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❝Szene 24: Der Graubereich in meinem Kaleidoskop❞

TRIGGER-WARNUNG: Dieses Kapitel enthält sensible Inhalte (Narzissmus, toxische Familienverhältnisse), mit denen nicht alle Leser umgehen können. Wenn ihr euch nicht dazu bereit fühlt in diesem Kapitel darüber zu lesen, dann könnt ihr mich gerne jederzeit anschreiben, damit ich euch den Inhalt dieses Kapitels grob zusammenfasse.
Unter dem Kapitel habe ich euch einige kostenlose Anlaufstellen aufgelistet, an die ihr euch anonym wenden könnt, wenn ihr selbst von solchen Themen betroffen seid.

»Natürlich«, versprach ich und drückte zur Aufmunterung kurz ihre Hand.

Chloe schenkte mir ein Lächeln, doch es wirkte gezwungen.

»Nun gut.« Sie seufzte und strich sich ihr weißes Kleid glatt. »Meine Eltern sind sehr unterschiedliche Menschen. Mama ist warmherzig, liebevoll und anderen zu helfen ist ihr oberstes Gebot. Sie ist die Tochter eines Pfarrers, von dem sie das Konzept einer traditionellen Ehe gewöhnt ist. Du weißt schon, die Frau kocht, putzt und erzieht die Kinder und der Mann ist der Brotverdiener und das Oberhaupt der Familie. Papa passt ziemlich gut darein. Er ist immer ernst, macht andauernd frauenfeindliche Witze und will immer recht haben. Die Hierarchie in unserer Familie war immer klar: ganz oben stand Papa, dann - mit viel Abstand - kam meine Mutter und zuletzt ich. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er lieber einen männlichen Nachkommen gehabt hätte.«

Ich nickte verständnisvoll und war froh, in einem Elternhaus aufgewachsen zu sein, in dem meine Eltern sich gleichgestellt waren. Es musste sehr schwer für ein heranwachsendes Mädchen gewesen sein, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der ihr immer wieder impliziert wurde, dass sie aufgrund ihres Geschlechts weniger wert war, als Mitglieder der männlichen Spezies.

»Ihre Ehe läuft aber schon seit Jahren schlecht. Die beiden streiten andauernd und in seltenen Fällen rutscht meinem Vater sogar die Hand aus - manchmal auch mir gegenüber. Und Mama weiß, dass Papa sie schon seit vielen Jahren mit seiner Sekretärin betrügt. Sie tut einfach nichts dagegen, weil sie viel zu sehr an das Gute im Menschen glaubt und dass er sich irgendwann ändert wird. Wie gesagt: sie glaubt immer noch an die traditionelle Form der Ehe. Früher wurde halt alles repariert, was kaputtgegangen ist.« Während sie mir das mit gedämpfter Stimme erzählte, kratzte sie sich durchgehend mit ihren langen Fingernägel über eine kleine, fast verblasste Narbe am Arm. Die Haut dort verfärbte sich zunehmend rot.

Beunruhigt hielt ich ihre Hand fest, weil ich fürchtete, dass sie sich die Haut aufkratzen könnte, wenn sie so weiter machte. Sie warf mir einen scheuen Blick zu und zog dann ihre Hand weg, um sie daraufhin zwischen ihre Knie zu pressen und sich somit selbst von diesem Tick abzuhalten.

»Aber manchmal ist etwas nicht mehr zu reparieren«, stellte ich leise fest.

»Ja«, stimmte sie mir mit gesenktem Blick zu. »Ich wünschte, dass Mama die Kraft hätte ihn zu verlassen. Aber ich glaube eigentlich nicht mehr daran. Und vermutlich liegt es daran, dass Papa versucht hat den Kreis unserer Bekanntschaften kleinzuhalten. Mama hat keinen Kontakt mehr zu irgendwelchen Freundinnen von früher und nur spärlichen zu dem Rest unserer Familie. Und ich durfte früher auch nie Freundinnen nach Hause bringen. Als Romeo und ich angefangen haben uns zu treffen, mussten wir das immer heimlich tun. Mein Vater will, dass sich unsere Welt nur um ihn dreht. Sein Ego nimmt soviel Platz ein, da ist kein Raum mehr für andere Menschen. Wenn Mama mal was dagegen sagt, droht er ihr mit der Scheidung und sagt ihr, dass sie dann ganz alleine dastehen würde ... dann ist Mama immer sofort leise.«

Bevor sie weitersprach verzog sie den Mund, als würden alleine die Erinnerungen ihr körperliche Schmerzen zufügen: »Ich habe immer das Gefühl, dass er mich kleinzuhalten versucht. Er sagt mir oft, dass ich nicht schlau oder hübsch genug bin oder dass ich eine Enttäuschung für die Familie sei. Manchmal wirft er mir vor, dass ich das Unheil in ihre Ehe gebracht habe und dass vor mir alles besser war. Und vielleicht hat er ja sogar recht.«

