Wechsel
Er hat versuch sie anzufassen. - SH
Müssen ihre Gruppe ändern. – SH
Werde vor der Halle auf Rebecca warten. – SH
Noch bevor ich richtig aus der Halle war schieb ich John. Am liebsten hätte ich Rebecca wieder mitgenommen, verdammt ich war kurz davor gewesen sie anzuheben und zu gehen. Der Gedanke daran was passiert wäre, hätte ich sie nicht hinein begleitet, ein Schauer überfiel mich und mein Gesicht verzog sich. Ich fragte mich ob ich ihn zu einfach hatte davon kommen lassen, meine Kampfsportkenntnisse hätten ihm bestimmt das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
Mir würde beinah übel bei dem Gedanken dass sie jetzt allein mit ihm in der Halle war, gut ganz genau genommen waren da noch die anderen Teilnehmer, dennoch. Eins stand fest, wenn er auch nur den entferntesten Versuch starten würde ihr nochmal diesen verängstigten Gesichtsausdruck zu verpassen, ich könnte für nichts garantieren.
Eine Nachricht von John holte mich aus meinen Racheplänen.
Wer hat was versucht? Was ist passiert? Soll ich zu euch kommen? – JW
Na wenigstens schien auch er sich etwas zu sorgen, obgleich er mal wieder Zeit mit unnötigen Fragen verschwendete, na gut theoretisch hatte ich ja Zeit, unter keinen Umständen würde ich mich mehr als fünf Meter von dieser Halle entfernen bis Rebecca wieder bei mir war. Mit ihrem Medaillon spielend wählte ich Johns Nummer.
*
„John was machst du denn hier?" ich lächelte den Arzt an und gab ihm eine schnelle Umarmung, mit Sherlock hatte ich gerechnet, dieser legte mir meine Kette wieder um als ich zurücktrat um John anzusehen.
„Sherlock hat mich angerufen und erzählt was passiert ist." Erstaunt sah ich zu dem Consulting Detektiv, es war eine unschöne Szene gewesen aber das er sich gleich an John wand war doch Übertrieben oder?
So viel brachte ich auch zum Ausdruck „Ich meine er war nicht der erste Kerl der mich einfach antatschen wollte ohne zu Fragen" unschöne Erinnerungen.
„Er wird auch nicht der letzte sein" fügte ich leiser hinzu und sah auf meine Schuhe, das war wohl das Los jeder Frau.
„Rebecca dazu hatte er kein Recht, ich wollte dass du dieses Programm absolvierst damit du dich besser und stärker fühlst. Es tut mir Leid" John klag wirklich getroffen, nichts davon war doch aber seine Schuld, ich wusste er würde nie etwas tun oder veranlassen was mir schadete.
„Du hast nichts falsch gemacht. Sherlock hat Jacob in seine Schranken gewiesen und den Rest der Stunde hat er mich nicht einmal mehr angesprochen. Alles gut. Gehen wir nach Hause."
Die Beiden sollten nicht schon wieder wegen mir Grund zur Sorge oder Streit haben. „Wir suchen dir eine neue Gruppe und ich werde persönlich dafür Sorgen das dein Trainer kein Kotzbrocken ist."
Ich musste auflachen als John meinen Spitznamen für Jacob verwendete.
*
(18.02.2015 - London, England)
„Ja das wird gehen" stellte Sherlock fest. Selbe Halle, dasselbe Programm aber neuer Wochentag und was meinen Mitbewohnern am wichtigsten war, ein neuer Trainer. Nach der ganzen Jacob Geschichte hatte John Beschwerde bei der Agentur, die die Suchtprogramme organisierte eingereicht und einen neuen Platz für mich verlangt.
Sherlock hatte versucht das ganze komplett in den Wind zu schießen aber in dieser Angelegenheit war der Arzt stur geblieben. Deshalb stand mein Retter nun neben mir, er hatte sich jeden einzelnen Teilnehmer und den neuen Trainer (Harry? Gary? Berry? Wie auch immer) genauestens angesehen. Es gab mir ein wohlig warmes Gefühl so beschützt zu werden, mit dem Wissen zu Leben das Sherlock nicht zulassen würde das mir etwas passierte.
„Wieder keine blutrünstigen Kriminellen dabei?" fragte ich ihn leise, Enttäuschung vorspielend. Wobei ich gestehen musste, dass wenn einer dabei wäre, ich gehen könnte, das wäre ein Vorteil, naja man kann nicht alles haben.
