Kapitel 85
(Roman)
Seit dem Vorfall in der Kabine herrscht zwischen Łu und mir Funkstille. Und es tut mir verdammt noch mal weh. Meine Mutter wird auch schon skeptisch und fragt dauernd, ob alles okay ist und meint, dass ich doch mit ihr reden kann. Aber das ist das Problem. Ich kann nicht mit ihr darüber reden. Sie wünscht sich so sehr eine Frau für mich die mich glücklich macht und mit der ich mein Leben verbringen will. Da kann ich ihr doch nicht sagen, dass es ein Mann ist, der mich glücklich macht und mit dem ich mein Leben verbringen will. Den Mann, den ich belogen habe, nur weil ich es nicht schaffe offen mit ihm darüber zu reden. Und ist das nicht eigentlich das wichtigste in einer Beziehung? Hat es vielleicht einen Grund, warum ich das nicht kann? Hat Łukasz dich Recht und ich tue die ganze Zeit nur so? Nein, das glaube ich nicht! Sonst würde ich seitdem nicht nachts wach liegen, mir Bilder von und anschauen und anfangen zu weinen. Ich brauche Łukasz! Aber was soll ich machen. Er fühlt sich verarscht, hintergangen und ich kann es verstehen. Ich verstehe ihn sogar sehr gut. Er schüttet mir sein herz aus und ich schaffe es nicht ehrlich zu ihm zu sein. Alleine wenn ich daran denke, zieht dich alles in mir zusammen. Diese Wut, diese Enttäuschung, dieser Schmerz, das alles in seinen Augen zu sehen, tat unglaublich weh.
Beim Spiel war ich heute überraschenderweise sehr konzentriert und habe ein super Spiel gemacht. Zumindest so lange, bis Łukasz das Spielfeld betreten hat. Dann war es vorbei. Es ist zum Glück nicht mehr viel passiert und die Null stand am Ende. Ich wollte ihm eigentlich auch abklatschen, aber irgendwas in mir hat gesagt, dass es falsch wäre. Ich hätte es auch nicht geschafft so zu tun als wäre alles gut.
Der letzte Blick, den er mir zugeworfen hat, hat sich dermaßen in meinen Kopf gebrannt, ich konnte ihm nicht länger hinterher sehen. Zumal mein Bruder in dem Moment kam und meinte, dass meine Eltern auf mich warten.
"Ein super Spiel mein Großer! Das war weltklasse, wie du heute gehalten hast.", freut sich Mama sofort, als ich den VIP-Bereich betrete. "Dem schließe ich mir an. Du kannst stolz auf dich sein Roman.", stimmt Papa ihr zu, worauf ich nur nicke. "Aber was ich gar nicht verstanden habe.", fängt Marco an, "Warum hat Favre den Piszczek noch gebracht, wenn es keinen Grund zur Sorge gab?" Den Piszczek? Diese Formulierung alleine bringt mich schon zum Kochen. "Łukasz!", sage ich und schaue Marco mit einem etwas bösen Blick an, "Hatte sich den Knöchel gebrochen. Lucien wollte ihn langsam wieder spielen lassen und nicht gleich volle 90 Minuten!" "Achso, na dann ist das verständlich. Und wer die Kleine, mit der du dich unterhalten hast?", fragt Marco weiter und sofort schaut mich meine Mutter mit diesem Blick an der sagt, "Aha, ein Mädchen". "Das war Mia. Łukasz seine Tochter.", sage ich leise. "Sie hatte ganz schön viel Ahnung vom Torwartspiel.", grinst Marco. "Ja bei ihrem Torwarttrainer ist das keine Überraschung.", versuche ich irgendwie so zu tun, um nicht zu mitgenommen auszusehen, wenn es um Łukasz und Mia geht. Jetzt schaut mich Papa mit einem Grinsen an. "Du? Und wie ist mit ihr so. Fühlst du dich wohl?" "Papa! Sie ist 15 und vergeben!", sage ich schnell, bevor das noch ausartet. "Schade,noch fand sie echt süß.", sagt Marco dann. "Finger weg von ihr. Sie ist vergeben!", sage ich nochmal etwas lauter. "Boah ist gut. Sei nicht so pissig! Wird Zeit, dass du mal wieder eine am Start hast." "Halt die Fresse Marco!" "Jungs!", sagt Mama jetzt laut, so wie immer, wenn wir uns anfangen hoch zu pushen, "Es reicht. Lasst uns nach Hause fahren." "Roman meinst du, Mia würde morgen mit dir ein spontanes Training machen? Ich würde es mir gerne Mal ansehen.", fragt Papa. Ich sage ihm, dass ich die frage und dann fahren wir nach Hause.
Im Radio läuft von Calum Scott "No matter what". Ich höre gar nicht wirklich drauf, weil ich mich aufs Fahren konzentriere. Aber Mama scheint dieses Lied zu lieben. "Das ist schön. So emotional und ihr müsst euch mal das Video dazu ansehen. Einfach schön!", schwärmt sie, was mich schmunzeln lässt.
Zu Hause angekommen schreibe ich Mia, ob sie Lust und Zeit hätte.
R: Hey Mia. Hättest du Lust auf ein spontanes Training morgen? Mein Vater würde gerne Mal schauen, was du kannst.
M: Von mir aus. Wann? Wo?
R: Trainingsgelände und um drei?
M: Okay, bis dann
R: Bis dann
Gut, dann wäre die Sache erledigt.
Ich unterhalte mich noch lange mit meinen Eltern und Marco. Wie es ihnen geht. Was sie so machen, was es Neues gibt. Wie es Marco in Belgien geht. Alles super und keine Frage über irgendwelche Mädchen und Beziehungen.
Pünktlich steht Mia umgezogen vor mir, bereit mit dem Training anzufangen. Ich stelle ihr noch kurz meine Eltern und meinen Bruder vor und dann geht es zum Tor. Auf dem Weg dahin, schaut sie mich komisch an und flüstert mir zu: "Schön wie einfach es sein kann, jemanden seinen Eltern vorzustellen!" Natürlich weiß ich, was sie mit dieser Aussage meint. Ich seufze und schaue ihr hinterher. Oh man, was mache ich hier eigentlich?
Das Training läuft gut. Papa ist sichtlich begeistert. Mama staunt auch, nur Marco scheint es etwas langweilig zu finden, weshalb er sich die Zeit, damit vertreibt irgendwelche Sprüche raus zuhauen. Mich nervt es einfach, aber er hört nicht auf. "Vor allem Roman. Wenn Mia Łukasz seine Tochter ist, dann überrascht es mich, dass sie so einen guten Charakter hat. Weil Łukasz ist ja schon ganz schön komisch geworden. Kein Wunder, dass seine Frau abgehauen ist. Bei ihm würde sogar jeder Typ abhauen.", ruft er mir zu. "Ja stimmt schon!", sage ich ohne zu überlegen und werfe Mia den Ball zu. Sie steht aber da wie angewurzelt. "Mia, was..." "Du bist so ein Arsch Roman!", sagt sie wütend, nimmt ihr Zeug und haut ab. Erst als sie weg ist, realisiere ich, was ich da gerade gesagt habe. Scheiße, Mia wird es ihm bestimmt erzählen.
Jetzt werde ich ihn doch erst recht verlieren.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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