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❝Szene 26: Salzwasserküsse❞

TRIGGER-WARNUNG: Depressionen

Vielleicht war es albern, doch ich konnte nicht anders, als mir für unser Treffen etwas Parfüm aufzutragen und ein hübsches, weißes Sommerkleid anzuziehen. Wahrscheinlich würde es zu dieser späten Stunde am Strand kühl und windig sein, doch ich wollte unbedingt schön aussehen. Ich wollte, dass er mich hübsch fand; dass er mehr in mir sah, als nur seine ehemals beste Freundin. Dabei wusste ich ganz genau, dass Romeo keine Person war, die aufgrund von Äußerlichkeiten Gefühle entwickelte.

Bevor ich die Hütte verließ, überlegte ich es mir doch anders, schnappte mir einen grobgestrickten Cardigan und zog ihn über meine Schultern. Der Gesang der Zikaden begleitete mich auf meinen Weg zum Meer. An diesem Abend wirkte der Ozean ruhig. Das Wasser glitzerte im Mondlicht, als hätte jemand eine Diamantengrube darin verborgen. Ich starrte auf das rege Treiben des Ozeans und genoss die Ruhe.

»Hey«, hörte ich Romeos Stimme wenige Minuten später hinter mir.

Ich riss meinen Blick vom Meer los und drehte mich zu ihm um. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er trug mittlerweile keinen Anzug mehr, sondern ein T-Shirt und eine Jogginghose. Sogleich kam ich mir overdressed vor.

»Es ist schön dich zu sehen«, sagte er. »Der Abend war wirklich sehr ... ereignisreich.«

Wenn du bloß wüsstest, dachte ich und kämpfte dagegen an, dass sich die Schuld aus meinem Inneren auch in meinem Gesicht widerspiegelte.

»Ja, darüber möchte ich mit dir reden«, erklärte ich und strich mir mit gesenktem Blick eine Strähne hinter mein Ohr. Wieso musste ich mich vor ihm immer benehmen, wie ein eingeschüchtertes Schulmädchen?

»Sollen wir uns setzen?«, fragte er und zog ein dunkles Laken hinter seinem Rücken hervor. »Ich habe das mitgenommen, damit wir nicht direkt im Sand sitzen müssen. Sonst kommt immer so viel Sand in meinen Schuh und Sandkörner zwischen der Prothese zu haben ist extrem unangenehm. Das habe ich in den letzten Tagen schon zur Genüge erleben müssen.«

Er verdrehte grinsend die Augen und nahm mir somit einen Teil meiner Anspannung.

»Ja, können wir machen.«Romeo breitete das Laken so nah am Wasser aus, dass wir zwar dicht am Ozean saßen, aber trotzdem nicht von den Wellen erwischt wurden, dann setzten wir uns.

Sicherheitshalber sah er sich noch einmal um, ehe er sich den linken Schuh und Socken auszog. Bevor er seine Silikon-Prothese entfernte drehte er sich von mir weg.

»Tut mir leid, dass du dabei neben mir sitzen musst. Ich muss die Sandkörner darunter entfernen, weil sie meine Narbe so reizen«, murmelte er und klang dabei so, als hätte er gerade ein Katzenklo gereinigt, anstatt einen Teil seines Körpers von Sand zu befreien.

Es schmerzte, dass er dachte, dass ich mich ekeln würde. Das tat ich nämlich nicht.

»Du musst dich nicht dafür entschuldigen.« Ich legte meine Hand auf seine Schulter und er hielt in seiner Bewegung inne.

»Es war doof von mir, es dir zu beichten, als ich so ... neben mir stand. Das war nicht fair. Es war nicht für dich bestimmt, die Last dieses Wissens tragen zu müssen.« Er seufzte schwerfällig.

»Das ist keine Last für mich, Romeo«, flüsterte ich zwischen dem Rauschen des Meeres und dem Gesang der Zikaden. »Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Und ich hoffe, du weißt, dass es nichts ist, für das du dich schämen müsstest.«

Langsam drehte er sich um und ließ mich einen Blick auf seine fehlenden Zehen werfen.

