Kapitel 137
(Lukasz)
Was ist denn nur mit Roman los? Ich dachte, es geht ihm wieder besser. Schließlich spielt er jeden Tag mit Mia Fußball in unserem Garten und ist sonst immer gut drauf, wenn wir zu Hause sind. Ja, er war jetzt zwei Wochen nicht beim Training und ich habe ihn auch gelassen und mir ein paar Ausreden einfallen lassen. Aber durch seine gute Laune zu Hause dachte ich, es wäre jetzt an der Zeit wieder zum Training zu gehen. „Lucien, der Spruch musste echt nicht sein. Roman ist nach zwei Wochen wieder beim Training. Ist doch klar, dass da noch nicht alles glatt geht.“, meint Emre, der sich neben mich gestellt hat und mich mit fragendem Blick ansieht. Ich zucke nur kurz mit den Schultern. Schließlich habe ich selber keine Ahnung, was das gerade war. „Ich werde mal nach ihm schauen.“, schlage ich vor, worauf alle anderen sofort nicken. „Mach das Lukasz. Das Training ist sowieso jetzt beendet. Geht zu den Fans und dann ab nach Hause mit euch.“, seufzt Lucien und fängt sofort an, alles aufzuräumen. So schnell ich kann, laufe ich ins Gebäude und suche jeden einzelnen Raum auf dem Weg zur Kabine nach meinem Roman ab.
„Roman?“, rufe ich leise in die Kabine, „Roman, bist du hier?“
„Lu?“, höre ich es leise aus einer der Toiletten sagen, „Bist du alleine?“
„Ja, ich bin alleine. Mensch Roman, was ist denn los?“, frage ich weiter und bleibe genau vor der geschlossenen Tür stehen, „Komm raus, Schatz. So lässt es sich doch besser reden.“
„Du bist eh genervt von mir. Und alle anderen lachen jetzt bestimmt über mich. Ich kann hier nicht rauskommen. Ich will auch keinen mehr sehen. Ich warte bis alle weg sind!“, sagt er ängstlich. So kenne ich ihn gar nicht. „Roman, bitte. Komm raus. Ich bin icht genervt und die anderen sind genauso besorgt wie ich, was mit dir los ist. Mach bitte auf, wir fahren auch direkt nach Hause. Du musst mit keinem mehr reden, außer vielleicht mit mir.“
Für einen Moment ist Stille, dann ist das klacken vom Schloss zu hören. Unsicher schaut Roman heraus, vergewissert sich, dass ich wirklich alleine bin, ehe er mir um den Hals fällt. „Lu, ich kann nicht mehr. Ich habe Angst!", haucht er leise und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Beruhigend streiche ich über seinen Rücken. „Wovor hast du Angst?“, frage ich vorsichtig nach, bekomme darauf aber nur ein hektisches Kopfschütteln als Antwort, „Hey, ganz ruhig. Wir fahren erstmal nach Hause. Ich ziehe mir schnell andere Schuhe an und dann geht’s los.“
Roman nickt nur und wartet sichtlich nervös bis ich fertig bin. Mit schnellen Schritten überquert er dann den Parkplatz und setzt sich ins Auto. Ich werde aus diesem Verhalten nicht schlau. Erst dachte ich er hätte einfach eine kleine Downphase, die jeder mal hat. Aber das hier ist doch nun wirklich nicht normal. Allerding entschließe ich mich dazu, das Thema auf der Heimfahrt ruhen zu lassen. Auch zu Hause spreche ich es erstmal nicht an und lasse Roman in Ruhe duschen gehen. Als er fertig ist, geht er sofort ins Schlafzimmer und wirft sich aufs Bett. Seufzend mache ich mich auch noch frisch und überlege wie ich jetzt am besten mit der ganzen Situation umgehen soll.
