20.
„Lächel! Du kannst sie nicht alle töten."
Julie PoV:
Zurück im Flur schaute ich mich etwas um. Neben den Türen zum Bad und zu Masons Zimmer gab es noch drei weitere Türen. Neugierig wie ich nunmal war, konnte ich es mir nicht verkneifen mal kurz einen Blick hinein zu werfen.
Bevor ich die erste Tür öffnete, horchte ich erstmal. Konnte ja sein, dass jemand darin war. Aber es war nichts zu hören. Also griff ich nach der Türklinke und drückte sie langsam nach unten. Zuerst steckte ich nur den Kopf hinein, bevor ich mich traute das Zimmer richtig zu betreten.
Offenbar war es ein Gästezimmer. Nur ein frisch bezogenes Doppelbett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch und ein Sessel standen im Zimmer. Es war auch wesentlich kleiner als das Zimmer von Mason.
Da es hier nicht interessantes zu sehen gab, machte ich mich auf den Weg in das nächste Zimmer. Wieder wirkte es wie ein Gästezimmer, etwas größer als das erste, aber ungefähr die selbe Ausstattung.
Als ich dann auch noch die letzte Tür öffnen wollte, kam ich nicht weit. Mehrmals klinkte und rüttelte ich an der Tür, aber es klappte einfach nicht. Sie war abgeschlossen. Schade.
Eigentlich hatte ich ja vermutet, dass hinter der dritten Tür ein weiteres Gästezimmer liegen würde, aber dann wäre sie ja nicht abgeschlossen. Also was lag nun hinter dieser Tür? Was versteckte Mason hier drin?
Da es nichts brachte darüber nachzudenken, entschied ich mich lieber dazu runter zu gehen und mich dort etwas umzusehen. Im dem Raum, welcher Küche, Wohn- und Esszimmer kombinierte war ich ja schon. Aber es gab noch ein paar weitere Türen, die mich lockten.
Um es etwas zu verkürzen, es gab ein zweites kleineres Badezimmer, eine Kammer in der Lebensmittel standen und einen Waschraum. Besonders begeistert war ich von der kleinen Bibliothek, welche noch nicht sonderlich gut gefüllt war.
Früher hatte ich es gehasst zu lesen, was hauptsächlich daran lag, dass wir in der Schule nur uralte Bücher in die Hand gedrückt bekommen hatten. Erst später kam es dazu, dass ich meine Leidenschaft am Lesen entdeckt, als ich das Buch zu meinem Lieblingsfilm gelesen hatte.
Wahrscheinlich würde ich diesen Raum in Null komma nix komplett vollstopfen, angefangen mit den Büchern die ich von Zuhause mitgebracht hatte.
Als ich mich nun zur nächsten Treppe wandte, die anscheinend in den Keller führte, fragte ich mich langsam wo Mason steckte. Eigentlich hätte ich ihn bei meiner Tour durchs Haus doch irgendwo entdecken müssen. Oder wenigstens hören. Aber nix.
Vielleicht war er ja auch zu irgendeinem Rudelmitglied oder war sich einfach draußen im Wald abreagieren. So wie er vorhin drauf war hatte er es zumindest nötig.
Unten im Keller angekommen trat ich auch sofort durch die erste Tür, die in mein Blickfeld kam. Dahinter verbarg sich ein länglicher Tisch mit vielen Stühlen rund herum. An der Spitze stand jeweils ein Stuhl. Im hinteren Teil des Raumes war ein recht großer Schrank. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieses Zimmer für Besprechungen des Rates des Rudels verwendet wurde. Sowas hatten wir bei Bluesky auch, obwohl ich nur einmal darin war.
Neben diesem Raum gab es noch ein weiteres Zimmer. Ich musste wirklich zugeben, diese Villa war riesig! Hier gab es wirklich sehr viel mehr Platz als bei mir Zuhause. Und dennoch schaffte dieses Haus irgendwie gemütlich und einladend zu wirken.