»Ich weiß. Wenn ich logisch darüber nachdenke, dann hast du definitiv recht«, gab er zu und strich mit seinem Zeigefinger über die leicht verblasste Narbe, die im sanften Mondlicht nur schwer zu erkennen war. »Aber manchmal ist es schwer. Logisch zu denken, meine ich. Ich fühle mich seit der Amputation anders. Nicht mehr komplett ... irgendwie. Außerdem macht mir der Phantomschmerz zu schaffen ... und die Albträume.«

»Albträume wegen der Amputation oder wegen der Sache, die davor passiert ist?«, hakte ich nach.

Romeo wischte einige Sandkörner, die auf unser Laken geweht waren, hinunter und seufzte erneut.

»Zweiteres. Es sind Variationen der Nacht ... wie es hätte laufen können, wenn alles anderes gewesen wäre. Vielleicht hätten wir einfach länger...« Seine Worte verloren sich durch das Schütteln seines Kopfes.

Ich wollte wissen, was er meinte, doch traute mich nicht zu fragen. Wenn er gewollte hätte, dass ich es wüsste, hätte er es mir schließlich gesagt. Vielleicht brauchte er jemanden, der einfach für ihn da war, anstatt jemanden, der alle Details kannte.

»Ich komme mir ziemlich dumm vor wegen vier fehlenden Zehen so einen Aufstand zu machen«, gab er zu und senkte den Blick. »Ich habe nach meinem Krankenhausaufenthalt einige andere Leute mit Amputationen kennengelernt. Mal fehlte ihnen ein Arm, mal ein Bein. Über das Internet habe ich Kontakt zu einem Typen in meinem Alter, der seine Hand verloren und sich mit der Prothese das Schlagzeugspielen beigebracht hat. Er geht so stark damit um, dass ich ihn zutiefst bewundere. Würde mein ganzes Geld nicht in meine Behandlung fließen, hätte ich ihn vermutlich schon längst in Deutschland besucht.«

Er machte eine Pause und starrte seine zwei gesunden Hände an, als gäbe es nichts auf der Welt, für das er dankbarer war. Ich tat es ihm gleich; bewegte meine Finger und versuchte im Mondschimmer den Verlauf der Adern unter meiner Haut zu erkennen. In diesem Moment verstand ich nicht, wieso ich meine Hände so lange Zeit als etwas Selbstverständliches angesehen hatte.

»Am meisten wird mir aber wohl eine Frau um die vierzig im Gedächtnis bleiben, die nach einer Hirnhautentzündung vor zehn Jahren sowohl ihre Arme, als auch ihre Beine, verlor. Trotzdem hat sie sich zurück ins Leben gekämpft. Das war sicherlich nicht einfach, aber sie schafft es dennoch einiges in ihrem Alltag alleine zu meistern.« Bewunderung trat in Romeos Gesicht. »Als ich mich vor einigen Monaten mit ihr getroffen habe, um mit ihr zu reden, war sie so positiv und hat versucht mir Mut zu machen, obwohl meine Behinderung im Gegensatz zu ihrer beinahe lächerlich ist.«

Er biss sich auf die Lippe und starrt auf den Ozean, bevor er weitersprach: »Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich kein recht habe traurig zu sein. Es gibt so viele Menschen mit einem schlimmeren Schicksal. Dann frage ich mich, ob ich mich einfach nur lächerlich mache, weil ich um meine Zehen weine und mich dadurch unwohl fühle. Ist das kein Schlag ins Gesicht für alle, die es schwerer haben als ich?«

Ich schüttelte den Kopf und suchte nach Worten, doch es war nicht leicht eine Antwort darauf zu finden. Wie konnte ich ihm erklären, was ich dachte, wenn ich selbst nicht wusste, was ich in diesem Moment fühlte?

»Ich glaube, jeder hat das Recht, traurig zu sein, egal wie gut oder schlecht das Leben desjenigen nach außen hin ist«, murmelte ich nachdenklich und hoffte, meine wirren Gedanken irgendwie verständlich machen zu können. »Ich weiß nicht, ob man das, was du spürst, als Depression bezeichnen kann oder eher als eine Art Trauma - dafür kenne ich mich leider zu wenig aus -, aber ich denke, dass es den Gefühlen egal ist, was du hast und was nicht. Ich meine, wieso sonst leiden so viele Stars unter Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, wenn sie nach außen hin alles haben? Geld, Ruhm, gutes Aussehen. Deine Trauer kommt von innen, nicht von außen.«

