28.
„Das Beste kommt noch. Sei Geduldig."
Julie PoV:
„Du hast mir noch immer nichts über deine Familie erzählt.", sagte ich, während Mason versucht die vielen Einkaufstüten mit einem mal wegzubekommen. Ich hatte ihm meine Hilfe angeboten, aber er meinte, er würde es auch alleine schaffen. Also lehnte ich mich entspannt gegen den Wagen und sah ihm bei seinen kläglichen Versuchen zu.
„Was willst du denn wissen?", fragte er nach einem genervten Stöhnen, welches aber nicht von meiner ständigen Fragerei verursacht wurde, sondern von seiner nahenden Verzweiflung.
„Ich weiß nicht - das wichtigste halt - Namen wären für den Anfang nicht schlecht.", antwortete ich stockend, da ich selbst nicht so ganz wusste, wie viel ich eigentlich über seine Familie wissen wollte. Aber ein paar grundlegende Infos wären ja schon mal nicht so schlecht.
„Also gut.", gab er sich nun endlich geschlagen. Ich lächelte triumphierend, bevor ich mich wieder zu ihm stellte und nun doch einige Tüten nahm. So schafften wir es auch endlich alles ins Haus zu transportieren. Dort stellten wir alles auf den Küchentheken ab und begannen dann alles wegzuräumen. Oder eher gesagt, räumte er alles weg, weil ich nicht wusste wohin die Dinge gehörten.
„Muss ich dir denn wirklich jedes kleine Wort aus der Nase ziehen? Kannst du mir nicht einfach was über deine Eltern erzählen?", forderte ich, damit er nun endlich mal in die Sprünge kam. Wir hatten zwar noch bis morgen Zeit, aber ich hatte nicht vor die nächsten 24 Stunden an seiner Seite zu verbringen. Eigentlich wollte ich ja nachher meine Mam anrufen.
„Mein Vater, Jackson Shadow, war vor mir Alpha des Rudels. Als ich 18 Jahre alt wurde, hat er den Posten an mich weitergereicht. An sich ist mein Vater ziemlich selbstbewusst und dominant, aber auch sehr fürsorglich wenn es um das Wohl des Rudels geht.", erklärte er endlich mit ruhiger Stimme. Also wenn ich das richtig verstanden hatte, dann war sein Vater streng, also sollte ich es mir mit ihm nicht verscherzen.
„Meine Mutter heißt Kathrin Shadow und ich würde meinen, dass sie genauso selbstbewusst ist, wie mein Vater. Allerdings ist sie viel liebevoller und fröhlicher. Man könnte meinen nicht ihr Kopf trifft ihre Entscheidungen, sondern ihr Herz. Aber das ist bei den meisten Lunas der Fall.", redete er weiter. Bei seinen letzten Worten bedachte er mich mit einem undefinierbaren Blick, aber lange hielt das nicht an.
„Und was ist mit deinem Bruder, von dem Clarry erzählt hat? Wie ist der so?", fragte ich neugierig weiter. Ich wusste ja schon, dass ich mich vor allem mit dem Bruder gut stellen sollte, damit ich auch gut bei den Eltern ankam.
„Mein Bruder? Der ist ein pures Energiebündel, aber mit 10 ist das ja normal. Tommy spielt außerdem unwahrscheinlich gern Fußball, beim Zocken besiegt er dich auch mit Links.", schmunzelt Mason. Offensichtlich steht er seinem Bruder besonders nahe. Fast beneidete ich ihn darum, dass er offenbar keinen idiotischen Bruder hatte, so wie ich.
„Reicht dir das an Informationen? Oder willst du auch noch Alter, Geburtsort und Werdegang wissen?", fragte er mich mit einem frechen Grinsen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Das sollte fürs erste reichen. Den rest würde ich sicherlich im Laufe der Zeit erfahren.
„Ich glaube, das genügt mir für den Anfang.", antwortete ich ihm nur, bevor ich mich umdrehte, ins Wohnzimmer ging, und von dort aus auf die Veranda zusteuerte. Ich verspürte gerade das Bedürfnis die frische Waldluft und die Ruhe draußen zu genießen, dann könnte ich vielleicht auch gleich meine Eltern anrufen.
