40.
„Das Leben verlangt von uns oft, dass wir Dinge wegstecken, für die wir gar keine Taschen haben."
Julie PoV:
Am nächsten Tag wollte ich zum Rudelarzt und mir die Fäden ziehen lassen. Ich hatte ihn schon angerufen und bescheid gegeben, als Mason mir dazwischen grätschen wollte.
„Lass den Doc doch her kommen, dann musst du dein Bein nicht mehr als nötig belasten.", schlug Mason in ernstem Ton vor, doch ich schüttelte sofort ablehnend mit dem Kopf. In den gesamten letzten 24 Stunden hatte er sich aufgeführt wie eine riesen Glucke! Nichts durfte ich allein machen! Er tat ja fast so, als hätte ich mein Bein verloren und sei nun komplett hilflos! Das trieb mich noch in den Wahnsinn!!!
Ich durfte keinen Schritt mehr alleine machen, nein, Mason trug mich lieber von Zimmer zu Zimmer um sicher zu gehen, dass ich keine Schmerzen hatte. Dabei konnte ich seit heute Morgen ohne Probleme stehen und laufen. Aber er wollte ja lieber auf Nummer Sicher gehen und noch etwas abwarten ...
Ich kam mir langsam vor wie eine beschissene Puppe! So konnte das nicht weitergehen, sonst würde ich Mason noch an die Kehle gehen.
„Nein, ich werde zu ihm laufen und dann noch eine Runde spazieren gehen.", widersprach ich ihm, während ich mir meine Schuhe anzog und nach meiner Jacke griff. Aber noch bevor ich es durch die Tür geschafft hatte, stand Mason wieder vor mir und hielt mich auf.
„Was ist, wenn dir etwas passiert? Wenn-"
„Hör auf so übervorsichtig zu sein. Meine Wunde wird nicht nochmal aufreißen und außerdem kann ich sie ja nicht mal mehr spüren.", unterbrach ich ihn, bevor er sich wieder hinein steigern konnte.
„Dann komm ich eben mit.", beschloss Mason daraufhin schulterzuckend und nahm sich ebenfalls seine Jacke. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein! Konnte ich denn jetzt keinen Schritt mehr alleine machen?
„Das kannst du dir sowas von-", begann ich mich aufzuregen, da mir nun vollends der Kragen platzte, wurde aber von einer anderen männlichen Stimme unterbrochen.
„Mason, der Gefangene ist aufgewacht.", ertönte Taylors Stimme aus dem Vorgarten. Mason und ich verließen beide das Haus und gingen auf ihn zu. Clarry war ebenfalls da und schaute angespannt zwischen meinem Mate und mir hin und her. Wie lange standen die beiden schon dort und lauschten?
„Dann muss der eben warten, ich muss erst mit Julie zum Doc.", knurrte Mason wütend und machte schon Anstalten mich hochzuheben, aber ich sprang schnell zurück. Der würde mich sicherlich nicht durchs Dorf tragen, als würde ich im Sterben liegen.
„Du hast selbst gesagt, dass wir uns mit diesem Wolf beeilen müssen, bevor noch ein Rudel angegriffen wird.", erinnerte sein Beta ihn, was Mason mit den Zähnen knirschen ließ. Ich hingegen grinste zufrieden:„Na dann ist doch alles klar. Mason und Taylor kümmern sich um den rudellosen Wolf und ich kann mir in der Zeit die Beine vertreten."
„Vergiss es! Du wirst nicht allein-"
„Dann nehme ich eben Clarry mit.", wandte ich schulterzuckend ein und ging freudig strahlend auf meine Freundin zu, um meinen Arm um ihre Schultern zu legen. Sie zuckte sich nicht, sondern wich nur dem strengen Blick ihres Alphas aus.
„Aber-", versuchte Mason es erneut, aber da hatte ich mich schon umgedreht und Clarry an der Hand mit mir gezogen. Über die Schulter winkte ich zum Abschied und rief ihm noch schnell zu:„Wir sehen uns dann zum Abendessen."
Ohne zurück zu schauen wusste ich, dass Taylor ihn daran hinderte, mir zu folgen. Und da die Verhörung des Wolfes wirklich keinen Aufschub duldete, gab Mason schlussendlich nach.
„Was war das denn bitte?", fragte Clarry verwirrt, als wir außer hörweite waren. Ich stöhnte nur erschöpft und erklärte ihr alles. Und ganz nebenbei erwähnte ich auch den Kuss zwischen Mason und mir. Das war natürlich das Einzige, was in ihrem Gedächtnis hängen blieb.