„Bedauerlicherweise nicht" murmelte er leise aber lächelnd, ich legte ihm meine Kette um, noch bevor ich den Drang unterdrücken konnte ließ ich meine Finger über die Locken an seinem Haaransatz gleiten. Sie waren so weich, es war eine schwere Aufgabe von ihm abzulassen. Mit jeder Berührung die wir teilten, wurde es schwerer Aufzuhören.
Die letzten Nächte hatten wir auf unseren Tanz, so tun als würden wir schlafen, verzichtet, stattdessen war ich immer sofort in seine Arme geflüchtet. Die Nächte waren leichter als die Tage, sie waren manchmal alles was mich in der Bahn hielt, ich hatte das Gefühl das Sherlock das ähnlich sah.
Ich wagte es nicht daran zu denken wo uns dieses langsame Vortasten hinbringen würde, hatte ich doch beschlossen das ich diese Reise Schritt für Schritt vornehmen würde, diese Dinge waren zu gut um sie zu überdenken. Das Geheimnis lag wohl im Fühlen, nicht denken.
„Ich warte dennoch vor der Halle, nur für den Fall das..." ich unterbrach ihn. „Sherlock alles gut, du kannst ruhig gehen, du wolltest doch nach Fällen suchen. John holt mich dann ab. Du hast selbst gesagt, keine Irren hier" ich sah meinen neuen Trainier an „zumindest keine blutrünstigen".
Er war ganz klar nicht überzeugt „Na los, hab etwas Spaß. Zeig denen wie man Verbrechen aufklärt." wenigstens einer von uns sollte seine Zeit sinnvoll nutzen.
Als ich sah wie er schmunzelnd seinen Lockenkopf schüttelte, wusste ich hatte gewonnen. Das Gefühl verlies mich als ich sah was er aus seiner Manteltasche holte, er hatte damit gerechnet, es vielleicht sogar geplant. In seiner Hand hielt er ein Smartphone, nicht seins, das kannte ich, dieses hier war ein ganz anderes Modell. Es war kleiner als seins aber dem Aussehen nach neu.
„Meine Nummer und die von John sind eingespeichert." Ohne mir die Chance zu geben mich richtig zu bedanken wollte er einfach gehen, dieser Mann, unfassbar. Nach ein paar Sekunden des Schocks, über dieses unerwartete Geschenk, beschloss ich das das so nicht ging.
„Sherlock" rief ich, wie auf Befehl blieb er stehen, drehte sich wieder zu mir um und noch bevor er nun die Chance hatte zu reagieren warf ich mich in seine Arme. „Danke sehr" meine Arme lagen um seinen Hals und meine Füße berührten nicht mehr den Hallenboden, er hatte mich aufgefangen als ich gehüpft war, natürlich hatte er das.
Wie er es schaffte mich sicher aber auch so unglaublich sanft zu halten wusste ich nicht, ich drückte ihm einen Kuss ins Haar, wie hätte ich anders können. „Tausend Dank" es war mehr als nur ein geschenktes Telefon, es war das Wissen das ich nunmehr nur anrufen brauchte und er würde mich retten, wie er es immer tat.
„Deine Stunde fängt gleich an" seine Stimme war, wie er wohl dachte emotionslos aber ich wusste es besser. Die Tatsache dass er trotz seiner Aussage keine Anstalten machte mich runter zu lassen betrog ihn zusätzlich. Wenn es nach mir gegangen wäre hätte ich noch stunden so verbracht aber John zu liebe sollte ich mich wohl bemühen mein Training zu absolvieren. Ich klopfte auf seine Schulter und wurde zugleich sanft zu Boden gelassen.
Ein letztes Lächeln, dann ging er endgültig.
*
„Du bist die neue" ich war wie vom Blitz gerührt, in der vorherigen Gruppe hatte ich mit niemandem gesprochen, ich war auch nicht angesprochen worden. Ich hatte wohl nicht sehr einladend gewirkt, alles Absicht, ich wollte keine Freunde in der Gruppe finden. Ich wollte ja nicht mal dabei sein, außerdem wollte ich niemanden befreunden der so instabil war wie ich. Die Erinnerung an Sue und die anderen Straßenkinder immer noch schmerzhaft in meinem Gedächtnis.
Dennoch drehte ich mich um, bemüht so ehrlich wie möglich zu lächeln. „Ja, ich habe die Gruppe gewechselt." unhöflich wollte ich auch nicht sein. Die junge Frau die mich angesprochen hatte war wirklich nicht das womit ich gerechnet hatte. Ihre Haare waren lang, während meine mir nur bis knapp über die Schultern gingen ragten ihre bis über ihre Brust, sie waren pink gefärbt ins lila auslaufend.