Hinter der letzten Tür verbarg sich ein Trainingsraum. Handeln, Laufbänder und andere Gerätschaften standen darin. Und links hinter der Tür versteckt, in der ich gerade noch stand, hörte ich ein heftiges Schnaufen. Irritiert schielte ich hinter der Tür hervor und suchte nach der Ursache für diese Geräusche. Es war Mason, der immer wieder auf einen Boxsack einschlug.
Offensichtlich machte er dies schon länger, denn sein Körper war von einem leichten Schweißfilm überzogen. Muss ich noch dazu erwähnen, dass er oben ohne war? Wahrscheinlich eher nicht.
Eine Weile stand ich einfach nur da und beobachtete ihn bei seinem Training, oder eher seinem Versuch sich abzureagieren. Die präzisen Schläge und Tritte entgingen mir natürlich nicht. Und leider konnte ich auch nicht sagen, dass es mich nicht beeindruckte.
„Genug gestarrt?", kam es schließlich von Mason, der aufgehört hatte den armen Boxsack zu misshandeln. Er dreht mir den Rücken zu, schmiss sich sein Handtuch um die Schulter und griff nach seiner Wasserflasche.
„Abreagiert?", stellte ich als Gegenfrage und stemmte die Arme in die Hüfte. Aber da Mason mich anscheinend ignorieren wollte und lieber in ein Nebenzimmer verschwand, ging ich einfach wieder nach oben. Sollte der doch schmollen, mir konnte es egal sein.
Vielleicht sollte ich erstmal nach meinen Sachen suchen ... Aber wo stand Masons Auto? Vor der Tür? Weggefahren hatte er es sicherlich noch nicht, so lange waren wir ja noch nicht da.
Also riss ich die große Eingangstür auf. Sofort preschte mir ein eisiger Wind, gemischt mit vereinzelten Regentropfen entgegen, was mir eine leichte Gänsehaut bescherte. Es hatte tatsächlich angefangen zu regnen. Aber immerhin stand das Auto nur wenige Meter von der Tür entfernt. Zu meinem Glück lagen die Autoschlüssel auch gleich in einer Schale auf der Kommode im Eingangsbereich.
Schnell griff ich nach ihnen, wollte schon zum Auto rennen, aber da packten mich plötzlich von hinten zwei Arme und zogen mich zurück ins Innere des Hauses.
„Hey! Loslassen!", knurrte ich sofort und wehrte mich gegen die muskulösen Arme des Typen hinter mir. Es war nicht Mason, der roch anders, also wer war das?!
„Ganz ruhig Mädchen.", hörte ich eine Stimme lachen, bevor ich wieder freigelassen wurde. Blitzschnell drehte ich mich um und verpasste meinem Gegenüber einen kräftigen Tritt in die Magengrube. Anscheinend hatte er dies nicht kommen sehen, oder mich einfach unterschätzt, aber auf jeden Fall ging er keuchend auf die Knie und hielt sich den Bauch.
„Wer zu Hölle bist du?", fragte ich zornig, bereit den nächsten Schlag zu setzen, sollte er auch nur eine falsche Bewegung machen. Leider schien er sich ja auch schon wieder von meinem Tritt zu erholen.
„Oh, erkennst du mich etwa nicht? Da bin ich aber enttäuscht.", schmollte der Typ und hob nun den Kopf, sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Dieses blonde Haar und die grünen Augen kamen mir irgendwie bekannt vor. Aber wer ... ?
„Taylor!", jetzt hatte es endlich klick gemacht. Der Beta von Mason, dem ich in die Seele geschaut hatte und deshalb dann zwei Tage außer gefecht gesetzt worden war.
„Korrekt du kleine Kampfmaschine.", lachte er und richtete sich auf. Ich entspannte mich nun wieder etwas. „Ich muss zugeben, deine Reflexe sind gut, aber der Tritt war viel zu Schwach. Daran müssen wir auf jeden Fall arbeiten.", fügte er noch hinzu und tätschelte mir den Kopf, als wäre ich ein kleines Kind.
Ich schlug seine Hand weg und ließ ihn dann einfach stehen. Der konnte mich mal. Erst erschreckte der mich zu tode und dann meckerte er auch noch an meiner Stärke?! Ne, vergiss es! Da mach ich nicht mit!