„Ihr habt euch endlich geküsst? Oh mein Gott!! Wie war es?!", freute sie sich wie ein kleines Schulmädchen und hüpfte leicht auf und ab. Und da erkannte ich, dass das mit meiner Ruhe wohl nichts werden würde. Jetzt war ich zwar den überfürsorglichen Mason für eine Weile los, hatte allerdings eine aufgedrehte und überglückliche Clarry an der Backe. Naja, dann nehme ich doch lieber Letzteres in Kauf.
„Es war einfach ... unglaublich.", versuchte ich es zu beschreiben, aber mir fiel einfach nicht das richtige Wort ein. Was war denn das passende Wort für einen Kuss, der einen einfach auf Wolke sieben katapultierte, den Atem raubte und einen alles und jeden vergessen ließ?
„Ich freu mich so für euch."
„Tu das lieber nicht zu früh. Wie die Dinge gerade stehen, würde ich ihm am liebsten in die Eier treten, nur damit ich mich wenigstens mal ein paar Minuten ungestört und frei bewegen kann.", warnte ich sie, doch sie winkte nur ab und meinte, dass sich sein Verhalten schon wieder legen würde.
*~*~*~*
Als wir nach fünfzehn Minuten bei dem Haus des Arztes angekommen waren, hatten mich einige Rudelmitglieder angesproch und gegrüßt, obwohl wir einander gar nicht kannten. Aber ich hatte dennoch freundlich zurück gelächelt und kurz ein paar Worte mit ihnen gewechselt. Sie hatten alle von meiner Verletzung erfahren und wollten gerne wissen, ob es mir denn wieder besser ginge.
So hatte es natürlich etwas länger gedauert, bis wir unser Ziel erreichten, aber ich hatte mich über die aufrichtige Anteilnahme der anderen gefreut. Es fühlte sich gut an, ein Teil dieses Rudels zu sein, fast schon wie bei meinem alten Rudel.
Ich klopfte kurz an der Tür, woraufhin der Arzt uns von drinnen zurief, dass offne sei. Clarry wartete draußen, während ich das Haus betrat. Es war nicht sonderlich groß, aber dafür mit Herz eingerichtet worden. Gleich die erste Tür links stand offen und als ich hinein lugte, erkannte ich den Arzt, der gerade einem kleinen Mädchen ein Pflaster auf die Stirn klebte. Als sie mich aus feuchten Augen anblickte, schenkte ich ihr ein warmes Lächeln und ging vor ihr in die Hocke:„Hallo, kleine Prinzessin. Was hast du denn angestellt?"
Sie schniefte leicht, bevor sie mir erzählte, dass sie beim Spielen mit den anderen Kindern im Schotter ausgerutscht sei und sich dabei verletzt hatte. Zu ihrer Erklärung hob sie ihr Kleid leicht an, um mir ihre aufgeschürften Knie zu zeigen.
„Und dann ist sie sofort zu mir gekomme.", fügte der Arzt mit einem Lächeln an, bevor das Mädchen nochmal ernst hervorhob:„Und ich habe nicht geweint! Erst als er mit diesen komischen Zeug auf meine Knie und Stirn gesprüht hat." Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Dann bist du also keine kleine Prinzessin, sondern eine tapfere Kriegerin.", verbesserte ich mich und wuschelte ihr leicht durch die langen blonden Haare. Meine Worte zauberten ihr nun auch endlich ein Lächeln auf die Lippen und sie nickte begeistert.
„Die tapfere Kriegerin sollte jetzt aber lieber zurück nach Hause gehen, damit ihre Eltern sich keine Sorgen machen.", kam es daraufhin vom Doctor, der die kleine vom Stuhl hob und ihr einen Lolli in die Hand drückte, bevor er sie hinaus führte. Zum Abschied winkte ich ihr noch einmal.
Bis der Doc wieder zurück kam, setzte ich mich schonmal auf den Stuhl und krempelte meine Hose hoch. Es dauerte keine fünf Minuten die Nähte zu entfernen, sodass ich schnell wieder verschwinden konnte.
„Willst du auch noch mit durch den Wald laufen oder dich auf den Rückweg machen?", fragte ich Clarry sobald ich aus der Tür kam.
„Ich komme lieber mit, nicht das mich Mason noch einen Kopf kürzer macht, weil ich dich allein gelassen habe.", beschloss sie, sodass wir gemeinsam im Wald verschwanden.