„Cool" grinste die Fremde, ihr Lächeln war echt, zumindest wenn man dem glauben konnte was Sherlock mir über Mimik beigebracht hatte oder besser gesagt versucht hatte beizubringen.
„Mein Name ist Sarah" sie winkte mit der rechten Hand kurz, ihre Nägel waren schwarz lackiert. „Rebecca" erwiderte ich.
„Wir sollten weitermachen" versuchte ich aus der Situation rauszukommen, irgendwie erinnerte sie mich an Sue, sie war auch groß, schlank und schön. Das schmerzte in gleichem Maße wie es gut tat, sie sah ihr ähnlich. Es wäre nicht fair eine Freundschaft zu schließen nur weil sie wie Sue aussah und lächelte.
„Ich will auch nicht hier sein aber es ist einfacher wenn man sich drauf einlässt." erstaunt sah ich sie an, sie hatte mich richtig eingeschätzt. Es sollte mich nicht mehr überraschen dass anscheinend jeder mich lesen konnte. „Du hast diesen *lasst mich in Ruhe* Vibe an dir" erklärte sie, ihr Lächeln war versöhnlich, entschärfte ihre Worte etwas.
„Okay" meinte ich nur die Augenbrauen hochziehend, dieses Gespräch war merkwürdig. Wir machten unsere Übungen nunmehr Seite an Seite. Ich versuchte das Gebrabbel des Trainers auszublenden, sowie die Nähe zu Sarah. Innerlich zählte ich die Minuten bis ich hier raus konnte. Eine Stimme unterbrach meine Gedankenuhr.
„Was war es für dich?" eines musste man ihr lassen, sie war direkt und hatte keine Berührungsängste „Ich bin Mediensüchtig" bot sie an noch bevor ich hätte antworten können, nicht das ich das wollte. „Darüber spreche ich nicht" sagte ich bemüht nicht zu hart zu klingen, es gab einen Grund warum ich eine herkömmliche Therapie abgelehnt hatte.
„Ist in Ordnung" versicherte mir Sarah, sie schien jedoch nicht aufgeben zu wollen „Der Mann der dich gebracht hat...."
Mir gefiel der Gedanke nicht das sie mich beobachtet hatte, wenn ich mit Sherlock zusammen war verblasste die Welt um uns herum manchmal, ich vergaß nur das sie das nicht wirklich tat. „Auch darüber spreche ich nicht" unterbrach ich sie nun deutlicher. War ich zu unhöflich? Ich wusste es nicht.
Sie schien es mir nicht übel zu nehmen, es wäre einfacher Sarah würde einschnappen und weggehen, diese konstante ehrliche Höflichkeit war anstrengend. Es Dinge über die ich nicht sprechen wollte, schon gar nicht mit jemandem den ich nicht kannte. Wir waren zwar alle Süchtige hier, dass Verband uns wohl alle auf eine Art aber dennoch machte das uns nicht zu Freunden.
„Bleibt uns immer noch das Wetter" verwirrt sah ich sie an „Als Gesprächsthema" sie grinste wie ein kleines Kind nach einem erfolgreichen Streich. Sie hatte mich zum Lachen gebracht fiel mir auf.
*
Mit Sarah an meiner Seite war die Stunde tatsächlich etwas schneller vergangen, nachdem ich es aufgegeben hatte sie loswerden zu wollen. John wartete schon auf mich als ich aus der Halle trat, ich umarmte ihn kurz. „Du siehst gar nicht aus als hättest du Nägel kauen müssen" stellte er schmunzelnd fest.
„Keine Nägel heute" bestätigte ich, er sah zufrieden damit aus. Auf dem Heimweg erzählte ich ihm alles über das Training, den Trainer und auch Sarah. Ich zeigte ihm mein neues Handy und dabei fiel mir zum ersten Mal die Hülle auf, sie war schwarz, deshalb hatte ich erst gar nicht gemerkt das sie da war, die Rückseite zierte eine Tudor Rose, darunter waren meine Initialen *RJK*.
„Mach dich darauf gefasst das Sherlock dir nun Nachrichten schreibt wenn er etwas braucht, auch wenn du im Raum bist." warnte mich John „Oder es sich borgt wenn seins nicht in Reichweite ist."
Ich musste lachen, hatte ich dies alles ja schon beobachtet. „Damit kann ich leben" sehr gut sogar.
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