Ein Treffen in der Nacht
Marthas Sicht
Ich wurde durch ein leichtes Rütteln geweckt. Als ich meine Augen öffnete erwartet ich helles Tageslicht, stattdessen war es dunkel, stockdunkel. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen und entdeckte direkt neben meinem Bett eine Person. Ich starrte diese Gestalt einfach nur an. Ich hatte Angst mich zu bewegen oder etwas zu sagen. "Martha, ich bin es nur." Ertönte Kasimirs Stimme. „Kasimir? Was machst du hier? Wie spät ist es überhaupt?" „Es ist gleich 1 Uhr. Komm mit, ich will dir was zeigen..." Noch vollkommen verwirrt richtete ich mich auf, stieg von meinem Hochbett runter, nahm mir meine Schuhe, zog sie an und lief ihm nach. Kasimir wollte wohl nach Draußen gehen, blieb aber vor der Tür stehen und hielt mich ebenfalls an. Er stellte sich hinter mich und verbannt mir die Augen. Ich zuckte ein wenig zusammen, als ich etwas an meiner Hand fühlte, worauf ich ein leises Lachen von Kasimir erhielt. Er umfasste meine Hand und zog mich hinter sich her. Mit einem Mal wurde es deutlich kälter. „Vorsicht Stufen..." Sagte Kasimir nun normal laut. Nach den Stufen blieb er stehen und ich wartete ab, was er nun tun würde. Ich spürte wie sich das Tuch um meine Augen langsam lockerte und schlussendlich ganz verschwand. „Öffne deine Augen, Schatz." Ich öffnete langsam meine Augen und erblickte den klaren Nachthimmel der voll von Sternen war. Viele funkelnde Sterne, die einen verzauberten, einen so schwerelos fühlen ließen. „Sie sind schön, oder?" Fragte Kasimir. „Und wie..." „Martha, ich wollte dir nicht nur die Sterne zeigen." „Sondern?" Ich wand meinen Blick nicht von dem Himmel und dessen Sternen ab, die mich in ihren Bann gezogen hatten. Kasimir nahm langsam meine Hand. „Martha, ich weiß, dass diese Fernbeziehung nicht einfach wird und bestimmt wird es uns manchmal auch fertig machen... Aber ich glaube, dass es sich lohnen wird zu leiden, du bist es mir wert. Ich glaube daran, dass es klappen wird, dass wir es schaffen, als Team. Weißt du ich hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass wir einmal zusammen sein werden, aber hier stehen wir, als Paar." Ich blickte Kasimir immer noch nicht an denn ich konnte es nicht. Er wollte mir sagen wie sehr er an uns glaubt und wie sehr er mich mag und ich dachte vor wenigen Stunden noch daran mit ihm Schluss zu machen. Es ist nicht fair, ihm gegenüber, es ihm zu verheimlichen. „Kasimir ich..." „Martha, sei bitte kurz leise und hör einfach zu." „Aber ich..." „Jetzt bin ich mal dran. Also was ich dir sagen wollte ist, dass du mir unglaublich wichtig bist, wenn du nicht sogar schon die wichtigste Person in meinem Leben bist. Weißt du ich würde alles für dich tun, alles. Martha, in dir sehe ich meine beste Freundin, meinen größten Schatz, meine Gegenwart und meine Zukunft. Martha ich..." „Kasimir!" „Ich liebe dich!" Da waren sie die drei Worte die mein schlechtes Gewissen um so vieles mehr erhöhte, die drei Worte, die mir eine so riesige Last auf die Schultern legten. Er hatte gesagt, dass er mich liebt, dass er in mir, in unserer Beziehung seine Zukunft sieht... Ich sehe in unserer Beziehung als Liebespaar meine momentane Gegenwart und baldige Vergangenheit. Kasimir sah mich erwartungsvoll an, wollte, dass ich ihm ebenfalls die drei so wichtigen Worte sagte, ihn küsste, ihm zeigte, dass ich ihn liebe, aber das tat ich nicht. Ich blickte auf unsere immer noch verbundenen Hände und löste meine von seiner, ging einen Schritt weg von ihm. „Kasimir... Es tut mir so leid. Ich… Ich wollte das doch nicht!" Er sah mich verzweifelt, verstört und vor allem mit so viel Enttäuschung an. „Martha?!" „Lass es mich dir bitte erklären. Also, als wir zusammen gekommen sind dachte ich, dass sich meine Verknalltheit noch weiter entwickelt bis sie zu Liebe wird, wahrer Liebe. Aber, aber so war es nicht. Kasimir, ich habe in letzter Zeit gemerkt, dass du in meinem