*~*~*~*
Wir liefen eine gute Stunde quer durch den Wald und unterhielten uns über alles mögliche. Ich genoss dabei die frische Luft und das Zwitschern der Vögel in den Baumkronen. Auch das Plätschern des Baches, neben dem wir nun schon eine Weile liefen, entspannte mich zunehmend. Wir waren zwischendurch auch ein paar Wölfen aus dem Rudel begegnet, auch der Patrouille.
„Wir sollten langsam zurück gehen. Wir sind schon ziemlich nahe an der Grenze von unserem Territorium und es wird auch bald dunkel.", entschied Clarry schließlich und blieb einfach stehen. Ich nickte knapp. Meine Wut auf Mason hatte sich mittlerweile wieder gelegt und ich hatte meine kleine Auszeit bekommen.
Also drehten wir uns um und machten gerade mal zwei Schritte, da hörte ich es hinter uns Knacken. Verwirrt drehte ich mich um, konnte aber nichts erkennen. Wahrscheinlich war es nur ein Hase der durch den Wald hoppelte. Aber irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Clarry schien es genauso zu ergehen, denn wir beschleunigten beide unsere Schritte und sahen uns genau um. Aber nichts geschah.
Ich glaube ich werde paranoid.
Ich hatte diesen Gedanken kaum beendet, da wurde ich von hinten gepackt und bekam eine Spritze in den Hals gejagt. Ich wollte aufschreien, aber da hatte mich eine weitere Person schon geknebelt und mir die Arme zusammen gebunden.
Und noch bevor ich mich zur Wehr setzen konnte, bemerkte ich was mir da eigentlich gespritzt wurde. Wolfswurz. Das Dreckszeug verbreitete sich rasend schnell in meinem Körper und setzte alles in Flammen. Ich hatte das Gefühl als würde ich aus dem Inneren heraus verbrennen und schrie schmerzerfüllt auf, während ich zu Boden ging. Meine Schreie wurden allerdings von diesem beschissenen Tuch gedämpft.
Ich warf meinen Kopf hin und her in dem Versuch, den Schmerz und die Hitze abzuschütteln, aber es würde nichts helfen. Bis dieses Gift aus meiner Blutlaufbahn war, würde der Schmerz bleiben und verhindern, dass ich mich verwandeln konnte.
Kurz erhaschte ich einen Blick auf Clarry, die keine zwei Meter neben mir ebenfalls von einem Mann festgehalten wird. Sie schreit und wehrt sich, doch ihr Gegner ist stärker und ringt sie zu Boden. Einer der Männer, die vorher noch bei mir waren, geht nun hinüber, greift sich von Boden einen dicken Ast und schlägt mit voller Kraft auf ihren Hinterkopf, sodass der Ast zerberstet.
Ich will erneut aufschreien und winde mich noch stärker am Boden, werde nun aber ebenfalls festgehalten und bewegungsunfähig gemacht. Mein Kopf wird so hart auf den Boden gedrückt, dass ich das Gefühl bekomme, als würde er gleich zerbrechen. Aber meine Augen sind stur auf Clarry gerichtet. Sie bewegt sich nicht mehr! Scheiße!
Ich lauschte einen Moment und hörte schwache Atemstöße. Gott sei dank, sie lebte noch ...
„Lasst sie liegen, wir brauchen nur die Kleine dort drüben. Und beeilt euch, nicht das diese Idioten uns noch an den Fersen kleben.", bestimmt der größte der drei Männer. Kurz darauf wurde ich auf die Beine gezogen, aber ich hatte keine Kraft mehr in den Beinen und konnte mich alleine nicht aufrecht halten. Die Typen schien das nicht wirklich zu interessieren. Ich wurde einfach über die Schulter geworfen und dann joggten sie los.
Und bei jedem Schritt ging ein Ruck durch meinen Körper, der den Schmerz nochmal verzehnfachte. Es war, als würde pure Lava durch meine Adern fließen und meine Organe zum Kochen bringen, während es mir die Haut verkohlt. Es trieb mir die Tränen in die Augen und ich konnte einfach nicht aufhören zu Schreien, aber das schien die Männer wenig zu interessieren.