Kurze Zeit später kommt Mia von der Schule nach Hause. Als sie mich sieht, verschwindet ihr Lächeln sofort wieder. „Ist beim Training irgendwas passiert, Papa? Hast du dich verletzt? Hat Roman sich veretzt?“, fragt sie sofort besorgt. „Mir geht es gut, keine Sorge. Und Roman…ich weiß es nicht. Er war vorm Training schon komisch. Hat sich hier umgezogen, war der erste, der wieder aus der Kabine raus war. Das ganze Taining war er sichtlich angespannt und beim Abschlussspiel ist er dann, nach einem Kommentar von Lucien, panisch in die Kabine gerannt und hat sich auf der Toilette eingesperrt. Zu mir meinte er dann, ich wäre eh genervt von ihm und alle anderen würden ihn jetzt wahrscheinlich auslachen und er will keinen mehr sehen und mit niemanden mehr reden müssen.“, erzähle ich sofort drauf los, da mich die ganze Sache sehr mitnimmt. „Hast du jetzt hier nochmal mit ihm darüber gesprochen?“, fragt sie vorsichtig. „Nein. Ich habe ihn in Ruhe ankommen lassen und jetzt liegt er im Bett. Ich wollte gerade nachschauen gehen, da kamst du jetzt nach Hause.“
„Achso. Na dann schaue mal schnell nach ihm. Ich glaube, irgendwas stimmt da nicht.“, sagt sie leise.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich drücke meine Kleine nochmal fest an mich und gehe dann nach oben ins Schlafzimmer. Ohne etwas zu sagen, lege ich mich neben Roman, der sich sofort an mich kuschelt und einen langen Seufzer von sich gibt. „Was ist los, Schatz?“, frage ich vorsichtig, während ich durch seine Haare streiche.
„Ich weiß es nicht, Lu. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe einfach Angst.“, sagt er leise. „Aber wovor denn?“, hake ich nach. „Das…das klingt jetzt bestimmt total bescheuert, aber…vor den anderen. Vor den Jungs, vor den Fans, vor den Leuten. Ich…ich weiß nicht, ich habe die ganze Zeit das Gefühl angestarrt zu werden. Abgescannt zu werden, dass man über mich urteilt, nur schlechtes über mich denkt. Das alles, was ich mache, falsch ist. Ich habe Angst vor den Fans einen Fehler zu machen, weil sie dann schlecht von mir denken. Ich will mit Mia nicht mehr auf öffentlichen Plätzen spielen, wenn da schon andere spielen. Ich will mich nicht mehr vor den Jungs umziehen, weil ich denke, dass sie mich abscannen und sich sonst was für Sachen denken. Ich, ich erkenne mich gar nicht wieder. Seit wann stört mich das so? Ich weiß doch das Fehler menschlich sind und das ich mich nicht verstecken muss und so weiter und so weiter. Aber vorhin, als der Ball reinging, Lucien sein Kommentar. Ich habe so Panik bekommen. Sämtliche Kommentare schossen in meinen Kopf und ich hatte das Gefühl ich würde daran ersticken. Halt mich für verrückt, aber ich kann nicht mehr! Das ganze macht mich so fertig, Lu. Ich will nicht mehr!“, erzählt er aufgregt drauf los und fängt zum Schluss an zu weinen. Völlig geschockt darüber was ich gerade gehört habe, drücke ich ihn fester an mich. „Ich halte dich nicht für verrückt.“, hauche ich leise. Halte ich ihn auch nicht, aber das erklärt natürlich, warum er immer im Garten mit Mia spielt, warum er nicht zum Training wollte und warum er sich hier umgezogen hat. „Roman…warum hast du mir das nicht gesagt?“, frage ich vorsichtig, obwhl ich mir schon denken kann, dass die Antwort die ist, dass er Angst hat. „Ich wollte einfach nicht, dass du denkst ich spinne, oder so. Oder Sprüche kommen, wie „Ach hab dich nicht so.“, „Du übertreibst.“ oder all sowas. Es tut mir leid Lu, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“, flüstert er und ich merke, dass ihm das sichtlich unangenehm ist. „Jetzt beruhig dich erstmal. Wir bekommen das wieder hin, ja? Du bist nicht alleine. Mia und ich sind immer bei dir. Wir sind doch eine Familie.“, sage ich und hauche ihm einen Kuss auf die Stirn, „Schlaf erstmal ein bisschen, ich mache solange was zu essen.“
Es dauert auch nicht lange, da schläft Roman tief und fest. Leise gehe ich wieder nach unten und setze mich erstmal mit meinem Laptop auf die Couch. Was kann das nur sein? Woher kommt das auf einmal? Im Internet muss es doch wenigstens einen Anhaltspunkt geben. Eine Weile suche ich herum, bis ich auf etwas stoße.
Die Betroffenen haben Angst, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren oder unangenehm aufzufallen. Sie leiden unter der ständigen Angst, von ihren Mitmenschen negativ bewertet zu werden.
„Sozialphobie!?“
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch :)
Lasst gerne Feedback da!
~M💛
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