5.
„Man muss sich die Menschen gut aussauchen, die einem auf die Nerven gehen dürfen."
Julie PoV:
Mein Laptop spielte gerade ein ruhiges Lied von Ed Sheeran, als meine Gedanken abschweiften. Ich musste mich ja noch bei meinem Bruder rächen! Und da er wahrscheinlich auch nicht so schnell vom Ball zurück kommen würde, könnte ich das auch gleich jetzt erledigen. Eine bessere Gelegenheit würde sich eh nicht bieten. Aber ich wusste noch nicht so ganz, was ich machen sollte ...
Am besten schwemmen wir sein Zimmer mit Wasser! So oft wie der uns schon mit eiskaltem Wasser überschüttet hat, wäre das mehr als gerecht!, kam es geistreich von Snow. An sich hätte ich nichts dagegen einzuwenden, allerdings gab's da ein kleines Problem.
Snow, Nina wohnt doch auch dort! Und sie hat sowas nicht verdient., erklärte ich Snow und überlegte weiter. Zimmer neu streichen oder Klamotten zerschneiden, habe ich alles schon gemacht. Also musste eine andere Idee her, irgendwas dass ihn davon abhält mich nochmal so zu wecken.
Wie wärs mit mehreren kleinen fiesen Streichen, die wir einfach kombinieren?, schlug Snow nun vor und ich stimmte ihr zu. Das würde sicherlich Spaß machen.
Keine fünf Minuten später stand ich auch schon in Mike und Ninas Zimmer. Seit Nina hier eingezogen war, war dieser Raum immer sauber und aufgeräumt. Früher hingegen türmten sich die Kleidungs- und Essenresteberge, da Mike nunmal nicht der ordentlichste war.
Jetzt konzentrier dich gefälligst mal!!, fauchte Snow wütend, was mich aus meinen Gedanken riss. Brav nickte ich und ging auf Mikes Kleiderschrank zu, denn Snow hatte da eine brilliante Idee.
Nachdem ich mir alle seine hellen Oberteile und Hosen geschnappt hatte, ging ich damit zum Waschraum. Dort legte ich schonmal alles in mehrere große Eimer und rannte nochmal schnell in die Küche, um von dort Rote Beete Gläser zu holen. Den Saft von diesen ließ ich dann in die Eimer fließen und stellte die Gläser erstmal zur Seite, bevor ich die Eimer ein wenig umrührte.
Mit einem zufriedenen Grinsen brachte ich die Gläser zurück in die Küche. Morgen würde ich die Kleidung wieder hoch holen müssen. Obwohl ... Ich könnte auch einfach eine Nachricht für Mike hinterlassen, damit er weis wo er sich seine Sachen holen kann. Dann muss ich die wenigstens nicht schleppen.
Zurück in dem Zimmer ging ich erstmal ins Bad. Kurz überlegte ich, aber dann kam mir noch eine schöne kleine Idee. Ich griff nach seinem Shampoo und entleerte es im Waschbecken, bevor ich damit in die Küche rannte. Dort füllte ich erstmal Ketchup in die nun leere Shampooflasche und brachte sie wieder zurück.
Eigentlich würde ja jeder bemerken, wenn er statt Shampoo Ketchup auf die Hand macht, um sich die Haare zu waschen. Aber mein Bruder duscht immer direkt nach dem Aufstehen, weshalb er viel zu müde ist um überhaupt irgendwas zu merken. Wahrscheinlich könnte man ihn um diese Uhrzeit sogar schminken, ohne das er es richtig registriert.
Zum schluss schrieb ich noch ''Deine Sachen sind im Waschraum.'' auf eines seiner weißen Handtücher aus dem Bad und legte es in den Kleiderschrank, damit Mike seine Sachen auch wirklich erst morgen früh finden würde. Sonst wären sie ja noch nicht so schön rosa gefärbt.
Völlig erledigt von dem ganzen hin und her rennen, setzte ich mich wieder auf meinen Balkon. Mein Laptop hatte ich vorhin anscheinend angelassen, denn es ertönte immernoch Musik von meiner Playlist bei Spotify.
Ich klappte meinen Laptop zu und schon umgab mich einer angenehme Stille. Ich schloss meine Augen und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Ich konnte ganz leise die Musik vom Ball hören. Ob dieser beschissene Alpha seine Mate gefunden hatte? Hoffentlich nicht, ich wünsche keinem die Mate von diesem machtbessesenen und selbstverliebten Arsch zu sein.
Weiter kam ich nicht mit meinen Gedanken, da mich die Müdigkeit überwältigte.
Mike PoV:
Ich war mit Nina und Dad schonmal zum Ball gegangen. Mutter würde sicherlich später nachkommen, wenn sie wegen Julie beruhigt war.
Als wir den Ball eröffneten tanzten erstmal alle schon bestehenden Mate-Paare, auch Nina und ich, da Mason und seine Rudelmitglieder noch nicht da waren. War mir eigentlich auch ganz recht, so konnten wir noch etwas die ausgelassene Stimmung nutzen.
Aber als Mason dann den Raum betrat, wirkten alle Leute angespannt. Die Mate-Paare zogen sich zurück und an ihrer Stelle mussten nun alle Mädchen des Rudels vortreten und sich in drei Reihen hintereinander aufstellen. Man sah ihnen an, dass sie nicht sonderlich begeistert waren. Einige waren sogar garnicht erst auf dem Ball erschienen, sondern hatten sich aus Angst vor Mason in ihren Häusern versteckt.
