Baby Holmes in Gefahr
Es war wie in einem Alptraum gefangen zu sein, einzig konnte ich nicht aufwachen. Mein Herz pumpte in einem schmerzhaften Takt gegen meine Rippen, noch vor Stunden hatte ich Baby Holmes in meinem Bauch flattern gefühlt nur um dann Blut zu finden, nicht viel aber genug um wie ein Messer in meinem Herzen zu stecken.
Nein...... alles nur das nicht
Wie durch einen dichten Nebel hindurch hatte ich mitbekommen das Mycroft sich meiner angenommen hatte, noch nie war ich dankbarer für seine Anwesenheit gewesen.
In gehauchten Worten hatte er auf mich eingeredet, mir versprochen das er alles in Ordnung bringen würde, so als läge es in seiner Macht es zu tun.
Nicht mein Baby..... alles nur nicht mein Baby
Tränen standen in meinen Augen aber der Schock war zu groß als das ich sie fallen lassen konnte, es fühlte sich so an als würde ich erneut alles verlieren was mir lieb war.
Ich bin ein Fluch...... warum?........Sherlock hilf mir
Die Straßen zogen in verschwommenen Bildern an mir vorbei. Ich würde alles geben um dieses Kind auf die Welt zu bringen, still betete ich das die Mächte des Himmels Gnade für mich finden konnten.
*
Sie stand vollkommen neben sich, es brach mein Herz sie so zu sehen. Sherlock hatte recht gehabt als er in seiner Trauerrede davon gesprochen hatte das sie trotz der Umstände ihres Lebens eine Quelle des Lichtes für ihre Mitmenschen war, stark, freundlich und gut.
Dennoch schien das Leben ihr immer wieder mit Freude Steine in ihren Weg zu legen, sie mit jenen erschlagen wollend. Doch ich würde es nicht zulassen, ich weigerte mich.
Auf dem Weg in die Klinik rief ich Anthea an, sie sollte die Ärzte vorwarnen, dafür sorgen das sie wussten das es nichts wichtigeres gab als die Frau welche ich in ihre Obhut bringen würde. Natürlich würde sie es tun, ich vertraute ihr wie Niemandem sonst mit diesen heiklen Dingen.
Ich wagte nicht daran zu denken was dieser Tag für ein Ende nehmen könnte, sie würde es nicht überstehen, das hatte ich deutlich in ihren Augen gesehen. Und ich wusste das es in jenem Fall nichts gab was ich tun könnte um sie zu retten, deshalb verschloss ich diese Möglichkeit hinter einer Stahltür in meinem Gedächtnispalast.
Dieses Kind war zäh, wie könnte es anders sein, seine Eltern waren ebenfalls nicht zu schlagen. Die Chancen hatten so oft gegen Beide gestanden und doch waren sie noch am Leben.
Das war der Gedanke an welchen ich mich klammerte bis ich den Eingang des Krankenhauses erreichte.
*
Alles war mir so fern, ich wurde aus dem Auto auf eine Trage gehoben, Menschen mit medizinischen Masken über ihren Gesichtern sahen mich an, sie stellten Fragen und ich hörte mich selbst antworten.
Ich wurde weggebracht, weg von Mycroft, dessen Stimme mich wie ein Anker in der Realität gehalten hatte. Nunmehr fielen meine Tränen, die der Angst, der Verzweiflung und der Trauer. Eine Schwester redete beruhigend auf mich ein, sie sagte das sie ihr Bestes gaben rauszubekommen was mit meinem Baby los war.
Die nächste Stunde zog wie eine Minute und dennoch wie eine Ewigkeit an mir vorbei, die Untersuchungen ließ ich wortlos über mich ergehen, nicht wissend was ich falsch gemacht hatte, ob es etwas gab was mein Kind retten könnte oder ob die Sünden meiner Vergangenheit mich eingeholt hatten...
*
Sie hatten ihr ein ungefährliches Beruhigungsmittel gegeben, sie sah friedlich aus. Ich streichelte ihr das Haar aus dem Gesicht, immer wieder, es war wie einst bei Sherlock, doch fühlte ich nun eine neue Art des Schmerzes und der Angst.
Niemand hatte groß Notiz von mir genommen, wahrscheinlich weil meine beste Mitarbeiterin ihnen eben dies geraten hatte, das letzte was ich gewollt hatte waren leere Versprechungen oder angeblich beruhigend wirkende Worte aus dem Mund dieser Menschen, die ihre Zeit und Energie darauf verwenden sollten meinen Neffen oder meine Nichte zu retten, zu hören.
Noch wurden die Testergebnisse ausgewertet, also hatte Becca noch alle Zeit der Welt sich auszuruhen, ich für meinen Teil konnte mir nichts wichtigeres vorstellen als an ihrer Seite zu wachen. Nicht nur weil es meine Aufgabe war sondern weil ich es wollte und sie dasselbe für mich tun würde.
