Kapitel 66
(Mia)
Also als Łu angefangen mich voll zu meckern, dachte ich wirklich, dass es jetzt vorbei ist. So böse wie er geschaut hat, habe ich mit allem gerechnet. Hausarrest, Fußballverbot, oder was weiß ich...typische Strafen, die einem Vater einfallen können. Aber nichts! Er ist total schnell wieder weich geworden. Ich bin dann glaube auch eingeschlafen. Jedenfalls bin ich in meinem Bett aufgewacht und habe keine Ahnung wie ich dorthin gekommen bin. Mit guter Laune habe ich mich fertig gemacht und bin runter in die Küche gegangen, wo Łu total verschlafen seinen Kaffee getrunken hat. Darüber konnte ich nur schmunzeln, das sah einfach zu lustig aus. Genauso lustig wie Roman sein Blick, als ich ihn beim Herausrennen fast umgerannt habe. Schnell bin ich dann zur Schule gefahren, nur um mit Erschrecken feststellen zu müssen, dass Harry nicht da ist.
Die ersten beiden Stunden schaue ich mir aus dem Fenster. Wo ist er denn? Keiner aus der Klasse weiß was und geschrieben hat er mir auch nicht. Als die Stunde dann endlich vorbei ist, will ich so schnell wie möglich auf den Schulhof, um ihn dort in einer ruhigen Ecke anzurufen. "Mia, kommst du mal bitte her?", hält mich Frau Schneider auf. Och nö, nicht schon wieder. "Ja, was gibt es denn?", frage ich leicht genervt, weil ich einfach nur raus möchte. "Ich möchte dir nur sagen, dass morgen Elterngespräche sind. Ich möchte deinen Vater bitten, um 18:30 hier vor dem Klassenraum zu sein.", sagt sie und ich glaube nicht, was sie da sagt. "Wieso das denn? Ich hab doch gar nichts schlimmes gemacht! Und meine Noten sind doch auch in Ordnung!?", meine ich mit einer leichten Panik in meiner Stimme. Schließlich sind Elterngespräche keine Belohnung, sie sind das reinste Gegenteil. "Da hast du Recht. Deine Noten sind top. Aber ich befürchte, dass dahinter ein gewisser Druck von oben steckt. Verstehst du was ich meine." "Völliger Blödsinn! Łu setzt mich nicht unter Druck!", sage ich lauter, als ich eigentlich will. "Du sprichst deinen Vater mit Vornamen an? Beziehungsweise mit einem Spitznamen?" Scheiße! Sie weiß ja gar nicht, dass er "nur" mein Adoptivvater ist. Also bleibt mir nichts anderes übrig als sie darüber aufzuklären. Daraus folgt dann auch, dass ich ihr erzählen muss, dass ich die zwei Wochen nicht krank, sondern entführt war. Frau Schneider hört mir die ganze Zeit aufmerksam zu und aus ihrem Gesicht kann man den puren Schock lesen. Als ich fertig bin, meint sie nur wie leid ihr das tut, was mir jetzt auch nicht wirklich weiterhilft. "Kann ich jetzt gehen? Ich muss ganz dringend telefonieren.", frage ich nach und bin total hibbelig. Sie nickt nur und ich verschwinde nach draußen. Dort wähle ich sofort Harry seine Nummer und warte bis er rangeht.
H: Mia?
M: Harry!? Wo bist du?
H: Na zu Hause, im Bett. Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?
M: Boah Harry, mach die Rollos hoch und beweg deinen Hintern hier her! Du hast die ersten beiden Stunden schon verpasst!
H: Was? Oh nein, so ein Mist! Aber wenn ich eh schon verschlafen habe, lohnt sich das dich gar nicht mehr, oder?
M: Aber dann bin ich den ganzen Schultag lang alleine.
H: Gib mir zwanzig Minuten!
M: Haha danke. Und denk dran, wir haben jetzt Musik. Nicht das du zu unserem Klassenraum rennst.
H: Danke für die Erinnerung. Bis dann my love!
Und schon hat er aufgelegt. My love, wie süß ist das denn bitte? Mit einem breiten Grinsen gehe ich nach dem Klingeln zum Musikraum und setze mich auf meinen Platz. Mitten beim Klären von organisatorischen Sachen, geht die Tür auf und Harry kommt herein gestürmt. Ich kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen und drehe mich ganz schnell wieder weg. Herr Wittig schaut weniger begeistert. "Hat es Harry also auch geschafft, den Weg hierher zu finden?", meint er und verschränkt die Arme vor der Brust, "Dann kannst du uns gleich mal erzählen, welches Lied du bei deiner künstlerisch praktischen Leistung singen wirst." Ich mag den Kerl nicht. Er weiß genau, dass Harry das jetzt nicht verstanden haben wird. Mit diesem Blick geht er auf Harry zu und setzt ihn unter Druck. "Ich warte!" Harry schaut ihn an und fängt an irgendwas vor sich hin zustottern. Hilfesuchend schaut er zu mir. "Herr Wittig, das ist pädagogisch nicht richtig was sie machen!", sage ich und stehe auf. Sofort ruhen alle Blicke auf mir. "Wie war das?", fragt Herr Wittig und lässt von Harry ab. "Ich sagte es ist pädagogisch nicht richtig, was sie machen. Einen Schüler, der noch nicht einmal unsere Sprache richtig verstehen kann, so vor der Klasse bloßzustellen, ist alles andere als förderlich. Jeder kann mal zu spät kommen und nur weil es unser neuer Schüler ist muss man auf ihm nicht extra herumhacken. Letze Woche bin ich zum Beispiel zu spät gekommen!", sage ich mit fester Stimme. "Du warst aber vorher im Sekretariat wegen deiner Aufgabe als Kassensprecherin.", versucht er sich herauszureden. "Ändert nichts daran, dass ich zu spät gekommen bin!" Darauf kann er nichts mehr sagen. Stattdessen schaut er mich überrascht an und als die Klasse dann noch anfängt zu klatschen, kommt er gar nicht mehr klar. "Raus! Raus mit euch allen! Künstlerisch praktische Leistung ist in drei Wochen fällig.", sagt er, packt sein Zeug zusammen und verschwindet aus dem Raum. Das große Tuscheln beginnt, bis Gino einmal ganz laut "Freistunde" brüllt. Alle fangen dann an ihr Zeug zusammen zu packen. Während ich meinen Hefter in meinen Rucksack packe kommt Harry zu mir. "Danke.", sagt er leise und schaut mich an. "Das ist doch selbstverständlich. Erstens finde ich, ist es meine Aufgabe, darauf zu achten, dass meine Mitschüler fair behandelt werden. Und zweitens bin ich ja nicht unschuldig, dass du verschlafen hast.", sage ich und lächel ihn an, wenn ich an die letzte Nacht denke. "My love, du bist einfach toll.", lacht er und küsst mich. "Aw na endlich!", ruft Sina auf einmal. Lachend lösen wir uns und ich strecke ihr nur kurz die Zunge raus. Dann gehen Harry und ich raus und setzen uns auf unsere Bank auf den Schulhof und genießen einfach unsere Nähe. So eine spontane Freistunde könnte es öfter geben. Dazu würde ich nicht nein sagen.
Ich wünsche euch allen noch einmal ein Frohes neues Jahr. Ich hoffe ihr seid gut rein gerutscht und es hat sich keiner dabei weh getan.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Lasst gerne Feedback da :)
~M💛
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