Herzen nicht mein fester, sondern mein bester Freund geblieben bist. Ich wollte dich nie verletzen, ich will es auch immer noch nicht, aber ich kann nichts für meine Gefühle..." Inzwischen weinte ich bitterlich und auch Kasimir lief die ein oder andere Träne über seine Wange. Ich wollte ihn nicht verlieren als meinen besten Freund, das könnte ich nicht. „Auch wenn es sich dumm anhört aber vielleicht ist es ja so... Ich bin heute 17 Jahre alt geworden und somit beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt. Ich denke, du bist ein Teil meines alten Lebensabschnittes aber nicht meines Neuen, zumindest als mein Freund. Es tut mir so unglaublich leid, Kasimir. Ich dachte wirklich ich würde dich lieben können, dir das geben können, was du brauchst, was du verdienst, aber ich denke das muss dir jemand anderes geben. Du bist mir trotzdem wichtig, sehr wichtig und ich will dich nicht verlieren..." Kasimir sah mich an, traurig, enttäuscht, verwirrt und wütend... „Das ist nicht dein Ernst, oder?" „Was?" „Du wartest so lange bis ich dir sage, dass ich dich liebe und dann zerschmetterst du mir mein Herz?!" „Kasimir ich hätte es dir früher gesagt, hätte ich es früher gewusst. Es ist schwer sich einzugestehen, dass du die Person, die dir so wichtig ist, nicht liebst." „Wann hättest du es mir gesagt, wenn wir jetzt nicht hier ständen? Am Flughafen, wenn ich ins Taxi eingestiegen wäre?!" Meine Tränen liefen wie Wasserfälle über meine Wangen und meine Sicht verschwamm. „Ich weiß es nicht. Es tut mir so leid, aber es wäre dir nicht fair gegenüber, es dir noch länger nicht zu sagen..." „Aha... Du willst mich also nicht verlieren, ja?" Kasimirs Stimme wirkte mit einem Mal so anders, so aggressiv, arrogant. „Ja, das will ich nicht, ich will dich nicht verlieren!" „Okay, da haben wir nur ein Problem... Entweder du bist meine Freundin, meine feste, oder du musst mich wohl verlieren!" Ich sah ihn entgeistert an. Dass er nicht damit klarkommen würde, dass wir noch weiterhin Freunde sind, damit hatte ich ja gerechnet, aber, dass er mir so indirekt drohen würde… Das ist doch nicht mehr Kasimir hier vor mir. „Dann, dann muss ich dich wohl gehen lassen. Dann müssen sich unsere Wege wohl trennen." So schwer es mir auch fiel, aber wenn er mich vor die Wahl stellte musste ich die richtige Entscheidung treffen. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, um seine zu schütteln. Er sah erst mich und dann meine Hand abwertend an, nahm sie nicht in seine. Noch ein letztes Mal sah er mir in die Augen und drehte sich um, ging zurück ins Internat. Ich stand alleine in dem nun noch kälter wirkenden Hof, meine Hand noch immer ausgestreckt, weinend, zerbrochen und verloren. Hoffnungslos verloren in dem Schmerz ihn verletzt zu haben, ihn verloren zu haben. Ich schien in der Menge an Schuldgefühlen zu ertrinken. Meine Tränen liefen noch schneller über meine Wangen, schienen kein Ende zu nehmen. Ich merke wie ich geschwächt war, mein Herz und mein Körper, wie meine Beine langsam nachgaben und ich in mir zusammen fiel. Ich landete auf dem Boden, schlug mit meinen nackten Knien auf dem Boden auf, schürfte mir diese wahrscheinlich auf. Dennoch spüre ich keinen Schmerz, denn der sitzt tief in meinem Herzen. Auch, wenn ich ihn nicht geliebt habe, war er mir unglaublich wichtig. Er war mein erster Freund, mein bester Freund, meine Vertrauensperson. Und nun war er weg wahrscheinlich für immer. So saß ich dort am Boden weinend, gebrochen, schlotternd vor Kälte, bereit den Rest der Nacht dort zu verbringen. Doch mit einem Mal wurde mir wärmer. Ein weicher Stoff umgab mich und ich spürte die Wärme eines Körpers. „Was ist passiert?" Fragte mich die verschwommene Stimme. Ich hob meinen Blick und blickte direkt in die Augen der Person und mein Herz fing augenblicklich schneller an zu schlagen…
Tills Sicht