»Vermutlich hast du recht«, gestand er sich ein, trommelte mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkel und starrte noch immer aufs Meer hinaus. »Ich weiß nur manchmal nicht, wie ich diese Trauer loswerden soll, wenn sich alles in meinem Leben schwarz färbt. Manchmal fühlt es sich an, als würde ich ertrinken, aber nie komplett. Es gibt immer wieder Momente, in denen ich an die Oberfläche kommen, nach Luft schnappe und die Sonne in meinem Gesicht spüre ... doch dann zieht mich eine unbekannte Kraft wieder runter und ich kann nicht atmen. Es hört nicht auf. Es ist ein ewiger Kreislauf. Zu schrecklich, um zu leben und zu gut, um zu sterben. Ergibt das Sinn?«

Obwohl ich dieses Gefühl selbst nie erlebt hatte, nickte ich.

»So wie du es beschreibst, kann ich es mir vage vorstellen. Ich würde dir so unglaublich gerne helfen, aber ich weiß nicht wie«, gab ich kleinlaut zu und kam mir dabei hilflos vor.

»Schon okay«, winkte er ab. »Es ist nicht deine Aufgabe mich zu heilen.«

»Ich weiß, aber ich möchte dir trotzdem helfen. Wenn der Dreh zu Ende ist, kann ich dich dabei unterstützen einen Therapeuten zu finden«, schlug ich vor und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

»Ein Therapeut kostet viel Geld, June«, murmelte er und seufzte leise. Zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Abend.

»Dafür finden wir eine Lösung«, sagte ich und wusste plötzlich, für was ich meinen Teil der Gage verwenden würde. »Vertrau mir einfach.«

Ein hoffnungsvolles Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er mich in eine Umarmung zog. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals, als er flüsterte: »Vielleicht kannst du mich nicht komplett heilen, aber in deiner Gegenwart fühle ich mich ein kleines bisschen weniger scheiße. Mit dir fühlt es sich so vertraut an wie früher. Danke, dass du da bist.«

Eine Gänsehaut überfiel meinen Körper und ich war mir sicher, dass er es an jeder Stelle, an der er mich berührte, bemerkte - an seiner Hand, die meinen Oberarm hauchzart umfasste, an seinen Lippen, die die Haut meines Halses fast streiften und an seinem Knie, das meines berührte, obwohl er es durch seine Jogginghose unmöglich spüren konnte.

»Ich fühle mich auch sehr wohl in deiner Gegenwart«, hauchte ich.

Langsam löste sich Romeo von mir und wir starrten uns an. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und die Welt trat in den Hintergrund. Die Zikaden verstummten und die Wellen hielten mitten in ihrer Bewegung inne. Alles drehte sich nur noch um ihn und mich und ich verlor mich in dem Grün seiner Augen wie im Anblick eines Kaleidoskops.

Romeo riss seinen Blick von mir und ließ sich plötzlich auf den Rücken sinken. Mit einem frustrierten Seufzen strich er sich mit den Handballen über die Augen und richtete sich wieder auf.

»Ich hätte nicht herkommen sollen.« Sein Tonfall war bitter, als er sich Prothese, Socke und Schuh wieder anzog.

»Was? Warte«, bat ich und hielt ihm am Arm fest. Elektrische Spannung schoss doch meinen Körper und auch er hielt inne. Spürte er das gleiche?

»Verdammt, June«, keuchte er und riss seinen Arm von mir los. »Scheiße, ich mag dich. Okay? Und es ist eine verdammt dumme Idee mit dir nachts am Strand unter den Sternen zu sitzen. Ich weiß gar nicht, wieso ich mich darauf überhaupt erst eingelassen habe.«

»Du magst mich?«, flüsterte ich ungläubig. Fast versagte mir die Stimme. Mein Herz hämmerte. Er mochte mich. Er mochte mich wirklich.

»Ja, verdammt.« Er stand auf und fuhr sich resigniert durch sein Haar. »Und deswegen muss ich jetzt gehen. Wenn du diesem Ethan deine Liebe schenkst, dann muss er ein toller Typ sein und ich will nichts tun, was ich bereuen würde. Ich will, dass du glücklich bist.«

Romeos Worte waren voller Liebe und Schmerz, sodass sie mir für wenige Sekunden den Atem verschlugen und mir die Tränen in die Augen trieben.