Ich wollte ihr zuflüstern das alles gut werden würde, das ich an ihrer Seite war, das ihr Kind dazu bestimmt war zu Leben und all diese Dinge von denen ich wünschte sie wären wahr, gepaart mit einigen anderen Worten, nur gesprochen um die Stille zu füllen, doch meine Stimmbänder waren wie gelähmt.
Tränen brannten in meinen Augen, doch ich würde es nicht wagen auch nur einen Moment der Schwäche in mein Herz zu lassen wo es doch an mir lang stark für uns alle drei zu sein.
Also saß ich aufrecht, eine Hand an ihrem Kopf, mein Blick auf ihrem Gesicht und wartete, ob auf Erlösung oder Verdammnis war unklar.
*
Ich hörte gedämpfte Stimmen als ich aus meinem traumlosen Schlaf aufwachte, ich hätte wissen müssen das ich das gute Zeug bekommen würde wenn meine Pflege in Händen der britischen Regierung lag.
Doch allzu bald holten mich die Erinnerungen an die vergangenen Stunden ein, mein Herzschlag vervielfachte sich in seiner Geschwindigkeit und ich riss meine Augen auf, das grelle Licht der Deckenbeleuchtung brannte schmerzhaft in ihnen, doch ich wollte Antworten also zwang ich meinen Verstand praktisch zur Mitarbeit.
Ein murren kämpfte sich aus meiner Kehle und ich sah Mycroft an, er schwieg, es sprach einer der Männer welche ich zuvor gesehen hatte, er hatte die Untersuchungen durchgeführt.
„Ah Miss Summers, sie sind wach, wir wollten gerade ihrem..."
„Bruder Jack" füllte ich die Stille bevor Mycroft es konnte, zu Lügen kam mir in jenem Moment wie ein Reflex vor.
„Ja ihrem Bruder von dem Ergebnissen unserer Untersuchungen berichten. Doch nun da sie wach sind können wir ihnen ebenfalls das wichtigste mitteilen."
Angst hielt meine Kehle in einem Würgegriff, alles was ich tun konnte war zu nicken, hoffend das er den Stein von meinem Herzen nehmen würde statt es mit jenem zu erschlagen.
„Sie leiden unter einer Placenta praevia partialis, einer tiefliegenden Plazenta, dies kann zu Blutungen führen aber in den meisten Fällen korrigiert sich dieser Umstand von allein."
„Was bedeutet dies genau? Haben sie auch vor etwas zu tun oder hoffen sie das die Natur sich der Sache annimmt und eine Heilung einfach passiert?"
Die Stimme des Eismannes war schneidend, sie sprach von dem Zustand seiner Gedanken und der Angst die er gehabt hatte, eine Furcht die auch noch in mir wohnte, nur unzureichend abgemildert von den Worten des Doktors.
„Bitte beruhigen sie sich Mister Summers" verlangte der Arzt, doch auch ich wollte eine Antwort, deshalb schwieg ich.
„Ich würde Ihnen empfehlen mir nicht zu sagen was ich tun soll und stattdessen ihr überteuertes Studium der Medizin anzuwenden um meiner Schwester zu helfen. Oder uns zumindest zu sagen was sie festgestellt haben, was ihre nächsten Schritte sind und was getan werden muss."
Der Arzt schien zu begreifen dass dies keine normale Behandlung werden würde, wie es ihm bis jetzt entgangen sein konnte war mir unklar. Er sah auf seine Unterlagen als hielten sie eine Rettung für ihn bereit. Mit jedem Herzschlag wurde ich angespannter, er sah nicht zu besorgt aus aber es war ja auch nicht sein Baby.
„Wie gesagt" begann er vorsichtig aufsehend „in den meisten Fällen in denen der Mutterkuchen so knapp deplatziert ist schafft es der Körper dies selbst zu regeln. Doch um dies zu Unterstützen empfehlen wir vorerst Bettruhe und einige Medikamente möchten wir ihnen ebenfalls geben."
„Wie geht es dem Baby?" platzte es nun aus mir heraus, meine Augen waren erneut glasig. Mycroft nahm meine Hand, es fühlte sich an wie ein Rettungsring. Es war immer ein Holmes welcher zu meiner Rettung kam.
„Der Ultraschall, die Blutuntersuchung und die anderen Tests haben keinen Grund zur Sorge angezeigt. Das Blut stammt von der Placenta, ich empfehle ihnen dennoch Ruhe, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Check-ups zumindest für die nächsten Wochen."
Ich sah zu Mycroft, doch noch bevor meine Augen eine Frage stellen konnten antwortete er mir bereits „Ich werde mich um sie kümmern" dankbar drückte ich seine Hand, ich wollte nicht allein oder unter Fremden sein, nicht in diesen Zeiten.
„Ich habe ein Gästezimmer, Ärzte die täglich nach ihr sehen können und kann von zu Hause aus arbeiten. Geben sie mir ihren Behandlungsplan." Er riss ihm den Zettel förmlich aus der Hand. „Wann kann ich sie transportieren lassen?"