Trotz des Schmerzes versuchte ich mir die Männer etwas genauer anzuschauen. Der Anführer war links von mir. Er wirkte düster und war von Narben überzogen. Der Mann zu meiner Rechten war etwas kleiner, aber breit gebaut. Sein kahler Kopf war beinahe komplett tätowiert. Nur den Mann, der mich trug, konnte ich nicht erkennen. Aber als ich vorhin einen Blick erhaschen konnte, sah er dem Rechten sehr ähnlich, nur ein paar Jahre älter vielleicht. Eine Eigenschaft hatten aber alle drei Männer gemeinsam, sie waren Wölfe. Rudellose.
Wir überquerten ungesehn die Grenze, dann noch ein paar Meter weiter und wir kamen an zwei Motorrädern an, die hinter dichtem Gebüsch versteckt waren. Ich wurde auch gleich hinter den Anführer der Bande auf eines der Motorräder gesetzt und an ihm festgeschnallt, da ich mich ja schlecht festhalten konnte mit gefesselten Armen.
Ohne auf die anderen zu warten, raste er los. Mit einer Geschwindigkeit, bei der mir schlecht wurde, bretterte er durch den Wald und dann auf eine kleine Straße. Und so wurde mein Körper erneut durchgeschüttelt und verteilte das Gift immer weiter. Es dauerte nicht mehr lange, bis endlich alles um mich herum dunkel wurde und mein Kopf sich ausschaltete.
Mein letzter Gedanke war, dass ich Mason noch nicht sagen konnte, dass ich ihn liebe.
*~*~*~*
Clarry PoV:
Als ich wieder zu mir kam, war ich für einen Moment komplett orientierungslos. Was war passiert? Wieso lag ich hier im Wald? Und wieso zur Hölle pochte mein Kopf so sehr?
Langsam stützte ich mich mit den Armen auf und drückte mich nach oben. Ich konnte außer mir niemanden sehen, nur eine kleine Spritze lag einige Meter entfernt und das Gras am Boden war platt gedrückt worden.
Und dann kamen mit einem Mal die Erinnerungen zurück. Wir wurden angegriffen. Julie ... Wo zur Hölle war Julie?! Hektisch sah ich mich erneut um, aber keine Spur von ihr. Vorsichtig stand ich auf, aber außer meinem Kopf schien nichts verletzt worden zu sein, und schnappte mir die Spritze. Ich brauchte mich nicht in einen Wolf verwandeln um diesen Geruch zu erkennen. Es war Wolfswurz darin gewesen. Falls sie Julie eine so große Dosis verabreicht hatten, würde sie mindestens zwei Tage lang Höllenqualen erleiden.
Dann hörte ich auf einmal das Trampeln von Wölfen, die immer näher zu kommen schien. Das musste die Patrouille sein. Sofort schrie ich um Hilfe, damit sie nicht einfach vorbei rannten. Ich musste ihnen schnell bescheid geben, damit sie Julies Fährte aufnehmen konnten, bevor sie sich in Luft auflöst. Ich musste auch schnellstmöglich Mason bescheid geben.
Als die zwei Wölfe vor mir zum Stehen kamen, erklärte ich ihnen was passiert war und sie waren schon verschwunden, bevor ich noch einmal Luft holen konnte. Sie rasten, als sei der Teufel hinter ihnen her. Und wahrscheinlich würde er das in wenigen Minuten auch sein. Denn wenn Mason von Julies Entführung erfuhr, würde ihn nichts mehr halten können.
Ich verwandelte mich in einen Wolf und rannte dann ebenfalls los. Es brauchte aber auch in dieser Gestalt einige Minuten, bis ich im Dorf ankam. Da ich davon ausging, dass die Jungs noch im unterirdischen Kerker waren, lief ich zuerst dorthin. Und tatsächlich, sie kamen gerade aus der kleinen Hütte, die der Eingang zum Gefängnis war.
„Mason! Taylor!", rief ich panisch, als ich mich zurück verwandelt hatte, und stolperte hektisch auf sie zu. Beide waren sofort in Alarmbereitschaft und vor allem Mason schien schon zu wissen, dass etwas mit Julie passiert war.
„Wo ist sie? Wo ist meine Mate?", knurrte er animalisch, was meinen inneren Wolf sofort zusammenzucken ließ. Ich war mir nicht sicher, ob nicht doch Drake vor mir stand.
„Wir wurden nahe der Grenze von rudellosen Wölfen angegriffen. Sie ... sie haben Julie mitgenommen.", erklärte ich schnell. Taylor kam sofort auf mich zu und nahm mich in den Arm. Aber ich schob ihn leicht von mir, um Mason auch den Rest zu erzählen:„Sie haben ihr Wolfswurz gespritzt und mich bewusstlos geschlagen. Ich hab schon die Patrouille hinter ihnen her geschickt." Ich ratterte alles runter ohne wirklich Luft zu holen, spürte aber wie mir nun die Tränen in die Augen stiegen.