»Romeo, l-lass uns reden«, stammelte ich und stand ebenfalls auf. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und griff nach seiner Hand, doch er zog sie blitzschnell weg und machte einen Schritt rückwärts.

»Ich habe dich schon mal geküsst und weiß, dass es ein großer Fehler war«, gestand er.

»Ein Fehler?«, wiederholte ich; unsicher darüber, was es zu bedeuten hatte. »Du sagtest, unser Kuss hätte nichts bedeutet und du hast dich in dem Moment nur nach Nähe gesehnt. Stimmt das?«

Er stieß ein freudloses Lachen aus. »Natürlich nicht. Was glaubst du denn? Ich würde dich am liebsten die ganze Nacht lang küssen, aber ich kann dir das nicht antun. Du und Ethan sollt glücklich zusammen werden.«

Ich machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und er wich einen weiteren zurück, sodass die Wellen die Hacken seiner Schuhe trafen.

Beschwichtigend hob er die Hand. »June, bleib stehen. Ich kenne dich und weiß, dass du keine Person bist, die fremdgeht.«

»Ich habe gelogen Romeo«, hauchte ich. »Ethan ist nicht mein Freund. Er ist nur ein Typ aus meiner Uni, mit dem ich manchmal Sex hatte, weil ich mich die meiste Zeit dort verdammt einsam fühle. Wir haben keine Beziehung. Das habe ich nur gesagt, weil ich Angst vor meinen Gefühlen für dich hatte. Aber die Wahrheit ist: Ich mag dich auch. Sehr sogar.«

Wortlos starrte mich Romeo an. Seine Miene war unergründlich. Es vergingen nur wenige Sekunden, doch es fühlte sich an wie Stunden.

»Sag was«, verlangte ich atemlos und biss mir unsicher auf die Unterlippe.

Ich machte wieder einen Schritt auf ihn zu, doch dieses Mal wich er nicht zurück.

»Ich will dich küssen«, murmelte ich. »Darf ich?«

Benommen nickte er, starrte auf meine Lippen und schien außerstande sich zu mir zu bewegen. Deswegen überbrückte ich den Weg zu ihm.

Ich war mit einem Satz bei ihm, legte meine Lippen auf seine, schlang meine Arme um seinen Hals und ließ mich vollends gegen seine Brust sinken. Dass das keine gute Idee war, wurde mir erst bewusst, als wir plötzlich nach hinten kippten, auf dem nassen Sand landeten und von einer Welle erwischt wurden, doch wir hörten nicht auf uns zu küssen.

Romeo setzte sich auf und ich kniete zwischen seinen Beinen. Er vergrub eine Hand in meinem Haar und mit der anderen zog er mich an der Hüfte näher zu sich. Unsere Küsse schmeckten nach Liebe und Salzwasser. Wellen brachen an seinem Rücken, spritzten gegen unsere nackten Arme und kühlten unsere erhitzten Wangen. Meine Knie gruben sich in den Sand, doch alles, was ich wahrnahm, waren Romeos Lippen auf meinen und seine Hände auf mir.

Und obwohl es keiner dieser perfekten Küsse war, die man in Hollywood sah, bei dem die Darsteller an der perfekten Kulisse makellos geschminkt und frisiert waren und einen ästhetischen Kuss miteinander teilten, war er der beste, den ich jemals hatte. Unser Kuss war perfekt unperfekt. Nass und voller Sand, aber mit Romeo bei mir und den Sternen über uns. Wäre unser Leben ein Kaleidoskop, hätte ich diese Steinchen-Konstellation nie verändert ... doch das war es nicht.

Wie hat euch der Kuss der beiden gefallen? 👩‍❤️‍💋‍👨🌊

Sneak Peek: Der Typ aus Deutschland, der sich trotz Hand-Prothese das Schlagzeuspielen beigebracht hat wird eine Figur in einem meiner geplanten Projekte. Er heißt Xeno und wird in dem Buch „Haargenau so wie du bist" als einer der beiden Protagonisten vorkommen. Und auch die Protagonistin Chaitali „Chai" hat etwas an sich, das ziemlich aus dem Rahmen fällt und was ich bisher noch nie in der Buchwelt gelesen habe 🤫
Wer freut sich schon auf Chai und Xeno? ♥️

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