Ich hatte gerade den Griff der Terassentür ergriffen, da hörte ich hinter mir ein warnendes Knurren, was mich zusammenzucken ließ. Schnell drehte ich mich um, bereit mich im Notfall zu verteidigen. Aber das brauchte ich gar nicht, denn es war nur Mason. Wer hätte es auch sonst sein sollen?
„Was denkst du, wo du hingehst?", kam es wütend von ihm, als er mir immer näher kam und sich schließlich in seiner vollen Größe vor mir aufbaute. Ich ließ mich davon nicht einschüchtern, ganz im Gegenteil, ich straffte meine Schultern und sah ihm trotzig in die Augen.
„Hey! Jetzt fahr mal runter. Ich wollte mich nur auf die Veranda setzen.", erwiderte ich gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust, „Oder darf ich das jetzt auch nicht mehr?"
Auf letzteres erhielt ich keine Antwort von ihm, stattdessen ballte er seine Hände zu Fäusten und atmete mehrmals tief durch. Offensichtlich versuchte er sich wieder etwas zu beruhigen. Das sah ich dann auch als sein Zeichen, mich nicht weiter aufhalten zu wollen, also setzte ich meinen Weg fort.
Auf der einen Seite der Veranda stand ein grauer Hängesessel mit weißen Kissen. Auf der anderen Seite hingegen war eine große Sitzecke. Ich entschied mich dann doch lieber für ersteres und machte es mir in dem Sessel bequem. Dann griff ich auch gleich nach meinem Handy und wählte die Nummer meiner Mutter.
„Julie? Bist du's wirklich?", hörte ich die wunderschöne Stimme meiner Mutter am anderen Ende der Leitung. Ich hatte das Gefühl sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört zu haben, und da war es erst drei Tage her.
„Nein, Mam, hier spricht Uroma Celina. Natürlich bin ich es." Ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Was fragte sie denn auch so dumm? Wer würde denn bitte ein Handy klauen und dann gerade die Person anrufen, die unter 'Mam' eingespeichert war?
„Nur weil du jetzt ein paar Meilen entfernt bist heißt das noch lange nicht, dass du dir jetzt alles erlauben darfst, mein liebes Fräulein.", meinte sie eingeschnappt, kicherte aber zum Ende hin leise. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie mich ebenfalls vermisst hatte, da ihre Stimme im Moment wie ein Spiegel ihrer Seele für mich war.
„Ihr fehlt mir alle so sehr, Mam.", gab ich offen zu. Mein Heimweh war immerhin auch der Grund für diesen Anruf. So hatte ich wenigstens das Gefühl, als wäre meine Familie noch bei mir. Wann ich sie wohl alle wieder sehen könnte?
„Oh, du uns auch Schatz. Hier herrscht eine schrecklich gedrückte Stimmung im Rudel. Sie reden alle nur über dich und darüber, wie sehr sie dich vermissen.", gestand meine Mutter mir mit trauriger Stimme. Das half mir jetzt aber nicht wirklich, mich wieder besser zu fühlen. Es bewirkte eher das Gegenteil.
„Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Viel wichtiger ist doch wie es dir in Mason's Rudel ergeht. Hast du schon Freunde gefunden?", wechselte meine Mutter rasch das Thema, da sie wohl zu bemerken schien, dass mich unser Gespräch runter zog.
„Viel hab ich noch nicht zu sehen bekommen und bis jetzt hab ich auch erst zwei Leute hier kennengelernt. Na gut, den einen hab ich ja vorher schon mal getroffen, also den Beta Taylor meine ich.", erklärte ich ihr ruhiger als zuvor. Schon irgendwie seltsam, dass ich bisher kaum jemanden aus dem Rudel begegnet bin. Aber Mason's Villa stand ja auch ziemlich weit abseits.
„Und die zweite Person?"
„Clarry, die Mate des Betas. Sie ist eigentlich ganz nett, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann.", erwiderte ich. Ich kannte Clarry ja nach ein-zwei Treffen noch nicht so gut, dass ich sie Einschätzen konnte.
„Das ist ja schön. Dann bist du nicht so allein.", hörte ich im Hintergrund die Stimme meines Vaters rufen. Meine Mutter hatte also den Lautsprecher eingeschaltet. Aber mal wirklich, er hätte ja auch mal etwas eher auf sich aufmerksam machen können.
„Hey Dad. Wie geht's dir so?"
„Nunja, es ist ungewohnt ohne meine kleine Prinzessin im Haus. Es ist so ruhig.", antwortete er. Und obwohl er versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen, hörte ich dennoch den sehnsüchtigen Unterton heraus.
„Ihr habt ja noch Mike, der sorgt doch mindestens für genauso viel Stimmung im Haus, wie ich.", versuchte ich ebenfalls meine wahren Gefühle zu überspielen. Ich wollte nicht, dass meine Eltern sich Sorgen machten.
„Und wie läuft's mit Mason so? Vertragt ihr euch oder hast du ihn schon in der Luft zerrissen?", kam es wieder von meiner Mutter. Und wie aufs Stichwort betrat der Alpha die Veranda. Als er mich entdeckte kam er auf mich zu und lehnte sich mir gegenüber an das Geländer.
„Ganz gut, würde ich meinen.", murmelte ich wage. Dies brachte mir allerdings nur ein abfälliges Schnauben von Mason, und spöttisches "Jaja, is' klar" von meiner Mutter ein. Auch mein Vater lachte drauf los, versuchte dies allerdings mit Husten zu überspielen.
„Wenn das bei dir 'ganz gut' ist, will ich gar nicht erst wissen wie es aussehen würde, wenn es zwischen uns schlecht lief.", meldete sich Mason zu Wort. Und zu meinem Missfallen hatte er laut genug gesprochen, dass meine Eltern es durch das Handy hindurch verstanden hatten. Meine Mutter wäre nicht meine Mutter, hätten bei ihr nicht gleich alle Alarmglocken geläutet und sie dazu gebracht nochmal nachzufragen.
„Wie meint er das? Was hast du angestellt Julie Roberts?"
Ich zuckte zusammen. Sie benutzte sonst nie meinen vollen Namen, und ihren warnenden, leicht wütenden Tonfall hatte ich auch schon lange nicht mehr zu hören bekommen. Sauer sah nun ich zu Mason. Am liebsten hätte ich ihm den Hals dafür umgedreht, dass er mich gerade indirekt bei meiner Mutter verpetzt hatte. Aber meine vor Wut funkelnden Augen schienen ihn nicht im Entferntesten zu interessieren.
„Nichts ... er ist nur eingeschnappt, weil ich mich ihm nicht an den Hals werfe.", brachte ich die erstbeste Lüge über die Lippen, die mir in den Sinn kam. Ich konnte ihr ja schlecht beichten, dass ich schon meinen ersten Fluchtversuch gestartet hatte. Mam würde mir nur wieder eine Standpauke halten, und darauf hatte ich gerade so gar keine Lust. Und eigentlich auch sonst nie.
Bevor sie also noch etwas erwidern konnte, oder Mason nicht noch einmal einmischte, verabschiedete ich mich schnell mit einem:„Muss jetzt Schluss machen, hab euch lieb."
Als ich mein Handy dann wieder weg steckte, blitzten meine Augen weiterhin diesen Vollidiot von Alpha an.
„Was sollte die Scheiße denn jetzt schon wieder? Kann ich nicht wenigstens mal in Ruhe mit meinen Eltern telefonieren?!", knurrte ich ungehalten und baute mich vor ihm auf, so gut es eben mit meinen 1,65 m vor seinen 1,89 m möglich war.
„Ich hab doch überhaupt nichts gesagt.", meinte er schulterzuckend und grinste mich herausfordernd an. Aber nicht mit mir! Ich würde mich jetzt nicht auf solche Spielchen einlassen. Ich würde ausnahmsweise einfach weggehen und mich unten im Trainingsraum abreagieren gehen.
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