|Chapter 1|
•Micah Anderson:
Das erste was er spürte war, wie er in etwas großes fluffiges lief.
Etwas lebendes.
Als Micah hochsah, musste der Erstsemester sich der Tatsache stellen, dass er in den wohl unbeliebtesten Studenten des gesamten Kampus gerannt war - Minho Park.
In zweiten Semester für Rechtsmedizin und allgemein bekannt für seine boshaften Bemerkungen.
Und nun stand Micah hier, wie ein begossener Pudel und wartete darauf, dass er gerügt werden würde.
Doch nichts geschah. Minho durchbohrte diesen nur mit seinen undurchdringlichen schwarzen Augen.
Schließlich musste der junge Andersson sich zusammenreißen und verbeugen.
,,Ich bitte vielmals um Verzeihung."
Mit diesen Worten ging er zügig weiter.
Kurz öffnete Minho seinen Mund, wie als ob er etwas sagen wollte.
Doch rasch schloss dieser ihn wieder und ging ebenfalls seines Weges.
Er ist irgendwie schon ein komischer Typ. Aber auch ganz niedlich.
Und mit solchen Gedanken stürzte Micah in letzter Sekunde in meinen Seminar-Saal, in dem ihn der Seminarleiter Mr. Landers erwartete.
Mit leuchtend roten Wangen und gesenktem Blick ließ er sich auf einen freien Platz sinken, und holte seinen Notizblock hervor.
•Minho Park:
Mein Tag hat ja großartig begonnen.
Schlecht gelaunt schlurfte Minho über den Kampus. Heute war er nur gekommen, um seine nötigen Recherchen in der Bibliothek auszuführen. Vorlesungen blieben ihm heute erspart, Dr. Kim war heute auf Kongress in Seoul.
Was der Grund für seine Abneigung gegen alle anderen war?
Eigentlich keiner. Minho wusste, dass seine Studienkollegen im großen und ganzen wirklich in Ordnung waren.
Es lag an ihm. Und das war ihm sehr wohl bewusst. Jedoch konnte er sich einfach nicht wehren. Gegen diesen Urinstinkt, sie zu unterwerfen.
Denn das war seine Bestimmung als Alpha. Einen geborenen Anführer hatte man ihn damals genannt.
,,Der wird es weit bringen."
Und was war er jetzt?
Ein relativ durchschnittlicher Student in Polen. An einer relativ durchschnittlichen Universität.
Wie konnte es soweit kommen?
Das fragte er sich selbst nicht selten.
Als er seine Berufung hatte, beziehungsweise haben hätte sollen, wusste er, dass ihm keine Luna zuteil werden würde. Und das war hart, insbesondere da die Hoffnung seiner Familie auf ihm geruht hatte.
Seine Schwester, Ye-Sin Park, hatte ihm einreden wollen, es könnte sein, dass seine Luna vielleicht einfach aus unglücklichem Zufall an einem anderen Ort steckte. Doch so war es nicht. Eigentlich hatte Minho nichteinmal die Gewissheit, dass es wirklich nicht so war.
Aber tief in seinem Herzen, war die Gewissheit, dass er seine Luna nicht finden würde.
Soviel also zu der Lebensgeschichte unseres unglücklichen Alphas.
Allerdings ist das noch lange nicht das Ende der Geschichte.
Denn als Minho sich entschied, in Polen zu studieren, wo die Schwester seiner Mutter lebte, traf er unweigerlich auch auf Micah Andersson.
Dritter Flur, erstes Zimmer links.
Auf gut Deutsch - Minhos Nachbarzimmer im Studentenwohnheim.
Und von der ersten Sekunde an, wusste der Alpha, dass dieser Junge seine Luna war.
Gut, wir fassen also zusammen., dachte Minho etwas angestrengt.
Ich weiß, dass Micah meine Luna ist.
Er weiß es aber nicht.
Ich weiß, dass ich ihn früher oder später ansprechen muss und werde.