Nunmehr war er vollkommen in seiner Welt, er machte Pläne, verlangte und bekam Informationen, alles was ich tun konnte war fasziniert dabei zuzusehen. Sein Blick erinnerte mich an Sherlock, wie eben jener sich zwischen mich und die Welt gestellt hatte aber wo eben jener wild und offensichtlich aggressiv war so war Mycroft's Art gefährlicher, sah er doch so ruhig aus, doch nicht mal ein Blinder würde übersehen was eigentlich vor sich ging.
Dies war der wahrhaft gefährliche Holmes.
*
Als alles entschieden war und die Ärzte genug Ehrfurcht eingebläut bekommen hatten wurden wir wieder allein gelassen. Ich würde noch eine Nacht bleiben bevor sie mich entlassen wollten, ich war dankbar darum, nur langsam konnte ich mich beruhigen, die Angst um mein Baby saß wie ein Dämon in einer dunklen Ecke meines Verstandes.
„Jack?" fragte auf einmal mein Bruder, zumindest für diesen Krankenhausaufenthalt war er das, nach.
„Nach meinem Vater"
Seine Augen sagten: Ich weiß. Aber es war ein sanfter Ausdruck, seine sehr kurz gefasste Frage sollte mir wohl einen Grund entlocken. Ich tat ihm den Gefallen.
„Er war einer der besten Männer die ich je gekannt habe, außerdem habe ich ihn geliebt. Es kam mir passend vor."
Vielleicht lag es an dem Tag den wir gehabt hatten, an den Stunden der Ungewissheit, an den Monaten der Isolation aber ich konnte jede Emotion sehen die meine Aussage in ihm auslöste. Erst war da Unglaube, doch weder hatte er sich verhört noch war da ein Funken der Lüge in meinen Worten, dann kam Schuld vielleicht weil sein erstes Instinkt war sich einzureden das er es nicht verdiente oder weil er früher gesagt hatte das Jack Kingsley nicht mein Vater gewesen war aber schlussendlich sah ich die Liebe in seinen Augen.
„Das ist die höchste Ehre die ich meinem Beschützer geben kann" fügte ich leise an, er nahm meine Hand, küsste sie und als ich ihn ansah sagten mir seine Augen das er dies ebenfalls wusste.
„Versuch noch etwas zu schlafen" er legte meine Hand zurück auf das Bett und für einen Moment glaubte ich er würde als nächstes meine Decke richten aber er schien sich eines Besseren zu besinnen.
„Ich muss noch ein paar Anrufe tätigen aber ich bin nur vor dem Zimmer also ruf einfach wenn du etwas brauchst."
*
Das sie mir den Namen ihres Vaters gegeben hatte war ein unerwartetes Kompliment gewesen, das machte sogar den Fakt weg das dieser Schachzug ziemlich undurchdacht gewesen war. Da alles gut gegangen war und sie genug durch gemacht hatte sparte ich mir eine Lektion über die Vergabe von Tarnidentitäten.
Den auch ich war müde, niemals würde ich es zugeben aber dieses Konstrukt der Lügen in dem ich uns untergebracht hatte lag schwer auf meinen Schultern. Es half auch nicht das immerzu der Boden unter uns aufzugehen schien.
Als ich auf den Gang getreten war nahm ich mir einen Moment einfach nur dazustehen, meinen Atem zu kontrollieren und meine Gedanken von der Angst um Becca zu befreien.
Sie war mir nicht nur eine beste Freundin sondern auch die Schwester welche ich nie gewollt aber nun nicht mehr ohne sein konnte. Ich wusste das ich nie eine Familie im klassischen Sinne haben würde, doch die liebevolle Art in der sie mit mir umging, die Unschuld unserer Umarmungen gab mir eine Geborgenheit von der ich nicht gewusst hatte das ich sie brauchte.
Irgendwie hatte sich dieses Kind der schweren Tage in mein gebrochenes Herz geschlichen, an einen Platz an den ich bis dato nur Sherlock gelassen hatte, nun würde ich alles tun um Beide sicher zu wissen.
Genau das tat ich also, ich machte das was ich am besten konnte, ich versuchte die Situation zu kontrollieren.
*
„Wirst du mich wirklich nach London mitnehmen?" fragte ich leise, mein Kopf war wie mit schwerer Watte gefüllt doch war ich neugierig, hatte Mycroft seine Worte ernst gemeint? Insoweit das ich zurück in meine Lieblingsstadt kommen würde oder meinte er das er von nun an bei mir in Parr leben würde.
Er sah amüsiert über meinen Kampf gegen den Schlaf aus als er damit begann mir meine blonden Strähnen aus dem Gesicht zu streichen.
„Mein Haus ist abgelegen genug damit ich eine so kleine Person wie dich einfach verstecken kann"
Ich grinste ihm mit einem müden Augenrollen entgegen, so klein war ich ja nun auch wieder nicht.
Erst später würde ich erkennen das dies nicht der einzige Grund war, mit Sherlock in der Klinik würde es niemand schaffen sich zutritt zu seinem Haus zu verschaffen.
Ich wäre sicherer und nicht mehr allein.
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