...Die Proxys (Teil 2)
Irgendwie komme ich mir beobachtet vor. Konzentriert gehe ich in Gedanken alles durch, was ich bisher erlebt habe. Ich glaube, dass die erste Option mir die meisten Chancen bietet, weil ich dann nicht lange von Yuuchii abhängig bin. Ich weiß nicht, ob ich ihr vertrauen soll. Oder ihr überhaupt vertrauen will. Sie ist schließlich ein Proxy und gehört somit zu Slender. Vorsichtig sehe ich aus dem Augenwinkel zu ihr. Yuuchii kratzt gerade eine Narbe in ihrem Gesicht ein wenig auf und es sieht so aus als würde sie überlegen, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass sie mich ebenfalls betrachtet. Ich werde aus meiner Gedankenwelt gerissen, weil auf einmal Geräusche auf der Treppe zu hören sind und schaue abwartend zur Tür. Yuuchii sieht auch zur Tür, als diese sich öffnet und Toby den Raum betritt. Ich fixiere ihn mit den Augen. Was hat er vor? „Was willst du, Toby?", spricht der vierte Proxy meine Frage aus. „Hat sie schon versucht abzuhauen?", fragt Ticci Toby neugierig. Fangen spielen mit Yuuchii? Nein, kein Interesse. „Nein. Du solltest wissen, dass ich einschüchternd bin, nicht wahr, Child?", meint sie und guckt gelangweilt zu mir. Ich hasse solche Fragen. Innerlich seufzend nicke ich. „Außerdem ist hier kein offenes Gelände.", füge ich meiner Antwort hinzu. Sie sieht mich warnend an. Was denn?! Wenn ich bald sterbe, dann ehrlich. „Siehst du, Toby? Du kannst wieder gehen, im Kühlschrank sind Waffeln.", sagt sie, wird aber von ihm ignoriert. „Trotzdem.", murmelt er und kommt auf mich zu. Ich warne dich, bleib bloß weg. Yuuchii packt Toby am Arm. „Was hast du vor?" Er antwortet ihr nicht, sondern hält mir mit dem anderen Arm eine Axt an den Hals. „Toby!" Yuuchii sieht ihn genervt an und ich knurre instinktiv leise, da ich nicht nach hinten ausweichen kann. Nun seufzt sie genervt und hält Toby's Axt fest. „Antworte, Rogers." „Ich will wissen, was sie macht.", antwortet er fröhlich, sie sieht von ihm zu mir und schnaubt ziemlich genervt. Das sollte er gleich mal vergessen. Ich schaue ihn mit einem Todesblick an, woraufhin mich Yuuchii finster ansieht und sich wieder in den Sessel setzt. Ich versuche Toby zu ignorieren und schaue weg, als er mich leicht mit dem Axtgriff schubst. „Was ist hier los, Rogers?!" Masky ist offenbar ins Zimmer gekommen und klingt nicht besonders freundlich. Toby schubst mich erneut, diesmal stärker. Ich komme leicht aus dem Gleichgewicht, sehe ihn aber nicht an. Den Gefallen tue ich ihm nicht. „Sie reagiert bestimmt gleich!", sagt er und macht entschlossen weiter. Mittlerweile muss ich mich mit einem Arm abstützen, damit ich nicht umgeschubst werde. Plötzlich stellt sich Yuuchii vor mich und sieht Toby an. „Es reicht, Rogers.", sagt sie im Befehlston. „Ach Mann.", murmelt er, geht widerwillig raus und Masky läuft meckernd hinterher. „Bist du verletzt? Ich habe keine Lust Stress mit Slender zu bekommen.", wendet sie sich jetzt an mich. „Wird nur ein blauer Fleck.", antworte ich, setze mich wieder richtig hin und blicke sie an. Die Schwarzhaarige erwidert meinen Blick monoton. „Pass auf, wie du mit den Anderen umgehst.", meint sie und ich nicke. „Ich bin für die Option weglaufen.", sage ich entschlossen. „Gut.", sie öffnet ein Fenster, „Schaffst du es auf den Baum und runter?"