Mein Herz zerbrach an ihren Worten. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie ein Vater so etwas zu seiner eigenen Tochter sagen konnte. Und am schlimmsten war, dass sie ihm mehr oder weniger sogar glaubte. In all den Jahren der Unterdrückung hat sich ihr Selbstbewusstsein nie entfalten können. Und es tat mir unendlich leid, dass ich vor fünf Jahren anzweifelte, dass sie Romeo aufgrund ihrer Unsicherheit bat, mit mir den Kontakt abzubrechen. Obwohl man darüber diskutieren konnte, ob ihr Verhalten damals korrekt war, verstand ich sie mit jedem Wort, das sie mir über sich und ihre Vergangenheit offenbarte, besser. Vielleicht war nicht alles nur schwarz oder weiß; vielleicht war Chloe der Graubereich in meinem Kaleidoskop.

»Ich habe schon oft darüber nachgedacht auszuziehen und all dieses Toxische von meinem Vater hinter mich zu lassen; vielleicht sogar nach Europa auszuwandern und mit einer Vespa durch Rom zu düsen oder mich in Paris mit Macarons vollzustopfen.« Ein sehnsüchtiges Lächeln erschien in ihrem Gesicht, das jedoch so schnell wieder verschwand, wie es aufgetaucht war. »Aber das geht nicht. Ich kann Mama nicht mit ihm alleine lassen. Selbst die zwei Wochen, die ich hier bin, sind für sie schon schwer. Sie hat es mir natürlich nicht gesagt, aber ich spüre das, wenn ich mir ihr telefoniere. Und seit dem Vorfall vor zwei Jahren...«

Chloe stockte und biss sich auf die Lippe.

»Welcher Vorfall?«, wollte ich wissen und war mir nicht sicher, ob die Frage nicht etwas zu neugierig klang.

»Hast du dich nicht gefragt wie Romeo zu seiner Blutvergiftung gekommen ist?«, flüsterte sie und ihr Blick huschte kurz nach links und rechts; vermutlich um sich zu vergewissern, dass wir wirklich ungestört waren.

Meine Hände wurden vor Aufregung schwitzig und mein Herz flatterte in meiner Brust, als ich ein winziges Stück näher zu ihr rückte, um bloß keines ihrer geflüsterten Worte zu verpassen.

»Hängt das alles zusammen? Auch mit der Person, die ihr Leben verloren hat? Ich habe am ersten Abend hier mit angehört, wie du mit Romeo darüber gesprochen hast.« Meine Kehle fühlte sich trocken an und brannte bei jedem Wort, das mir über die Lippen kam wie ein Schwall Sand auf eine offene Wunde.

»Romeo sollte dabei sein, wenn ich darüber rede«, sagte sie zögerlich, seufzte und nickte dann mit einer neugewonnenen Portion Entschlossenheit.

»Ok, das verstehe ich«, erwiderte ich. Obwohl mich ihre vagen Andeutungen vor Neugierde fast um den Verstand brachten, wollte ich sie zu nichts drängen. Es schien schon schwer genug für sie gewesen zu sein, mir die Wahrheit über ihre toxischen Familienverhältnisse zu erzählen. Offenbar litt sie sehr unter ihrem narzisstischen Vater.

»Chloe?«, durchbrach ich nach einigen Sekunden der Stille die lauwarme Nachtluft. »Ich finde es schön, dass wir über all das geredet haben. Langsam habe ich das Gefühl, dich kennenzulernen. Um ehrlich zu sein, habe ich dich nach dem Kontaktabbruch mit Romeo ziemlich gehasst, aber langsam verstehe ich, dass jedes menschliche Verhalten einen Grund hat.«

»Das stimmt«, flüsterte sie in die Nacht. Ihren Blick richtete sie zum Meer. »Manchmal habe ich dadurch Angst genauso zu werden wie er. Und meinen Mitmenschen ebenso sehr weh zu tun, wie er es bei meiner Mutter und mir tut.«

Ich öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte hinaus. Der Schmerz, der in ihrer Stimme lag, schnürte mir meine Kehle zu.

»Vielleicht war mein Verhalten dir gegenüber das erste Indiz dafür. Ich habe Romeo als meinen Besitz betrachtet; genau wie es mein Vater mit uns tut«, fuhr sie fort. Eine nachdenkliche Furche teilte ihre Stirn in zwei Hälften, als würden Engelchen und Teufelchen gerade neben ihren Ohren ein Tauziehen veranstalten, um endgültig darüber zu entscheiden, ob sie einen guten oder schlechten Menschen verkörpern sollte.