„Hey jetzt schmoll doch nicht gleich Prinzessin.", kam es grinsenden von Tayler, der mir in die Küche folgte. Er setzte sich auf einen der Hocker, während ich mir ein Glas mit Saft befüllte.
„Schnauze!", fuhr ich ihn an. Jetzt hatte der auch noch 'nen Spitznamen für mich. Wurde ja immer besser. Wieso hab ich nochmal eingewilligt mit zu Masons Rudel zu gehen?
„Wo wolltest du eigentlich gerade hin? Schon wieder fliehen?", fragte Sunnyboy einfach weiter, unbeeindruckt von meiner Wut ihm gegenüber. Woher wusste er überhaupt schon wieder von meinem Fluchtversuch?! Hatte Mason ihm schon davon erzählt? Das war doch noch nichtmal zwei Stunden her!
„Denkst du ich bin lebensmüde?! Natürlich nicht!", antwortete ich und zeigte Sunnyboy den Vogel. Mason hatte mich nach meinem ersten Versuch schon gerade so von der Angel gelassen. Da war ich doch nicht so dumm und riskierte das letzte bisschen Freiheit, dass ich noch hatte!
„Und was wolltest du dann mit den Autoschlüsseln von Masons Range Rover? Ne kleine Spritztour durchs Dorf?" Nun konnte ich das Misstrauen mehr als deutlich heraushören. Er glaubte mir nicht.
Just in dem Moment erschien Mason in der Tür. Anscheinend hatte er unser Gespräch mitbekommen, denn er fragte:„Was ist mit meinen Autoschlüsseln?"
Erschrocken drehte ich mich zu ihm. Seine Haare waren noch feucht, anscheinend war er duschen gewesen. Aber ein Oberteil trug er zu meinem Entsetzen immernoch nicht.
„Sie wollte abhauen. Schon wieder.", antwortete ihm Taylor, noch bevor ich überhaupt Luft holen und meine Erklärung vortragen konnte.
„Du wolltest was?!", ertönte das wütende Knurren von Mason. Mit wenigen Schritten stand er vor mir und griff unsanft nach meinem Handgelenk, um mich an sich zu ziehen. Ich verzog augenblicklich schmerzvoll das Gesicht.
„Wollte ich gar nicht! Ich wollte doch nur meine Sachen aus deinem Auto holen, damit ich mir was ordentliches anziehen kann!!!", erklärte ich mich schließlich und versuchte mein Handgelenk von seiner Umklammerung zu befreien, aber er war einfach zu stark. Skeptisch musterte Mason mich, wusste anscheinend nicht ob er mir Glauben sollte.
„Mason ... lass los. Du tust mir weh.", wimmerte ich, als meine Hand anfing zu kribbeln, weil der Idiot jegliche Blutzufuhr ab quetschte. Wie vom Blitz getroffen zog er sich zurück und sah mich entschuldigend an. Sein Blick wanderte zu meinem Handgelenk, dass ich nun sachte rieb. Man konnte den Abdruck seiner Finger noch deutlich erkennen.
„Tut mir leid, Julia. Das wollte ich nicht.", entschuldigte sich Mason auch gleich. Ich tat es einfach mit einem Nicken ab und griff nach meinem Glas, um einen Schluck zu trinken.
„Was macht eigentlich der hier?", fragte ich nach einigen Minuten, in der niemand ein Wort gesagt hatte, was mir irgendwie unangenehm wurde.
„Taylor ist mein Beta, da ist es doch logisch, dass er die meiste Zeit hier rumhängt. Genauso wie seine Mate Clarry.", meinte Mason schulterzuckend. Anscheinend war es das normalste der Welt, dass ein Typ einfach in seinem Haus auftauchte, ohne jede Ankündigung.
Warte mal, hieß das, dass der IMMER hier rumhing?! Musste ich diese Nervensäge jetzt etwa öfters sehen?! Och ne! Wieso immer ich?!
„Apropo, wo hast du Clarry eigentlich gelassen?", fragte Mason an Taylor gewandt. Innerlich betete ich gerade, dass Clarry nicht so anstrengen war, wie diese beiden Kerle hier. Bitte lass sie nett sein, am besten so wie Nina!
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