich, das Lachen zu unterdrücken. Tyler war der Einzige, der schweigend dasaß und zusah, wie Tina sich schnell an ihren Platz setzte. Tina Belloring. Bell-o-ring. Das war ja fast so schlimm wie sein eigener Nachname.
Ein gemeines Wichtelgeschenk würde er diesem Mädchen nicht machen können. Vielleicht würde sie ihm sogar helfen. Während die anderen sich vor Lachen immer noch kaum halten konnten, drehte er sich zu ihr um und flüsterte: "Hey. Ich bin Tyler. Jingeling."
Sie schnaubte. "Haha. Sehr witzig."
"Nein, das ist mein Ernst." Tyler setzte sein ernstestes Gesicht auf. "Mein Name ist wirklich Tyler Jingeling."
Sie starrte ihn an, und er konnte nicht sagen, ob sie lachen oder ihm eine Ohrfeige verpassen würde. "Tyler Jingeling?", wiederholte sie.
"Du kannst auf der Klassenliste nachschauen. Ich sage die Wahrheit."
"Ich hätte ja nicht gedacht, dass es noch andere Menschen mit solchen Namen gibt, aber scheinbar habe ich mich getäuscht."
"Gleichfalls. Du kannst Weihnachten auch nicht ..."
Bevor Tyler seinen Satz beenden konnte, klatschte die Lehrerin in die Hände. Das letzte Gelächter verebbte. "Ruhe. Wir wollen mit dem Unterricht anfangen. Schön, dass Tina bei uns ist. Behandelt sie nett", sagte sie, als ob sie nicht vor wenigen Sekunden noch selbst über Tina gelacht hätte. Tyler verdrehte die Augen. Tina seufzte.
Er mochte sie.
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