Ich stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank, nahm mein Glas und trank das kalte Getränk in einem Zug aus. Das Glas spülte ich schnell aus und stellte es zum Trocknen auf die Spüle. Gerade als ich gehen wollte, hörte ich Stimmen. Das kann doch nicht sein ,wer ist denn außer mir noch um kurz nach 1 Uhr hier unten? Ich ging zu einem Fenster und guckte durch dieses nach draußen. Auf dem Hof standen zwei Personen, die sich lautstark unterhielten, es schien fast schon so, als würden sie sich streiten... Oder weint die eine Person sogar. Ich konnte durch die Dunkelheit die beiden Personen nicht richtig identifizieren, also... Warte, diese Stimme, dieses Schluchzen kannte ich. Das da draußen war auf jeden Fall Martha! War die andere Person vielleicht Kasimir? Auch wenn ich es eigentlich nicht sollte, blieb ich weiterhin am Fenster stehen und betrachtete das Spektakel. Mein Gefühl sagte mir, dass ich hier bleiben sollte und dieses Gefühl bestätigte sich nach kurzer Zeit auch. Die eine Person, wahrscheinlich Kasimir, ging ins Internat und Martha ließ sich auf den Boden nieder. Ich starrte einfach nur nach draußen, wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich zu ihr gehen oder sie in Ruhe lassen? Ich wusste ja gar nicht was passiert war. Nach kurzem überlegen entschloss ich mich nach draußen zu gehen. Ich nahm mir eine Decke mit und ging dann nach draußen. Leise öffnete ich die Tür, um Martha nicht allzu sehr zu erschrecken. Sie saß da auf dem kalten Boden, den Blick nach unten auf den Boden gerichtet. Bei ihr angekommen legte ich vorsichtig die Decke um ihre Schultern und kniete mich neben sie. Sie zuckte kurz zusammen, bewegte sich aber nicht weiter. „Was ist passiert?" Fragte ich, sowohl besorgt, als auch ein wenig neugierig. Jetzt sah sie auf, direkt in meine Augen. Beim Anblick ihrer Augen wurde mir ganz anders. Ihre sonst so strahlend blauen Augen waren rot und angeschwollen, gefüllt mit Tränen. Es zerriss mir förmlich das Herz sie so zu sehen, so verletzt. „I... Ich.... Ich habe mich von ihm getrennt." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wie ich reagieren sollte. Einerseits freute ich mich ein wenig, so gemein das auch klingt, aber er tat ihr nicht gut, er passte nicht zu ihr und außerdem konnte ich mich jetzt so verhalten wie ich es wollte und musste nicht die Sorge haben, dass sie einen Freund hat. Damit meine ich, nicht dass ich mit ihr flirten will, sondern, dass ich sie umarmen kann und mich mit ihr treffen kann, ohne dass Hasimir mit seiner Eifersucht hinter uns herläuft. Aber dann sehe ich Martha, die es so dermaßen fertig zu machen scheint, dass sie nicht mehr zusammen sind. Dieses Mitgefühl überwiegt einfach, macht mich selber deprimiert. „Es tut mir leid für dich Martha, aber es war die richtige Entscheidung. Du hast ihn nicht so geliebt wie du es solltest und du wolltest diese Beziehung nicht mehr. Du hast das richtige getan..." Langsam und vorsichtig zog ich sie wieder auf ihre Beine und brachte sie zu den nahe gelegenen Stufen, auf die wir uns niederließen. Sanft legte ich ihr einen Arm um ihren Oberkörper. „Ich weiß. Es tut nur weh ihn für immer verloren zu haben..." „Ihr bleibt also keine Freunde?" „Er hat mir gesagt entweder erwidere ich seine Liebe oder ich kann mich von ihm verabschieden..." Sie fing wieder an zu weinen und ließ ihren Kopf gegen meine Brust fallen, vergrub ihr Gesicht in meinem Shirt und umschlang meinen Oberkörper mit ihrem Armen. Sie klammerte sich richtig fest an mich, als hätte sie Angst, dass ich auch gehen würde. „Er hat dich nicht verdient... Martha, ich bin da für dich, wann immer du mich brauchst." Behutsam legte ich meine freie Hand auf ihren Kopf und fing an ihr durchs Haar zu streichen. Desto länger wir auf der Stufe saßen und ich sie am Kopf und am Rücken streichelte, desto ruhiger wurde sie. Das Zittern wurde weniger und auch das Schluchzen wurde weniger, bis es endgültig versiegte. Jetzt saß ich hier, Martha in meinen Armen und ihre Arme fest um mich geschlungen und so langsam wurde mir kalt. Ich blickte auf Martha herunter. Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Atmung war ganz ruhig, sie war eingeschlafen. Sie war tatsächlich in meinen Armen eingeschlafen. Was ein wunderschönes Gefühl... Aber wie sollte ich sie jetzt in ihr Zimmer bringen. Ich entschied mich sie zu tragen. Ich nahm meine Hand also von ihrem Kopf. Stattdessen nahm ich ihre Arme und legte sie mir um den Hals. Tatsächlich festigte sich ihr Griff sofort wieder. Anschließend legte ich meinen Arm unter ihre Kniekehlen. „Okay, jetzt oder nie..." Vorsichtig nahm ich sie hoch und überraschender Weise klappte es sogar sehr gut. Ich hatte noch nie eine andere Person auf diese Weise getragen, aber es klappte herausragend gut und Martha war wirklich sehr leicht. Ich hatte Glück, dass die Decke wohl so eingeklemmt war, dass sie nicht runterfiel. Ich machte mich also langsam auf den Weg in ihr Zimmer. Ich meisterte die Tür, die Treppe und ging auch den langen dunklen Flur ohne weitere Probleme entlang. Vor ihrer Zimmertür hielt ich. Ich könnte da jetzt doch nicht einfach so reinspazieren, immerhin schliefen Olivia und Carolin auch in diesem Zimmer. Aber was blieb mir anderes über? Spätestens wenn ich Martha in ihr Hochbett verfrachten würde, würde mindestens Olivia aufwachen. Ich öffnete die Tür also erst ganz vorsichtig aber mit wohl etwas zu viel Schwung, denn die knallte volle Kanne gegen die Wand. Mist, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Als Erstes schreckte Olivia hoch und schaltete das Licht sofort an, wodurch Carolin wach wurde. „Boah Olivia, was soll das?" Fragte diese genervt, erst dann blickten beide zu mir, Till Hainziger, der mit einer schlafenden Martha Pracht auf den Armen Mitten in der Nacht ins Zimmer kam. Olivia blickte mich vielsagend an und ich erinnerte mich nur zu gut an unser heutiges Gespräch. „Geht's noch Till?" Fuhr mich Carolin an. Olivia stand hingegen auf und kam auf mich zu. Sie schaute zu Martha und dann wieder zu mir. „So, so, ihr seid also nur Freunde, aber trefft euch mitten in der Nacht und dann schläft sie in deinen Armen ein." Flüsterte sie. „Nein so war es nicht... Ich war zufällig unten und dann..." „Ja ganz zufällig." Kam nun auch von Carolin, die sich auch auf mich zubewegte. Ich verdrehte nur die Augen. „Ich weiß nicht, warum sie draußen waren, aber Martha hat sich von Kasimir getrennt. Ich habe es mitbekommen und sie danach getröstet, sie ist eingeschlafen und jetzt sind wir hier." Beide Mädchen schauten mitleidig auf Martha, die trotz ihrer eigentlichen Leichtigkeit langsam schwer in meinen Armen wurde. „Kann ich sie jetzt bitte in ihr Bett legen?" „Na du bist ja lustig, wie willst du sie da hochbekommen ohne, dass sie wach wird?" Fragte Carolin. „Sie kann in meinem Bett schlafen, dann gehe ich nach oben." Bot Olivia an. Ich nickte ihr dankend zu und legte Martha dann in Olivias Bett. Behutsam deckte ich sie zu und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich drehte mich um und sah in zwei breit grinsende Gesichter. Carolin ging wieder zu ihrem Bett und ich wollte gerade aus der Tür gehen, als Olivia mich aufhielt. „Was?" Zischte ich sie an. „Danke, Till." Ich blickte an ihr vorbei auf Martha, die friedlich in Olivias Bett schlummerte. „Nichts zu danken..." „Man merkt, dass sie dir wichtig ist, ich glaube du weißt selber gar nicht wie sehr..." Mit diesen Worten schob sie mich aus dem Zimmer und schloss die Tür. Komplett kaputtging ich in mein Zimmer. Nick und Timo schliefen tief und fest und bekam nichts von mir mit. Während ich mich unter meine Bettdecke kuschelte, dachte ich noch ein wenig nach. Olivia hatte recht ich hatte keine Ahnung, wie wichtig Martha für mich war... Langsam überkam mich die Müdigkeit und ich schlief mit einem kleinen Lächeln ein...
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