Als ich Mason etwas genauer ansah, erkannte ich die Unruhe die von ihm ausging. Sein innerer Wolf musste seine Mate spühren. Eigentlich wirkte er schon seit seiner Ankunft so, nur war es mir bis jetzt nicht wirklich aufgefallen.
Aber so schnell wie Mason die Reihen abgegangen war, war seine Mate anscheinend nicht anwesend.
Mason knurrte wütend und stürmte nach draußen. Sofort eilten ihm seine Rudelmitglieder hinterher, dicht gefolgt von Dad und mir. Mam, die kurz nach dem Shadow-Rudel eigetroffen war, blieb mit Nina zurück, um den Ball ausklingen zulassen.
Dad und ich waren Mason dicht auf den Fersen, blieben aber immer in einem sicheren Abstand, da ein Alpha der seine Mate sucht sehr leicht reizbar ist.
Immer wieder blieb Mason kurz stehen und sah sich um, bis er dann wieder zielsträbig weiter durch unser Gebiet lief.
Ich versuchte herauszufinden wohin Mason unterwegs war, aber durch das ständige Zickzack laufen war ich mir nicht sicher. Eine Vermutung hatte ich dennoch, allerdings gefiel mir diese ganz und garnicht. In der Richtung, in die er gerade lief, lag unser Rudelhaus und dort befand sich gerade nur eine einzige Person.
„Dad, er-", weiter kam ich nicht, da unterbrach mein Vater mich schon.
„Ich weiß.", sein Gesicht wirkte äußerst angespannt und an seine Stimme erkannte ich, dass er gerade mit sich rang sich nicht einfach auf Mason zu stürzen und ihn von hier wegzuzerren, damit er sie nicht zu Gesicht bekommt. Aber wir hatten nunmal keine Chance gegen Mason.
Keine fünf Minuten später standen wir vor dem Rudelhaus. Mason ging allerdings nicht zu Tür, sondern um das Haus herum, was mich etwas verwirrte. Aber dann fiel mir wieder ein, dass Julies Balkon ja nach hinten in den Garten rausging und sie sicherlich mal wieder auf ihrem heißgeliebten Sessel eingeschlafen war. Das machte sie öfters und immer mussten Dad oder ich sie dann ins Bett tragen, da sie sich von selbst nicht mehr bewegen wollte.
Nun standen wir an der Rückseite des Hauses und tatsächlich sah ich meine kleine Schwester schlafend, in ihre Decke gemummelt, auf dem Sessel.
Mason blicke ebenfalls hinauf und sprang dann kurzerhand nach oben auf den Balkon. Selbst für Werwölfe war es schwierig ohne Anlauf, sondern aus dem Stand, einfach so weit nach oben zu springen. Nicht einmal ich würde es schaffen. Ich müsste mich am Geländer des Balkones festhalten und mich dann nach oben ziehen.
Man hörte das tiefe Knurren von Mason und schon zog er die friedlich schlafende Julie in seine Arme.
Julie PoV:
Ich schlief tief und fest, als ich plötzlich von meinem Sessel gerissen wurde, und das nicht gerade sanft. Dabei verlor ich auch noch meine kuschelig warme Decke. Daswar ja beinahe so schlimm, wie mit eiskaltem Wasser geweckt zu werden.
Ich knurrte wütend und öffnete schlagartig die Augen. Da die Sonne mitlerweile untergegangen war, machte mir das Licht keine Probleme. Aber denoch glaubte ich, dass meine Augen mir einen Streich spielten. Denn was ich sah, konnte nur ein mieser Scherz sein!
Die Person die mich hier gerade zerquetschte war mir fremd und auch zwei der unten stehenden Leute kannte ich nicht. Aber ich konnte mir schon denken, wenn ich hier vor mir hatte, da ich ja auch schon Taylor kennen gelernt hatte. Die zwei unten mussten zu dem Shadow-Rudel gehören. Und der Idiot vor mir war dann wohl ihr Schwachmat von Alpha.
„MATE!", knurrte er laut und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Er zog gierig meinen Duft ein und drückte mich, falls das überhaupt noch möglich war, noch enger an sich. Mir wurde dabei jegliche Luft aus der Lunge gepresst.
Ich versuchte den Vollidioten von mir weg zu schieben, aber keine Chance, er war stärker als ich. Dennoch gab ich nicht auf. Wenn es nicht auf die sanfte Art ging, dann eben auf die harte.
Schnell hob ich mein Knie und rammte es mit voller Kraft in seine Weichteile. Als er realisierte, was ich gerade getan hatte, ließ er mich endlich los und krümmte sich.
In der Zeit nahm ich Anlauf und sprang vom Balkon, direkt in Dads Arme. Er fing mich geschickt auf und bedachte mich dann mit einem mitleidigen Blick, bevor er mich auf dem Boden absetzte.
Am liebsten hätte ich ihn jetzt umarmt, aber dafür war keine Zeit, denn ich sollte lieber schnell wegrennen, bevor der Idiot da oben sich wieder gefasst hatte. Also sprintete ich sofort in Richtung Klippe. Kaum dort angekommen verwandelte ich mich noch während des Sprunges, damit ich noch schneller von hier weg kam.
Kurze Zeit flog ich einfach durch die Luft, spührte wie die kühle Nachtluft an meinem Fell vorbeizog, bis ich dann in dem kalten See landete. Ohne zu zögern begann ich mich zum Ufer zu kämpfen und von dort an durch den Wald zu rennen.
'Hauptsache weg', war mein einziger Gedanke.
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