Zwischen der Angst und der Gewalt
(02.05.2015 – London, England)
Die Anspannung lag über uns, auch eine Woche nach der letzten Nachricht von Moriarty, wir versuchen so normal wie es nur ging weiterzuleben, uns kaputt zu machen würde nichts bringen. Ich drängte die Gedanken an die ganze Sache so gut es ging zur Seite, Verdrängung, ein alter Freund von mir, mit ihm kam aber auch ein anderer zurück. Alpträume, ich hatte sie fast jede Nacht gehabt.
Der Inhalt der Träume wechselte von Nacht zu Nacht, es waren brutale Bilder aus meiner Vergangenheit verwebt mit den schlimmsten Ereignissen die mein Verstand sich für die Zukunft ausdenken konnte. Ich sah die kleine Molly, jedoch mit schwarzen Locken, weinend, weggerissen von der einzigen Familie die sie kannte, ich sah verbrannte Körper, zerrissen und entstellt von einer Explosion. Ich sah Sherlock, am Fuße eines hohen Gebäudes, unter seinem Kopf eine Blutlache, seine schwarzen Locken in rot getränkt, sein Blick starr und ohne Leben. Ich sah John, Schüsse fielen um ihn herum, er versuchte auszuweichen aber war machtlos als unzählige Kugeln seinen Körper durchdrangen. Ich sah Baker Street in Türmern liegen, in ihren Überresten die Leichen meiner alten und neuen Familie, alles was ich je geliebt hatte, Tot, aus irgendeiner Grausamkeit des Schicksals heraus sah ich mich selbst nie sterben, wobei das alles war was ich wollte wenn ich diese Bilder sah.
Schreiend, um mich tretend, von Angstschweiß bedeckt wachte ich jede Nacht auf, mir war als würde ich ersticken, ich bekam nie Luft bis ich Sherlocks Arme um mich spürte, ich legte mich nie schlafen war er nicht da. John sah es nicht gern aber ich wartete jeden Abend, bis in die Nacht hinein wenn es sein musste bis mein Retter zu Hause war. Trotz meiner Nächte voller Angst, schlechten Träumen und Panik Attacken hielt ich es während der Tage ganz gut zusammen, immer bereit sollte eine Nachricht auf dem Telefon aus der Hölle eingehen.
Ich musste stark für die Beiden sein, nur in der Nacht gelang mir das nicht, sosehr ich mich auch bemühte. Es war sehr früh am Morgen, circa sechs Uhr als ich an diesem Samstag aus der Dusche trat, das heiße Wasser hatte etwas Leben zurück in mich gebracht. Mich im Spiegel ansehend war ich froh das ich nicht der Typ für dunkle Augenringe war, wahrscheinlich weil ich schlimmere Nächte im Leben durchgemacht hatte oder ich redete mir ein, ich sah noch ganz gut aus dafür was so geschah in meiner Freakshow von einem Leben.
Wären da nicht die zarten Momente zwischen mir und Sherlock, das warme Gefühl das mir die Baker Street und ihre Bewohner gaben, es wäre es nicht wert. Aber es gab sie, also hielt ich durch, auch das würde vorbei gehen. Ich zog mich an, ging ins Wohnzimmer und holte mir meine Kette von Sherlock wieder, dieser saß in seinem Sessel, tief in Gedanken. Er plante etwas, hatte etwas herausgefunden oder zumindest etwas in der Richtung, das sah ich deutlich aber ich merkte auch das es etwas war das er mir nicht sagen konnte, also fragte ich nicht danach.
Ich küsste lediglich seine Schläfe, meine Finger durch seine Haare gleiten lassend. Was würde ich nicht geben um einen Blick in den Gedächtnispalast zu werfen denn er sein eigen nannte, war es einfach mit dem Leben umzugehen wenn man so genial war? Mein Hirn, so mittelmäßig es auch war, machte mir schon genug zu schaffen, siehe meine Nächte, wäre es besser so brillant zu sein? Konnte man wirklich abstellen was einen zu sehr belastete? Ausblenden was einem nicht weiterhalf?
„Das ist schön" holte mich seine tiefe Stimme aus meinen Gedanken, er sah mich aus seinen einzigartigen Augen an, wie ich hinter ihm stand, seinen Kopf dafür in den Nacken gelegt. Sein Blick war voller Hingabe aber da war auch etwas anderes, etwas von dem ich nicht wusste ob es mir gefiel. Was versteckte er nur vor mir?
Seine Position konnte nicht bequem sein, deshalb gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn und drückte sanft seinen Kopf wieder aufrecht. Daraufhin drehte er sich in seinem Sessel zu mir, jedoch nur um mich auf seinen Schoß zu ziehen.
Ich lachte auf, diese Spontanität, dieser Stimmungswechsel, noch dazu in dieser Umgebung waren neu aber nicht unwillkommen. Er grinste mich an, sein ganzes Gesicht hatte etwas verspieltes als er mich küsste, ich seufzte in den Kuss hinein, das hatte ich vermisst, ich hatte ihn vermisst auch wenn er jeden Tag dagewesen war. Meinen Körper an seinen pressend wollte ich nichts lieber als ihn in unser Schlafzimmer ziehen. Ihn erinnern für was er kämpfte, ihm zeigen das solange ich Luft in den Lungen hatte, ich ihn lieben würde, egal was geschah, egal wie viele Alpträume ich durchstehen müsste, wir waren es wert.
Als er eine Spur von meinem Mund, zu meinem Ohr und dann meinen Hals herunterküsste, sich wie ein ertrinkender an mich klammernd spürte ich deutlich das er zumindest ähnliche Gedanken haben musste. Noch klarer wurde es mir als er mich anhob, ins Schlafzimmer trug um mir dort zu zeigen was ich ihm bedeutete. Ein Liebesgeständnis aus Berührungen, Blicken und vollkommener Hingabe.
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