Und dazu kommt die Tatsache, dass ich nicht auf Männer stehe.
Natürlich weiß ich, dass es eine Verbindung zwischen Alpha und Luna gibt, die mit der Zeit auch dafür sorgt, dass sich die beiden Betroffenen näherkommen.
Aber ich liebe ihn nicht. Beziehungsweise, ich kann es nicht.
Fazit: Ich bin komplett geliefert.
Mit solchen, nicht gerade erfreulichen Gedanken, suchte sich Minho seine Bücher aus den Regalen.
-Während er seine "tragische" Lebensgeschichte in Gedanken noch einmal durchgegangen war, hatte er die Bibliothek bereits erreicht-
•Micah Andersson:
Mit einem breiten Grinsen lief der 20-Jährige neben seinem Freund Rain her. ,, Hast du das Gesicht von Mr. Landers gesehen? Er ist ein bisschen schräg, aber wer ist das nicht?
Ich mag ihn auf jeden Fall!", plauderte er ununterbrochen.
Rain musterte ihn nur mit einem gültigen Lächeln. ,,Du bist wirklich ein wahrer Sonnenschein Micah. Aber übertreibs nicht. Bald sind die Klausuren. Praktisch gesehen bist du zwar begabt, aber theoretisch gesehen kannst du keinen Bleistift von einem Pinsel unterscheiden."
Micah warf ihm einen beleidigten Blick zu. ,,Hmpf. Sagt wer?"
Gespielt tödlich verletzt nahm er eine dramatische Pose ein. ,, Ich sterbe! Mein Herz! Durchbohrt von deiner nicht vorhandenen Moral und Anständigkeit!" Nun ließ er sich zu Boden sinken, was ihm einige schräge Blicke seitens der anderen Studenten einbrachte.
,,Wenn du da unten verrecken willst, dann beeil dich. Ich habe noch Probe in der Musikgruppe.", war Rains einzige Reaktion. Ungerührt schleifte er seinen Mitschüler aus dem Gebäude. ,,Benimm dich Micah.", rief er ihm zum Abschied zu.
Dann lief er mit großen Schritten zurück zu dem beeindruckenden Universitätsgebäude.
,,Hey!!!", wollte Micah ihn noch aufhalten - zu spät. Der schwarzhaarige war bereits verschwunden.
Na super. Jetzt hat er mich doch sage und schreibe hier stehen lassen.
Mit der Grazie von einem Sack Kartoffeln ließ er sich auf die alte Bank neben ihm fallen und schaute in den Himmel.
Es ist wieder die Zeit der Apfelblüten.
Sie blühen wunderschön. Und sind doch so vergänglich.
Lächelnd stand er auf und streckte sich ein wenig. ,,Ich hätte Philosophie nehmen sollen."
Wenig später hatte Micah den Ort erfolgreich gewechselt. Nun befand er sich hinter der Universität, wo sich ein Grundstück befand, dass die Biologen mit Vorliebe für ihre Projekte benutzten. Doch dieses Jahr war sie leer geblieben, und das war gut so. Denn wo sonst einige abgeschirmte Bereiche lagen, blühten die Wiesenblumen, und auch einige Apfelbäume - die aber auch in anderen Jahren blühten, da die Bäume immer da waren-.
Micah liebte es, die Blumen zu beobachten. Besonders Abends, wenn der Wind stärker ging, und sie sich darin wogen wie in einem Tanz, fühlte Micah sich seltsam Zuhause.
Wie als würde er einfach hierher gehören.
Der Junge mit den aussergewöhnlich hellen Haaren setzte sich unter einen Apfelbaum und schloss die Augen.
Er wartete ein wenig, bis diese gewohnte Geborgenheit aufkam.
Dieses Gefühl, einfach sicher zu sein.
Zumindest war es so, bevor er die Anwesenheit eines anderen spürte. Als er aufblickte sah er direkt in das Gesicht von Minho Park.
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