Mason fing an ruhelos auf und ab zu laufen und sich dabei die Haare zu raufen. Seine Verzweiflung war ihm mehr als deutlich anzusehen. Doch dann schien sich ein Schalter in ihm umzulegen und er ging wieder in das Gefängnis.
Taylor und ich liefen ihm sofort hinterher. Mason sollte jetzt nicht allein sein, wer weiß was er sonst anstellen wird. Ich würde ihm gerade alles zutrauen.
„Du verficktes Stückchen Scheiße wirst mir jetzt sofort erzählen was ihr mit meiner Mate wollt!!! Wohin habt ihr sie verschleppt?!", knurrte Mason lautstark den rudellosen Wolf an und schlug ihn mit geballter Faust in den Magen. Jener krümmte sich, so weit es ihm in seinem gefesselten Zustand möglich war, hatte aber plötzlich ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen.
„Das war Phase zwei unseres Plans.", lachte er wie ein wahnsinniger. Ihm schien es egal zu sein, dass Mason ihn töten wird. Er hat einfach völlig den Verstand verloren, wie er da in seinen Ketten hängt und wie ein König grinst, der gerade eine gegnerische Armee kaltblütig abgeschlachtet hat.
„Was zur Hölle redest du da?", fragte Taylor nach und stellte sich zu Mason.
„Wenn ihr uns nicht das gebt was wir wollen, dann werdet ihr das Mädchen nie wieder sehen.", grinste er weiter. Ich musste mich an der Wand stützen und kämpfte wieder mit den Tränen, als ich mir vorstellte, was sie mit Julie anstellen würden. Mason wollte seinem Gegenüber an die Kehle gehen, aber Taylor hielt ihn noch kurz zurück. Er schien als einziger einen klaren Kopf zu bewahren.
„Und was wollt ihr?"
„Wir wollen ein eigenes Territorium und dass sich uns alle Alphas unterwerfen.", sagte er schulterzuckend, als sei das das leichteste der Welt. Aber das würde nie passieren. Die rudellosen Wölfe waren nicht grundlos aus ihren alten Rudeln verstoßen worden. Es waren Mörder unter ihnen, Kinderschänder, Verräter und noch viel mehr Abschaum. Natürlich gab es auch Unschuldige, deren Rudel ausgerottet wurde, so wie meines, aber diese lebten meistens in Gegenden, in denen sich kein Rudel niedergelassen hatte.
„Das wird nie passieren. Und weißt du auch warum?", sprach Mason mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, „Weil ich alles und jeden niedermetzeln werde, der sich zwischen mich und mein Mädchen stellt."
Und dann geschah etwas, das ich schon eine ganze Weile nicht mehr mit angesehen hatte. Mason verwendete seine Gabe.
Er begann damit, dass er sein Gegenüber in schwarzen Nebel hüllte und ihm die Sinne raubte. Ich war mir erst nicht sicher, welche er nahm, aber als sich der Nebel wieder lichtete, wusste ich bescheid.
Dieser ruhelose Blick, der nur ins Leere zu gehen schien, konnte nur daher rühren, dass er seine Sehkraft verloren hatte. Es dauerte nicht lange, da bekam er Panik. Aber das reichte Mason noch nicht. Er setzte auch noch seine Schattenflammen ein, die sich über den gesamten Körper des fremden Wolfes ausbreiteten. Nun schrie er auch noch, ohne wirklich zu wissen was vor sich ging.
Fast hatte ich Mitleid mit ihm, denn diese Flammen waren nicht wie normales Feuer. Mason konnte kontrollieren, wie schnell sie etwas verbrannten. Und wie es aussah wollte Mason ihn stundenlang das Feuer spüren lassen, bevor er daran Zugrunde ging.
„Gebt den anderen Alphas bescheid. Sie sollen sich schnellstmöglich hier versammeln, oder Krieger schicken. Wir werden diesen Haufen von Rudellosen den Erdboden gleich machen.", befahl Mason uns und zeigte damit deutlich, dass wir verschwinden sollten. Er war noch nicht fertig mit dem Wolf. Mason, oder eher Drake, musste seinem Ärger Luft machen, um wieder klar denken zu können. Und er würde sich nicht zurückhalten, nicht nachdem seine Mate nicht nur verletzt sonder auch noch entführt wurde.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro