37.
„Nichts macht so viel Angst wie ein Neuanfang. Und nichts bietet mehr Chancen."
Julie PoV:
Nach einem in die Länge gezogenen Frühstück halfen alle beim Aufräumen. Zwar nicht ganz freiwillig, immerhin hatte ich sie ja beinahe schon dazu genötigt, aber es beschwerte sich auch keiner. Außer vielleicht Simon, denn er hatte von Mason die 'fantastische' Aufgabe zugeteilt bekommen, die Kotze weg zu machen. Mason's Begründung dafür war schlicht und einfach, dass es Simon's Malheur gewesen sei und er es deshalb auch selbst beseitigen sollte.
Mit dieser ganzen Hilfe waren wir relativ schnell fertig und schickten unsere Gäste schließlich gegen Nachmittag nach Hause, damit sie sich duschen und umziehen konnten. Und so blieben nur noch Mason und ich zurück.
Als sich unsere Blicke kreuzten, wusste ich nicht so recht, wie ich mich fühlen sollte. Einerseits hätte ich mich am liebsten irgendwo verkrochen, aber andererseits, und diese Seite fand ich wesentlich beängstigender, wollte ich seine Nähe suchen. Nur welcher Seite sollte ich nun den Vortritt lassen? Mason schien auch nicht so wirklich zu wissen, was er machen sollte, also standen wir beide einfach nur schweigend da und starrten uns an.
Als dann plötzlich das Telefon klingelte, hätte ich beinahe erleichtert geseufzt. Ohne großartig darüber nachzudenken ging ich in den Flur und nahm den Anruf entgegen.
„Ja?", fragte ich, während Mason sich hinter mich stellte, dabei seine Arme um meine Hüfte legte und sein Ohr so nahe wie möglich an das Telefon heran brachte um zu lauschen.
„Julie? Hier ist Kathrin. Wir hoffen es ist okay, wenn wir in einer halben Stunde vorbei schauen?", ertönte die fröhliche Stimme von Masons Mutter am anderen Ende der Leitung. Ich drehte meinen Kopf zu Mason, um sein Einverständnis einzuholen, und er nickte natürlich.
„Klingt gut, bis gleich.", hielt ich mich kurz und legte auch gleich nach ihrer Verabschiedung auf. Telefonieren war jetzt nicht so meine Lieblingsbeschäftigung. Schon gar nicht, wenn ich die Leute nicht richtig kannte.
„Ich hab mich schon gefragt, wann sie hier auftauchen. Wahrscheinlich hat Clarry ihnen das mit der Party verraten, damit sie nicht einfach so reinplatzen.", mutmaßte Mason ohne seine Umklammerung zu lösen.
„Ich muss jetzt aber nicht wieder irgendwas zu Essen kochen, oder?", fragte ich panisch, als mir bewusst wurde, dass es bald Zeit fürs Abendessen war. Ich wollte mir aber nicht schon wieder die Blöße geben und meine Kochkünste unter Beweis stellen.
„Nein, keine Sorge. Entweder Mam bringt was mit oder ich übernehme das.", beruhigt er mich sofort und drückt mir dabei einen Kuss auf die Schläfe.
„Okay, gut.", sagte ich erleichtert und begann in der nächsten Sekunde zu überlegen, was wir nun in der halben Stunde anstellen sollten, „Willst du in der Zeit vielleicht deine Geschenke auspacken? Die liegen ja immer noch im Wohnzimmer herum."
*~*~*~*
Mason schredderte geradezu das Geschenkpapier und erinnerte mich so an einen kleinen Jungen. Dazu fand ich es auch sehr niedlich, wie er sich über jedes noch so kleine Geschenk freute. Hauptsächlich war es Alkohol, Klamotten oder auch mal etwas persönlicheres. Aber nur das letzte Geschenk stach besonders heraus.
Luis und Simon hatten sich zusammengetan und drei einzeln Päckchen aufeinander geklebt. Ich konnte schon auf den ersten Blick sagen, dass Einpacken nicht zu ihren Stärken zählte.
„Die beiden Chaoten machen sich jedes Jahr einen Spaß mit ihrem Geschenk. Letztes Jahr haben sie mir ein Shampoo geschenk, wo sie allerdings heimlich Haarfärbemittel dazu gemischt hatten, sodass ich eine Woche lang mit blauen Haaren rumlaufen musste. Und in Taylors Geschenkbox hatten sie beim letztes Mal eine Stinkbombe versteckt, weil sie wussten, dass er die Geschenke erst öffnet, wenn alle weg sind.", erklärte mir Mason, während er den Stapel vor sich skeptisch beäugte.