»Ich glaube nicht, dass du wie dein Vater bist«, wisperte ich. »Du bist du. Und du wirst nicht von dem Handeln deiner Eltern definiert.«

Unschlüssig zuckte sie mit ihren schmalen Schultern. »Ich will, dass du recht hast, aber ich weiß nicht, ob ich dir diesbezüglich Glauben schenken kann

»Du musst mir nicht glauben, sondern nur dir selbst. Horch bitte ganz tief in dich hinein und sag mir dann nochmal mit voller Aufrichtigkeit, dass du so bist wie er. Das kannst du nicht, oder? Denn du gestehst dir - im Gegensatz zu ihm - deine Fehler ein und stellst dich den schmerzhaften Konsequenzen.« Ich war selbst überrascht von meinen Worten, weil ich keine Ahnung hatte, dass sie in mir geschlummert hatten.

Chloe riss ihren Blick von dem Dunkelblau des Pazifiks los und schenkte stattdessen dem Dunkelblau meiner Augen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ein neugieriger Ausdruck umspielte ihre Lippen.

»Das Gespräch hier zwischen uns zeigt doch schon, dass du kein Narzisst sein kannst. Du machst dir Sorgen, die anderen um dich herum zu verletzen. Das würde kein Narzisst tun. Ich spüre, dass du empathisch bist. Und ich hoffe so sehr, dass du das bald auch erkennen wirst.« Ich wusste nicht genau wieso, doch mir traten Tränen in die Augen, nachdem meine letzte Silbe verklungen war. Chloe ging es ähnlich. Trotz der spärlich beleuchteten Lichtverhältnisse sah ich flüssiges Silber aus ihren Augen treten.

»June?«, flüsterte sie und ergriff mit ihren zitternden Fingern meine Hand.

»Ja?«, antwortete ich mit leicht wackelnder Stimme, die sich nur mit Mühe am Kloß in meinem Hals vorbeipresste.

»Versprich mir, dass du es mit Romeo versuchst. Ich habe das Gefühl, dass ihr wirklich gut zueinander passen würdet«, verlangte sie.

»Er glaubt, dass ich einen Freund habe«,  murmelte ich und senkte beschämt meinen Blick.

Chloe runzelte die Stirn. »Hast du denn einen?«

»Nein«, widersprach ich. »Nichts Festes, aber Romeo hat es missverstanden und ich habe ihn nicht korrigiert. Und jetzt habe ich Angst ihm die Wahrheit zusagen. Wir waren so lange beste Freunde ... vielleicht sollten wir erstmal unsere Freundschaft wieder aufbauen, bevor wir uns kopfüber ins Unbekannte stürzen. Außerdem hat er selbst zu mir gesagt, dass das zwischen uns nichts zu bedeuten hat.«

Sie schnaubte und schüttelte den Kopf, während sie meine verkniffene Miene betrachtete. »Oh Gott, wenn ihr euch erstmal wieder anfreundet, dann wird aus euch nie ein Paar. Ihr müsst von Anfang an klare Linien ziehen und das zwischen euch definieren, um nicht wieder den jeweils anderen in die Friendzone zu verbannen. Denn ganz ehrlich: ihr wisst beide, dass ihr dort nicht hingehört. Und ich weiß zu einhundert Prozent, dass Romeo definitiv nicht denkt, dass eure gegenseitige Anziehung bedeutungslos ist. Glaub mir June, ich kenne ihn und weiß, wie gerne er abblockt und so tut, als wäre alles in Ordnung, wenn er eigentlich verletzt ist.«

»Vielleicht hast du recht«, überlegte ich und drückte ihre Hand, die noch immer mit meiner verschränkt war.

Mein Körper füllte sich mit eisblauer Kälte, wenn ich daran dachte, Romeo mit meiner Lüge verletzt haben zu können, doch gleichzeitig loderte ein einzelner roter Funke in meinem Herzen auf. Ein Funke der Hoffnung. Die Hoffnung, auf eine Zukunft mit Romeo.

Wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet Chloe sein würde, die alles daran setzte, dass aus Romeo und mir doch noch ein Paar würde?

Wenn ihr selbst unter familiären Problemen leidet, dann sucht euch bitte unbedingt Hilfe und versucht nicht alles herunterzuschlucken.

Ihr könnt euch anonym an folgende kostenlose Stellen wenden:

Telefonische Hilfe:

NummergegenKummer (Kinder- & Jugendtelefon, Öffnungszeiten: Mo bis Sa, 14:00 - 20:00 Uhr):  +49 11 6 111

TelefonSeelsorge (Sprechzeiten rund um die Uhr): +49 800 111 0 111, +49 800 111 0 222 oder +49 116 123

Chatangebote:

https://online.telefonseelsorge.de/

https://kummerkasten-chat.de/

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