„Schwierig. Ich habe ein paar Probleme mit der Höhe.", antworte ich skeptisch. Sie wird mich so oder so dazu zwingen, da bin ich lieber gleich ehrlich. „Ach, ist das so?", sie grinst mich finster an. Ich ahne Schlimmes. Sie wirft mich über die Schulter und springt aus dem Fenster auf den Baum. Ich erschrecke mich fast zu Tode. War ja klar, aber ich vertraue ihr nicht, weshalb ich mich aus ihrem Griff winde und mich am Baum festhalte. Sie hebt mich allerdings wieder hoch und springt vom Baum. „Stell dich nicht so an, weiter geht's.", sagt sie und will weiter, doch wir werden von einem lauten Rufen unterbrochen. Sind wir entdeckt worden? „Yuuchii?! Child?" Das ist Hoodie, er scheint im Zimmer zu sein. Mehr Zeit bleibt mir nicht zum Nachdenken, denn Yuuchii schubst mich in einen Busch und gesellt sich zu mir. „Sei still.", befiehlt sie mir. Ich bleibe still und lausche. „Was ist denn jetzt schon wieder?", ruft Masky kurz darauf genervt. „Lauf weiter tief in den Wald, da ist ein Bunker, der Code ist 653, niemand außer mir kennt den Code.", flüstert Yuuchii, ich verlasse vorsichtig das Versteck und laufe los. Währenddessen kann ich noch verstehen, was sie sagen. „Yuuchii und Child sind weg!" Das ist Hoodie. Darauf folgt ein Rascheln und Yuuchii spricht. „Masky, Hoodie, sie ist weg!" „Nein, einfach nein." Masky. „Tut mir leid." Wieder Yuuchii. „Wie konnte das passieren?" Hoodie. „Ich weiß es nicht, sie ist plötzlich aus dem Fenster auf den Baum gesprungen und weg war sie." Eindeutig Yuuchii. Ich entferne mich immer weiter von ihnen und kann sie schließlich nicht mehr hören. Ich folge genau Yuuchii's Anweisungen, als ich am Bunker ankomme und warte auf sie. Warum tue ich das eigentlich? Ich wollte ihr doch nicht vertrauen. Ich wollte niemanden vertrauen. Trotzdem stehe ich nun im Bunker und warte auf einen von Slender's Proxys. Großartig gemacht, Child. Wirklich super. Die Ironie, mein ständiger Wegbegleiter. Nach ein paar Minuten trifft besagter Proxy ein und geht zu mir. Ich beobachte sie und warte auf weitere Anweisungen, die nicht lange auf sich warten lassen. „Okay, mein Vorschlag. Du wartest eine Weile hier ab, bis sich die Situation beruhigt. Dieser Bunker hat alles, was die menschlichen Bedürfnisse brauchen." Nein, kommt nicht in Frage. Die Nachbarn würden mich als vermisst melden und außerdem fange ich an dich zu mögen. Warte, was? Okay, bleib ruhig. Verschwinde einfach von hier und dieses Problem löst sich in Luft auf. Das versuche ich mir zumindest einzureden. „Gibt es noch andere Möglichkeiten? Damit mein Verschwinden nicht mit dem Wald in Zusammenhang gebracht wird.", frage ich schnell. „Sie werden dich hier nicht finden.", meint sie nur. Verdammt, wenn das mein einziges Problem wäre, wäre ich das sorgloseste Opfer einer Entführung, das es auf der Welt gibt. „Wo sind die anderen Proxys lang? Vielleicht schaffe ich es zum Waldrand.", versuche ich es erneut. „Wählst du diese Möglichkeit, bist du zu siebzig Prozent tot, in dem Fall übernehme ich keine Verantwortung mehr.", kontert sie. Sie hat die Verantwortung für mich übernommen? Na klasse. „Ich wähle diese Möglichkeit.", sage ich entschlossen und rufe mir den Rückweg ins Gedächtnis. „Gut, ich werde dich ein wenig unterstützen. Ich halte mich im Hintergrund, wann soll es losgehen?", fragt sie auffordernd und ich überlege. Sie wollte doch keine Verantwortung in diesem Fall übernehmen, warum tut sie es dennoch? „Du hast noch Zeit, hier ist es sicher." Will sie mich etwa hierbehalten? „In zehn Minuten.", sage ich deswegen und gehe alles möglicherweise Hilfreiche im Kopf durch. „In Ordnung.", antwortet sie und sieht so aus als würde sie überlegen. Ich frage mich, was der genaue Grund für die Entführung war. Sie hätten mich ja stattdessen auch sofort töten können. Egal wie viel ich darüber nachdenke, ich komme zu keinem Ergebnis. Wie soll es überhaupt später weitergehen? Da ich dann für immer auf der Flucht sein werde, falls ich es schaffe, habe ich keine Zukunft. Die zehn Minuten sind um.
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