Ich rückte nach seinen Worten etwas auf der Couch zur Seite, damit ich einen guten Fluchtweg zur Veranda hatte, bevor ich fragte:„Willst du ihr Geschenk dann nicht doch lieber wegschmeißen? Oder es wenigstens in einem sicheren Abstand zum Haus öffnen?"
„Aber wo bliebe denn da der Spaß.", lachte er nur. Dennoch packte er das oberste Bündel äußerst vorsichtig aus und hielt kurz darauf einen Sneaker in der Hand.
„Hä? Nur einer?", fragte ich verwirrt nach und nahm Mason den Schuh weg, um im Inneren nachzuschauen, ob dort nicht etwas versteckt war, aber ich fand nix. Währenddessen hatte Mason schon das mittlere Geschenk ausgepackt und hielt den zweiten Sneaker in meine Richtung.
„Und was ist in dem Dritten? Der Schuhkarton, oder was?", fragte ich spöttisch und Mason grinste nur in meine Richtung. Als er das letzte Päckchen abtastete, meinte er nur:„Fühlt sich so an."
Und tatsächlich hatte ich recht, aber als Mason ihn schüttelte, hörte man es im Inneren rascheln. Die Jungs hatten noch etwas auf den Deckel geschrieben: Für eure langen Nächte!
Verwirrt beugte ich mich zu Mason herüber und hob langsam den Deckel an. Als ich sah was sich in der Box befand, machte ich ihn sofort wieder zu und lehnte mich mit knallrotem Gesicht zurück. Mason, der anscheinend den Inhalt nicht gesehen hatte, blickte mich verwundert an, bevor er selbst nachschaute.
Kondome! Sie hatten die Box mit dutzenden Kondomen befüllt!
Mason lachte lautstark, während ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Mir fehlten einfach die Worte. Was dachten die beiden sich denn dabei? Dass Mason und ich es jede Nacht miteinander trieben, wahrscheinlich sogar mehrere Male? Anders konnte man diese Menge wohl kaum aufbrauchen!
„Da haben sie es dieses Jahr aber gut mit mir gemeint, oder wohl eher mit uns beiden.", grinste Mason mich schelmisch an und legte die Schachtel bei Seite. Ich sah ihn einfach entsetzt an. Er freute sich also tatsächlich darüber! Na wenn das so ist, dann bekommt er eben nächstes Jahr von mir eine Schachtel voll Tabletten gegen Impotenz. Und dann sorge ich dafür, dass er die Geschenke gleich vor allen anderen öffnet!
„Jetzt guck doch nicht so angepisst.", bat er mich und strich dabei sanft mit einer Hand über meine Wange. Bei der Berührung lösten sich jegliche Widerworte in Luft auf und Snow began in meinem Kopf zu Schnurren wie ein zahmes Kätzchen. Gut, dass Mason sowas nicht mitbekommen konnte! Was ihm allerdings nicht entging, waren meine rosa Wangen und mein verräterisches Herz, welches immer schneller schlug, umso näher Mason mir nun kam.
Würde er mich jetzt Küssen? Nein, er meinte ja, dass er damit noch warten würde. Aber vielleicht hatte er es sich anders überlegt ...
Der Moment wurde zerstört, als die Klingel ertönte. Ich schreckte sofort zurück, sprang auf und rannte schon fast zur Tür, während ich Mason hinter mir nur genervt aufstöhnen hörte.
Masons Eltern standen dieses Mal ohne Tommy vor der Tür, aber dafür mit zwei Körben. In einem roch ich etwas zum Essen.
„Da seid ihr ja, kommt doch rein.", begrüßte ich sie freundlich und hielt ihnen die Tür auf. Kathrin küsste mich im vorbeigehen schnell auf die Wange, während ihr Mann mich keines Blickes würdigte. Das hatte ich ja fast vergessen, er konnte mich nicht ausstehen. Super! Das wird ein toller Abend werden!
Als wir gemeinsam ins Wohnzimmer gingen, hatte Mason bereits alle Geschenke beiseite gelegt, und natürlich den tollen Schuhkarton ganz hinten versteckt. Seine Mutter zog ich sofort in eine herzliche Umarmung und gratulierte ihm nachträglich, bei seinem Vater war es ähnlich. Man merkte den beiden Männern aber an, dass sie ihren letzten Konflikt noch nicht überwunden hatten.
