Seltsame Ereignisse
Er war still als wir nach Hause fuhren, es schien tief in Gedanken versunken zu sein, nur oberflächlich die Welt um sich herum wahrnehmend, dennoch hielt er meine Hand, die ganze Zeit, als hätte er Angst, in dem Moment in dem er losließ würde ich wieder dort hängen. Ich begrüßte die Berührung, unabhängig davon was sie vielleicht für ihn bedeutete, mir bedeutete sie in diesem Moment die Welt. Die Ereignisse der vergangenen Stunden hatten mich in einem Zustand zwischen Schock, Panik und Angst zurückgelassen, ich wusste was passiert war, was hätte passieren können aber es fühlte sich noch etwas fern an, das kannte ich von mir nicht, ich wartete das mich das Ausmaß meiner Gefühle traf, mich von den Füßen riss.
Der Schlag kam, wie meist, wenn man sich eigentlich schon Sicher fühlte später in der Nacht. Nachdem wir John erzählt hatten was passiert war, nachdem dieser mich erleichtert umarmt hatte. Ich hatte gelauscht und gleichzeitig nicht zugehört als Sherlock mit dem Arzt den Tag und Theorien dazu durchgegangen war. Der Schlag kam nicht als wir beim Abendessen saßen, ein Ruhiger Moment den ich um ein Haar verpasst hätte, er kam auch nicht als ich die blauen Flecken an meinen Unterarmen bemerkte.
An den Stellen an denen sich das unnachgiebige Metall des Geländers in meinen Arm gedrückt hatte, ich drückte die blauen Flecken etwas, sie würden über die nächsten Tagen noch prominenter Werden, ihre Farbe wechseln bevor sie verschwanden. Sherlock hatte mich dabei beobachtet, schnell hatte ich weggesehen und meinen Ärmel wieder nach unten gezogen.
Nein der Schlag kam in der Nacht, ich lag an Sherlock gepresst im Bett als es passierte. Plötzlich war ich es die Tränen in den Augen hatte und ein ersticktes „Sherlock" sich aus meiner Kehle kämpfte. Nun sprach ich seinen Namen wie ein Gebet, acht Buchstaben die die Welt bedeuteten.
Er ließ mich weinen, unmöglich zu sagen wie lange er mich einfach nur hielt, nach einer Weile begann er mir zuzuflüstern das ich sicher war, das er mich hatte, nicht loslassen würde und das es nichts gab vor dem ich Angst haben müsste, das er mich beschützen würde. Ich glaubte ihm, er meinte es, er glaubte er könnte es aber ich hätte es besser wissen müssen.
*
(24.04.2015 – London, England)
Es war nun eine Woche her dass ein Unbekannter Mann mich hatte umbringen wollen, er hatte sein Ende nicht lange danach gefunden, ein Fall der immer noch ungeklärt war. Sherlock war allen möglichen spuren nachgegangen, hatte Untersuchungen an der Kleidung des Toten vorgenommen, den Tatort bis ins kleinste Detail untersucht aber nichts war dabei rausgekommen. Wir wussten nicht mal seinen Namen oder ob er unser ursprüngliches Opfer wirklich umgebracht hatte. Zum ersten Mal fanden wir uns vor zu vielen Fragen wieder und zu wenig Antworten.
Um den Bastard der mich hatte ins Jenseits befördern wollen tat es weder mir noch dem Detektiv leid, er hätte Jacob fast den Arm abgerissen als dieser mich hatte anfassen wollen, ich wagte mir kaum auszumalen was Sherlock mit dem Mann von der Brücke gemacht hätte. Dennoch wünschte ich mir Gerechtigkeit für unser erstes Opfer das von dessen Fundort wir den Mann aus verfolgt hatten.
Dieser Mann war allem Anschein nach ein zufälliges Opfer gewesen, keine Feinde, keine Familie, war nie straffällig geworden. Er hatte nur die falsche Abkürzung durch den Park nehmen wollen, ich hatte ja selbst gemerkt wie schnell es gehen konnte. Von Sicher zu in Lebensgefahr in der Spanne von Sekunden.
Vielleicht war es der Gedanke gewesen mich zu verlieren oder die Erleichterung einer zweiten Chance, was auch immer es war. Sherlock hatte in der zweiten Nacht nach diesem Tag, der mein Letzter hätte sein können gefragt ob er mich küssen könnte. Wir hatten im Bett gelegen, ich an ihm, halb auf ihm, genauer gesagt, sein Blick war so offen, voller Gefühl gewesen, es hatte mein Herz getroffen und zum schneller schlagen gebracht. Mehr als ein Nicken hatte ich nicht zu Stande gebracht aber mehr brauchte er dem Anschein auch nicht, er hatte mich geküsst.
Mit der gleichen Hingabe wie auf der Brücke, als wäre ich etwas das er bewahren wollte, etwas das er unter allen Umständen haben musste. Trotz der Leidenschaft wie er ausstrahlte, der Dringlichkeit mit der er seine Lippen auf meinen bewegte, hatte er gefragt und mir wurde klar dass ich die Geschwindigkeit bestimmte, er überließ die Zügel mir, er würde sich nichts nehmen was ich nicht gab. Hätte ich es nicht schon längst getan, hätte ich mich in diesem Moment in ihn verliebt.
Seit dem Küssten wir uns beinah jede Nacht, nichts anderes, ich gab das Tempo vor und ich war ein Feigling, ich gab dem Kribbeln in meinem Bauch nicht nach, der Stimme in meinem innersten die mehr wollte. Wir waren bis zu diesem Punkt langsam gegangen, jeden Schritt genießend. Ich war mir uneins was ich tun sollte. Jede Minute mit seinen Lippen auf meinen war so unbeschreiblich gewesen, auch wenn seine, wie meine, Hände nie tiefer gegangen waren als unsere Taillen, fühlte ich mich dabei unter Strom gesetzt.
Ich glaubte ich würde vergehen, mich einfach auflösen sollte er mich jemals so berühren wie der hinterste verbotenste Teil von mir es wollte. Seine Geigenspieler Hände wür....
„Becca hörst du mir zu" Johns Stimme holte mich aus meinen zunehmend erotischer werdenden Gedanken, ach ja, es gab noch eine Welt außerhalb der Blase die Sherlock und ich gern bildeten.
„Ja" auch wenn es offensichtlich war das ich es nicht getan hatte, er drückte genau das mit seinem Gesichtsausdruck auch aus „Entschuldige, jetzt höre ich zu" setzte ich meine Aussage deshalb fort.
Etwas Wichtiges hatte ich nicht verpasst, er bat mich nur etwas aus dem Laden zu holen, ich freute mich mal rauszukommen deshalb nahm ich die Liste, das Geld und meine Sachen um mich auf den Weg zu machen.
*
Es waren wirklich nur ein paar Kleinigkeiten die wir gebrauchten hatten, nichts von Bedeutung, dennoch war ich froh an die frische, so frisch wie sie in der Stadt sein konnte, Luft zu kommen. Ich trug eines der Kleider die mir Mrs Hudson mitgebracht hatte, der Stoff des Rockes wippte als ich lief, ich fühlte mich feminin, sogar schön wagte ich mir einzugestehen. Innerlich freute ich mich schon das Sherlock nach Hause kam, vielleicht fand er es auch ansprechend, die Art wie alles was ich verstecken wollte, vor der Welt, nicht ihm, niemals vor ihm, bedeckt war und dennoch so viel Haut zu sehen war.
Noch bevor ich wieder zu tief in meinen Gedanken an den Lockenkopf versinken konnte spürte ich wie ich gegen Wiederstand lief. Mir war gewesen als hätte ich aufgepasst wo ich hinlief, mein Weg war frei gewesen einen Augenblick zuvor. Ich schüttelte den Gedanken ab um mich zu entschuldigen. Noch bevor ich ein Wort über die Lippen gebracht hatte, hörte ich eine bekannte Stimme sagen.
„Oh nein tut mir leid" ich blickte den Mann an, ich kannte ihn, Bill, nein das war es nicht, Tim, näher dran aber es war..... „Ich hab nicht.... halt wir kennen uns doch, jetzt hab ich sie zum zweiten Mal angerempelt" sprach Jim weiter, ja das war es Jim.
„Ja, das zweite Mal aber alles in Ordnung" versicherte ich ihm, es war ja nicht seine Schuld, glaubte ich, komischer Zufall aber wahrscheinlich auch nicht, dies ist bestimmt sein Weg zur Arbeit. Ich schüttelte das komische Gefühl in meinem Inneren ab, ich sah schon Gespenster, als wäre dieser dunkelhaarige Mann ein superkrimineller der mich anrempelte um seinen bösen Plan in Gang zu setzen, lächerlich, musste aufhören Thriller zu schauen.
„Vielleicht sollte ich sie zur Entschädigung zu einem Kaffee einladen" das hatte ich nun vom Lächeln und nett sein, ich musste einen Weg finden diese Einladung abzulehnen.
„Ich mag keinen Kaffee" ich versuchte ein mittelmäßiges Lächeln, zwischen höfflich aber nicht flirtend, sah wahrscheinlich nicht gut aus. Schien ihn aber nicht zu interessieren, er brauchte wohl mehr als einen kleinen Wink.
„Wie wäre es mit Tee, ich denke es ist gegen die Verfassung, als Engländerin Tee abzulehnen" er lächelte, es hatte etwas Raubtierhaftes an sich. Ich konnte sehen wie Frauen das anziehend finden würden, er schien nett und charmant zu sein aber ich mochte dem Anschein nach verschlossen und mysteriös.
„Lieb von ihnen mich einladen zu wollen aber um ehrlich zu sein gibt es da jemanden und" ich hoffte das würde die Botschaft rüber bringen. Sofort änderte sich eine Körpersprache, er ruderte zurück. „Oh, hätte ich wissen müssen. Dann keinen Kaffee, haben sie noch einen schönen Tag Rebecca" er ging weg, als ich ihm nachsehen wollte war er verschwunden.
*
Ich stellte die Beutel auf den Küchentisch, meine Jacke und Tasche hatte ich an der Garderobe auf gehangen. Noch bevor ich etwas anderes tun konnte war Sherlock hinter mir, er konnte wirklich leise sein wenn er wollte. Er drückte mir einen Kuss ins Haar, einen Atemzug nehmend, er hatte eine Vorliebe für meine Haare. Sein Körper war an meinem, von jedem Punkt an dem wir uns gerührten ging diese Elektrizität aus, wärme wie nur er sie mir schenken konnte.
„Sherlock" flüsterte ich, ich nahm eine seiner Hände und legte damit seinen Arm um mich, John war im Wohnzimmer aber die Tür war verschlossen und er sah auf seinen Laptop. Ich wollte diesen gestohlenen Moment für uns. „Neues Kleid" stellte er ebenso leise fest, ich lächelte, die Aussage war nüchtern betrachtet nur eine Feststellung aber ich konnte die Bedeutung lesen. Seine Art ein Kompliment zu machen war so einzigartig wie der Mann selbst. Ich war zufrieden, ich liebte ihn wie er war, kein Mann der großen alltäglichen Liebesbekundungen, dafür der großen Gesten. Wer brauchte täglich süße Worte wenn er sich ohne Zögern über ein Brückengeländer begeben würde um einen zu retten.
Unser Moment wurde unterbrochen als er sich verkrampfte „Was ist das?" sagte er in seiner Detektiv deduktions Stimme, er steckte seine Hand nach etwas aus, erst dann sah ich was er meinte, in einem der Beutel, zwischen den Dingen die ich gekauft hatte steckte ein roter Umschlag, diesen hatte ich nicht gekauft, nicht einmal bemerkt hatte ich ihn. „Ich weiß es nicht" gestand ich ein.
Er nahm das Kuvert an sich, von mir weg tretend. John kam nun auch in Küche, er musste Sherlocks Frage sowie meine Antwort gehört haben. „Was ist los?" fragte er besorgt, er sah mich an als erwartete er Sherlock hätte etwas an mir entdeckt, einen Schnitt, eine Verletzung irgendwas.
Der Detektiv rollte seine wunderschönen Augen über die Annahme des Arztes. „Das hier" begann er, den mysteriösen Umschlag höher haltend „befand sich in dem Beutel den Rebecca mitgebracht hat, sie hat ihn nicht gekauft, die Tatsache das sie ihn nicht bemerkt hat verrät uns, er wurde nach den Lebensmitteln hineingetan."
Ich musste an Jim denken, hatte er mir seine Nummer zugesteckt noch bevor ich ihm hatte erzählen können das ich kein Interesse hatte? Aber dafür benutzt man doch keinen ganzen Brief und wie hatte er wissen können das er mich sehen würde. Vielleicht war er ausversehen in meinen Beutel gelangt, ja so musste es gewesen sein, als wir uns gerempelt hatten muss er ihm aus der Hand, in meinen Beutel gefallen sein.
„Gib her" sagte ich, schnell nahm ich das rote Kuvert an mich, es würde sich alles aufklären. Noch bevor meine Mitbewohner etwas sagen konnte öffnete ich es. Darin war ein gefaltetes Blatt Papier, als ich es weiter rauszog sah ich was darauf stand und erst jetzt wurde mir klar dass ich Jim nie meinen Namen gesagt hatte und doch hatte er ihn benutzt, genauso wie er nun auf der Außenseite des Briefs stand.
Mit großen Augen sah ich zu Sherlock dann zu John, ich zeigte es ihnen mit zittrigen Händen. „Falte ihn auf" forderte der erstere, sich hinter mich stellend, John sah zweifelnd zu uns. „Ist das sicher" warf er ein, er dachte wahrscheinlich an Gift oder so, aber ich berührte das Papier bereits und „Hätte er sie umbringen wollen, hätte er die Chance gehabt"
Ich öffnete den Brief und laß:
Sherlock und Rebecca
küssen sich auf einer Brücke.
Zwischen ihnen keine Lücke.
Eine Prinzessin aus der Not,
gerettet und erhaben.
Bald schon aber ist sie tot
sollte der Prinz versagen.
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