Um die danach entstandene Stille zu beenden, fragte ich ob jemand etwas trinken möchte. Doch von Masons Dad kam nur wieder ein Schnauben, welches ich nicht so ganz zu interpretieren wusste. War er jetzt genervt? Angepisst?
Ach scheiß drauf! Lass ihn doch schmollen! Kann uns doch egal sein, was er von uns hält!, meldete Snow sich zu Wort und ich gab ihr im Stillen recht. Ich würde mich um niemanden bemühen, der mich von vornherein verurteilt hatte.
Allerdings sagte mir ein kurzer Blick zu Mason, dass er diese Tatsache nicht so einfach ignorieren wollte. Es brodelte in ihm, aber es sah noch nicht danach aus, dass Drake sich an die Oberfläche kämpfte.
Auch Kathrin entging die Stimmung nicht. Sie schaute einige Male zwischen ihren Männern hin und her, bevor sie meinte:„Julie und ich gehen das Essen vorbereiten. In der Zeit könnt ihr entweder über euren Streit reden oder es vor der Tür klären. Aber zum Essen sitzt ihr beide friedlich am Tisch!"
Damit schnappte sie sich einen der Körbe und verschwand in der Küche. Erst nach einem fragenden Blick in Masons Richtung und seinem knappten Nicken folgte ich Kathrin. Die Versuchung war groß, mit meinem Wolfsgehör zu lauschen, aber ich verkniff es mir. Das war eine Sache, die die beiden unter sich ausmachen mussten.
„Ich kann mich nur immer wieder für meinen Mann entschuldigen. Eigentlich ist er nicht so aggressiv, aber ...", murmelte Kathrin niedergeschlagen, während sie schon fertigen Gulasch aus dem Korb holt und auf den Herd stellt. Eine Packung mit Klößen und ein Glas mit Rotkraut holt sie auch noch heraus.
„Ist schon in Ordnung.", versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie lächelte mir nur traurig zu. Ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte, denn sie konnte ja nichts für die Launen ihres Mannes, aber wie sollte ich sie denn jetzt aufheitern? Indem ich ihr das Kochen abnehme schonmal nicht! „Ich werde uns beiden erstmal ein Glas Wein eingießen."
Sie Stimmte zu und machte sich weiter am Herd zu schaffen. Gemeinsam stoßen wir an, nehmen einen Schluck und verfallen in Schweigen. Kurz lauschte ich im Wohnzimmer, aber dominantes Geknurre war nichts zu hören.
„Ich hatte mir eigentlich erhofft, dass er sich zusammen reißt und wir einen schönen Abend verbringen können, damit ich dich endlich richtig kennen lernen kann, aber es wird wohl wie beim letzten Mal enden.", durchbrach Kathrin die Stille erneut. Sie tat mir so leid, dass ich ihr einen Arm um die Schultern legte und erwiderte:„Mir geht es genauso. Und falls das heute wieder nicht funktionieren sollte, dann können wir beide uns auch gern mal alleine treffen und ein bisschen quatschen."
Daraufhin lächelte sie auch wieder und legte ebenfalls einen Arm um mich. Kathrin mochte ich wirklich, sie war eine wundervolle, liebenswerte Frau. Aber ob ich mit ihrem Mann noch einmal warm werden würde, ...
„Darf ich dich fragen, wieso Jackson mich so verabscheut? Ich meine, vielleicht hat er ja einfach völlig falsche Vorstellungen von mir.", wagte ich mich noch einmal vorsichtig an das Thema heran. Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen, aber ich war dennoch neugierig. „Es kann doch nicht allein daran liegen, dass ich nicht Kochen kann und einmal versucht habe zu flüchten."
Sie schüttelte nur den Kopf, bevor sie begann zu erklären:„Ich habe ihn genau darauf angesprochen und es gibt noch ein paar Sachen, die sich in dem Schädel dieses starrsinnigen Esels festgesetzt hatten, bevor du überhaupt hier angekommen bist. Erstmal kommst du aus einem fremden, aber starken Rudel und wirst natürlich immer für dieses Sympathien hegen. Aus seiner Sicht würdest du im Zweifelsfall immer zu ihnen halten und dich gegen uns entscheiden. Aber das schlimmere ist für ihn, dass du die Tochter eines Alphas bist und dadurch ebenfalls die Alphagene in dir trägst. Dadurch kannst du dich Mason widersetzen und bist auch so dazu veranlagt, dir nichts gefallen zu lassen. Alpha Kinder ordnen sich nicht gerne unter, das bereitet Jackson besonders Sorgen."
Ich starrte sie nur mit offenem Mund an. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Das sollte seine Begründung sein?! Deswegen hasste er mich so sehr?!
„Du würdest im Fall eines Kampfes mit einem anderen Rudel immer einer Schwachstelle darstellen. Man müsste immer damit rechnen, dass du uns in den Rücken fällst.", fügte eine männliche Stimme hinter mir hinzu. Ich drehte mich augenblicklich um und sah Jackson in der Tür stehen, Mason dicht hinter ihm.
Jener wollte gerade wieder ansetzen seinen Vater zu beschimpfen, aber ich schnitt ihm gleich das Wort ab, um mich selbst zu verteidigen:„Ich kann ihnen nicht widersprechen, was mein altes Rudel betrifft. Sie sind meine Familie und werden für immer ein Teil meines Herzen einnehmen, egal wie lange oder wie weit weg ich bin. Und ich wäre ein schlechter Mensch, wenn ich nicht auch immer für Bluesky kämpfen würde, wenn sie Probleme haben. Aber dafür würde Bluesky auch immer diesem Rudel hier helfen, wenn ich sie darum bitte. Man könnte die Verbindung zwischen Mason und mir auch als eine Allianz bezeichnen, wenn sie so wollen. Und was meine Alphagene anbelangt ... dagegen kann ich wohl nicht viel tun. Aber was ist denn so schlimm daran, wenn ich nicht nach Masons Pfeife tanze, sonder ihm immer widersprechen kann, wenn er dabei ist Scheiße zu bauen? Eine Luna muss sich genauso durchsetzen können, wie der Alpha!"
Nach meiner kleinen Rede blieb es für einen Moment still. Mason kam nur zu mir gelaufen und zog mich in seine Arme, während sein Vater mich immer noch mit seinem Blick taxierte. Aber ich weigerte mich einzuknicken und den Blick abzuwenden! Ich würde ihn in Grund und Boden starren, wenn es nötig wäre, um endlich Frieden in dieser Familie zu stiften.
„Jackson, die Mondgöttin hat Mason und Julie doch nicht ohne Grund zueinander geführt.", fügte Kathrin schließlich noch hinzu und versuchte ihren Mann so in die richtige Richtung zu schubsen, „Gib ihr doch wenigstens eine Chance und lerne sie erst einmal kennen, du verdammter Dickschädel."
Jackson sah kurz zu ihr und schien schließlich doch nachzugeben. Mason atmete erleichtern aus und entspannte sich endlich wieder. Auch Kathrin strahlte nun wieder, während ihr Mann mit gesenkten Kopf zu mir gelaufen kam. Nachdem er sich innerlich etwas aufgerappelt hatte, entschuldigte er sich auch bei mir, was ich natürlich annahm, auch wenn es noch nicht ganz aufrichtig wirkte.
Ich war mich nicht ganz sicher ob er wegen meiner Argumente nachgegeben hatte, oder weil er einfach eingesehen hatte, dass er diese Familie zerstörte indem er mich immer weiter angriff. Aber das war mir auch nicht wichtig, ich wollte nur endlich den Frieden zurück. Nicht nur für mich, sonder vor allem für Mason. Er sollte sich nicht mit seinem Vater verkrachen, nur weil er mich als Mate hatte.
Aber vielleicht würden wir ja alle noch mit der Zeit zusammenwachsen ...
*~*~*~*
Wir hatten an diesem Abend noch ein wunderbares gemeinsames Abendessen. Jackson war zwar eher ruhig, aber dafür redete Kathrin umso mehr. Sie fragte mich über meine Kindheit und meine Familie aus, während sie im nächsten Atemzug schon wieder etwas von Mason erzählte, was diesem wiederum meistens peinlich war. Kindheitsgeschichten waren nunmal zumeist unangenehm. Vor allem wenn man sie aus der Sicht der eigenen Mutter hörte.
Wir lachten und tranken viel, aber nach zwei Stunden war ich dann doch erleichtert, als Jackson und Kathrin wieder gingen. Und erst als sie nach der Verabschiedung schon fast aus der Tür waren, fiel ihnen wieder ein, dass in ihrem zweiten Korb ja noch Geschenke für Mason waren.
Diese leichte Verpeiltheit machte sie mir gleich doppelt sympathisch, da ich es von mir zu Hause nicht anders kannte. Mein Vater war zwar einmal der große, starke Alpha, aber seinen Hochzeitstag verschob er dann doch manchmal um einen Tag vor oder zurück, was Mam ihm allerdings nie böse genommen hatte. Sie hatte dafür immer Probleme damit, ihre eigenen Verstecke für unsere Geschenke wiederzufinden. Sie wollte nie, dass wir sie vorher schon zu Gesicht bekamen, aber da mein Bruder und ich nunmal so neugierig waren, musste sie sehr gute Verstecke finden.
Ich vermisse sie so.
„Das lief doch noch ziemlich gut, oder?", fragte Mason, als er die Tür abschloss. Er bemerkte gar nicht, dass er mich gerade mal wieder aus meinen Gedanken gerissen hatte.
„Ja", war meine knappe Antwort, während ich einen Blick auf die Uhr warf. Es war schon neun Uhr. Ob meine Eltern noch wach waren? Ich würde sie gern anrufen, aber vielleicht sollte ich das lieber morgen machen.
„Hey, was ist denn plötzlich los mit dir? Bis eben hast du doch noch so gestrahlt.", kam er besorgt auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er sah mir tief in die Augen und ich fragte mich unwillkürlich, ob er mir nicht doch bis in die Seele schauen konnte.
„Ich hab nur gerade darüber nachgedacht meine Eltern anzurufen. Ich habe mich schon eine Weile nicht mehr bei ihnen gemeldet.", murmelte ich und merkte selbst, wie traurig ich dabei klang.
„Du vermisst sie.", stellte Mason unnötigerweise fest. Natürlich vermisste ich sie! Ich war mein gesamtes Leben lang nie länger als ein paar Tage von ihnen getrennt gewesen und nun ... Aber dieses Heimweh rückte erst dann in den Vordergrund, wenn ich ihn mit seinen Eltern und Freunden sah. Er musste nichts aufgeben, ich wiederum alles.
Ich löste langsam Masons Hände von meinem Gesicht und trat einen Schritt zurück. „Ich werde dann mal alles aufräumen gehen.", informierte ich ihn und verschwand auch gleich in die Küche. Am liebsten wäre ich für eine Weile allein gewesen, aber Mason würde das natürlich nie mitmachen. Stattdessen kam er mir hinterher und stellte sich mir gleich wieder in den Weg.
„Rede mit mir, Julie. Dir wird es doch nicht besser gehen, wenn du alles in dich hineinfrisst. Und mir kannst du doch alles anvertrauen.", versuchte er es erneut, doch ich lief nur um ihn herum und begann den Geschirrspüler einzuräumen.
„Es ändert doch auch nichts an der Situation, wenn ich dir jetzt mein Herz ausschütte! Ich bin und bleibe hier bei dir, während meine Familie und meine Freunde Kilometer weit entfernt sind."
„Wärst du lieber dort geblieben?", fragte Mason weiter. Sollte er die Antwort nicht bereits kennen? Ich war zwar mittlerweile aus freien Stücken hier, aber wenn ich damals die Wahl gehabt hätte ...
„Ich weiß es nicht. Hätte ich meinen Mate nie getroffen, wäre ich natürlich niemals fortgegangen. Auch nicht wenn mein Mate ein normaler Wolf wäre. Dann hätte er wechseln müssen, da ich ja immernoch die Tochter eines Alphas bin. Aber-", antwortete ich ehrlich und sah ihn dabei in die Augen. Meine Worte kränkten ihn nicht, das konnte ich deutlich erkennen, aber glücklich machten sie ihn auch nicht.
„Aber ich bin nunmal ein Alpha und du meine Luna.", beendete er meinen Satz. Ich nickte knapp und richtete mich wieder auf, bevor ich den Geschirrspüler schloss und anschaltete. Ich konnte von Mason nicht verlangen, dass er sein Rudel für mich im Stich ließ, das wäre nicht fair gewesen.
„Es ist schon okay so wie es ist. Ich muss mich einfach nur an mein neues Leben gewöhnen. Es ist immer beängstigend einen Neuanfang zu wagen, aber das ist es mir wert.", meinte ich versöhnlich, ging auf ihn zu und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Danach ging ich nach oben in mein Zimmer, um mich endlich aufs Ohr zu hauen.
Sicherlich würde ich mich besser fühlen, wenn ich erstmal den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachgeholt hatte. Und nach einem Gespräch mit meiner Familie würde auch das Heimweh schwinden.
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